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Fast and Furious: Hobbs und Shaw (2019)

Fast & Furious Presents: Hobbs & Shaw (2019) – Filmkritik

„Abseits der Straße“

2020 geht die Fast & Furious-Reihe in ihre neunte Runde. Vorher gibt es dieses Jahr aber eine kleine Umleitung in Form eines Spin-Offs mit dem wenig eleganten Titel: FAST & FURIOUS PRESENTS: HOBBS AND SHAW. Der Streifen muss jetzt ohne Oberhaupt Vin Diesel (xXx, THE FAST AND THE FURIOUS) alias „Dom“ Toretto auskommen, hat dafür aber mit Dwayne Johnson (JUMANJI, SKYSCRAPER) und Jason Statham (TRANSPORTER, CRANK) zwei aus der Reihe bekannte Gesichter parat. Auf dem Regiestuhl nimmt Actionspezialist David Leitch (ATOMIC BLOND, DEADPOOL 2) Platz. Eine interessante Mischung hat sich somit versammelt und die ersten Trailer lassen auf einen actiongeladenen und überzogenen Sommer-Blockbuster hoffen. Viel Action, noch mehr Testosteron und den ein oder anderen Gag, ob HOBBS & SHAW mit dieser Formel funktionieren und was euch sonst noch so erwartet, sollt ihr hier auf dem Fluxkompensator erfahren.

Fast and Furious: Hobbs und Shaw (2019)
Dwayne Johnson (Luke Hobbs) // © Universal Pictures

Inhalt

Die MI6-Agentin Hattie Shaw (Vanessa Kirby) sitzt ganz schön in der Klemme. Nachdem ihr Team während eines Einsatzes überfallen wurde, wird sie nun für den Diebstahl eines tödlichen Virus verantwortlich gemacht. Dabei wurde ihr Gruppe in Wirklichkeit von einer geheimen, kriminellen Organisation überfallen. Diese wollen das Virus benutzen, um die Menschheit auszudünnen, die schwachen unterlegenen Menschen und zu befreien. Hattie Shaw wird nun nicht nur vom britischen Geheimdienst gejagt, sondern ist zusätzlich vor der Bösewicht-Organisation auf der Flucht. Um sie zu finden, setzen der MI6 und die CIA ihrerseits zwei Spezialisten ein. Auf der Seite der CIA Luke Hobbs (Dwayne Jonson), auf der Seite des MI6 Hatties Bruder Deckard Shaw (Jason Statham). Trotz ihrer schwierigen Vergangenheit, müssen sich die beiden Agenten verbünden, um nicht nur die Welt sondern auch Hattie zu retten.

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© Universal Pictures

Wettrennen mit Handbremse

Nachdem die Prämisse des Films in einem kurzem Actionsetting angerissen wird, werden erst einmal die beiden Alphabullen Hobbs und Shaw in einer unterhaltsamen Montage vorgestellt. Hobbs als etwas plumper, aber sympathischer amerikanischer Muskelberg und Shaw als kultivierter und miesgelaunter englischer Snob. Im Verlauf des Films bekommen die beiden Figuren sogar etwas Vergangenheit abseits der Agentenkarriere spendiert. Dass die Charaktere dadurch an Tiefe gewinnen, wäre aber übertrieben. Die jeweiligen Hintergründe der beiden werden so schnell und beiläufig erzählt, dass man sie viel zu schnell wieder vergisst. Wüsste man nicht, dass die beiden Figuren mit der Crew um Toretto bereits gearbeitet haben, wäre eine Verbindung zu FAST & FURIOUS schwer zu finden. HOBBS & SHAW kommt wie ein beliebiger Actionfilm daher und bezieht sich marginal auf die Hauptreihe. Das stellt die Frage in den Raum, wozu überhaupt den Namen der Reihe daraufsetzen. Schnell ist die Antwort hierfür gefunden: Es verkauft sich besser. Natürlich müsste man die Beziehung der beiden Figuren ohne den bekannten Hintergrund mehr beleuchten. Besonders der tiefsitzende Hass der beiden Hauptakteure zueinander wird nur durch die vorangegangene Filme nachvollziehbar. Im Film selbst, wird zu den Hintergründen kein Wort verloren, sondern die Situation als gegeben etabliert. Das äußert sich dann darin, dass sich Hobbs und Shaw wie zwei Maschinengewehre ununterbrochen Beleidigungen an den Kopf schmeißen. Das Testosteron-Level steigt hier ins Unermessliche und obwohl der verbale Schlagabtausch der beiden Figuren dabei nie die Stufe einer Schulhofpause verlässt, kommt man nicht drumherum im Sprüche-Dauerfeuer doch ein oder zwei Mal zu grinsen.

Fast and Furious: Hobbs und Shaw (2019)
Luke Hobbs (Dwayne Johnson) and Deckard Shaw (Jason Statham) // © Universal Pictures

Viel hilft viel würde man da sagen. Grundsätzlich möchte HOBBS & SHAW für einen Fast & Furious-Teil besonders lustig sein. Ist er aber irgendwie nicht. Eine Ausnahme bilden hierbei die wirklich guten und überraschenden Gastauftritte. Hier spielen die beiden Hauptdarsteller ihre guten privaten Kontakte gekonnt für eine Überraschung im Cast aus.

Action, nicht für Erwachsene

Um nicht völlig als Komödie zu enden, lässt sich HOBBS & SHAW in Punkto Action nicht lumpen. Ständig explodiert etwas, es wird geschossen und vermöbelt. Dabei bleibt wenig Zeit für Ruhe und einen Aufbau für die dünne Geschichte. Es wird von einem Schauplatz zum nächsten gesprungen. Die Schauplätze London, Ukraine und Samoa könnten dabei nicht unterschiedlicher sein. Richtig mitreißend oder spannend wird es trotzdem nie. Das liegt insbesondere daran, dass Kämpfe keine spürbare Wucht haben. Obwohl handwerklich viel Arbeit in einzelne Szenen geflossen ist und nicht jede Explosion aus dem Computer kommt, will es den Zuschauer nicht mitreißen. Schnelle Schnitte, wenig Übersicht und keine Konsequenzen verhelfen dem Film dann noch zu seiner Jugendfreigabe ab 12 Jahren. Ob Schläge oder Schüsse, beides führt lediglich dazu, dass Bösewichte stumm auf dem Boden liegen. Das nimmt der Action von Regisseur Leitch jegliche Intensität und fühlt sich stets wie mit angezogener Handbremse an. Auch die Hauptfiguren bekommen keinen Kratzer ab und so bleibt trotz fehlender Atempausen ein Mitfiebern aus. Wie es richtig weh tun kann, hat Leitch bereits in seinen vorherigen Filmen ATOMIC BLOND oder DEADPOOL 2 bewiesen. Diese waren aber auch beide mindestens ab 16 Jahren freigegeben. Die Stärken der Filmreihe und des Regisseurs wollen nicht richtig harmonieren, denn bei FAST & FURIOUS lag der Schwerpunkt nie auf dem Kampf, sondern auf spektakulärer Heist-Action. Eine weitere Vermutung, warum es hier nicht richtig zur Sache geht ist, dass Johnson zusätzlich auf sein Image als familienfreundlicher Haudegen bedacht ist. Man kann davon ausgehen, dass Statham mit Sicherheit kein Problem hat auch den ein oder anderen Kiefer für den Film zu brechen.

Fast and Furious: Hobbs und Shaw (2019)
Vanessa Kirby (Hattie Shaw) // © Universal Pictures

Ein Gegenpol zum Machosein

Einen Lichtblick gibt es dennoch. Die weibliche Hauptrolle Hattie Shaw, besetzt durch Vanessa Kirby (THE CROWN, MISSION: IMPOSSIBLE – FALLOUT) ist ein willkommener Gegenpol zu den beiden namensgebenden Hauptfiguren. Elegant und eindrucksvoll beweist sie, dass nicht nur pure Kraft und Männlichkeit ein gefährliches Team bilden. Abseits der Kämpfe bietet sie ebenfalls die Stirn und lässt die beiden Angeber durchaus auch mal lächerlich wirken. Gern hätte man ihr noch ein paar Kämpfe und eine komplexere Rolle zugemutet. Positiv zu erwähnen ist ebenfalls das Markenzeichen der FAST & FURIOUS Reihe. Neben Macho-Action und Explosionen sind seit jeher auch Verfolgungsjagden ein bekanntes Thema. Auch im Spin-off sind diese sehenswert und rasant in Szene gesetzt. Leider werden sie viel zu wenig inszeniert. Hier wurde es verpasst, diese bekannte Stärke der Reihe auszuspielen. Im Gegensatz dazu versucht man sich mit einer Schlacht im MAD-MAX-Style abzuheben. Selbst auf dem Papier liest sich diese Idee nicht so gut und dass auch ohne dem bereits oben beschriebenen Problem der Jugendfreigabe. Obwohl mit selbstgebauten Kampfäxten geprügelt wird, bleiben echte Verletzungen aus und jegliche Härte, die der Film aufbauen will, verpufft.

Unsichtbarer Bösewicht

Fast and Furious: Hobbs und Shaw (2019)
Idris Elba (Brixton Lorr) // © Universal Pictures

Deutlich mehr erwartet hätte man ebenfalls von Hauptbösewicht Brixtion. Der sonst sehr charismatische und einnehmende Idris Elba bleibt in HOBBS & SHAW nur ein Abziehbild eines Superbösewichts. Durch künstliche Implantate zum Supersoldaten perfektionierter Handlanger, ist er zu keinem Zeitpunkt eine echte Bedrohung. Die wohl sehenswertesten Szenen der Figur Brixton sind die, in denen er sich mit seinem Hightech-Motorrad rasante Verfolgungsjagden liefert. Problem hierbei: Er trägt einen Helm und ist somit komplett austauschbar. Aber selbst zum Oberbösewicht reicht es nicht, denn seine Befehle bekommt er von einer Computerstimme im Hauptquartier. Das Mastermind hinter der Organisation bleibt auch bis zum Schluss unbekannt und so lassen sich Johnson und Statham die Tür für eine Fortsetzung offen.

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© Universal Pictures

Fazit

HOBBS & SHAW ist eine moderne Interpretation eines Terence Hill und Bud Spencer Films. Dumme Sprüche am laufenden Band und dabei Kloppe ohne großen Schaden.  Alles weniger charmant und dafür mit vielen Explosionen und auf nette internationale Schauplätze verteilt. Mit dem namhaften Cast und der rudimentären Handlung sollte somit der finanzielle Erfolg gesichtert sein. Für die junge actionfreudige Zielgruppe bietet der Film wohl genau das Richtige. Erfahrene Actionfans werden jedoch gelangweilt aus dem Kinosaal kommen.

Titel, Cast und CrewFast & Furious Presents: Hobbs & Shaw (2019)
PosterFilm Poster
Releaseab dem 01.08.2019 im Kino
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RegisseurDavid Leitch
Trailer
BesetzungDwayne Johnson (Hobbs)
Jason Statham (Shaw)
Idris Elba (Brixton)
Vanessa Kirby (Hattie)
Helen Mirren (Queenie)
Eiza González (Madame M)
DrehbuchChris Morgan
Drew Pearce
KameraJonathan Sela
MusikTyler Bates
SchnittChristopher Rouse
Filmlänge137 Minuten
FSKab 12 Jahren

 

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