„Wer Hass sät, wird Gewalt ernten!“
Handlung
Ein neues Umfeld ist für ein Kind nicht leicht. Die Freunde sind weit weg, neue Lehrer und eine ungewohnte Umgebung schüchtern ein. Maryann (Natasha Calis) bleibt, trotz des kürzlichen Todes ihrer Eltern neugierig. Vielleicht möchte sie auch nur aus dem Haus der Großeltern heraus und nicht über ihre Trauer reden. Auf ihren Spaziergängen durch die Umgebung entdeckt sie im Fenster eines verlassen wirkenden Hauses einen Jungen in ihrem Alter: Andy (Charlie Tahan). Andy ist schwach, kränklich, durch die vielen Medikamente immer müde und zudem noch auf einen Rollstuhl angewiesen. Die beiden Kinder sind sich sofort sympathisch und spielen zusammen ein Baseballspiel auf einer Spielekonsole.
Die Mutter Katherine (Samantha Morton) ist jedoch nicht begeistert von der Freundschaft und vertreibt die neue Spielfreundin. Andy wird von seiner Mutter, einer Ärztin, zu Hause unterrichtet und der Vater Richard (Michael Shannon), ein arbeitsloser Krankenpfleger, kümmert sich um den Haushalt. Von einem harmonischen Familienzusammenleben ist jedoch nicht zu sprechen. Die cholerische Mutter unterdrückt permanent ihren Mann und hält ihren kranken Sohn aus Sorge von der Außenwelt fern. Wir, die Zuschauer, und die kleine Maryann müssen aber bald erkennen, dass es in dieser Familie dunkle Geheimnisse gibt. Stück für Stück wird aufgedeckt, was die Familie in diesem unangenehmen Miteinander verbindet.
Genremix mit bester Schauspielbesetzung
HAUS DES ZORNS ist mehr ein Thriller mit Tendenz zum Drama als ein Horrorfilm mit Mystery-Elementen, was uns die Aufmachung des Covers vermitteln will. Die beiden jungen Darsteller passen gut zusammen, wobei Natasha Calis ab und zu emotional ein bisschen dick aufträgt und für das Alter ihrer Figur eindeutig zu gut angezogen ist. Charlie Tahan als Andy, spielt einen verwirrten und schwachen Jungen, der um die Liebe seiner Eltern fleht, jedoch nur Zorn und Bestrafung erntet. Die Kameraeinstellungen wirken mitunter etwas laienhaft und man wünscht sich, den Bildausschnitt verändern zu können. Auch die Filmmusik weiß nicht so recht, in welchem Filmgenre sie sich eigentlich bewegt.
So wechselt sie sprunghaft hin und her und trifft nicht immer den zu den Gefühlen der Figuren passenden Ton. Das ist durch die beeindruckende Schauspielarbeit der beiden Hauptdarsteller Samantha Morton (PHANTASTISCHE TIERWESEN UND WO SIE ZU FINDEN SIND) und Michael Shannon (MIDNIGHT SPECIAL, MAN OF STEEL) jedoch leicht zu verzeihen. Samantha Morton spielt die Mutter so lebendig, zornig und bösartig, dass man nur noch von zu Hause weglaufen will. Michael Shannon, der den unterwürfigen Vater im Gewissenszwiespalt zeigt, möchte man permanent das Rückgrat geraderücken, so devot bewegt er sich in seiner Gestik und Mimik. Der Großvater von Maryann wird übrigens von der Schauspiel-Legende Peter Fonda (EASY RIDER, 3:10 TO YUMA) gespielt und rundet die gelungene Besetzung bestens ab.
Zu schwierige Kost für die Masse
HAUS DES ZORNS ist kein Film, der sich leicht in eine Marketing-Strategie pressen lässt. 2013 wurde er bereits zum „Chicago International Film Festival“ gezeigt und positiv aufgenommen. Es hat jedoch weitere zwei Jahre gedauert, bis der Film überhaupt einen Kinostart in den USA bekam. Nach nun vier Jahren wirkt der Film durch seine schlichte Aufmachung wesentlich älter. Das liegt sicherlich am niedrigen Budget, da es das Spielfilmdebüt von Regisseur John McNaughton ist. Koch Films hat sich glücklicherweise und trotz alledem diesem spannenden Drama mit einer Veröffentlichung in Deutschland angenommen. HAUS DES ZORNS stellt moralische Fragen, die noch nicht so oft in der Filmgeschichte gefragt wurden: „Wie weit würden Eltern für das Leben ihres Kindes gehen?“
Fazit
HAUS DES ZORNS ist kein brillanter, jedoch ein guter Film, der wieder einmal beweist, wie Schauspieler eine Geschichte lebendig halten. Man fiebert dann doch mit den jungen Hauptfiguren mit und bangt auf einen guten Ausgang für ihre Freundschaft und ihr Leben.
Titel, Cast und Crew | Haus des Zorns (2013) OT: The Harvest |
Poster | |
Regisseur | John McNaughton |
Release | Ab dem 23.11.2017 auf Blu-ray & DVD Ihr wollt den Film bei Amazon kaufen? Dann geht über unseren Treibstoff-Link: |
Trailer | |
Besetzung | Samantha Morton (Katherine) Michael Shannon (Richard) Natasha Calis (Maryann) Charlie Tahan (Andy) Peter Fonda (Großvater) Leslie Lyles (Großmutter) Meadow Williams (Sandra) |
Drehbuch | Stephen Lancellotti |
Filmmusik | George S. Clinton |
Kamera | Rachel Morrison |
Schnitt | Bill Pankow |
Filmlänge | 104 Minuten |
FSK | Ab 16 Jahren |
Chefredakteur
Kann bei ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT mitsprechen / Liebt das Kino, aber nicht die Gäste / Hat seinen moralischen Kompass von Jean-Luc Picard erhalten / Soundtracks auf Vinyl-Sammler / Stellt sich gern die Regale mit Filmen voll und rahmt nur noch seine Filmposter