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Housesitter Steve Martin Goldie Hawn Review

Housesitter (1992) – Filmkritik

„Lügen haben lange Beine“

An einem Wochenende im Herbst: Es ist Nachmittag, bereits stockfinster und es gibt keinen Grund rauszugehen oder sonstiger Arbeit nachzugehen. Allgemeine Faulheit setzt ein und die Couch zieht den eigenen Hintern magnetisch an. Früher, als man dem Fernsehprogramm noch gnadenlos ausgeliefert war, wurde eine Vielzahl von alten lockeren Komödien im TV-Programm präsentiert, wozu natürlich auch Bud Spencer und Terence Hill gehörten. Aber mit diesen beiden Prügelknaben wollen wir uns nicht beschäftigen, sondern mit dem Meister der Mimen: Steve Martin. Genauer gesagt mit dem Film HOUSESITTER aus dem Jahr 1992, worin ihm keine Geringere als Goldie Hawn zur Seite gestellt wurde. Der Regisseur der Komödie, die in Deutschland mit dem liebreizenden Untertitel „Lügen haben lange Beine“ betitelt wurde, ist MUPPETS-Chef-Puppenspieler Frank Oz. Wenn man dem Fernsehprogramm nun abgeschworen hat und ausschließlich frische Filmproduktionen über Stream zur Auswahl hat, muss man auf die eigene Filmsammlung zurückgreifen und die wurde dank Koch Films um diese 1990er-Jahre-Komödie auf Blu-ray erweitert.

Housesitter Steve Martin Review
Steve Martin als Newton Davis // © Koch Films

Inhalt

Boston, der talentierte Architekt Newton Davis (Steve Martin) lebt in einfachen Lohnverhältnissen, weil er in der großen erfolgreichen Firma zu oft seine Meinung sagt, denn die gebauten Objekte erinnern eher an pragmatischen Kommunismus als an interessante Baustrukturen. Außerdem hat ihn seine Fast-Verlobte Becky (Dana Delany) bei seinem Heiratsantrag, in Form eines in die Tat umgesetzten Eigenheims, sitzen gelassen. Das Haus würde man heutzutage als „interessant“ bezeichnen und verkörpert den typisch amerikanischen Baustil: kolonial schick, aber leicht vom „großen bösen Wolf“ umzupusten. Newton trifft auf einer Firmenfeier auf die Kellnerin Gwen (Goldie Hawn, 1,68 m) und ein One-Night-Stand beendet den Abend beider. Gwen, liebenswert aber ohne Distanzvermögen, nutzt die Chance, dass der Verlobungsring – das von Newton entworfene Haus – immer noch leer steht und fährt mit dem Bus in die schöne Stadt „Dobbs Mill“.

Dieses malerische Örtchen, wo jeder jeden kennt, ist auch noch Newtons Ort seiner Kindheit, Eltern und Vergangenheit in Form von Becky. Gwen will eigentlich nur die Zeche im Dorfkonsum prellen und lässt alles auf die Rechnung von Newton schreiben. Von einer Notlüge zur nächsten, entwickelt sie ein Ausreden-Gerüst, aus dem sie nicht mehr entkommen kann, worin Newton und Gwen glücklich verheiratet sind. Das macht natürlich in dem kleinen Städtchen schnell die Runde und als Newton unwissend über seine neue Ehefrau in Dobbs Mill ankommt, um das Haus zu verkaufen, nimmt das Chaos seinen Lauf.

Housesitter Steve Martin Goldie Hawn Review
Newton (Steve Martin) und Gwen (Goldie Hawn) // © Koch Films

Die Illusion verkaufen

So gänzlich gut ist HOUSESITTER leider nicht gealtert, was vor allem daran liegt, dass sich mancher Dialog doch etwas in die Länge zieht. Auch das Hin und Her der beiden Hauptfiguren zum Filmende könnte knackiger geschnitten sein. Aber dies bekommt man eben bei einer solchen Reise in die Vergangenheit auf dem Wochenend-Sofa serviert. Was bei diesem Frank Oz-Film visuell sehr viel Spaß macht, ist der Blick in die schrullige Modewelt und den unnützen Einrichtungsgeschmack der 90er-Jahre, welcher durch Gwen Gestalt bekommt. Dieser Stil trifft auf die bibeltreue Bevölkerung des malerischen Ortes Dobbs Mill, wo man sich selbst bei dem Wunsch ertappt, auch ein Haus hinter so einem schönen weißen Zaun zu erwerben. Außerdem schraubt sich die verrückte Lügenspirale der Zwei in solch unermessliche Höhen, dass einem immer wieder die Kinnlade runterfällt, wenn Familie und Freunde weiterhin alles glauben.

Die Figur von Goldie Hawn verkauft ihre Geschichten auf sehr sympathische Art und der griesgrämige Newton setzt hier den perfekten Konterpunkt. Newton galt in seiner Heimatstadt immer als der spontane, verrückte und kreative Sonderling. Gwen stellt ihn mit ihrer Art jedoch weit in den Schatten. Auch die Rechtfertigung, dass Gwen „schöne Lügen“ erzählt und Newton sich schlimme Geschichten ausdenkt, bekommt man als Zuschauer noch zum Nachdenken mit auf den Weg gegeben. Ein kleiner Star des Films ist das Haus, das beeindruckt und Interesse weckt, aber am Ende wie eine vom Helikopter abgeworfene Hollywood-Kulisse aussieht. So ist das Eigenheim auch eine schöne Metapher für die Geschichte des HOUSESITTER. Man glaubt die Illusion einfach zu gern, weil die Realität doch immer die langweiligeren Geschichten/Häuser zu bieten hat.

Housesitter Goldie Hawn Review
Gwen (Goldie Hawn) im Kaufrausch // © Koch Films

Fazit

Für Steve Martin-Fans und Freunde von 1990er-Jahre-Komödien ist HOUSESITTER auf jeden Fall ein Blick wert. Die HD-Version der Blu-ray sieht verdammt gut aus, nur die Extras fallen etwas kurz aus. Perfekte, kurzweilige Unterhaltung, um dem eigenen Nachmittag zwei Stunden ohne schlechtes Gewissen zu stehlen.

Titel, Cast und CrewHousesitter - Lügen haben lange Beine (1992)

Poster
Releaseab dem 27.09.2018 auf Blu-ray
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RegisseurFrank Oz
Trailer
Englisch
BesetzungSteven Martin (Newton Davis)
Goldie Hawn (Gwen)
Dana Delany (Becky)
Julie Harris (Edna Davis)
Donals Moffat (George Davis)
Peter MacNicol (Marty)
DrehbuchMark Stein
Brian Grazer
KameraJohn A. Alonzo
MusikMiles Goodman
SchnittJohn Jympson
Filmlänge102 Minuten
FSKab 6 Jahren

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