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How to Blow Up a Pipeline (2022) – Kurzkritik

Eine Gruppe Aktivisten findet sich in der texanischen Ödnis zusammen, um eine Ölpipeline zu sprengen. Ökoterrorismus! ruft da der besorgte Bürger, der seine freie Autofahrt durch Umweltschützer bedroht sieht. Und der Film? Entpuppt sich als große Mogelpackung.

HOW TO BLOW UP A PIPELINE nach dem gleichnamigen Sachbuch von Andreas Malm, in dem sich dieser für Sabotage im Kampf gegen den Treibhauseffekt ausspricht, wird seltsamerweise als Thriller vermarktet. Der Slogan „A movie so dangerous, those in power will want to keep you away from it“ passt in seiner Angeberei und Stammtischduktus freilich ganz gut, wenn auch anders als beabsichtigt. Im Abspann steht „technical advisor: anonymous“, huiuiui.

© Plaion Pictures

Der Film des Regisseurs Daniel Goldhaber wirkt hastig produziert und gedreht. Der Reihe nach werden die Protagonisten in Rückblenden eingeführt – eigentlich eine nette Idee, aber zu schematisch ausgeführt. Nie kommt dabei Spannung auf, die sehr generisch klingende Musik hilft auch nicht weiter. Am Anfang erwartet man noch gepflegte Arthouse-Langeweile, aber auch dazu reicht es nicht. Die Vorbereitung des Anschlags wird Szene für Szene gezeigt, ohne jede visuelle oder dramaturgische Idee.

Die angekündigten moralischen Diskussionen innerhalb der Gruppe beschränken sich weitgehend auf den Austausch von Phrasen. Das Gleiche gilt für die Rückblenden, die nur dazu dienen, dass die Charaktere dem Zuschauer ihre Beweggründe mitteilen. Der Indigene, die Vegetarierin – fertig sind die Figuren. Das intellektuelle Niveau des Films ist bestürzend. Keiner der Themenkomplexe – die Selbstzerstörung der menschlichen Zivilisation, die Rolle des Individuums in der Gesellschaft, darf man für eine gute Sache Unbeteiligten schaden? – wird auch nur angehend behandelt.

© Plaion Pictures

„Wir zeigen, wie verwundbar die Ölindustrie ist“ – im Ernst? Der angerichtete Schaden wäre verschwindend gering neben all den sinkenden Tankern, undichten Pipelines und explodierenden Bohrinseln, für die die Konzerne selbst verantwortlich sind. Spielen zu Anschlägen bereite Personen eine wahrnehmbare Rolle im Umweltschutz? Wie viele davon gibt es überhaupt? Ein wenig wirkt es, als wolle sich eine marginale Szene mit einem reinen Gedankenexperiment ihrer eigenen Relevanz versichern. Oder schlimmer noch: Als versuche ein Autorenfilmer, durch groteske Überzeichnung Gewinn aus einem hysterischen gesellschaftlichen Dialog zu schlagen. Das Zerrbild ausgerechnet der ökologischen Bewegung als gewalttätige Gefahr gibt es schon seit Jahrzehnten.

© Plaion Pictures

Knapp eine Million Dollar hat HOW TO BLOW UP A PIPELINE weltweit eingespielt, bei wahrscheinlich sehr geringen Produktionskosten. Die Hauptrollen spielen Ariela Barer (MARVEL’S RUNAWAYS), die auch am Drehbuch mitgeschrieben hat, Kristine Froseth und Lukas Gage (EUPHORIA). Sie agieren recht natürlich, mehr kann man hier nicht verlangen.

Bei der Durchführung der Aktion entsteht dann endlich auch Spannung, und am Ende gibt es ein paar überraschende Wendungen, die aber nirgendwohin führen. Die Charaktere bleiben zu blass (und zu viele), als dass man mit ihnen mitfiebern würde. Und selbst wenn der Film einen von Anfang gepackt oder wenigstens unterhalten hätte, bliebe er doch seine Behauptung schuldig, einen Beitrag zu einer gesellschaftspolitischen Debatte zu liefern.

© Franz Indra

Titel, Cast und CrewHow to Blow Up a Pipeline (2022)
Poster
Releaseseit dem 28.09.2023 auf Blu-ray und DVD erhältlich.
RegieDaniel Goldhaber
Trailer
BesetzungAriela Barer (Xochitl)
Kristine Froseth (Rowan)
Lukas Gage (Logan)
Forrest Goodluck (Michael)
Sasha Lane (Theo)
Jayme Lawson (Alisha)
Marcus Scribner (Shawn)
Jake Weary (Dwayne)
DrehbuchAriela Barer
Jordan Sjol
Daniel Goldhaber
KameraTehillah De Castro
MusikGavin Brivik
SchnittDaniel Garber
Filmlänge103 Minuten
FSKab 16 Jahren

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