„Tag-Team-Match“
Der große Streit wurde in einen Waffenstillstand umgewandelt. Die beiden Alpha-Titanen haben sich nicht gegenseitig die massiven Schädel eingeschlagen, denn im Vorgängerfilm GODZILLA VS. KONG (2021) wurde die Hohlerde entdeckt. Das heißt, ab sofort herrscht Godzilla an der Erdoberfläche über sein Titanenreich und Kong in der Hollow Earth unter der Oberfläche mit allen Annehmlichkeiten der Wildnis, Gravitationsspektakel inklusive. Doch wie uns der neuste Teil mit seinem x im Titel mitteilen will – das wird gern im Marketing benutzt, um Partnerschaften zwischen zwei Marken auszudrücken –, müssen sich die beiden wohl zusammentun, um eine noch größere Bedrohung zu bekämpfen. Was kann noch stärker als King Kong und Godzilla sein? Nichts. Und genau hier verliert der fünfte MonsterVerse-Streich seine komplette Spannung, bei den Gegnern. Denn die bestehen aus einem weiteren riesigen Primaten und einem Reptil in XXL mit – Achtung enorme Kreativität im Anmarsch – Kältestrahl. Aber zum Glück hat GODZILLA x KONG: THE NEW EMPIRE noch etwas mehr Handlung zu bieten, aber auch nur ein kleines bisschen mehr.
Handlung
Alltagsroutine für Kong in der Hohlerde: anderen, besonders hässlichen, Monstern Fallen stellen, unter dem Wasserfall duschen und die Beute auffuttern. Aber selbst als Riesengorilla hat man seine Probleme. Kong ist schrecklich einsam und ihn plagen Zahnschmerzen. Beim Dentalproblem kann geholfen werden. Das wissenschaftliche Imperium Monarch sorgt für den besten Monster-Zahnarzt: Trapper (Dan Stevens). Der operiert mit düsenbetriebener Zahnentfernung und sorgt für ein Ersatzprodukt in Übergröße. Für Dr. Ilene Andrews (Rebecca Hall) ist der gutaussehende Brite mit den friedlichen Absichten natürlich kein Unbekannter. Aber da wäre noch die Depression von Kong und die kann die junge Jia (Kaylee Hottle) deutlich wahrnehmen. Zudem werden auch noch seltsame Muster bei seismischen Aktivitäten festgestellt, die den anderen Großen auf dem Planeten zu seltsamen Verhalten anstiften. Es wird Zeit sich das Ganze genauer anzusehen. Und da Bernie (Brian Tyree Henry) aus den Filmen zuvor immer für Frohsinn auf seine verschwörungstheoretische Art gesorgt hat, wird der auch mit eingepackt. Es geht zurück nach Hohlerde: Kong, Andrews, Jia, Bernie, Trapper und ein Safety-Guy. Den letzten braucht man sich aber nicht lange merken, denn dem geht es gleich zu Beginn in Jurassic-Park-Manier ans schottische Leder.
Jetzt neu, aber ohne Ideen
Wer jetzt denkt, in GODZILLA x KONG keine Kaiju-Kämpfe in Metropolen zu Gesicht zu bekommen, irrt sich. Das wird nicht vergessen, aber die Hauptaction findet im Inneren der Erde statt. Denn hier ist noch Raum für Neues und die ein oder andere physikalische Gesetzmäßigkeit, die auf den Kopf gestellt wird. Im ersten Filmdrittel gibt es auch noch evolutionäre Monsterrätsel mit dem Homo Sapiens zu lösen, bevor es dann auf die radioaktive Kinnleiste gibt. Da kann man den Erfindern dieser neuen Welt eigentlich nur gratulieren, so dass die Filmreihe nicht unser Sonnensystem verlassen muss, um auf fremde Welten zu setzen. Man bleibt auf dem Heimatplaneten.
Ausgang nur durch die Merchandise-Abteilung
Aber das Grundproblem des Films sind die Neuerungen, die keine sind. Godzilla muss sich eine neue Energieversorgung suchen – aus blau wird lila – und Kong geht auf Ahnensuche. Denn unter der Hohlerde, gibt es eine weitere versteckte Welt – irgendwann sollten wir doch einmal im Erdkern angekommen sein – in der wir auf bekannte Dinge treffen: das Volk von Skull-Island, Kristallpower und Artgenossen von Kong. Die Primaten leben jedoch unter der Jurte eines miesen Herrschers namens Skar King. Wirbelsäulenpeitsche und Arbeitslager deuten nicht auf eine demokratische Legimitation hin. Seine Macht verdankt er einem in Ketten gelegten, eiszeitlichen Verwandten von Godzilla mit den drolligen Namen Shimo. Ihr merkt worauf das Ganze hinausläuft?
Man muss unweigerlich an Wrestling und die Tag-Team-Kämpfe denken, zwei gegen zwei und Unfairness ist gern gesehen. Außerdem kommen unweigerlich Gedanken an He-Man und seinen Tiger Battle Cat auf. Wenn sich dann alle im Finale mächtig vermöbeln, bereut man als Erwachsener keine Wunschzettel mehr schreiben zu können. Ein paar Actionfiguren aus GODZILLA x KONG: THE NEW EMPIRE würden garantiert darauf landen. Aber man ist dem Ganzen entwachsen und wenn hier keine inhaltlichen Aspekte Mehrwert bieten – GODZILLA II: KING OF THE MONSTERS (2019) ist zum Beispiel eine hervorragende Metapher auf geopolitische Kräfte unserer Zeit – reißt es einen dann doch immer wieder gelangweilt aus der Geschichte.
Fazit
Bis die Titelhelden in GODZILLA x KONG: THE NEW EMPIRE dann doch zusammenfinden und mächtig austeilen, muss man ganz schön lange warten. Aber dem neusten Titanen-Wrestling fehlt es einfach an coolen Schauwerten und spannenden Kämpfen. Da konnten die Vorgängerfilme wesentlich mehr bieten. Außerdem verletzt der Blockbuster die wichtigste Regel des Monsterfilms: die Screen Time der Titanen, darf die der Menschen nie übersteigen, denn sonst ist es eben nichts Besonderes mehr. Reine Empfehlung für Kaiju-Fanboys und -girls.
//Gesehen bei einer Pressevorstellung am 02.04.2024
Chefredakteur
Kann bei ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT mitsprechen / Liebt das Kino, aber nicht die Gäste / Hat seinen moralischen Kompass von Jean-Luc Picard erhalten / Soundtracks auf Vinyl-Sammler / Stellt sich gern die Regale mit Filmen voll und rahmt nur noch seine Filmposter