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Kings Kritik zum Film Halle Berry

Kings (2017) – Filmkritik

„Das Leben geht weiter“

Manchmal lohnt es sich, keine Reviews, Bewertungen oder Ratings vor einem Film nachzuschlagen. Im Fall von KINGS hatte ich nicht einmal den Trailer im Vorhinein gesehen. Es war die emotionale Filmmusik von Nick Cave und Warren Ellis, die meine Aufmerksamkeit geweckt hat. Halle Berry und Daniel Craig sind als Hauptrollen auf dem Cover zu sehen – beides Schauspieler, die nicht jedes x-beliebige Filmprojekt annehmen. Auf IMDb hat KINGS derzeit eine 4,8 von 10 und die Metascore liegt bei 34 von 100. Habe ich denn hier einen anderen Film gesehen? KINGS ist nämlich nichts Geringeres als großartig, weil er einen ganz ehrlichen Blick auf ein tragisches Ereignis wirft und dabei menschlich vielschichtig bleibt – wie seine jungen Hauptfiguren.

Kings Kritik zum Film Halle Berry
© Universal Pictures Germany

Inhalt „Kings“

1991, Los Angeles ist immer noch ein Schmelztiegel aus Immigranten, die in Bezirke mit schlechter Infrastruktur gepfercht werden, unzureichend Zugang zu Bildung bekommen und keine Arbeit finden. Die ersten Bilder machen klar: Seit Filmen wie COLORS (1988) hat sich nichts in dieser Metropole geändert. Als vier Polizisten den Afroamerikaner Rodney King nach einer Verfolgungsjagd ohne Sinn und Verstand halb totprügeln, explodiert die bereits angespannte Stimmung in der Stadt. Als die Polizisten 1992 von ihrer Tat freigesprochen werden, sind Gewalt und Plünderungen für mehrere Tage das Resultat.

Kings Kritik zum Film Halle Berry
© Universal Pictures Germany

In dieser Zeit versucht Millie Dunbar (Halle Berry) ihr stressiges Leben auf die Reihe zu bekommen. Sie hat die Verantwortung über acht Kinder übernommen, wobei Jesse (Lamar Johnson) der Älteste ist. Ob alle ihre eigenen Kinder sind, bleibt unklar. Viele scheint sie einfach von der Straße aufgesammelt zu haben. Jesse muss als Ältester auch viel Verantwortung für die kleinen Stiefgeschwister übernehmen und sei es nur damit, ihnen ein Popcorn-Frühstück zu kochen, während die Pflegemutter ihre Seven-Up-Rührteigkuchen verkauft. Es wird schnell klar, hier gibt es viele Probleme, aber der Trubel und die naive Art der Kinder bringen viel positives Leben ins Haus. Aber auch an der Patchworkfamilie werden die sich immer weiter zuspitzenden Bevölkerungsunruhen nicht vorbeigehen.

Kings Kritik zum Film Halle Berry
© Universal Pictures Germany

Nicht einzuordnen, aber ehrlich

KINGS stellt seine Zuschauer vor die Herausforderung, diesem Familienkonstrukt zu folgen, schafft dabei aber perfekte Momente: Wenn sich die Rebellin Nicole (Rachel Hilson) immer weiter durch die Anfeuerung ihrer Mitschüler in den Schulverweis manövriert und ganz nebenbei das Herz von Jesse erobert. Oder wenn Obie Hardison, gespielt von Daniel Craig (CASINO ROYAL, LOGAN LUCKY), den Kioskbetreiber vor Gangstern beschützt, nur um weiterhin an Alkohol zu kommen. Es sind alles feinfühlig geschriebene Szenen, die teilweise ineinandergreifen, die aber auf angenehme Weise Fragmente bleiben – eine Art Zeitzeugenberichte.

Kings Kritik zum Film Halle Berry
© Universal Pictures Germany

Sicher können Zuschauer mit dem schmalen Grat zwischen komischen Szenen und Momenten voller wütender Ungerechtigkeit schwer umgehen, aber so ist das Leben, wenn man jeden Tag versucht über die Runden zu kommen, genug zu essen haben möchte und Gefahr von Seiten Krimineller, wie auch von der Polizei, zu erwarten hat. Vielleicht wirkt es unfreiwillig witzig mit Handschellen an eine Laterne vor einem Supermarkt angekettet zu sein, aber in Zeiten eines Ausnahmezustands ist so eine Freiheitsberaubung gefährlich: Kein Wasser und die eigenen Kinder sitzen hilflos im Auto gegenüber – diese Szene zeigt wie überfordert die Cops zu dieser Zeit sind, wenn sie permanent ihre Pistolen auf Unbewaffnete richten, um sich mehr Respekt zu verschaffen. Der gesunde Menschenverstand ist hier schon lange auf der Strecke geblieben, wie auch eine faire Gerichtverhandlung, die immer wieder über die Fernseher der Figuren flimmert.

Kings Kritik zum Film Halle Berry
© Universal Pictures Germany

Das Filmprojekt

Die Regisseurin Deniz Gamze Ergüven hatte sich in meinen Augen bereits mit dem gefühlvollen wie auch dramatischen Coming-of-Age-Drama MUSTANG bewiesen. Wer diesen lebendigen Blick auf den ungerechten Umgang mit Frauen in den Untiefen der türkischen Tradition noch nicht gesehen hat, sollte dies unbedingt nachholen. Ich bin mir jedoch unsicher, ob es bei KINGS der beiden Schauspielgrößen Craig und Berry benötigt hätte. Aber ich vermute, erst durch diese beiden Namen wurde dem Projekt, Ergüven schrieb bereits 2011 das Drehbuch, eine Finanzierung ermöglicht.

Kings Kritik zum Film Daniel Craig
© Universal Pictures Germany

Halle Berry neigt etwas zum Overacting und Craig verkraftet nicht so ganz den Schritt vom cholerischen Nachbarn zum gefühlvollen Schreiberling. Aber dies ist hier auch nicht wichtig, denn die Emotionen, die bei so einem Aufstand entstehen, transportiert der Film ausgezeichnet ins heimische Wohnzimmer. Im Vergleich zu Kathryn Bigelows DETROIT hat KING mehr Witz und Leben in seinen Filmminuten und zeigt, dass der Alltag wie die Hausaufgaben auch bei Ausnahmezuständen erledigt werden muss.

Wer denselben Weg zum Film gehen möchte, dem empfehle ich den Soundtrack von Nick Cave & Warren Ellis. Sie haben bereits in MUSTANG mit der Regisseurin zusammengearbeitet.

Fazit

KINGS ist ein erfrischend anderer Blick auf die Ungerechtigkeiten, die tagtäglich in unserer Gesellschaft durch Vorurteile, Sprachbarrieren und Angst entstehen. Das Ganze wird uns visuell und erzählerisch beispiellos an den wahren Ereignissen in Los Angeles im Jahr 1992 vor Augen geführt. Geheimtipp.

Titel, Cast und CrewKings (2017)
PosterKinoposter Kings Blu-ray-Release Kritik zum Film

Release
ab dem 30.08.2018 auf Blu-ray & DVD
Bei Amazon bestellen:
RegisseurDeniz Gamze Ergüven
Trailer
BesetzungHalle Berry (Millie Dunbar)
Daniel Craig (Obie Hardison)
Lamar Johnson (Jesse Cooper)
Kaalan Walker (William MCgee)
Rachel Hilson (Nicole Patterson)
DrehbuchDeniz Gamze Ergüven
KameraDavid Chizallet
MusikNick Cave
Warren Ellis
SchnittMathilde Van de Moortel
Filmlänge 92 Minuten
FSKab 12 Jahren

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