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Die Konkubine (2012) – Filmkritik

Filmproduktionen aus Südkorea sind nicht nur für ihre Actionreißer und monumentalen Geschichtsschlachten bekannt, sondern auch für ihre emotionalen Dramen. Romantic K-Drama nennt sich so etwas in Nerdkreisen. DIE KONKUBINE als Romantic K-Drama in Spielfilmlänge wurde bereits 2012 produziert. Warum kommt der Film jetzt erst raus? Das liegt nicht etwa an einem stillen Geheimtipp, der sich über Jahre eine große Fangemeinschaft erarbeitet hat. Es liegt an der Hauptdarstellerin Cho Yeo-Jeong, die sich im Oscar-Abräumer PARASITE (2019) als elitäre Übermutter in die Synapsen der Filmfans gespielt hat. Bei solchen „Neuentdeckungen“ lohnt es sich immer auch ins Darsteller-Repertoire aus vergangen Tagen zu schauen und so kommt nun THE CONCUBINE zum ersten Mal durch Capelight Pictures nach Europa. Jetzt aber erst einmal zur Story:

Die Konkubine (2012)
© Capelight Pictures

Handlung

Irgendwann und irgendwo in der mittelalterlichen Historie Koreas. Des Königs Lebenskräfte schwinden immer mehr, nachdem er seine Ehefrau im Kindbett nach einer missglückten Geburt verloren hat. Die königliche Mutter (Park Ji-Young) sucht Ersatz in einer Konkubine für ihn, die für adligen Nachwuchs sorgen soll. Die schöne Tochter Hwa-Yeon (Cho Yeo-jeong) eines hohen Beamten soll es werden. Die ist aber in den Angestellten des Hauses Kwon-Yoo (Kim Min-joon) verliebt. Beide wollen zusammen fliehen, werden jedoch vom Vater gestellt. Der Liebhaber der Tochter soll mit dem Leben bezahlen und die Tochter wird in den Palast zum König verfrachtet. Dort erfüllt Hwa-Yeon ihre Aufgabe und bringt einen Jungen zu Welt, doch nach fünf Jahren erliegt der König seinen Leiden. Thronfolger ist nun der Bruder, Prinz Sung-won (Kim Dong-wook), der aber von seiner Mutter keinerlei Macht in die Hände gelegt bekommt. Zudem ist er unbändig in Hwa-Yeon verliebt. Ein Kräftemessen um die Macht im Palast entbrennt von den Dienstboten bis hin zu den obersten Reihen.

Die Konkubine (2012)
© Capelight Pictures

Für die Augen

Als Zuschauer erwartet man ein knisterndes Erotik-Drama, voller Spannung, Liebe und Begierde. Für Hollywood-Verhältnisse geht DIE KONKUBINE bei den Bettszenen auch wesentlich detaillierter ans Werk als man es gewohnt ist. Sexuelle Energien wurden spätestens seit den 1980er-Jahren fast gänzlich aus dem westlichen Kino wie auch Fernsehen getilgt. Koreanische Darsteller scheuen sich jedoch nicht vor solchen Szenen und auch das öffentliche Interesse ist in diesem Aspekt recht aufgeschlossen. Das liegt auch daran, dass in Südkorea ein sehr hoher Anspruch an Schönheit herrscht. Das Dreigespann K-Drama (Film und Serien), K-Pop (Musik) und K-Beauty (Mode und Kosmetik) befeuert mit dem Marketing des „richtigen Körpers“ immer weiter die stetig wachsende Industrie der Schönheits- und Kosmetikkliniken. Wer gern mehr zur aktuellen Schönheitskultur erfahren will, dem empfehlen wir diesen Artikel aus der Süddeutsche Zeitung.

© Capelight Pictures

DIE KONKUBINE bereitet diesen hohen Anspruch an ein perfektes Aussehen bereits 2012 vor. So werden alle in dieser Geschichte, die körperlich nicht ganz perfekt sind auch ihr Leben in diesem Palastdrama verlieren. Die Sexszenen sind erotisch gefilmt, ihnen fehlt jedoch die innere Leidenschaft der Charaktere, da sie entweder den steigenden Wahnsinn des Prinzen bezeugen oder ein Mittel der Machtausübung darstellen. Die Lust am Liebesspiel beider Seiten ist schwer nachzuvollziehen.

Es darf sich nicht nur an straffer koreanischer Körperlichkeit erfreut werden, auch die Requisiten und Kostüme begeistern. Farbenprächtige Gewänder, komplexe Frisuren, vertäfelte Wände und fein komponierte Speisen bringen ästhetikverliebte Augen auf Hochtouren.

Die Konkubine (2012)
© Capelight Pictures

Fürs Herz

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Es fällt von Anfang schwer sich für eine Figur zu entscheiden, der man gern folgt. Der Prinz mit seinem Prozess, von weinerlich über trotzig bis hin zu verrückt, hat keinerlei Indentifikatiospotenzial. Am besten versteht man ihn in seinem Interesse an der schönen Cho Yeo-jeong als Hwa-Yeon bei deren Aussehen man auch als Zuschauer ganz hingerissen ist. Die Protagonistin wird erst zum Finale wirklich aktiv, sonst führt sie über die gesamte Filmlänge ein passives Dasein, eingesperrt und machtlos. Zum Ende will DIE KONKUBINE sowieso jede Art von Beziehung einreißen wie auch vernichten und zu einer neuen Epoche einleiten. Hier fehlt jedoch bereits das Verständnis für die Motivationen der Figuren und die große Vergiftungs-Falle-Twist-Szene ist so zäh wie eine italienische Oper. Zwei Sympathiefiguren gibt es dann doch noch: Zwei befreundete Eunuchen kommentieren das Geschehen. Ihre Beziehung scheint wahrhaftig zu sein und außerdem sorgen ihre Szenen für Entspannung nach jeder künstlich angezogenen Dialogszene.

© Capelight Pictures

Fazit

Für Fans des koreanischen Films sicher einen Blick wert, allein schon wegen der opulenten Bilder und dem frischen fiktiven Anspruch. DIE KONKUBINE will sich gar nicht geschichtlichen Fakten anbiedern und schreibt ihr eigenes erfundenes Machtspiel ohne historische Authentizität. Aber gerade deswegen hätte mehr Aufmerksamkeit für die Figuren und deren Motive gutgetan. Der manchmal recht flott geschnittene Zeitverlauf ist beim Verständnis für westliche Sehgewohnheiten auch nicht sonderlich hilfreich. Ein farbenprächtiges, aber trockenes Stück Gebäck, für das nach der Hälfte der sinnliche Appetit abhandenkommt.

© Christoph Müller

Titel, Cast und CrewDie Konkubine (2012)
OT: Hoo-goong: Je-wang-eui cheob
Poster
Releaseab dem 29.07.2021 im Mediabook (Blu-ray + DVD) oder auf Blu-ray und DVD

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RegisseurKim Dae-seung
Trailer
BesetzungCho Yeo-jeong (Hwa-Yeon)
Kim Dong-wook (Prinz / König Sung-won)
Kim Min-Joon (Kwon-Yoo)
Park Ji-Young (Königliche Mutter)
Jo Eun-ji (Geum-Ok)
Park Cheol-min (Eunuch)
DrehbuchHwang Yoon-Jung
Kim Dae-seung
Kim Mi-jung
KameraHwang Ki-seok
MusikJo Yeong-wook
SchnittKim Jae-beom
Kim Sang-beom
Filmlänge122 Minuten
FSKab 16 Jahren

3 Gedanken zu „Die Konkubine (2012) – Filmkritik“

  1. „Sexuelle Energien wurden spätestens seit den 1980er-Jahren fast gänzlich aus dem westlichen Kino wie auch Fernsehen getilgt.“
    äh, nein. vielmehr fand in den 80er/90er jahren überhaupt erst die blüte dessen statt, was seit den späten sechzigern von mutigen filmemachern insbesondere aus frankreich und italien angeschoben worden war, um die körperfeindliche spießigkeit der nachkriegsjahre in der filmkunst zu überwinden. nach meinem dafürhalten hat der eigentliche niedergang der sexualität in kino und TV erst in den frühen nullerjahren des 21.jh begonnen, mehr oder minder zeitgleich mit der renaissance einer furchtbaren prüderie auch im alltag (nackt in den see springen? da sehen doch kinder zu!!). I blame the internet, aber was weiß ich schon.

    1. Ja stimmt, ich glaube ich meine eher nach den 80ern. Du hast recht, da ging es wirklich noch heiß her bzw. es gab im „normalen“ Kinofilm auch die eine oder andere körperliche Liebesszene zu sehen. Jetzt verschwindet ja alles direkt hinter der ominösen Schwarzblende, wenn es überhaupt zu einer solchen Andeutung kommt.
      Danke für deinen Kommentar.

  2. Ich finde den Film im Wortsinn „sehenswert“ weil die Optik überzeugt. Zum Inhalt habe ich aber eine Frage und ein paar Anmerkungen (Vorsicht Spoiler):
    Frage: Als Prinz/König Sung-won den Geschlechtsakt mit der ersten möglichen Konkubine vollzieht, geschieht dies in einem Raum mit Papierwänden, hinter denen der Hofstaat sitzt. Einer der Eunuchen gibt ihm Anweisungen, wie er am ehesten einen Sohn zeugen kann. Mich würde interessieren, ob dies tatsächlich während der Joseon-Dynastie so praktiziert wurde? Es würde dann dem mittelalterlichen „Beilager“ in Europa ähneln, wobei hier vieles nicht gesichert ist (https://de.wikipedia.org/wiki/Beilager).
    Anmerkungen: Ich finde, ein großes Problem des Filmes ist, dass die Erzählstränge nicht richtig ineinandergreifen. Hauptperson scheint mir gar nicht die Konkubine Hwa-yeon zu sein, sondern Prinz Sung-won. Der unglüchliche Prinz erringt vielleicht nicht die Sympathie des Publikums, aber wir erfahren über sein Inneres doch am meisten. Er ist ein schüchterner Mann, der nicht König werden wollte, eigentlich das Werkzeug seiner Mutter, die ihre Blutlinie sichern möchte. Sung-won macht durchaus eine Entwicklung durch, er ist zunächst ein weinerlicher, eifersüchtiger Jüngling, nichht überzeugt von den Intrigen seiner Mutter; er ist besessen von der Konkubine seiner (verstorbenen) Halbruders, des früh verstorbenen Königs; seine Annäherungsversuche sind unbeholfen. Zum Ende aber kommt der Prinz/König wirklich ins Handeln. Auf die namensgebende Konkubine Hwa-yeon blicken wir eher (quasi mit Sung-won) wie Voyeure, sie scheint über weite Teile des Films eher passiv-reagierend – eigentlich keine wirkliche Gegenspielern für die Königinmutter, die erst den alten König vergiften lässt und dann ihren Sohn als Marionettenkönig installiert. Hwa-yeons Beziehung zu dem jungen Mann Kwon-yoo, den sie geliebte hatte und der wegen dieser Liebe zum Eunuch gemacht wurde, wird zunächst zur Triebfeder für Sung-wons Eifersucht. Gegen Ende gelingt es auch Hwa-yeon, ins Handeln zu kommen, indem Sie Kwon-yoo genauso als Werkzeug nutzt, wie die Königinmutter Sung-won. Dieser Wandel kommt aber etwas aprupt. Daneben werden zahlreiche Nebenschauplätze ausgebreitet, die nur bedingt zur Handlung beitragen. Das Ende wirkt schließlich wie eine fatale erotisch Zuspitzung: Für die Erfüllung seines größten Wunsches, nämlich sich mit Hwa-yeon zu vereinen, muss Sung-won mit dem Tode bezahlen. Vor dem Hintergrund des Hauptkonflikts aber macht – finde ich – das Ende erzählerisch einfach keinen Sinn. Man mag es als emanzipatorisch lesen, was aber das historische Setting konterkariert. Der ganze Film breitet aus, dass die Macht am Hofe per Intrigen, quasi hinterrücks, errungen werden muss. Sonst hätte die Königin Mutter einfach den Sohn Hwa-yeons töten lassen können. Am Ende aber gibt sich Hwa-yeon dem unglücklichen Prinzen/König erst hin, um ihn dann während des Aktes zu erstechen. Warum nicht vorher? Sie bricht über den Tod Sung-wons sogar in Tränen aus, hält seinen Lechnam – optisch eine Anspielung auf eine Pietà – in ihrem Schoß. Es ist für den Hofstaat völlig klar, dass Hwa-yeon den König getötet hat; sofort danach bricht das alte Machtgefge zusammen; Hwa-yeon erfährt offenbar keine Bestrafung, denn in der letzten Szene rennt ihr Sohn dem Thron entgegen – offenbar eine Anspielung, dass sie nun Königinmutter ist und regiert. Nehmen wir aber den historischen Schauplatz ernst, würde die Ermordung Sung-wons keinen Sinn machen: Die Königinmutter ist schon vor dem fatalen Geschlechtsakt politisch ausgeschaltet und Hwa-yeon erlangte durch ihre Hingabe an Sung-won Kontrolle; denn er ist geradezu verrückt nach Hwa-yeon; zudem liebte er seinen Halbbruder, es ist zwar möglich, aber unwahrscheinlich, dass er dessen Sohn umbringen lassen würde. Für Hwa-yeon dagegen geht es darum, zu überleben und ihrem Sohn im besten Fall auf den Thron zu verhelfen. Selbst wenn wir davon ausgehen, dass Hewa-yeon Sung-won nicht liebt, so scheint sie im Schlussteil des Filmes doch eher machtpolitisch zu agieren: Ihren ehemaligen Geliebten, Kwon-yoo, womöglich der Vater ihres Sohnes, gibt sie, als sie ihn nicht mehr braucht, ohne mit der Wimper zu zucken Preis; mehr noch, sie verhöhnt ihn, indem sie ihm die Vaterschaft abzusprechen scheint. Warum aber sollte sie dann das Risiko eingehen, Sung-won erst zu verführen und dann zu töten, also einen potentiellen Beschützer auszuschalten? So bleibt sie alleine mit einem fünfjährigen Sohn zurück, der immer noch einer Intrige zum Opfer fallen kann. Machtpolitisch gedacht hätte die Verbindung mit Sung-won einen weiteren Vorteil: Die Chance, einen Sohn mit ihm zu bekommen, wäre hoch und damit; die Möglichkeit, einen ihrer Sprösslinge auf den Thron zu setzen würde steigen. Ihres (vielleicht ungeliebten) Gatten schließlich könnte sie sich dann immer noch entledigen, wenn ihr Sohn geschlechtsreif wird. Das zuerst hoch aufgeladene Ende scheint mir also zwar als Bild und als „Knalleffekt“ erklärbar, aus dem Erzählstrang heraus aber nicht stimmig. Mich würden andere Meinungen dazu interessieren.

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