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Ich glaub’, mich tritt ein Pferd (1978) – Filmkritik

„Toga, Toga, Toga!“

Jetzt ist die perfekte Gelegenheit einen Film zu entdecken, dessen Zitate einem bereits zigmal untergekommen sind. ICH GLAUB’, MICH TRITT EIN PFERD ist die Blaupause der Studentenkomödie mit all ihren ikonischen Bestandteilen: die konkurrierenden Studentenverbindungen, die wilden Partys, der spießige Dekan und der Hormonüberfluss. Die Komödie aus den 1970er Jahren fundamentierte auch den Grundstein für ein paar herausragenden Hollywoodkarrieren. James Belushi und Kevin Bacon legten hier ihr Leinwanddebüt hin. Regisseur John Landis stand mit seinem dritten Film nach SCHLOCK und KENTUCKY FRIED MOVIES noch auf wackeligen Hollywoodbeinen und Drehbuchautor Herold Ramis schrieb sich mit diesem Drehbuch gerade einmal warm, danach werden noch Klassiker wie UND TÄGLICH GRÜSST DAS MURMELTIER, GHOSTBUSTERS und REINE NERVENSACHE aus seiner Feder folgen. Somit ist ICH GLAUB’, MICH TRITT EIN PFERD schon einmal kräftig aufgeladen an filmhistorischen Referenzen. Kann man sich jedoch, über die schrägen Delta-Tau-Chi-Studenten heute noch den Allerwertesten ablachen und können die Figuren den heutigen Gleichstellungsansprüchen gerecht werden? Überraschenderweise erstaunlich gut.

© Plaion Pictures

Handlung

Das Studium beginnt und damit auch die Wahl der Studentenverbindung. Am Faber College versuchen es die beiden Außenseiter Kent Dorfman (Stephen Furst) und Larry Kroger (Tom Hulce) bei den elitären Omegas. Doch da blitzen sie an erhobenen Nasen ab, denn die wollen eher Typen mit Seitenscheitel und Gehorsam wie zum Beispiel bei Chip Diller (Kevin Bacon). Es geht weiter zum Haus von Delta Tau Chi, eine Bruchbunde mit nicht enden wollender Party. Bluto (John Belushi) lässt die Jungs rein und die beiden Anführer Eric „Otter“ Stratton (Tim Matheson) und Donald „Boon“ Schoenstein (Peter Riegert) lassen Milde gewähren und nehmen die Beiden auf. Bei Delta scheint sowieso jeder willkommen und dementsprechend geht es im Hause zu. Nebenbei versucht Otter noch jede Frau im Umkreis von 20 Meilen abzuschleppen und Boon schwebt in einer fast-Beziehung mit Katy (Karen Allen). Aber das sind alles kleine Probleme, denn Dekan Vernon Wormer (John Vernon) will endlich die versoffenen Unruhestifter von seinem Campus jagen und die machen es ihm ziemlich leicht.

© Plaion Pictures

Klassenkampf

Der gute alte Kampf im Film: reich gegen arm, schön gegen sonderbar, strebsam gegen verpeilt. Was in den High-School-Komödien bereits ausgetragen wurde, spitzt sich am College zu. Nicht nur, dass man hier noch mehr in die Konformität und somit in Stereotypen von Studentenverbindungen gepresst wird, nein, man ist sogar schon erwachsen und darf ganz legal das volle Spektrum an Sünden mitnehmen. Alkohol und Sex scheinen wichtiger für die Persönlichkeitsentwicklung als die Wahl des Hauptfachs und das Faber College ist von einer Elite-Universität genausoweit entfernt wie Bluto von einem nüchternen Abend. Was vor allem heute gefällt, ist der bunte Haufen in der Delta-Verbindung. Mit coolem Spitznamen und maximaler Freiheit ist jeder dabei – sogar ein paar PoC, der Film spielt im Jahr 1962.

© Plaion Pictures

Eine Hauptfigur gibt es nicht. James Belushi zieht mit seiner improvisierten Gestik und Mimik ICH GLAUB’, MICH TRITT EIN PFERD so gut wie komplett an sich. Die beiden Anführer der Deltas, Otter und Boon, wecken dahingegen keinerlei Interesse oder Lust auf Identifizierung. ANIMAL HOUSE, so der Originaltitel, ist vielmehr eine Aneinanderreihung von Slapstick, Gags und Witzen, um im Finale dann ins totale Paradenchaos zu stürzen. Die deutsche Synchronisation könnte eine paar Witze mehr einflechten, aber man ist von den Bud-Spencer- und Terrence-Hill-Filmen einfach zu sehr verwöhnt, außerdem verwirrt Arne Elsholtz (damaliger Stammsprecher von Tom Hanks und Bill Murray) als Synchronstimme von Otter ungeheuerlich.

© Plaion Pictures

National Lampoon

Der Originaltitel von ICH GLAUB’, MICH TRITT EIN PFERD ist NATIONAL LAMPOON’S ANIMAL HOUSE. Das National Lampoon war ein Satiremagazin, das sich in den 1970er-Jahren großer Beliebtheit erfreute – Illustratoren waren Fantasy-Legenden wie Frank Frazetta und Boris Vallejo. Es gab sogar eine Radioshow (The National Lampoon Radio Hour) in der Bill Murray und Chevy Chase mit von der Partie waren. Der Name wurde zu einer Marke, die an Familienkomödien anghängt wurde. ICH GLAUB’, MICH TRITT EIN PFERD machte den Startschuss und später reihten sich Bauchmuskeltrainer wie DIE SCHRILLEN VIER AUF ACHSE und SCHÖNE BESCHERUNG hinzu. Von einer extrem erfolgreichen Marke in der Filmgeschichte kann man nicht sprechen, jedoch versammelte sie in der damaligen Zeit ein besonderer Haufen von witzigen Spinnern. Wer mehr über die Produktionsfirma und das Magazin erfahren will, der sollte bei der Dokumentation DRUNK STONED BRILLIANT DEAD: THE STORY OF THE NATIONAL LAMPOON (2015) reinschauen.

© Plaion Pictures

Eine Erfolgsgeschichte

Auch wenn ICH GLAUB’, MICH TRITT EIN PFERD hierzulande immer etwas unter dem Radar entlangflog, ist der Film in den USA Kult, und dass bereits beim Kinostart. Günstig von Universal produziert und mit niedrigen Gagen verknüpft, kostete der Spaß nur zwei Millionen US-Dollar und spielte an den Kinokassen unglaubliche 140 Millionen Dollar ein. Das war wie ein Sechser im Lotto, auch für Produzent Ivan Reitman, der später als Regisseur noch durchstarten wird. Der Erfolg war das Startkapital für eine Menge Karrieren.

© Plaion Pictures

Ursprünglich sollte das Projekt auch als Sprungbrett für die Crew der TV-Sendung SATURDAY NIGHT LIVE dienen, aber Regisseur John Landis wollte eine andere Besetzung. Eigentlich sollte Otter von Chevy Chase und D-Day von Dan Aykroyd gespielt werden. D-Day übernahm Bruce McGill (THE INSIDER, COLLATERAL) und Otter gab Tim Matheson, dessen Karriere sich daraufhin eher auf Nebenrollen konzentrierte. Der Berühmteste in der damaligen Besetzung war Donald Sutherland, der hier einen freigeistigen Professor mit einer Affäre zu einer Studentin spielt. Als Gage wurden ihm 75.000 Dollar angeboten oder ein Prozent der Einspielergebnisse. Er nahm den Vorschuss für seinen Auftritt, in dem er unter anderem mit nacktem Hintern zu sehen ist, und schlug somit 3-4 Millionen Dollar an Tantiemen aus.

© Plaion Pictures

Partystarke Edition

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Mit einer Ultra-HD-Premiere kommt ICH GLAUB’, MICH TRITT EIN PFERD von Plaion Pictures ins deutsche Heimkino. In einem limitierten Mediabook liegt der Film auf Ultra HD Blu-ray und Blu-ray bei. Das Bild und der Ton sind gut. Man sollte hier aber keine großen Wunder erwarten, denn das Ganze wurde bekanntlich günstig produziert und das kann man auch am Filmmaterial erkennen. Außerdem ist es für einen Sommerhit erstaunlich düster, was aber am Drehort und der herbstlichen Drehtage liegt. Umso beeindruckender, dass es doch noch ein Sommerhit wurde. Das 20-seitige Booklet besteht aus Setbildern und einem Text aus The New York Times von 2018 in dem die Crew und Darsteller zu Wort kommen – eher kurzweilig und mit Anekdoten gespickt. Das Bonusmaterial mit über 4 Stunden kann sich sehen lassen. Allem voran zwei Dokumentationen: „Das Jahrbuch: Ein Jahrgangstreffen (SD, 45 Min.) und „Animal House: The Inside Story“ (HD, 87 Min.) – die vom gesamten Bonusmaterial ein Sahnestück ist. Dann gibt es noch ein paar Extras wie die Super-8-Fassung in zwei Teilen, ein altes DVD-Jubiläums-Extra (23 Min.), Videokommentare zu bestimmen Szenen (25 Min.), ein „Scene It Quiz“ (ca. 15 Min.) und dann noch wahlweise den kompletten Film in OV mit untertitelten Anekdoten.

© Plaion Pictures

Fazit

Hier kommen sicher einige zu spät zur Party, denn so richtig abfeiern kann man ICH GLAUB’, MICH TRITT EIN PFERD sicherlich nur, wenn man 1978 im Kino gesessen hat. ANIMAL HOUSE ist jedoch ein wichtiger Eckpunkt in der Historie der amerikanischen Komödie und prägte diese einschneidend. Was TOP GUN für die Air-Force-Bewerbungswelle bedeutete, bedeutete die berühmte Toga-Party für ganze akademische Karrieren und hatte sicherlich so einige überzogene Studienzeit zu verantworten. Toga! Toga! Toga!

© Christoph Müller

Titel, Cast und CrewIch glaub’, mich tritt ein Pferd (1978)
OT: National Lampoon’s Animal House
Poster
Releaseseit dem 10.08.2023 im Mediabook (UHD + Blu-ray) erhältlich.

Direkt beim Label bestellen.
RegieJohn Landis
Trailer

Englisch
BesetzungJohn Belushi (John ‚Bluto‘ Blutarsky)
Tim Matheson (Eric ‚Otter‘ Stratton)
Peter Riegert (Donald ‚Boon‘ Schoenstein)
Tom Hulce (Larry ‚Pinto‘ Kroger)
Stephen Furst (Kent ‚Flounder‘ Dorfman)
Donald Sutherland (Professor Dave Jennings)
John Vernon (Dekan Vernon Wormer)
Verna Bloom (Mrs. Marion Wormer)
Karen Allen (Katy)
Bruce McGill (Daniel Simpson ‚D-Day‘ Day)
James Widdoes (Robert Hoover)
James Daughton (Gregory Marmalard)
Mark Metcalf (Douglas C. Neidermeyer)
Kevin Bacon (Chip Diller)
Mary Louise Weller (Mandy Pepperidge)
Martha Smith (Babs Sue Jansen)
Cesare Danova (Bürgermeister DePasto)
Sarah Holcomb (Clorette DePasto)
DeWayne Jessie (Otis Day)
DrehbuchHarold Ramis
Douglas Kenney
Christofer Miller
KameraCharles Correll
MusikElmer Bernstein
SchnittGeorge Folsey Jr.
Filmlänge109 Minuten
FSKab 12 Jahren

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