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Jack’s Back (1988) – Filmkritik

Eine der ältesten und berühmtesten Legenden eines Serienkillers: Jack The Ripper. 1888 soll er sein Unwesen im alten London getrieben und fünf Prostituierte ermordet haben. Er wurde nie gefasst und die Gerüchte halten sich bis heute, dass der wahre Mörder in den Kreisen der Mediziner verkehrte. Zu präzise und genau waren seine tödlichen Schnitte. Die Legende wurde 100 Jahre alt und für Regisseur und Drehbuchautor Rowdy Herrington die Initialzündung für den Thriller JACK’S BACK, der in Deutschland unter dem Titel THE RIPPER in die Videotheken kam. Neben dem Hauptdarsteller James Spader ist es dem recht unbekannten Cast, vor wie hinter der Kamera, zu verdanken, dass der Film bis heute ein eher unbekanntes Dasein fristet. OFDb-Filmworks hat die 80er-Jahre-Stimmungs-Perle, filmgeschichtlich zum Dank, aus den Trümmern der abgerissenen Videotheken emporgehoben und mit bestem Bild und Ton auf Blu-ray veröffentlicht.

Jack’s Back (1988)
© OFDb Filmworks

Handlung

Zum hundertjährigen Bestehen der Legende von Jack The Ripper kopiert ein Serienkiller in L.A. die Morde der britischen Legende. Der angehende Arzt John Wesford (James Spader) kommt dem Mörder zu nah, fast schon mysteriös nah. Ein virtuoses Spiel aus Verdächtigen entsteht und die Skalpelle tanzen durch den nächtlichen Dunst der Metropole auf der Suche nach Blut.

© OFDb Filmworks

Produktion

Es ist extrem schwierig über JACK’S BACK zu reden, ohne nicht zu viel von der Handlung zu verraten, deswegen sei jedem halbwegs Interessierten dringend empfohlen ganz unwissend an den Thriller heranzugehen. Mit umfangreicher Kenntnis anderer Serienkillerfilme hat JACK’S BACK gleich in den ersten 30 Minuten ein paar unerwartete Wendungen zu bieten, die Meister Hitchcock gefallen hätten.

© OFDb Filmworks

Es ist aber auch klar zu erkennen, dass es sich hier um einen Low-Budget-Film (1,5 Mio. Dollar) handelt, bei dem immer das Gefühl aufkommt, dass die Innenräume, Kämpfe und Verfolgungsjagden ruhig etwas opulenter hätten ausfallen können. Aber Geldmangel macht bekanntlich kreativ und so ist es vor allem Kameramann Shelly Johnson zu verdanken, dass er aus dem letzten bisschen Licht der Straßenlaterne atmosphärischen Nebel für die Szenen herausholt.

Wer ist der Killer?

Die kleine Produktion erzählt die Handlung von JACK’S BACK unkonventionell und hat einige Überraschungen zu bieten. Vor allem die Frage nach dem wahren Killer führt immer wieder auf die falsche Fährte, ganz großartig in der Szene mit dem Psychologen Dr. Carlos Battera (Robert Picardo) zu sehen. Vor allem als Batteras Mutter die Treppe hinunterkommt, meint man mit dem MINDHUNTER-Examen schon alles wissen.

Jack’s Back (1988)
© OFDb Filmworks

Aber auch der erste Akt ist ungewöhnlich und von einem ruhigen Start weit entfernt. Danach fällt leider die Spannung stark ab. Ein effektiver Schnitt hätte weitergeholfen. Wenn James Spader zum wiederholten Male in einer Einstellung langsam um sein Auto geht, ist es eine gute Gelegenheit die 80er-Jahre-Stimmung von L.A. aufzusaugen. Im Mittelteil fehlen definitiv weitere Morde oder Mordindizien, um dem eigenen Genre treu zu bleiben und die Dramatik am Leben zu erhalten. Für einen Film ohne Jugendfreigabe ist der Bodycount auch zu niedrig.

Jack’s Back (1988)
© OFDb Filmworks

Darsteller

Neben der gelungenen Kameraarbeit von Shelly Johnson gefallen vor allem die Darsteller. James Spader (CRASH, BLACKLIST) legt seine Doppelrolle ganz geschickt ohne jegliches Klischee an. Chris Moscari spielt die junge Cynthia etwas naiv und ohne medizinische Glaubwürdigkeit, jedoch stets sympathisch. Highlight – nicht nur für STAR-TREK-VOYAGER-Fans – ist Robert Picardo als kauziger Dr. Battera. Auch wenn ihm ein paar sinnlose Ich-Erkläre-Die-Handlung-Sätze in den Mund gelegt werden, ist es eine Freude ihm beim Rauchen und grimmig Dreinschauen zuzusehen. Als ob der Doc auf der Voyager einen Holo-Roman spielen würde. Leider hat Picardo in der deutschen Synchronisation nicht seine bekannte Stimmte, sondern die von Synchronsprecher Hubertus Bengsch (Richard Gere, Harold Ramis). 1988 war er einfach noch zu unbekannt. Vor allem diesen drei Darstellern ist es zu verdanken, dass der recht langatmige Mittelteil kurzweilig ist. Das Finale hat ein paar kleine Logiklöcher und ungeklärte Fragen, aber das verbuchen wir unter 80er-Jahre-Ungehorsam.

© OFDb Filmworks

Das Mediabook

Mediabook Cover B

Das Online-Filmarchiv OFDb veröffentlicht immer wieder ein paar unbekannte Nostalgiestreifen in bester Bild- und Tonqualität. Nicht immer mit den großen Namen auf dem Plakat, aber stets einen Blick wert. Das trifft auch auf JACK’S BACK zu. Ein stimmiger, zeitgemäßer Bildtransfer und eine saubere Tonmischung machen die unbekannte filmgeschichtliche Fußnote zu einem gelungenen Filmabend. Definitiv ein guter Auftakt in ein Serienkiller-Tripel, bevor man die Meisterwerke DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER (1991) oder SIEBEN (1995) aus der Filmsammlung in den Player schiebt.

Mediabook Cover A

OFDb Filmworks veröffentlicht JACK’S BACK mit einer Blu-ray-Premiere im Mediabook. Der Film ist auf Blu-ray und DVD enthalten. Als Extras gibt es einen Audiokommentar und ein neues Making-of (23 min) in dem ein paar bekannte Akteure auf den Dreh zurückblicken, James Spader hatte wohl keine Zeit. Es gibt zwei Covervarianten und jede Edition ist großzügig auf 1.000 Stück limitiert. Thorsten Hanischs Booklettext gibt einen Einblick in die Zeit als THE RIPPER hierzulande in die Videotheken kam. Großer Bestandteil seiner Ausführung ist ein historischer Abriss des Slaher-Genres, wobei JACK’S BACK nicht wirklich als reinrassiger Slasher auszumachen ist. Schönes Extra ist das Retro-FSK-Label, was coverfreundlich auf die Verpackungsfolie geklebt ist.

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Fazit

Für Neueinsteiger in 80er-Jahre-Filmgeschichte ist JACK’S BACK in manchen Momenten zu langatmig und insgesamt zu irrelevant für die Genreentwicklung. Aber für Cineasten unbekanntes Filmfutter aus dem Einmachglas, dank OFDb in feinster HD-Qualität. Für den Ohrwurm des Abspannsongs „Red Harvest“ von Peter Saax lohnt sich ein Blick allemal.

© Christoph Müller

Titel, Cast und CrewThe Ripper (1988)
OT: Jack’s Back
Poster
RegisseurRowdy Herrington
Releaseab dem 29.10.2020 im Mediabook (Blu-ray + DVD) in zwei Covervarianten

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Trailer
BesetzungJames Spader (John / Rick Wesford)
Cynthia Gibb (Chris Moscari)
Jim Haynie (Sgt. Gabriel)
Robert Picardo (Dr. Carlos Battera)
Rod Loomis (Dr. Sidney Tannerson)
Rex Ryon (Jack Pendler)
Chris Mulkey (Scott Morofsky)
DrehbuchRowdy Herrington
KameraShelly Johnson
FilmmusikDanny Di Paola
SchnittHarry B. Miller III
Filmlänge97 Minuten
FSKab 18 Jahren

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