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Ghost in the Shell: Stand Alone Komplex – The Laughing Man | Filmkritik

Masamune Shirow hätte sich Ende der 80er Jahre bestimmt nicht vorstellen können, dass sein Manga GHOST IN THE SHELL auch 40 Jahre später immer noch kulturell begeistert und so manche seiner Zukunftsvision nun drohend über unseren Köpfen schwebt. Den meisten von euch wird der Anime aus dem Jahr 1995 von Mamoru Oshii bekannt sein. 2017 gab es sogar einen recht passablen Realfilm von Motoko Kusanagi mit Scarlett Johansson in der Hauptrolle. Das Franchise GHOST IN THE SHELL brachte es bis jetzt auf vier Kinofilme als Anime, besagten Realfilm, zwei Staffeln einer Anime-Fernsehserie, den dafür abschließenden Fernsehfilm und drei Videospiele. Wer die Kinofilme und den Manga liebt, ist auch nicht an der Fernsehserie vorbeigekommen. Ich selbst bin damals auf dem Musik-Sender MTV in den Genuss gekommen. Die Anime-Serie GHOST IN THE SHELL: STAND ALONE KOMPLEX (kurz S.A.C.) unter der Regie von Kenji Kamiyama brachte es auf zwei Staffeln mit je 26 Folgen und einem abschließenden Fernsehfilm.

© KSM Anime

Zu beiden Staffeln wurde ebenfalls je eine sogenannte OVA zusammengeschnitten. Die Story der Staffeln ist dieselbe, wurde aber lediglich auf schnittige zweieinhalb Stunden zusammengekürzt. In der Regel ist so etwas immer ein ganz schöner Detail- und Charaktertiefen-Killer, aber für Fans dieses Universums bieten die beiden OVAs eine spannende Konzentration der wichtigsten Handlung und können aber auch für Neueinsteiger in die Serie problemlos genutzt werden. Im Zuge des #Japanuary werde ich die beiden OVAs „The Laughing Man“ und Individual Eleven, sowie den Fernsehfilm „Solid State Society“ vorstellen und hoffentlich für manche von euch die Lanze brechen, welche anspruchsvollen Thematiken sich hinter der Serie verbergen. KSM Anime hat diese drei in Deutschland zum ersten Mal auf Blu-ray herausgebracht und das auch noch mit der korrekten deutschen Synchronisation. Unten findet ihr mehr Details zur Veröffentlichung.

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© KSM Anime

Handlung „The Laughing Man“

„Der Fall des lachenden Mannes“ ist die Erpressung von mehreren großen Pharmakonzernen durch einen Hacker, der durch sein IT-Talent unerreichbar zu sein scheint. Was „Laughing Man“ von der Erzählperspektive schon einmal besonders macht, ist dass es gefühlt in der Mitte des Kriminalfalls beginnt, weil diese OVA nach den Erpressungen beginnt. Der Lachende Mann hat zwei Eigenschaften, die ihn besonders machen: Er ist nicht nur eine Person, sondern viele. Das Logo wurde zu einer Marke und einem popkulturellen Symbol. Somit finden sich jede Menge Nachahmer, wo denen viele die Macht von wirtschaftlichen Großkonzernen anprangern. Die zweite beängstigende Fähigkeit ist es, sich in das Sehvermögen jedes Menschen hineinzuhacken.

© KSM Anime

Der Anime spielt in der Zukunft, genauer gesagt 2030, und fast alle Menschen haben einen körperlichen Zugang zum Netz über Anschlüsse, meist im Genick oder auch drahtlos. Der lachende Mann schafft es somit immer unsichtbar zu sein, weil er sich aus dem Sehvermögen potentieller Zeugen herausfiltert oder er legt das Logo über sein Gesicht. Das klingt vielleicht nach coolem Science Fiction, kann aber sehr beängstigend sein, wenn die visuelle Wahrnehmung manipuliert wird, wie es aktuell in machen Folgen von BLACK MIRROR auf NETFLIX schon gezeigt wird.
Sektion 9, worin Major Motoko Kusanagi die Ranghöchste ist, ist eine unabhängige Einheit, die ausschließlich dem Innenminister unterstellt ist. Sie soll nun diesen äußerst komplexen Fall lösen, denn der lachende Mann ist wieder zurückgekehrt.

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© KSM Anime

Weniger ist manchmal mehr

Ich hatte die Serie seit der Fernsehausstrahlung nicht mehr gesehen, was nun fast 15 Jahre her ist. Der eigene Geschmack ändert sich in dieser Zeit und viele gemachte Filmerlebnisse beeinflussen sicherlich auch diesen Rückblick. Aber ich kann mich sehr gut erinnern, dass mich die Folgen der Serie mit ihrer philosophischen Perspektive sowie durch die äußerst komplexe Handlung in ihren kurzen 25 Minuten stets gefesselt hatten. Die Tachikomas haben damals schon genervt, das tun sie auch heute noch, aber zum Glück sind sie bei diesem OVA recht häufig dem Schneidetisch zum Opfer gefallen. Ich hätte gar nicht erwartet, dass dieser Bann der Serie sich auch wieder in „The Laughing Man“ bei mir entwickelt, weil die Thematik und die gewöhnungsbedürftige Inszenierung immer noch ihren Reiz haben.

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© KSM Anime

Animes sind teuer, auch wenn hier viel Computeranimation im Spiel ist. Jede Bewegung einer Figur verlangt nach Arbeitszeit in der Produktion. GHOST IN THE SHELL S.A.C. ist jetzt nicht so actionreich wie man erwartet, sondern stark dialoglastig. Hier herrscht immer noch Polizeiarbeit vor. Das bedeutet viele Fakten, Beweise und Daten, die uns Zuschauern erklärt werden müssen. Zum Glück fasst Major Motoko in ihren aufreizenden Outfits immer wieder wichtige Fakten zusammen, aber auch die Lippenbewegung verlangt nach Arbeit am „Zeichenbrett“. Deswegen geht man dazu über, das ist bei vielen älteren Animes auch oft zu sehen, eben nicht den Sprechenden zu zeigen oder die Lippen nicht im Bildausschnitt zu haben. Wenn man nur die Augen der Figuren sieht während sie dazu sprechen, entsteht nicht nur für Kenner von SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD eine besonders aufgeladene Stimmung.

© KSM Anime

Es  werden aber auch noch stimmungsvolle Aufnahmen von der Umgebung oder dem Umfeld gezeigt, während Monologe oder Dialoge geführt werden. Diese „Sparmethode“ gelingt für mich perfekt und lässt den Zuschauer noch genauer zuhören, was bei diesem komplexen Fall mit den vielen fremdklingenden Namen, eine Herausforderung werden kann. Persönlich kann ich nicht vorhersagen, ob dies für Anime-Neulinge aus diesem Jahrzehnt immer noch den Reiz entwickelt, den es auf mich hat, aber es ist inszenatorisch noch sehr lehrreich.

© KSM Anime

Fazit

Für mich ist der Zeitsprung perfekt gelungen und GHOST IN THE SHELL: STAND ALONE COMPLEX „The Laughing Man“ entwickelt durch seine Korruptionsgeschichte der Pharmakonzerne einen spannenden, aktuellen Sog. Das Ende hat es ohne große Action immer noch in sich und ich bin wieder süchtig nach dem Universum „Ghost in the Shell“. Diese OVA ist nicht nur für Fans als Konzentrat der ersten S.A.C. Staffel empfehlenswert, sondern auch für Neueinsteiger, die auch einem längeren, komplexen Dialog folgen möchten ohne ständige Explosionen zu sehen.

© KSM Anime

Die Blu-ray

ghost in the shell stand alone complex laughing man Steelbook
Cover des limitierte FuturePak © KSM Anime

KSM Anime hat den im Original betitelten „Kôkaku kidôtai: Stand Alone Complex – The Laughing Man“ nun mit original deutscher Synchronisation auf Blu-ray herausgebracht. Die Bildqualität ist gut, wobei sich die Animation mit ihrem Alter von über 15 Jahren  natürlich bemerkbar macht. Der Ton liegt in DTS-HD 5.1  in der deutschen Synchronisation vor, Japanisch kann in der gleichen Qualität angewählt werden. Das gute Stück ist im „Limited FuturePak“ mit  Steel-Edition herausgekommen, welche auf 2.000 Stück limitiert ist, einen wirklich sauberen Druck vorweist und als Goodie noch eine J-Card beinhaltet. Als Bonusmaterial kann ich das 30-minütige Making of empfehlen, worin man erfährt, was dieser „Zusammenschnitt“ so besonders macht. Eine durchweg schöne und resepktvolle Veröffentlichung für Fans von GHOST IN THE SHELL. Warum das Ganze auch noch auf DVD zu haben ist, weiß ich nicht – oder gibt es unter den Anime-Fans noch jemanden mit einem DVD-Player zu Hause?

TitelGhost in the Shell: Stand Alone Complex - The Laughing Man (2005)
OT: Kôkaku kidôtai: Stand Alone Complex - The Laughing Man
RegisseurKenji Kamiyama
Poster
ReleaseBlu-ray & DVD im FuturePak (Metall Case) (limitiert auf 2.000 Stück & 1.000 Stück)
bei Anime-Planet kaufen
Auf Amazon kaufen
Trailer
ComicvorlageNach der Geschichte des Mangas GHOST IN THE SHELL von Shirow Masamune
DrehbuchJunichi Fujisaku
Yoshiki Sakurai
Dai Satô
Shotaro Suga
Art DirectorYusuke Takeda
MusikYôko Kanno
Technische DatenBlu-ray
Bildformat: 1,85:1 (HD 1080p)
Tonformat: Deutsch & Japanisch (DTS-HD Master Audio 5.1)
Untertitel: Deutsch
Filmlänge160 min
AltersfreigabeAb 16 Jahren freigegeben

 

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