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Ghost in the Shell S.A.C – Individual Eleven | Filmkritik

„Sektion 9 im Außeneinsatz“

Sektion 9 musste in ihrer vorherigen Mission dem lachenden Mann fast alles opfern. Selbst ihre Operationsbasis explodierte zum Ende der Staffel. Aber Chief Aramaki kriegt keiner so leicht unter und nachdem er ein paar Strippen gezogen hat, ist die Spezialpolizei-Einheit um Motoko wieder in Betrieb, um sich dieses Mal den „Unabhängigen Elf“ zu stellen. Dieser Film ist ein Zusammenschnitt (OVA) der zweiten Staffel des GHOST IN THE SHELL: STAND ALONE COMPLEX, welcher KSM Anime auf Blu-ray nun veröffentlicht hat. Warum dieser Teil sich ein bisschen an der thematischen Komplexität verhebt, erfahrt ihr nach einem kurzen Handlungsintro.

Kuze und die „Unabhängigen Elf“ // © KSM Anime

Handlung

2032, Sektion 9 ist wieder voll ausgestattet, was sie auch der neuen Premierministerin Yoko Kayabuki zu verdanken haben. Sie bekommen es auch gleich mit einer Terrorzelle zu tun, die sich die „Unabhängigen Elf“ nennt, die unterschiedlichste Verbrechen begeht, welche aber zu Beginn keinerlei Zusammenhang ergeben. Als sich die Mitglieder der Terrorzelle auf einem Hochhaus gegenseitig umbringen wollen, entkommt nur einer: Kuze. Dieser hat ganz andere Pläne als neuer Messias der Kriegsflüchtlinge in Japan. Außerdem taucht noch der doppelgesichtige Chef eines neu gegründeten Nachrichtendienstes des Kabinetts auf, Kazundo Gouda.

© KSM Anime

Außenpolitik ist keine Polizeiarbeit

Es ist nicht leicht herauszufinden, warum ausgerechnet dieser Teil seine Zuschauer nicht gänzlich fesselt wie der Vorgänger THE LAUGHING MAN. Dabei sind alle Schrauben an den richtigen Stellen der Geschichte angezogen: Der Fall bekommt durch die Flüchtlingsthematik internationales Gewicht, es gibt gleich zwei Gegner: Hideo Kuze und Kazundo Gouda sowie zum Ende des Films gibt es noch jede Menge spektakuläre Action. Dies alles spielt sich in einem Szenario ab, welches glaubwürdig ist. Soldaten werden in weit entfernte Kriegsgebiete entsendet und leiden unter posttraumatischem Stress. Menschen fliehen aus den Kriegsgebieten und werden in Gebieten isoliert. Politische Parteien nutzen diese schwierige Lage, um die Regierung unter Druck zu setzen. Kommt einem dies nicht bekannt vor?

Angriff auf Dejima // © KSM Anime

Das Grundproblem, warum GHOST IN THE SHELL: S.A.C – INDIVIDUAL ELEVEN nicht komplett in den eigenen Bann zieht, ist der falsche Zuständigkeitsbereich. Sektion 9 gehört immerhin zur Polizei. Es wird zwar immer wieder darauf hingewiesen, dass es nur ihnen durch ihren Unabhängigkeitsstatus gelingen kann, die Verschwörung aufzudecken. Aber dennoch, das Ganze fühlt sich einfach eine Nummer zu groß an. In dieser OVA wird man auch recht schnell ins Hauptgeschehen geworfen und vermisst ein paar ausführlich erklärte Zusammenhänge. Die Vergangenheit von Kuze wird sehr einfühlsam und verständlich erzählt. Ihm kauft man den Messias bis zum Showdown ab, auch wenn er zum Ende die tragischste Figur des ganzen Vorfalls wird.

Hideo Kuze: Gegner oder Verbündeter? //© KSM Anime

Hideo Kuze der Retter

So richtig Happy-End-Stimmung will sich nämlich nach Filmende nicht einstellen, da Kuze doch mit gutem Willen an die Sache herangegangen ist. So ist es auch bei ihm wieder einmal besonders schön zu sehen, was japanischen Animes immer gut gelingt: Ein bipolarer Bösewicht. Kuzes Beweggründe sind schlüssig mit seiner Vergangenheit verknüpft und der Mensch, welcher gefangen in diesem Tötungs-Cyber-Körper (Immortal) ist, bleibt für uns einer der Guten, auch wenn er einige Menschen auf dem Gewissen hat. Wohingegen der alles voraussehende Schurke Kazundo Gouda mit seinem Two-Face zu oberschlau daherkommt und seine Beweggründe in diesem Film kaum geklärt werden. (Werden sie es denn in der kompletten Staffel GHOST IN THE SHELL: S.A.C. 2nd GIG?)

© KSM Anime

Das große Finale auf Dejima und auch der alles entscheidende Einsatz der Tachikomas, lässt die Finger noch einmal vor Spannung in die Couch versinken. Hier merkt man gleich, warum zu Beginn so viele Serien-Szenen der Schere zum Opfer gefallen sind, denn das Finale ist fast komplett übernommen worden. Aber hier vermisst man trotzdem das Ghost-in-the-Shell-Teamwork. Batou tritt natürlich in seiner ehrlichen und hier auch eifersüchtigen Art gegen Kuze an. Auch Ishikawa bekommt endlich mal ein paar Zeilen mehr als sonst. Aber Saito, Pazu und Togusa wirken in dieser Geschichte nur wie Soldaten. Ein spannendes Team, welches durch seine einzelnen Fähigkeiten als Sieger hervorgeht, sieht eindeutig anders aus. Auch Proto, als neues Mitglied von Sektion 9 und Prototyp eines Bioroiden, wirkt etwas zu elfenhaft. Aber bei dieser neuen und spannenden künstlichen Intelligenz mit fast menschlichem Köper, liegt Potential für neue komplexe Geschichten. Wir werden sehen, ob sie erzählt werden.

Batou // © KSM Anime

Fazit

Wenn es einer Serie gelingt, sich so einem komplexen außenpolitischen Thema zu nähern, dann der GHOST-IN-THE-SHELL-Reihe. Auch wenn dies leider zu Ungunsten der dramaturgischen Polizeiarbeit und der Stärken des Teams geschieht, ist GHOST IN THE SHELL: S.A.C – INDIVIDUAL ELEVEN eine spannende Geschichte. Die gesellschaftspolitischen Fragen darin finden einen gelungen Schlusspunkt, auch wenn dieser leider nicht positiv für die Menschheit ausfällt.

 

Das Release

Das FuturePak-Cover von KSM

Die Blu-ray von KSM Anime kommt wieder in einem schönen limitierten FuturePak in die Hände der Fans. Sie ist auf 2.000 Stück limitiert, zeigt ein gutes HD-Bild mit 5.1 Surround-Sound in Japanisch und Deutsch. Leider ist das Motiv der Rückseite dieses Mal nicht wirklich ansprechen. Das sieht ganz und gar nicht wie Motoko aus, vom Körperbau wie auch von ihrem Gesicht. Die deutsche Synchronisation bringt alle bekannten Sprecher der Figuren wieder zusammen und Bösewicht Gouda wird  sogar von Udo Schenk (Ray Liotta, Gary Oldman, Ralph Fiennes) vertraut synchronisiert. Auf der Seite der Synchron-Datei findet ihr alle deutschen Sprecher zum Film. Das Bonusmaterial umfasst ein 30-minütiges Interview zwischen Motokos Originalsprecherin Atsuko Tanaka und dem Regisseur Kenji Kamiyama sowie einen kurzen Clip mit den Tachikomas.
Für GHOST-IN-THE-SHELL-Fans ein Blindkauf.

TitelGhost in the Shell: S.A.C. 2nd GIG - Individual Eleven (2006)
OT: Kôkaku kidôtai: S.A.C. 2nd GIG - Individual Eleven
RegisseurKenji Kamiyama
Poster
ReleaseBlu-ray & DVD im FuturePak (Metall Case) (limitiert auf 2.000 Stück & 1.000 Stück)
im Anime-Planet kaufen
Auf Amazon kaufen
Trailer
ComicvorlageNach der Geschichte des Mangas GHOST IN THE SHELL von Shirow Masamune
DrehbuchKenji Kamiyama
Shirow Masamune
Art DirectorKazuki Higashiji
Yusuke Takeda
MusikYôko Kanno
Technische DatenBlu-ray
Bildformat: 1,85:1 (HD 1080p)
Tonformat: Deutsch & Japanisch (DTS-HD Master Audio 5.1)
Untertitel: Deutsch
Filmlänge162 min
AltersfreigabeAb 16 Jahren freigegeben

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