„Tag-Team-Fight“
Was für ein Filmtitel. Wenn man das Beitragsbild nicht hätte, würde man gleich an den ungelenken blassen Kerl mit den großen Schrauben im Hals denken. Der Untertitel würde vielleicht auf seine Nachkommenschaft hindeuten. Aber alles weit gefehlt, denn hier wurde wieder einmal Schindluder mit der „Übersetzung“ des zwölften Godzilla-Films getrieben, was leider eine lange Tradition hat. Im Original heißt der Kaijū-Film Chikyū kogeki meirei: Gojira tai Gaigan. Es gibt aber auch einen treffsicheren Titel, der hierzulande manchmal in den TV-Programmen erstrahlte: GODZILLA UND DIE RIESENKÄFER. In den USA gönnte man sich einen Titel für das Wesentliche: GODZILLA VS. GIGAN. Dieses Titel-Gewurschtel soll uns nicht aufhalten, denn wir wollen wissen, ob Godzilla ein paar ordentliche Schläge austeilt und der Modellbau immer noch ein Augenschmaus ist. Ach ja, eine Story gibt es auch noch:

Inhalt
Der junge Manga-Zeichner Gengo Kotaka (Hiroshi Ishikawa) soll sich endlich mal einen vernünftigen Job suchen. Aber er kann von seinen Monsterkreationen nicht ablassen und versucht immer wieder seine Ideen an Verlage zu verkaufen. Da kommt Karate-Freundin Yuriko Hisimi (Tomoko Tomoe) mit der Idee, er solle sich doch als Designer beim kommenden Godzilla-Kinder-Vergnügungspark bewerben. Die Einstellung klappt auch auf Anhieb, jedoch scheinen seine Chefs: Ein 17-jähriger Intelligenz-Bengel und ein verrückter Professor, irgendetwas auszuhecken, etwas Großes. Es wird Zeit, dass Godzilla von seiner gemütlichen Monsterinsel herüberschwimmt und sich wieder einmal für die Rettung der Menschheit einsetzt.

Brutalster Teil
Ganz ruhig, denn trotz dieses angeblichen Superlativs bleibt der Film familientauglich. Es sind Männer in Kostümen, die sich über brennende Modellbauplatten rollen. Die Grundstory hat viel Science-Fiction-Essenz: Außerirdische, die sich einen neuen Planeten zur Kolonialisierung suchen, weil sie ihren eigenen durch Umweltverschmutzung zerstört haben. Aber zum Ende verliert FRANKENSTEINS HÖLLENBRUT die Geschichte aus den Augen, dient seinen Fans treu mit Monster-Gekloppe und fährt mit einem Team-Up auf, welches WWF-Qualitäten hat: Godzilla & Anguirus vs. Ghidora & Gigan. Die bringen neben dem bekannten Blitzlichtgewitter aus Plasma speienden Mäulern auch eine Kreissäge bei Monster-Cyborg Gigan mit, die im Zweikampf jedoch kaum zum Einsatz kommt. Die anfangs eingeblendeten Sprechblasen, mit denen die Kommunikation von Godzilla mit seinen Monsterfreunden für uns übersetzt wird, sorgen für Lacher. Im Showdown hätte man sich mehr von diesem Manga-Stil gewünscht anstelle der endlosen Kreischorgie.

Der Modellbau ist wie immer eine wahre Pracht. Die Spezialeffekte wechseln sich mit Statisten-Aufnahmen ab. Diejenigen, die zum ersten Mal in die Godzilla-Reihe einsteigen, können das genießen, aber Fans werden so manche Szenen bekannt vorkommen. Regisseur und Ishirō-Honda-Schüler Jun Fukuda hat sich großzügig bei den Vorgängerfilmen BEFEHL AUS DEM DUNKEL oder FRANKENSTEINS MONSTER IM KAMPF GEGEN GHIDORAH bedient. Recycling gab es eben auch schon in den 70er Jahren.

Zum Release

Anolis Entertainment hat sich nicht nur einen Namen bei Filmsammlern mit Gruselklassikern gemacht, sondern mit der sukzessiven Veröffentlichung der klassischen Godzilla-Filme. Die Erstauflagen sind streng limitiert und haben neben einem Metall-Case auch Bonusmaterial und Audiokommentare u.a. von Kaijū-Mastermind Jörg Buttgereit an Bord. Da diese Editionen schnell vergriffen sind und auf Grund der hohen Produktions- und Lizenzkosten nicht jedermanns Budget entsprechen, legt Anolis einige Filme im Amaray-Format neu auf. Hier muss man auf das Bonusmaterial verzichten, kann sich jedoch an der schönen Restaurierung und bestem Ton erfreuen. Die deutsche Synchronisation ist gut abgemischt, der Hauptdarsteller wird sogar von Terence-Hill-Synchronsprecher Thomas Dannerberg gesprochen. Da kommen sonntägliche Nostalgiegefühle auf. Es handelt sich hierbei um die 89-minütige Langversion, welche im Film für zehn Minuten auf Originalsprache mit Untertitel wechselt, da die deutsche Urversion nur 75 Minuten lang ist.

Fazit
Für Fans von Monster- und Kaijūfilmen ein Blindkauf, aber für Frischlinge im Sektor eine doch recht zähe Angelegenheit, wenn Godzilla sich immer wieder theatralisch auf dem Boden herumrollt. Der Modellbau und die Spezialeffekte sind dank des Tōhō-Studios trotz Budget-Sparbremse wie immer ein Genuss.
Chefredakteur
Kann bei ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT mitsprechen / Liebt das Kino, aber nicht die Gäste / Hat seinen moralischen Kompass von Jean-Luc Picard erhalten / Soundtracks auf Vinyl-Sammler / Stellt sich gern die Regale mit Filmen voll und rahmt nur noch seine Filmposter