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Die neun Pforten Review

Die neun Pforten (1999) – Filmkritik

„Ein vergessenes Meisterwerk?“

Dass Roman Polanskis Filme kein Mainstream sind, ist ja schon länger bekannt, ebenso dass der bekannte Regisseur besondere Filme mit einem gewissen Anspruch erschafft. Gerade im Horrorfilm hat er einige ganz große Klassiker im Laufe der Zeit abgeliefert. Da wären EKEL, TANZ DER VAMPIRE, DER MIETER, FRANTIC und natürlich ROSEMARIES BABY. Ebenso bekannt sein dürfte die Tatsache, dass Polanskis Filme den Zuschauer zum Mitdenken auffordern. Intelligente Unterhaltung und keine Bevormundung auf Kindergarten-Niveau, wie sie in den letzten Jahren bei Blockbustern zum neuen Standard erhoben wurde, prägen seine Arbeiten. DIE NEUN PFORTEN ist ein subtiler Okkult-Mystery-Thriller, vermischt mit Abenteuer- und Grusel-Film-Elementen, der stellenweise ein wenig an ROSEMARIES BABY erinnert. 1999 erhielt Roman Polanski für DIE NEUN PFORTEN und sein Lebenswerk den Europäischen Filmpreis.

Die neun Pforten Review
© Studiocanal

Inhalt

Dean Corso aus New York (Johnny Depp) ist ein Profi für das Auffinden von seltenen und wertvollen Büchern. Eines Tages tritt der reiche Sammler Boris Balkan (Frank Langella) mit einem sehr lukrativen Auftrag an Corso heran. Er soll die letzten drei Exemplare eines okkulten Buchs „Die neun Pforten ins Reich der Schatten“ aus dem 17. Jahrhundert, von denen Boris Balkan ein Exemplar besitzt, miteinander vergleichen. Balkan vermutet, dass zwei der drei Bücher Fälschungen sind. Angeblich hat der Teufel persönlich an dem Buch mitgewirkt und darin einen Schlüssel zu seinem Reich versteckt. Nachdem Corso den Auftrag angenommen hat, häufen sich mysteriöse wie auch gefährliche Vorfälle in seiner Nähe, die ihn immer wieder in die Irre treiben. Außerdem ist da noch eine geheimnisvolle junge Frau (Emmanuelle Seigner), die jeden seiner Schritte überwacht.

Die neun Pforten Review
© Studiocanal

Den Teufel im Nacken

Was ein wenig wundert, ist der doch sehr grobe Umgang mit den angeblich so kostbaren Büchern im Film. Wo Experten immer mit Handschuhen und größter Vorsicht an die teuren Exemplare herangehen, wird im Film ein Millionenexemplar schon mal achtlos in die Tasche gesteckt, aber das nur am Rande. Der englische Titel des Films wurde nicht korrekt ins Deutsche übersetzt. Die richtige Übersetzung ist „Die neunte Pforte“ und nicht „Die neun Pforten“. Wir sehen im Vorspann des Films wie die Kamera durch acht Pforten hindurch fährt, während erst in der neunten das gleißend helle Licht der Verheißung erscheint. Der Film ist zudem voll mit Anspielungen auf den Teufel und seine Präsenz, zum Beispiel ist die Zahlenkombination von Balkans Fahrstuhl und die seines Bücherraums die 666. Das Erscheinungsjahr des Buchs wird übrigens mit dem Jahr 1666 angegeben.

Die neun Pforten Review
© Studiocanal

Die geheimnisvolle Frau, gespielt von Emmanuelle Seigner, ist Polanskis dritte Ehefrau. In ihr sind die Schöne und das Biest in einer Person vereint, Eros und Thanatos sitzen gemeinsam auf ihrem Schoß. Ob sie der Teufel oder nur eine Abgesandte vom ihm ist, sei dahingestellt und für jeden frei interpretierbar. Der Schleier des Unheimlichen, der sie umgibt, ist vom ersten ihrer Auftritte an spürbar, aber auch der Rest der Besetzung kann in allen Punkten überzeugen. Noch einen kurzen Blick auf die Spezialeffekte, die in dem Film sehr sparsam platziert wurden: Zum Beispiel sind da die beiden Zwillingsbrüder Pablo und Pedro Cenzia, wie auch die beiden Handwerker am Ende des Filmes, Pepe Lopez und Ricardo Herrera, sie wurden von nur einer einzigen Person dargestellt: José López Rodero. Genauso sollten Effekte sein, unscheinbar schleichen sie sich in das Bewusstsein seiner Zuschauer. Übrigens, die Burgruine, die alle im Film suchen, gibt es wirklich, es ist das Château de Puivert in Südfrankreich.

Die neun Pforten Review
© Studiocanal

Fazit

Ich würde DIE NEUN PFORTEN nicht als ein Meisterwerk von Polanski bezeichnen, eher als sehr guten, subtilen Okkult-Thriller. Ein traditionell gehaltener Gruselfilm im Gewand der Neuzeit, sozusagen der „Indiana Jones“ der Antiquare und Buchhändler. Johnny Depp und Frank Langella liefern sich ein spannendes Duell auf höchstem Niveau in einer atmosphärisch dichten Story, die keinen Augenblick langweilig wird. Es ist ein Rätsel um die Gunst des Teufels. Die faszinierenden Bilder von Kameramann Darius Khondji werden begleitet von dem ruhelos-fiebrigen Sound des Filmkomponisten Wojciech Kilar. Mit zum Teil morbiden Aufnahmen und etwas Humor schafft Polanski es, die Ambivalenz der Story zu betonen. Wer abseits des normalen Teenie-Horrors nach Anspruch sucht, der wird hier ganz sicher fündig. Sollte jemand den Film nicht sein Eigen nennen und auf diese besondere Art von Horror stehen, kann er hier bedenkenlos zuschlagen.

Die neun Pforten Review
© Studiocanal

Die Blu-ray von Studiocanal

Die neun Pforten Review
Die Blu-ray von © Studiocanal

Das Bild der Blu-ray wirkt an einigen Stellen etwas „matschig“, das war auf der DVD-Version nicht so. Die erste Blu-ray-Variante von 2017 habe ich leider nicht zur Hand und kann daher auch keinen Vergleich anstellen. Ansonsten ist die DIE NEUN PFORTEN von studiocanal eine durchweg gute Umsetzung des Filmes auf HD-Format mit einer harmonischen Farbpalette und guten Kontrasten. Der Sound ist etwas leise abgemischt und kommt in DTS-HD Master 5.1 daher, sowohl in Deutsch als auch in Englisch. Als Extras finden wir auf der Scheibe ein Making-of, Inside Roman Polanski, Im Gespräch mit Roman Polanski, Interviews, einen Audiokommentar vom Regisseur und einen Trailer.

© Stefan F.

Titel, Cast und CrewDie neun Pforten (1999)
OT: The Ninth Gate
PosterDie neun Pforten Review
Releaseab dem 20.12.2018 auf Blu-ray erhältlich
Bei Amazon kaufen:
RegisseurRoman Polanski
Trailer
DarstellerJohnny Depp (Dean Corso)
Frank Langella (Boris Balkan)
Lena Olin (Liana Telfer)
Emmanuelle Seigner (The Girl)
Barbara Jefford (Baroness Kessler)
James Russo (Bernie)
DrehbuchJohn Brownjohn
Enrique Urbizu
Roman Polanski
MusikWojciech Kilar
KameraDarius Khondji
SchnittHervé de Luze
Filmlänge133 Minuten
FSKab 12 Jahren

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