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Furiosa: A Mad Max Saga (2024) – Filmkritik

„The Dog Days are not over yet.”

George Miller hat (wieder) bewiesen, dass neue Actionfilme spannend, packend und verdammt cool sein können. Nach MAD MAY: FURY ROAD (2014) konnte man skeptisch sein, ob es ihm noch ein weiteres Mal gelingen kann, die Kinnladen des Publikums nach unten fallen zu lassen. Zehn Jahre nach Tom Hardy und Charlize Theron, steigt nun Anya Taylor-Joy in die Stiefel und erzählt die Geschichte der Truckpilotin im Prequel FURIOSA: A MAD MAX SAGA, blutig, feurig und wortkarg.

© 2024 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.

Handlung

Zur Handlung sollte man gar nicht viele Worte verlieren, denn der Trailer ist glücklicherweise inhaltsschwach und stimmt nur optisch auf dieses Brennstoff-Abenteuer ein. So viel in Kurzform: Die junge Furiosa (Alyla Browne) lebt in einer friedlichen, solidarischen Gemeinde auf, während sich die Welt immer mehr in das uns bekannte Wasteland verwandelt. Sie wird jedoch eines Tages von einer Biker-Gang unter der Führung von Dementus (Chris Hemsworth) entführt. Über 15 Jahre hinweg gibt es ein Kräftemessen zwischen den unzähligen Bikern unter Dementus und dem Herrscher der Zitadelle Immortan Joe (Lachy Hulme). Furiosa (Anya Taylor-Joy) ist in diesem Kräftemessen mittendrin und kann sich schwer zwischen Rache und Heimkehr entscheiden.

Photo Credit: Jasin Boland © 2024 Warner Bros. Feature Productions Pty Limited and Domain Pictures, LLC. All Rights Reserved.

Gasolin

Im Jahr 2014 kam einem FURY ROAD im Kino noch wie eine irre Metapher für eine weit entfernte Zukunft vor. Man hat sich gern auf die verrückten Charaktere und seltsamen Religionen der Verbrennermotoren, Inzucht und des Märtyrertums eingelassen. Ein Jahrzehnt später schmeckt diese Welt etwas bitterer. Globale Pandemie, Krieg in Europa, Cyber- und Handelskriege zwischen Ost und West und die anstehende Technologiewelle der KI macht unsere heutige Nachrichtenwelt in einen Schauplatz der Polykrisen. Kann man uns in einer solchen Zeit das grausame Ende der Menschheit in einem Feuerball aus Blut, Folter und Krieg auf der Leinwand noch unterjubeln? FURIOSA: A MAD MAX SAGA gelingt das ganz hervorragend mit einem einfachen Trick – wenig Dialog. Bereits in den vorherigen Teilen haben immer schon die Bösewichte am meisten geredet, geradezu schwadroniert.

Photo Credit: Jasin Boland © 2024 Warner Bros. Feature Productions Pty Limited and Domain Pictures, LLC. All Rights Reserved.

FURIOSA beginnt mit einer, wie könnte es anders sein, Verfolgung. Die Inszenierung von George Miller besteht aus Bildern, Schnitten, Stunts und geschmeidigen Kamerafahrten. Wir als Publikum müssen mitdenken, verstehen nicht immer sofort, warum wer was tut und werden somit perfekt in diesen brutalen Überlebenskampf aus Hitze und Sand hineingezogen. Denn mit Sympathie für Figuren knausert der Film. Die Protagonistin wird einen Arm verlieren, aber überleben. Das wissen wir, aber sonst gibt es keinerlei Helden. Ganz ohne männliche Unterstützung auf der Seite „der Guten“ kommt der Film dann doch nicht aus und Miller zaubert den charismatischen Tom Burke als Praetorian Jack aus dem Hut. Optisch setzt er noch ein blinkendes Chrom-Ungetüm, welches den War Rig in den Schatten stellt, obendrauf.

Photo Credit: Jasin Boland © 2024 Warner Bros. Feature Productions Pty Limited and Domain Pictures, LLC. All Rights Reserved.

Eine Saga in fünf Teilen

In fünf Kapiteln erzählt FURIOSA: A MAD MAX SAGA die Katharsis einer jungen Frau in einer Welt der Patriarchen mit Treibstoff, Kugeln und Nahrungsmonopol. Die Geschichte bleibt ihrer dystopischen Kapitalismuskritik treu, doch es gibt wenig Perspektive. Den „Safe Haven“ wird es nicht geben und man sieht förmlich die Rache in jedem Blickwinkel. Die Biker-Horde unter Dementus bringt noch einmal eine neue Art der Endzeit-Gesellschaft auf den Plan. Aber auch hier gilt, der zäheste Hund wird überleben. Alle hören auf einen und der Rest wird sich selbst überlassen. Interessanterweise lässt Miller mit seinen Co-Autoren Brendan McCarthy und Nico Lathouris diese Truppe an ihrem anarchischen System zerbrechen. Erst dadurch, dass sie sesshaft werden und nicht mehr wachsen können, ziehen sie das ganze Wasteland in einen Krieg. Expansion, um zu überleben, auch hier findet sich Kritik an aktuellen Systemen.

Photo Credit: Jasin Boland © 2024 Warner Bros. Feature Productions Pty Limited and Domain Pictures, LLC. All Rights Reserved.

Filmisch macht die Geschichte zum Finale etwas Unerwartetes und ergötzt sich nicht an Massenschlachten im Krieg – keine Sorge, beeindruckende Actionszenen gibt es ohne Ende – sondern läuft auf ein Duell in der Wüste hinaus: Mann gegen Frau, Unterdrückter gegen Unterdrückte. So ein fokussiertes Finale spielt noch einmal alle Stärken der Inszenierung aus und bleibt seinem System treu. Es endet, wie es auch begonnen hat, in den Wüstendünen.

Photo Credit: Jasin Boland © 2024 Warner Bros. Feature Productions Pty Limited and Domain Pictures, LLC. All Rights Reserved.

Fazit

Es ist wieder ein irrer Ritt in die australische Ödnis geworden. FURIOSA: A MAD MAX SAGA ist überragend, voll spannender Momente, voll elender Taten und dystopischem Glauben. Aber leider auch nur mit ganz wenig Hoffnung und davon brauchen wir aktuell viel mehr. Mehr Furiosas und weniger machtbesessene Männer!

© Christoph Müller

//Gesehen bei einer Pressevorstellung am 16.03.2024

 

Titel, Cast und CrewFuriosa: A Mad Max Saga (2024)
Poster
ReleaseKinostart: 23.05.2024
RegisseurGeorge Miller
Trailer
BesetzungAnya Taylor-Joy (Furiosa)
Chris Hemsworth (Dementus)
Tom Burke (Praetorian Jack)
Lachy Hulme (Immortan Joe)
Nathan Jones (Rictus Erectus)
Angus Sampson (The Organic Mechanic)
Elsa Pataky (Vulvalini-General / Mr. Norton)
Alyla Browne (junge Furiosa)
DrehbuchGeorge Miller
Nico Lathouris
KameraSimon Duggan
MusikJunkie XL
SchnittMargaret Sixel
Eliot Knapman
Filmlänge148 Minuten
FSKab 16 Jahren

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