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Hotel Mumbai (2018) – Filmkritik

Nachrichten über terroristische Anschläge dominieren immer noch die Welt der Medien. In den westlichen Sendern wird kaum noch auf alle Anschläge eingegangen. Eine traurige Sortierung nach Ausmaß hat stattgefunden und zehn Jahre später hat man schon so manche Gräueltat bereits vergessen. Im November 2008 griffen zehn in Pakistan ausgebildete Dschihad-Kämpfer mehrere belebte Orte und Hotels in Mumbai an und töteten wahllos 174 Menschen und verletzten 239 . Im Zentrum des Angriffs, durch die mit islamistischer Propaganda motivierten Terroristen, stand das Taj Mahal Palace mit 1.000 Gästen aus aller Welt und 500 Angestellten. Anthony Maras hat sich auf beispiellose Art diesen grausamen Taten mit dem Film HOTEL MUMBAI gestellt. Es ist bei einem so ausgewogen flüssig inszenierten, erzählerisch komplexen und zu jeder Sekunde spannenden Thriller beeindruckend, dass es seine erste Regie für einen Langfilm ist. Das Drehbuch stützt sich auf die wahren Begebenheiten am 27. bis 29. November 2008 (Wikipedia), erfindet jedoch seine eigenen Opfer, Täter und Helden neu. Gerade das macht HOTEL MUMBAI zu einem der glaubwürdigsten Filme der letzten Jahre zu diesem Thema.

© LEONINE

Inhalt

Das Luxushotel Taj Mahal Palace ist nicht nur durch seine Architektur und seinen Service bekannt. Es wird stets angestrebt dem Gast bis zur Perfektion zu dienen. Der Gast ist hier nicht König, sondern Gott. Arjun (Dev Patel) arbeitet als Diener in der streng geführten Küche von Herman Oberoi (Anupam Kehr). Am heutigen Tag werden zwei VIP-Gäste erwartet: der russische Geschäftsmann Vasili (Jason Isaacs) und die junge Familie mit Zahra (Nazanin Boniadi), David (Armie Hammer), ihrem Baby und dem Kindermädchen Sally (Tilda Cobham-Hervey). An diesem Tag werden sich alle Persönlichkeiten von unterschiedlichsten Ebenen treffen und durch den brutalen Angriff bewaffneter Terroristen mit dem Tod konfrontiert. Nicht jeder wird das Hotel lebend verlassen.

© LEONINE

Die Kamera als Beobachter

Allein die ersten paar Minuten ziehen den Zuschauer auf intensive Weise in ihren Bann. Die Terroristen landen mit einem Schnellboot am Strand von Mumbai, verschwimmen sofort in der Menge der Menschen und teilen sich auf ein paar Taxis auf, welche verschiedenste Zielorte erhalten. Mit dem Hotelangestellten Arjun beginnen wir den Tag im Armutsviertel von Mumbai. Hier wird einem wieder bewusst in welche Privilegien man in Deutschland hineingeboren wurde: keine engen, kleinen Wohnungen, dreckige Straßen und Knochenarbeit in den Textilfabriken. Sofort geht es jedoch weiter ins Paradies in Form eines Luxushotels. Schnell, aber realistisch werden Charaktere im beruflichen Treiben des Hotels eingeführt bis auch hier der Terror beginnt und alle lähmen wird. HOTEL MUMBAI nimmt einem mit dem ersten Gewehrschuss den Mut und lässt einen in Schockstarre zurück. Wenn man sich vorstellt in einer ähnlichen Situation heldenhaft aus der Ecke hervorzuspringen und die Angreifer niederzuringen, nimmt einem die feinfühlig geführte Kameralinse jede Tapferkeit. Man hätte keine Chance gegen ausgebildete Soldaten mit Schnellschusswaffen. Wie Maschinen strecken die Terroristen, welche durch eine ständige Handy-Verbindung durch ihren Anführer religiös fanatisch geführt werden, einen Unschuldigen nach dem anderen nieder. Das Morden wird brachial ehrlich dargestellt, ohne auf Unruhe durch wackelige Handkameras zu setzen und mit einem Schnitt, der kaum noch spürbar ist.

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Die Figuren

Ebenfalls intensiv ist das Schauspiel der Darsteller. Das Drehbuch unterstützt durch kleine Momente die komplexen Persönlichkeiten ohne abgetretene Klischees zu bedienen. Leider geht es nicht völlig ohne und ein Hotelgast, der mit den Medien telefoniert, das eigene Vorhaben verrät und somit die Angreifer es direkt aus dem Fernseher erfahren, ist so unglaublich dumm, dass es vielleicht sogar so geschehen ist. Die Hauptfiguren wachsen einem durch diesen tragischen Umstand ans Herz und man bangt mit jedem Moment um ihr Überleben. In der ganzen Fortsetzungs-, Reboot- und Trailer-Verraten-Alles-Filmlandschaft unserer Zeit wird erfahrenen Cineasten mit diesem Film so der Boden unter den Füßen weggezogen wie schon lange nicht mehr. Man weiß nie, was als nächstes geschieht, geht vom Schlimmsten aus und bekommt es eiskalt serviert.

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Fazit

Die Blu-ray von © LEONINE

Unsere Welt ist so komplex geworden. Menschen haben die unterschiedlichsten Privilegien, Ressourcen, Religionen und Überzeugungen. Aber der Wille zu überleben eint uns alle. Es ist immer wieder unvorstellbar, was Menschen bereit sind Grausames aus Überzeugung zu tun. HOTEL MUMBAI gibt hierauf keine Erklärung, verschafft jedoch einen beängstigend realistischen Platz in der ersten Reihe, so dass man sich nach dem Film besinnt, welch Glück es ist, so etwas nur auf dem Bildschirm gesehen zu haben.

© Christoph Müller

Titel, Cast und CrewHotel Mumbai (2018)
Poster
Releaseab dem 25.10.2019 auf Blu-ray und DVD

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RegisseurAnthony Maras
Trailer
BesetzungDev Patel Dev Patel (Arjun)
Kapil Kumar Netra (Ajmal)
Amandeep Singh (Imran)
Suhail Nayyar (Abdullah)
Nazanin Boniadi (Zahra)
Armie Hammer (David)
Tilda Cobham-Hervey (Sally)
Anupam Kher (Oberoi)
Jason Isaacs (Vasili)
DrehbuchJohn Collee
Anthony Maras
MusikVolker Bertelmann (Hauschka)
KameraNick Remy Matthews
SchnittAnthony Maras
Peter McNulty
Filmlänge123 Minuten
FSKab 16 Jahren

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