„Brain Damage“
Frank Henenlotter war schon seit jeher für seine billigen, absolut trashigen Filme und seinen sehr eigenen, verschrobenen Humor bekannt. Filme wie FRANKENHOOKER und vor allem die Serie BASKET CASE zeugen davon. Der hier in einer ungekürzten Veröffentlichung erscheinende ELMER schlägt in die gleiche Kerbe und ist Henenlotter‘s zweiter Film in seiner recht kurzen Filmografie. Mittlerweile ist Henenlotter vorwiegend als Filmtheoretiker und Werbefachmann unterwegs.
Inhalt
Eines Morgens erwacht Brian (Rick Hearst) und hat eine unbekannte Art von Parasit bei sich. Das Wesen hört auf den Namen Elmer und benutzt Brian zur Beschaffung von Gehirnen, die ihm als Nahrung dienen. Im Gegenzug bekommt Brian eine süchtig machende Droge von Parasit Elmer. Eine Partnerschaft von gegenseitiger Abhängigkeit ist entstanden. Brians Freundin Barbara (Jennifer Lowry) und sein Bruder Mike (Gordon MacDonald) bemerken die sonderbaren Veränderungen an seinem Verhalten. Gemeinsam wollen sie ihm helfen, doch dadurch bringen sie sich selbst in große Gefahr.
Naive Jahrmarkt-Theatralik
Der Film ist eine Geschichte über Männerfreundschaften, in der Frauen nur störend sind, so auch Barbara, die keinen Zugang zu ihrem Freund findet. Brian hat nur noch Augen und Ohren für seinen phallischen Freund Elmer, beide sind innig verbunden in Liebe wie auch im Hass. Frauen dienen ELMER nur als Opfer und Nahrung. Dass Elmer und sein blauer Saft eine Metapher für den Drogenkonsum sind, steht außer Frage. Zugleich ist der Parasit auch der Freudenspender, die Versprechung der Glückseligkeit und ein Penisersatz für Brian. Der Name des Protagonisten ist ein Anagramm zum englischen brain = Gehirn. Allerdings muss ich sagen, dass diese ganze präpubertäre, kindliche Symbolik von Frank Henenlotter, der auch für das Drehbuch verantwortlich ist, in keinster Weise zündet. Das ist dann doch alles zu plakativ und überdeutlich provozierend. Gerade die Darstellung und Charakterisierung von ELMER erinnert in vielen Szenen an ein verlorenes Mitglied der SESAMSTRASSE oder der MUPPET-SHOW. Man muss diese Art von Groschenroman-Humor mögen, um den Filmen des bekannten Horror-Regisseurs näherzukommen.
Fazit
Für Fans von Frank Henenlotters Filmen ist diese Neuausgabe ein Grund zum Feiern. Denn was Koch Films mit diesem Mediabook wieder abgeliefert hat, ist jeden Cent wert. ELMER an sich ist, wie schon gesagt, Geschmackssache, wobei in einer geselligen Männerrunde (natürlich dürfen auch Frauen dabei sein, aber sie sollten keine Probleme mit den recht deftigen, frauenfeindlichen Momenten haben) mit ausreichend Alkohol, wird ELMER der Lacher des Abends. Eine absurde Szene jagt die nächste und reichlich Splatter wird auch geboten. Die Special Effects sind durchgehend gut und überzeugend. Die Darsteller, allen voran Rick Hearst, machen für einen Trashfilm einen guten Job.
Das Mediabook
Noch ein paar Worte zum Bild: In einigen wenigen dunkleren Szenen ist ein weiches Filmkorn zu erkennen. Aber im Großen und Ganzen ist der Transfer des Films in HD sehr gut geworden. Die Farb- und Kontrastbalance ist durchgehend ordentlich, wie wir es von Koch Films gewohnt sind. Der Ton kommt in einem klaren LPCM-Stereo-Format für Deutsch und Englisch daher. Untertitel gibt es bei Bedarf auch. Die zahlreichen Extras, Dokumentationen und Interviews, wurden auf einer zweiten DVD gesammelt und können sich wirklich sehen lassen: Listen to the Light, The Effects of „Brain Damage“, Animating Elmer, Karen Ogle: A Look Back, Elmers Turf: The NYC Location of „Brain Damage“, Tasty Memories: A Brain Damage Obsession, Interview: Frank Henenlotter Q+Q, Beyond Behemoth. Zusätzlich gibt es noch einen Audiokommentar vom Regisseur sowie die isolierte Filmmusik.
Titel, Cast und Crew | Elmer (1988) OT: Brain Damage |
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Poster | |
Release | ab dem 24.01.2019 im Mediabook (Blu-ray + 2DVDs) erhältlich Bei Amazon kaufen (Affiliate Link) |
Regisseur | Frank Henenlotter |
Trailer | |
Darsteller | Rick Hearst (Brian) Gordon MacDonald (Mike) Jennifer Lowry (Barbara) Theo Barnes (Morris) Lucille Saint-Peter (Martha) |
Drehbuch | Frank Henenlotter |
Musik | Clutch Reiser Gus Russo |
Kamera | Bruce Torbet |
Schnitt | Frank Henenlotter James Y. Kwei |
Filmlänge | 86 Minuten |
FSK | ab 16 Jahren |
Ohne Kaffee geht hier gar nix / Liebt den Phantastischen Film in Wort und Bild / Vor allem alles was vor 2000 entstanden ist / Lieber ein neues Regal mit Filmen als einen Schrank mit Klamotten