„Ghost in the Shell – Remix“
Mit diesem Fernsehfilm schließt die bekannte Stand-Alone-Complex-TV-Serie des GHOST-IN-THE-SHELL-Franchise ab. Wir haben bereits die Filme THE LAUGHING MAN und INDIVIDUAL ELEVEN als Zusammenschnitte (OVA) von Staffel 1 und Staffel 2 vorgestellt. KSM Anime ist dem Motto „Alle guten Dinge sind drei“ gefolgt und hat diesen Film zeitgleich im schönen FuturePak veröffentlicht. Was kann SOLID STATE SOCIETY jedoch bieten, fehlt die Substanz der umfangreicheren Episoden und versteht sich der Film überhaupt als Schlusspunkt?
Handlung
Major Motoko Kusanagi hat Sektion 9 verlassen. Der Chief denkt jedoch nicht an Aufgeben und vergrößert die unabhängige Spezialeinheit um mehr Abteilungen und Personal. Togusa leitet sogar ab sofort Sektion 9, zum Missfallen von Batou. Aber es gibt keine Zeit sich mit internen Machtkämpfen zu beschäftigen, denn der selbsternannte Puppenspieler treibt sein Unwesen. Dieser bricht in das Cyberbrain bekannter Angehöriger eines Ex-Diktators ein und bringt sie dazu Selbstmord zu begehen. Mit Mikromaschinen will er ebenfalls einen Terroranschlag verüben. Jedoch ist der Fall viel komplexer als Sektion 9 denkt, denn das Gesundheits-Überwachungssystem und 20.000 entführte Kinder spielen auch noch eine Rolle. Da ist es umso besser, dass Motoko nicht wirklich ihren Job hingeworfen hat.
Holpriger Start
Langsam hat man sich ja daran gewöhnt, bei GHOST IN THE SHELL: S.A.C. in die Handlung hineingeworfen zu werden. Aber SOLID STATE SOCIETY ist ein eigenständiger Film und deswegen gibt es hierfür keinen Grund. Allerdings zeugt es bei Regisseur Kenji Kamiyama von Faulheit, dass der Zuschauer sich die vergangenen zwei Jahre mit Hilfe handlungsunwichtigen Dialogen zusammenreimen muss. Die neue Animationstechnik ist in ihrer Weiterentwicklung jedoch perfekt gereift. Es sind nur noch wenige visuelle Brüche zwischen 3D-Animation und schöner Anime-Zeichnung vorhanden. Das Cyberpunk-Universum wirkt wie aus einem Guss. Aber auch hier fehlen die ikonischen Stadtlandschaften und ein paar atmosphärische Bilder. SOLID STATE SOCIETY folgt ganz strickt dem Polizeifall. Selbst die bekannten politischen Zusammenhänge werden im Tachikoma-Galopp abgehandelt.
An die neuen deutschen Synchronsprecher muss man sich erst einmal gewöhnen. Hier wurden nicht nur ein paar ausgewechselt, sondern gleich alle. Je mehr man sich aber an die neuen Stimmen mit den bekannten Gesichtern gewöhnt, umso besser taucht man wieder in den komplexen Fall ein. Warum Motoko hier einen egoistischen Alleingang vollführt, bleibt bis zum Ende jedoch ein Rätsel.
Aktuelle Thematik
Was GHOST IN THE SHELL: S.A.C. – SOLID STATE SOCIETY wieder einmal besonders gut gelingt, ist die Lösung des Falls, welcher gesellschaftliche Probleme anspricht. Vielleicht ist der radikal nationalistische Abgeordnete zum Ende etwas zu viel, aber das Problem der immer älter werdenden Bevölkerung Japans wird in diesem Verbrechen sinnig eingewebt. Jedoch fehlt der Geschichte ein spannender körperlicher Gegner mit dem Batou oder Motoko ihre Kräfte messen können. Die Figur des Puppenspielers ist ja bereits aus dem ersten Anime von 1995 bekannt. Man kann sich hier ein paar Parallelen zusammenreimen, die jedoch keine Hand und Fuß haben. Warum gerade dieser Gegner seinen Namen „Puppet Master“ hergeben muss, erschließt sich nicht. Wohingegen die Finale der Vorgänger noch mit einem anspruchsvollen und realistischen Action-Dauerfeuer dienen konnten, verpufft hier der Showdown im wahrsten Sinne des Wortes mit einem Kopfschuss. Auch die dramaturgisch überladenen letzten Szenen, für welche Animes immer bekannt sind, werden nicht bedient. Der Puppenspieler als Widersacher bleibt komplex, digital und ungreifbar bis zum Ende von SOLID STATE SOCIETY.
Fazit
Auch wenn kein richtiges Ghost-in-the-Shell-Feeling aufkommen will, ist SOLID STATE SOCIETY für einen entspannten Cyberpunk-Nachmittag eine Empfehlung wert. Die stimmige Animation hat nun endlich ihre stilistische Fusion mit den 3D-Fragmenten besiegelt und das gesellschaftsaktuelle Thema Überalterung lässt keine Langeweile aufkommen. Selbst wenn es sich nur wie ein Remix anfühlt: Einstöpseln und Abtauchen.
Blu-ray
Die Blu-ray im FuturePak von KSM Anime lässt keine Wünsche offen und macht im Filmregal mit den beiden anderen Releases eine glänzende Figur. Für die neuen Synchronsprecher kann KSM nichts, die wurden bereits 2015 von Nipponart beauftragt. Die nachträglich entwickelte 3D-Fassung, welche den Film 2011 noch einmal in die japanischen Kinos beförderte, ist wie bei dem Nipponart-Release von 2015 auch nicht dabei. Braucht aber auch keiner. Das Bonusmaterial umfasst eine volle Stunde: Vom Ghost-in-The-Car bis zur Erklärung des Anime ist alles dabei. Wem GHOST IN THE SHELL: S.A.C. – SOLID STATE SOCIETY noch fehlt, der kann bedenkenlos zugreifen, wer jedoch die Blu-ray von 2015 schon hat, kann sein Geld in andere Animes investieren, denn einen Tausch wegen eines Mehrwerts gibt es hier nicht.
Titel | Ghost in the Shell: Stand Alone Complex - Solid State Society (2005) OT: Kôkaku kidôtai: Stand Alone Complex - Solid State Society |
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Regisseur | Kenji Kamiyama |
Poster | |
Release | Blu-ray & DVD im FuturePak (Metall Case) (limitiert auf 1.000 Stück & 1.000 Stück) im Anime-Planet kaufen Auf Amazon kaufen |
Trailer | |
Comicvorlage | Nach der Geschichte des Mangas GHOST IN THE SHELL von Shirow Masamune |
Drehbuch | Kenji Kamiyama Yoshiki Sakurai Shotaro Suga |
Art Director | Yusuke Takeda |
Musik | Yôko Kanno |
Schnitt | Junichi Uematsu |
Technische Daten | Blu-ray Bildformat: 1,85:1 (HD 1080p) Tonformat: Deutsch & Japanisch (DTS-HD Master Audio 5.1) Untertitel: Deutsch |
Filmlänge | 108 min |
Altersfreigabe | Ab 16 Jahren freigegeben |
Chefredakteur
Kann bei ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT mitsprechen / Liebt das Kino, aber nicht die Gäste / Hat seinen moralischen Kompass von Jean-Luc Picard erhalten / Soundtracks auf Vinyl-Sammler / Stellt sich gern die Regale mit Filmen voll und rahmt nur noch seine Filmposter
In der Hit-and-Miss-Filmografie von Kamiyama sehe ich dieses Werk ja eher als Miss. Ich glaube er kann nur genial oder belanglos. „Solid State Society“ geht praktisch alles ab, was die beiden vorangehenden Staffeln großartig gemacht hat. Ich hab‘ neun Jahre auf die deutschsprachige Veröffentlichung gewartet und war einfach nur Mega enttäuscht.