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John Carpenters Vampire (1998)

John Carpenters Vampire (1998) – Filmkritik

Der Name John Carpenter sollte jedem halbwegs Filminteressierten ein Begriff sein und bedarf kaum einer weiteren Erklärungen. Dieser außergewöhnliche Visionär und Querdenker hat über viele Jahre hinweg den fantastischen Film nicht nur geprägt, sondern auch für immer verändert und uns Kinogängern mit außergewöhnlichen Werken für die Ewigkeit erfreut. Für VAMPIRE nahm sich Carpenter das im Umbruch befindliche Vampir-Genre zur Brust, nur um es geschickt in die Neuzeit zu überstellen. Das Genre wurde erwachsen, die Vampire probten den Ausbruch aus ihrer uralten, scheinbar fest verankerten Umgebung, die bisher immer aus alten muffigen Schlössern und dunklen Grüften bestand. Werke wie NEAR DARK – DIE NACHT HAT IHREN PREIS (NEAR DARK, 1987), FROM DUSK TILL DAWN (1996) oder auch DIE WEISHEIT DER KROKODILE (THE WISDOM OF CROCODILES, 1998) zeigten einen ganz anderen Vampir als den uns bekannten adeligen Blutsauger. Wie eine Version aus einem Zeitraffer, präsentiert uns auch der Film INTERVIEW MIT EINEM VAMPIR (INTERVIEW WITH THE VAMPIRE: THE VAMPIRE CHRONICLES, 1994) diese Entwicklung hin zu dem neuen Vampir, losgelöst von allen Fesseln seiner verstaubten Vergangenheit.

John Carpenters Vampire (1998)
© Studiocanal

Inhalt

Jack Crow (James Woods) führt eine Gruppe von Vampirjägern an, die im Namen des Vatikans weltweit aktiv sind. Gleich zu Beginn heben sie ein Nest der Untoten mitten im Nirgendwo von New Mexiko aus, doch der untote Meister dieser Gruppe bleibt, trotz aller Bemühungen, unauffindbar. Noch am selben Abend feiern die Jäger ihren Sieg in einem nahegelegenen Motel, mit jeder Menge Alkohol und Prostituierten. Doch der Meistervampir Valek (Thomas Ian Griffith), der mächtigste und älteste Vampir auf Erden, lässt nicht lange auf sich warten und präsentiert sich als genervter Partycrasher. Er hinterlässt eine Spur des Todes, der nur Jack, sein bester Freund Montoya (Daniel Baldwin) und die Prostituierte Katrina (Sheryl Lee) in letzter Sekunde entkommen können. Trotz der Tatsache, dass Katrina bei dem Angriff gebissen wurde, hilft Jack ihr bei der Flucht, denn er hofft sich, mit Katrinas Hilfe endlich auf die Spur des mächtigen Vampirs zu kommen. Jack hat nur ein Ziel: Valek endgültig zu vernichten. Dieser hingegen ist auf der Suche nach einer besonderen Reliquie, das sogenannte schwarze Kreuz, es soll ihm ermöglichen, auch im Sonnenlicht zu wandeln.

John Carpenters Vampire (1998)
© Studiocanal

Western vs. Vampir

Das John Carpenter ein großer Western-Fan ist, hat er schon in einigen seiner Filme ausführlich dargelegt. Man denke nur an seinen legendären ASSAULT – ANSCHLAG BEI NACHT (ASSAULT ON PRECINCT 12, 1976), dessen Blaupause der bekannte RIO BRAVO (1959) von Howard Hawks ist. Typisch für diese Art von Western aus jenen Jahren waren immer wieder öde Landschaften und kleine, menschenleere Orte. Genau mit dieser Kulisse arbeitet auch JOHN CARPENTERS VAMPIRE. In die Rolle der Cowboys schlüpfen hier die Vampirjäger, keine väterlichen Doktor-Van-Helsing-Typen mehr, so wie einst die von Peter Cushing oder Edward Van Sloan. Hier sind es richtig harte Kerle. Die bösen Antagonisten sind aber auch nicht mehr das, was sie mal waren. Keine teuren Anzüge oder gar schwarze Umhänge schmücken die untoten Blutsauger. Vergessen sind ihre großen Schlösser oder gar ihre modrigen Grüften samt den feuchten Särgen. Carpenters Vampire vergraben sich lieber direkt in der guten alten Mutter Erde und wenn sie sich bei Sonnenuntergang wieder daraus erheben, ist das schon ein beeindruckender Moment, der jeden Zombie oder Dämon vor Neid erblassen lässt.

John Carpenters Vampire (1998)
© Studiocanal

Carpenters Mischung aus Western-, Vampir- und Action-Motiven ist wirklich gelungen. Eindrucksvolle Aufnahmen, die jedem Westernfilm zur Ehre reichen, vermischen sich mit heftigen Action- und Splatter-Einlagen. Der Endkampf zwischen Crow und Valek in der Scheune, das zerstören des Dachs damit die Sonne hereinscheint, ist eine Referenz an den alten DRACULA von 1958 der britischen Hammer-Studios, gleichzeitig auch das Verbindungsglied zwischen den alten Geschichten und dem Neuanfang. Dort hatte Regisseur Terence Fisher seine Akteure in eine ähnliche Situation geschickt. Nur spielte das Ganze damals im Schloss des Grafen und Van Helsing (Peter Cushing) konnte mit einem beherzten Sprung vom Tisch, den großen Vorhang vor den Fenstern herunterreißen, um das tödliche Sonnenlicht hinein zu lassen, was verständlicher Weise der Graf (Christopher Lee) gar nicht so lustig fand.

John Carpenters Vampire (1998)
© Studiocanal

Darsteller

James Woods aus VIDEODROME (1983), ES WAR EINMAL IN AMERIKA (ONCE UPON A TIME IN AMERICA, 1984) oder CONTACT (1997) macht seine Sache als mürrischer und verbissener Anführer der Vampirjäger wirklich gut. Was ich bei Daniel Baldwin aus KNIGHT MOVES – EIN MÖRDERISCHES SPIEL (1992) oder KILLING VIRUS – TODESFLUG 335 (KILLING MOON, 1999) jetzt nicht sagen würde. Er wirkt eher lustlos und gelangweilt. Vielleicht liegt das aber auch an seinem aufgequollenen Gesicht. Die schönste Leiche der Filmgeschichte, Sheryl Lee aus DAS GEHEIMNIS VON TWIN PEAKS (TWIN PEAKS 1990-1991) und TWIN PEAKS (2017), überzeugt hingegen mit ihrem gekonnten Spiel als halb Mensch und halb Vampir. Auch Thomas Ian Griffith aus KARATE KID III – DIE LETZTE ENTSCHEIDUNG (1989) oder EXCESSIVE FORCE – IM SUMPF DER GEWALT (1993), spielt den Blutsauger Valek überzeugend. Der Österreicher Maximilian Schell aus DAS URTEIL VON NÜRNBERG (JUDGMENT AT NUREMBERG, 1961) und DIE BRÜCKE VON ARNHEIM (A BRIDGE TOO FAR, 1977) überzeugt in seiner kleinen Rolle, die er routiniert auf die Leinwand bringt. Aber auch der Rest der Crew, sowohl vor wie auch hinter der Kamera, macht einen soliden Job.

© Studiocanal

Blu-ray: Aber was ist mit den Farben passiert?

Blu-ray (2019) Studiocanal

Eine gute Frage, denn was hier mit der Farbpalette passiert ist, spottet jeder Beschreibung. Für einen umfassenden Eindruck genügen schon die ersten Minuten, sehr deutlich wird es bei Timecode 04:20 und 05:06. Dort sehen wir unnatürliche Haut- und Haarfarben, wie auch ein alles überdeckendes Grün und Blau im Bild. Bäume erstrahlen in einem schmerzhaften giftgrün und der Himmel strahlt regelrecht in seinem künstlichen Blau. Auf allem steht in großen Lettern: „Das ist viel zu viel Farbe.“ In den dunklen Abschnitten wurde der Kontrast etwas angehoben, was erst mal positiv ist, jedoch den allgegenwärtigen Grün-Blau-Anteils, der deutlich höher als nötig ist, noch einmal verstärkt. Ein Vergleich mit der Original-US-Version und der deutschen HD-Version von 2015, die ebenfalls von Studiocanal stammt, findet ihr bei caps a holic. Vermutlich war auch diese Version die Basis für die diesjährige Neuauflage. Die Verschiebung von Braun nach Grün war sogar schon bei den alten DVDs zu erkennen, aber nicht so extrem wie es nun in der HD-Version dem Betrachter regelrecht ins Auge brennt. Diese künstliche Verfremdung der Farbe, egal ob nun gewollt oder ungewollt, passt so gar nicht zum eigentlichen Steppen-Look, in dem der Film vornehmlich spielt.

Fazit

Zwischen Carpenters Unfall FLUCHT AUS L.A. (ESCAPE FROM L.A., 1996) und dem Totalschaden GHOSTS OF MARS (2001) entstand JOHN CARPENTERS VAMPIRE (1998) und gehört eindeutig zu den besseren Werken in der Spätphase des Meisters. Trotz aller positiven Aspekte, die der Film zu bieten hat, bleibt am Ende doch ein Gefühl der Enttäuschung, so als hätte man den wichtigsten Teil des Filmes verpasst. Ich will jetzt nicht behaupten das Carpenters Film schlechter geworden ist, ganz und gar nicht, aber es scheint mir fast so, als hätte er mit angezogener Handbremse gearbeitet. Gerade so, als durfte er nicht das ganze Potenzial abrufen, was in dieser fantastischen Story verborgen ist. Allerdings tötet die unnatürliche Farbpalette der Blu-ray vom ersten Moment an jeden Filmgenuss, schade.

© Stefan F.

Titel, Cast und CrewJohn Carpenters Vampire (1998)
OT: Vampire
Poster
Releaseab dem 28.11.2019 auf Blu-ray (UNCUT)

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RegisseurJohn Carpenter
Trailer
BesetzungJames Woods (Jack Crow)
Daniel Baldwin (Anthony Montoya)
Sheryl Lee (Katrina)
Thomas Ian Griffith (Jan Valek)
Tim Guinee (Adam Guiteau)
Maximilian Schell (Kardinal Alba)
Mark Boone Junior (Catlin)
DrehbuchJohn Steakley
Don Jakoby
MusikJohn Carpenter
KameraHideo Yamamoto
SchnittEdward A. Warschilka
Filmlänge108 Minuten
FSKab 16 Jahren

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