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Phil Fish, Entwickler des Spiels FEZ

Indie-Game: The Movie (2012) – Filmkritik

„Viel mehr als nur ein Zeitvertreib“

Regen. Der Tag hat schon einige Stunden hinter sich. Ein junger Mann wacht in seinem Bett auf, schaltet die Spielekonsole Xbox ein. „It´s not there, what the FUCK“. Was ist sein Problem? Ein Konsolenspieler der monatelang auf ein Spiel gewartet hat und es nun doch nicht kaufen kann?

Abblende. INDIE GAME: THE MOVIE spult ein paar Monate zurück und stellt vier Spielentwickler von Indie-Games vor. Es sind Computerspiele mit kleinem Budget und niedrigen grafischen Ansprüchen, aber mit der einzigartigen Spielidee, die Süchte erzeugt. Eine unabhängige Produktion und kreative Freiheiten haben ihren Preis. Es ist jede Menge Arbeit, finanzieller Druck, keine sozialen Beziehungen und leider auch viel Frustration.

INDIE GAME: THE MOVIE
© BlinkWorks Media

Phil Fish der Entwickler des Pixel-Games FEZ liest zu Beginn Hasstiraden aus seinem Twitteraccount vor. “Where is the fucking game“, „I hate you“ sind Reaktionen einer Community der Phil seine einzigartige Spielidee präsentiert hat, aber den Veröffentlichungstermin immer weiter in die Zukunft verschieben musste. „Wir sind hier nicht bei EA, wo 1.000 Leute ein Game in 5 Jahren programmieren. Wir sitzen hier nur zu zweit, von Frühs bis Abends, 7 Tage die Woche.“ Phil hat außerdem noch einen Rechtsstreit mit seinem Ex-Entwicklungspartner, der am Gewinn des Spiels beteiligt werden will, wenn es denn überhaupt das Licht der Spielewelt erblicken wird. Phil ist finanziell, geistig und körperlich am Limit und weiß nicht einmal, ob die vergangen 2 Jahre ein Ergebnis bringen werden oder nicht.

INDIE GAME: THE MOVIE
© BlinkWorks Media

Dann sind noch die beiden Entwickler von Super Meat Boy, Edmund McMillen und Tommy Refenes. Beide könnten nicht unterschiedlicher sein. Edmund der kreative Kopf, verheiratet und seit seinem 4. Lebensjahr Monsterzeichner. Tommy der Programmierer, der seit Monaten erst Nachmittags aufsteht, einen Burger frühstückt, Insulin spritzt und sich direkt an der Rechner setzt und bis 9 Uhr am nächsten Morgen arbeitet. Selbst wenn er Geld hätte, hätte er keine Zeit es auszugeben. Sein größter Wunsch ist es seinen Eltern den Hauskredit zu bezahlen, um Ihnen für seine schöne Kindheit zu danken.

INDIE GAME: THE MOVIE
© BlinkWorks Media

Die Protagonisten werden von Jonathan Blow dem Entwickler von Braid eingerahmt. Sein Spiel wurde bereits millionenfach verkauft und hat weltweit die höchsten Kritikerpunkte erhalten. Jonathan war bereits erfolgreich und sitzt in einer hellen Wohnung mit teuren Möbeln und guter Aussicht. Er blickt zurück, und erklärt dem  Zuschauer, dass Erfolg auch schwer sein kann, wenn das eigene Spiel nicht so verstanden wird, wie es sollte.

© BlinkWorks Media

Die beiden Filmemacher von INDIE GAME: THE MOVIE, James Swisky und Lisanne Pajot haben Dank der Mitfinanzierung über Kickstarter großartige Portraits geschaffen. Sie haben das Vertrauen der Spielentwickler gewonnen und als Belohnung geben sie einen tiefen Einblick in ihr künstlerisches Inneres.  Es ist als ob man Freunde besucht die den ganzen Tag zu Hause arbeiten. Alles klingt echt, jedoch mit großen Portion Selbstreflexion. Sie sind so stark in ihrer Welt vertieft, dass keine emotionalen Barrieren mehr bestehen. Warum sollten sie sich auch verstellen? Sie tun was sie schon immer wollten. Sie haben ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Sie sind Künstler durch und durch.

Fazit

Nicht nur für Gamer und angehende Spielentwickler ist INDIE GAME: THE MOVIE ein Pflichtfilm, sondern für jeden der sich für Kreativität interessiert. So knallhart ist Kunst im 21. Jahrhundert, unmittelbar und in Echtzeit.

© Christoph Müller

Titel, Cast und CrewIndie Game: The Movie (2012)
Poster
RegisseurLisanne Pajot
James Swirsky
Trailer
KameraLisanne Pajot
James Swirsky
FilmmusikJim Guthrie
SchnittLisanne Pajot
James Swirsky
Filmlänge103 Minuten
FSKab 0 Jahren

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