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DIE BOUNTY (1984) Film

Die Bounty (1984) – Filmkritik & Review zum Mediabook

„Das Paradies um jeden Preis“

Sage und schreibe fünf Filme haben sich mit der Thematik der Meuterei auf der Bounty auseinandergesetzt. Die hier besprochene Version ist die letzte, aber dennoch mit ihrem Entstehungsjahr von 1984 kann man kaum von einer Neuauflage sprechen. Die Vorgänger: Ein verschollener Stummfilm von 1916, dann gibt es IN THE WAKE OF THE BOUNTY (1933), welcher von einer amerikanischen Version 1935 mit Clarke Gable unter der Regie von Frank Lloyd zügig abgelöst wurde. 1962 meuterte Marlon Brando und hier im Jahr 1984 kämpfen Anthony Hopkins und Mel Gibson um die Führung der britischen HMS Bounty.

DIE BOUNTY (1984) Film
Fletcher Christian (Mel Gibson) // © Capelight Pictures

Diese Filminterpretation wurde jetzt von Capelight Pictures in einer restaurierten Version auf Blu-ray veröffentlicht und mit viel Liebe zur deutschen Synchronisation erweitert. Es handelt sich nämlich hierbei um die Original-Filmlänge mit 132 Minuten. In Deutschland wurde in den 80er Jahren nämlich nur die 25 Minuten kürzere Version in den Kinos veröffentlicht, welche auch ihren Weg auf die bisherige DVD fand. Die geschnittenen Szenen wurden damals nicht synchronisiert. Capelight hat keine Mühen gescheut und Synchronsprecher für die Nachvertonung der fehlenden Szenen vor die Mikrofone gestellt. Michael Chevalier, der bereits seit 2005 verstorben ist, konnte Anthony Hopkins seine Stimme nicht mehr verleihen. Ob der Ersatzmann funktioniert, erfahrt ihr in der Vorstellung des Mediabooks weiter unten im Text. Jetzt hissen wir erst einmal die Segel auf der Suche nach schönen Frauen, nein, eigentlich nach der Brotfrucht.

DIE BOUNTY (1984) Film
Fletcher Christian (Mel Gibson) und William Bligh (Anthony Hopkins) // © Capelight Pictures

Handlung

Wer im 17. Jahrhundert zu Ruhm und Ehre kommen will, muss zur See fahren. Leutnant William Bligh (Anthony Hopkins) erhält den Auftrag, die Brotfrucht von den Tahiti-Inseln nach Jamaika zu befördern. Bevor jetzt jeder den Globus hevorkramt: Von Großbritannien geht es nach Französisch-Polynesien (mitten im Pazifischen Ozean), um dann wieder nach Jamaika (Karibisches Meer zwischen Nord- und Südamerika, aber auf der östlichen Seite) zu segeln. Hört sich nicht sonderlich aufwändig an, führt jedoch ohne den Panamakanal (Fertigstellung im Jahre 1914) am Kap Hoorn vorbei, welches zu den gefährlichsten Schiffspassagen unserer Meere zählt. Für diese Mission holt sich Bligh seinen Freund Fletcher Christian (Mel Gibson) als Zweiten Maat aufs Schiff. John Frey (Daniel Day-Lewis) wird sein Erster Offizier. Bligh ist von einer Erdumrundung angetrieben und will die königliche Mission in Rekordzeit ausführen, um seiner Marine-Karriere Aufwind zu verleihen.

DIE BOUNTY (1984) Film
William Bligh (Anthony Hopkins) // © Capelight Pictures

Die Passage am Kap Hoorn gelingt auf Grund der starken Unwetter nicht und die Besatzung der Bounty muss den langen Weg südlich von Afrika über den indonesischen Ozean in Kauf nehmen. Was diese gefährliche und langwierige Reise umso irrsinniger macht, ist der Fakt, dass die Brotfrucht nur als billiges Nahrungsmittel für Sklaven nach Jamaika exportiert werden soll, weil diese sich einfach anbauen lässt. Tahiti empfängt die Mannschaft mit offenen Armen und ihren hübschen Frauen. Die Crew lässt sich für mehrere Wochen im Dorf des dortigen Königs Tynah (Wi Kuki Kaa) nieder, um die Pflanzen in Töpfen gedeihen zu lassen. Mancher Matrose verliert in dieser Zeit sein Herz an eine der Damen mit schokobrauner Haut, seidigem Haar und fügsamen Rehaugen. So auch Fletcher, der nicht nur die Prinzessin um den Finger gewickelt hat, sondern den freien Lebensstil ungern aufgibt. Missmutig muss er zusammen mit seiner Mannschaft die blaue Lagune wieder verlassen. Der ehrgeizige Bligh will auf dem Weg nach Jamaika einen zweiten Versuch auf das Kap Hoorn ansetzen und auch seine Disziplinar-Methoden nehmen langsam sadistische Züge an. Wer wird also den ersten Schritt gegen den Kapitän wagen?

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William Bligh (Anthony Hopkins) und Charles Churchill (Liam Nesson) // © Capelight Pictures

Die Schauspieler machen die Musik

DIE BOUNTY wird vor allem von diesen beiden Komponenten geprägt, welche den Film zu einem Klassiker formen. Soundtrack-Schmiede Vangelis (BLADE RUNNER, DIE STUNDE DES SIEGERS) ist der Großteil der Spannung, der doch streckenweise in die Jahre gekommen Dramaturgie, zu verdanken. Mit starken Bässen und einem bedrohlichen Klangteppich, welcher so gar nicht zu der malerischen Landschaft, es wurde an den Originalschauplätzen gedreht, passen möchte. Sicher ein Must-Have für jeden passionierten Filmmusik-Sammler. DIE BOUNTY ist aber in erste Linie eine Show der Schauspieltalente, welche in dieser geschichtstreusten Variante gänzlich zur Geltung kommen. Die Sympathie des Zuschauers für die beiden Hauptfiguren wandert immer wieder zwischen Bligh und Fletcher hin und her.

DIE BOUNTY (1984) Film
William Bligh (Anthony Hopkins) // © Capelight Pictures

Bligh wird zu Beginn in einem Tribunal von Admiral Hood, gespielt von der Legende Sir Laurence OIiver (HAMLET, REBECCA), in der Befragung nach der Meuterei in die Mangel genommen. Dann spielt Bligh auf seinem Schiff zu überdimensionaler, britischer Correctness auf und unsere Sympathie wechselt zum jungen Fletcher, der sich in die schöne Prinzessin Mauatua (Tevaite Vernette) verliebt. Am Filmende ist man als Zuschauer ahnungslos und muss erkennen, dass es hier kein klares Richtig und Falsch geben kann. Dieser Perspektivwechsel hat die Geschichte auch in vielen Romanen, Theaterstücken und den hier genannten Filmen moralisch so interessant gemacht. Auch ein sehr ungelenker Liam Neeson darf als harter Kerl mit keinerlei Interesse für Hierarchie im Hintergrund glänzen. Noch zu erwähnen ist, dass für die Produktion an Originalschauplätzen eine sehr zeitgetreue Bounty nachgebaut wurde. Selbst heute kann sie noch in seetauglichem Zustand in der Bucht von Hong Kong bestaunt werden.

DIE BOUNTY (1984) Film
© Capelight Pictures

Das Mediabook

DIE BOUNTY (1984) Mediabook
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Das Bild ist kontrastreich und kann mit realitätsnahen Farben glänzen. Ein paar Staubpunkte sind auf der Kopie noch zu erkennen, aber als Filmnostalgiker will man das auch nicht anders. Der Ton hat eine ausgewogene Klangdynamik und kommt solide in Stereo aus den Boxen. Zur erweiterten Synchronisation: Sie fällt wirklich nur bei der Synchronstimme von Anthony Hopkins auf, die durch eine tiefere Stimme ersetzt wurde. Viele, die von diesem Fakt nichts wissen, werden es kaum bemerken. Dem verantwortlichen Tonstudio kann man für diese Arbeit dankbar die Hände schütteln. Das Bonusmaterial fällt mit Audiokommentaren vom Regisseur Roger Donaldson, Produzenten Bernard Williams, Setdesigner John Graysmark und dem historischen Berater Stephen Walters sehr dünn aus. Dafür glänzt Capelight wieder mit einer stilvollen Covergestaltung und einem layoutstarken Mediabook. Die darin enthaltenen 24 Seiten mit Text von Daniel Wagner führen nach einer kleinen Geschichtsstunde über die echte HMS Bounty, die Produktionsphase informativ und prägnant aus.

DIE BOUNTY (1984) Film
Fletcher Christian (Mel Gibson) // © Capelight Pictures

Fazit

Zu Recht gehört DIE BOUNTY zu einem der besten Seefahrt-Filmklassiker, der nicht nur durch seine hochwertige Schauspiel-Mannschaft überzeugt, sondern auch durch seine komplexe Geschichte. Wie weit sollte militärischer Gehorsam gehen und was macht einen richtigen Führungsstil aus? Diese Fragen, gepaart mit einem Sympathie-Wechsel für die Figuren, garantiert einen gelungen Filmabend. Die mühsame Nachsynchronisierung der fehlenden Szenen für die erste umfassende deutsche Version macht dieses Mediabook zu einem Exemplar in den vordersten Reihen der Filmsammlung. Wer hier noch etwas zu meckern hat, soll doch über die Planke gehen.

Titel, Cast und CrewDie Bounty (1984)
OT: The Bounty
Poster
Releaseab dem 17.05.2019 Mediabook (Blu-ray & DVD), Blu-ray und DVD

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RegisseurRoger Donaldson
Trailer
BesetzungMel Gibson (Fletcher Christian Master's Mate)
Anthony Hopkins (Lieutenant William Bligh)
Laurence Olivier (Admiral Hood
Edward Fox (Captain Greetham)
Daniel Day-Lewis (John Fryer)
Bernard Hill (William Cole)
Phil Davis (Edward Young)
Liam Neeson (Seemann Charles Churchill)
DrehbuchRobert Bolt
KameraArthur Ibbetson
MusikVangelis
SchnittTony Lawson
Filmlänge141 Minuten
FSKab 12 Jahren

2 Gedanken zu „Die Bounty (1984) – Filmkritik & Review zum Mediabook“

  1. Ich habe die neue Box mit BD + DVD gekauft.Habe dann aber feststellen müssen,daß die Angaben zur Filmlänge weder auf BD noch auf DVD mit der tatsächlichen Filmlänge auf den Scheibchen übereinstimmen:Cover-BD=141min.-tatsächlich 131min.
    Cover-DVD=135min.-tatsächlich 125min.
    Ist das nur ein Druckfehler?Hat das überhaupt schon jemand bemerkt?Kann mir da jemand Auskunft geben?
    Gruß Gerhard!

    1. Hallo,
      guter Hinweis. Das ist tatsächlich ein Druckfehler, den ich gleich ohne selbst auf dem Player nachzuschauen, abgetippt habe. Die Uncut-Original-Version ist tatsächlich 130 Minuten und 44 Sekunden. Dass die die DVD schneller durch ist, auf Grund der geringen Bildrate, ist dir sicherlich bekannt.
      Hier noch einmal der Vergleich der geschnitten und ungeschnitten Version auf Schnittberichte.de. Da kann man oben die korrekte Laufzeit sehen. Also Druckfehler von Capelight.
      https://www.schnittberichte.com/schnittbericht.php?ID=2124
      Danke
      Gruß Christoph

      Gruß
      Christoph

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