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Erdbeben (1974) – Filmkritik & Review zum Mediabook

Anfang der 1970er hatte das New Hollywood sich mit vielen außergewöhnlichen Filmen einen Namen gemacht, als ein recht oberflächlicher Streifen wie ERDBEBEN um die Ecke kam und als erster offensichtlicher Blockbuster an den Kinos voll abkassierte. Vier Jahre zuvor hatte AIRPORT (1970) den Katastrophenfilm in den Mainstream überführt. ERDBEBEN war nur die logische Konsequenz und ein Ende war nicht in Sicht. Als Regisseur wurde der eher unbekannte Mark Robson angeheuert. Zu Beginn seiner Karriere drehte Robson einige bemerkenswerte Filme für den kleinen US-Sender RKO-Studios und dessen bekannten Produzenten Val Lewton, z.B. THE GHOST SHIP (1943) oder auch ISLE OF THE DEAD (1945) – Platz 5 auf unserer Best-of-Horror der 1940er. Val Lewton holte damals den unerfahrenen Regisseur Robson zu RKO, der als Ersatz für Jacques Tourneur dienen sollte. ERDBEBEN sollte der vorletzte Film von Mark Robson sein, der im Jahre 1978, mit 64 Jahren, verstarb. Das Drehbuch stammt unter anderem von dem bekannten italoamerikanischen Autor Mario Puzo, der bekanntlich auch Francis Ford Coppolas DER PATE (THE GODFATHER, 1972) verfasste.

© Capelight Pictures

Handlung

Die Millionenstadt Los Angeles befindet sich im Ausnahmezustand. Ein schweres Erdbeben hat Wolkenkratzer wie Kartenhäuser einstürzen lassen. Alles begann mit kleinen, harmlosen Erdstößen, die niemand groß beachtete, die sich jedoch innerhalb von 24 Stunden zu einem katastrophalen Erdbeben aufbauen. Durch die ständigen Erschütterungen wird auch ein Stausee in der Nähe der Stadt so schwer beschädigt, dass er jederzeit brechen könnte und damit weite Teile der Stadt unter Wasser zu setzen droht.

© Capelight Pictures

Der klassische Katastrophenfilm

Wie bei Katastrophenfilmen dieser Zeit üblich, wird das Ganze aus verschiedenen Perspektiven und Handlungssträngen erzählt, die sich im Verlauf der Geschichte überschneiden und verbinden. Aufgeteilt in drei Phasen: Zuerst werden die Charaktere ausführlich eingeführt, dann kommt die eigentliche Katastrophe, um in der dritten Phase hautnah den Überlebenskampf der Personen darzustellen.

© Capelight Pictures

Als Hauptdarsteller fungiert das Pärchen Stewart Graff (Charlton Heston) und Ehefrau Remy (Ava Gardner). Ihre Ehe ist die Hölle. In jungen Jahren war Stewart ein bekannter Football Star, jetzt arbeitet er als Ingenieur in der Firma seines Schwiegervater Royce (Lorne Greene). Außerdem hat Graff noch ein Verhältnis zu der alleinerziehenden Denise (Geneviéve Bujold) und ihrem Sohn. Dann gibt es den jähzornigen Polizisten Slade (George Kennedy), der durch seinen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn immer wieder in Schwierigkeiten kommt. Ein weiterer Akteur ist der Motorradkünstler Miles (Richard Roundtree), der mit seiner neusten Show gerne in Las Vegas auftreten möchte. An seiner Seite ist die schöne Rosa (Victoria Principal) und ihr Bruder.

Dann wäre da noch der schüchterne Verkäufer Jody (Marjoe Gortner), der ein Auge auf die bezaubernde Rosa geworfen hat, die jedoch keinerlei Interesse an ihn hat. Kurios sind die Altersunterschiede der Figuren, vor allem von Stewart Graff (52 Jahre) und seiner geliebten Denise (32 Jahre) im Film wirkt sie sogar wie Mitte zwanzig. Diesen Generationssprung gibt es auch bei Remy und ihrem Vater Royce, wie Alexander Feist im Booklet des Mediabooks ausführlich erklärt.

© Capelight Pictures

Was auch nicht fehlen darf, sind Wissenschaftler in solch einem Szenario, die die kommende Gefahr vermuten, sich aber nicht zu einhundert Prozent sicher sind. Anhand diverser Verflechtungen und Konflikte finden nun die unterschiedlichen Charaktere im Verlauf der Katastrophe zueinander. Nicht alle werden das Beben überleben. Einige finden die neue Liebe, werden zu Helden oder Helfern, finden Erkenntnis oder sogar Erleuchtung. Diese sehr unterschiedlichen Profile zeigen im Verlauf der Katastrophe ihr wahres Gesicht. Die Zeit des Verstellens und Versteckens ist vorbei, lang unterdrückte Gefühle wie Liebe oder auch Hass brechen hervor, was ERDBEBEN einen gehörigen Schuss Extraspannung verleiht.

© Capelight Pictures

Die Special-Effects

Wenn nach knapp einer Stunde das große Beben beginnt, alle Charaktere und ihre Probleme uns bestens bekannt sind, übernehmen die Special-Effects-Künstler die Kontrolle des Films. Fantastische Kulissen, detailgetreue Modelle und grandiose Matte-Paintings bringen die Katastrophe direkt lebensecht auf den Bildschirm nach Hause.

Selbst heute noch kommen die handgemachten Effekte sehr gut an, alles sieht real und überaus glaubwürdig aus – auch wenn das eigentliche Beben relativ lange anhält, zum Vergleich mit einem echten Erdbeben.

Hinter den Kulissen: Katastrophen-Make-up // © Capelight Pictures

Zur Premiere im Kino wurde das damals neue Sensurround-Tonsystem eingeführt, das mit mehreren Verstärkern und Subwoofern ein ganz neuartiges Klangerlebnis ermöglichte. Somit war garantiert, dass dieses künstliche Erdbeben sich genauso anfühlte wie ein echtes. Scheinbar war das neuartige Erlebnis so real, dass damals sogar einige Kinozuschauer fluchtartig den Saal verließen. Seine beste Zeit hatte das Katastrophen-Genre in den 1970er Jahren, mit bekannten Werken wie AIRPORT (1970), DIE HÖLLENFAHRT DER POSEIDON (THE POSEIDON ADVENTURE, 1972), FLAMMENDES INFERNO (THE TOWERING INFERNO, 1974), VERSCHOLLEN IM BERMUDA-DREIECK (AIRPORT `77, 1977), ACHTERBAHN (ROLLERCOASTER, 1977), METEOR (1979) oder DER TAG, AN DEM DIE WELT UNTERGING (WHEN TIME RAN OUT…, 1980). Immer mit einem großen Staraufgebot versehen, wurde die gleiche Story etwas variiert und an die Art der Katastrophe angepasst. Für die Filmmusik bei ERDBEBEN ist übrigens ein gewisser John Williams verantwortlich. Unvergessen sind seine Kompositionen zu DIE HÖLLENFAHRT DER POSEIDON, FLAMMENDES INFERNO, DER WEISSE HAI (JAWS, 1975), SCHLACHT UM MIDWAY (MIDWAY, 1976) oder KRIEG DER STERNE (STAR WARS, 1977).

© Capelight Pictures

Das Mediabook

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Das Mediabook von Capelight ist schon ein Hingucker. Hochwertige Qualität und fantastische Aufnahmen aus dem Film, die großformatig die Innenseiten schmücken. Neben zwei Blu-rays (TV- und Kinofassung) und einer DVD (Kinofassung) befindet sich das ausgezeichnete Booklet im Inneren. Ein besonderes Extra ist die komplette TV-Fassung von ERDBEBEN, mit einer Laufzeit von 152 Minuten. Leider gibt es nur den Originalton in Englisch, aber bei Bedarf kann ein deutscher Untertitel eingeblendet werden. Weitere audiovisuelle Extras: Scoring Disaster: Die Musik von Erdbeben, Painting Disaster: Die Matte Paintings von Albert Whitlock, The Sound of Disaster: Ben Burtt über Sensurround, alle Szenen der TV-Fassung, zusätzliche TV-Szenen, Original Kinotrailer und ein 24-seitiges Booklet.

© Capelight Pictures

Fazit

ERDBEBEN versammelt jede Menge Hollywood-Stars vor wie auch hinter der Kamera, um ein fantastisches Spektakel auf die Leinwand zu bannen. Die Effekte sind grandios und die Story ist packend bis zum Ende. Keine Frage, ERDBEBEN gehört zu den ganz großen seines Genres, bestes Popcornkino aus den 1970ern. Die Neuauflage fürs Heimkino glänzt mit einem umfangreichen Mediabook und jeder Menge Extras. Digital remasterd erstrahlt der Film in ganz neuer Schärfe, Farbe und Kontrast mit einem optimalen Verhältnis zum natürlichen und klaren Bild. Nur in einigen wenigen Szenen ist ein leichtes Rauschen zu bemerken, das sich nicht weiter störend auf den Filmgenuss auswirkt. Wer ERDBEBEN noch nicht kennt oder diese Lücke in seiner Sammlung schließen möchte, der sollte hier unbedingt zugreifen.

© Stefan F.

Titel, Cast und CrewErdbeben (1974)
OT: Eathquake
Poster
Releaseab dem 20.03.2020 im Mediabook (Blu-ray und DVD)
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RegisseurMark Robson
Trailer
BesetzungCharlton Heston (Graff)
Ava Gardner (Remy)
George Kennedy (Slade)
Lorne Greene (Royce)
Genevieve Bujold (Denise)
Richard Roundtree (Miles)
Victoria Principal (Rosa)
Walter Matthau (Betrunkener Mann)
DrehbuchGeorge Fox
Mario Puzo
KameraPhillip H. Lathrop
FilmmusikJohn Williams
SchnittDorothy Spencer
Filmlänge152 Minuten
FSKab 12 Jahren

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