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Die besten Horrorfilme der 40er Jahre

Die besten / wichtigsten Horrorfilme der Jahre 1940-1949

Einige werden sich die Augen reiben und verwundert fragen: „Sollten nicht eigentlich die 70er Jahre folgen?“. Dazu möchte ich folgendes sagen: In unserem dritten Teil der „Best-of“ Horrorfilm-Reihe haben wir einen etwas ungewöhnlichen Weg gewählt und einen Schritt zurück gemacht. Zuerst wollten wir die Grundlagen schaffen, also die Jahre 1950 – 1969, um dann im vierten Teil durch die 70er Jahre zu wandern. Da nicht jeder etwas mit den älteren Klassikern anfangen kann, wollen wir die häppchenweise nachreichen und nicht damit das „Best-of“ starten. Jedoch werden wir noch bis ins Jahr 1900 zurückgehen, bis zu den Anfängen des Horrorfilms.  Also seid gespannt.

Die 40er Jahre, der Zweite Weltkrieg tobt, es herrscht Unsicherheit und Angst. Italien schließt sich Hitlers Deutschland an, 1941 tritt die USA nach dem Angriff von Japan auf Pearl Harbor offiziell in den Krieg ein. Zwei Jahre darauf erlebt die deutsche Reichsmacht ein Desaster in Stalingrad, welches wohl gleichzeitig den Wendepunkt des zweiten Weltkrieges einleitet. Weitere zwei Jahre später befreien die Alliierten Deutschland aus dem Fängen des Nationalsozialismus und enthüllen den versuchten Genozid am Judentum. Im Jahre 1947 beginnt der Wiederaufbau und der Marshallplan wird erstellt. Ein weiteres Jahr später, 1948, gibt es die Berlin-Blockade und die bekannte Luftbrücke. Zum Ende des Jahrzehntes entstanden zwei, durch eine Mauer getrennte, deutsche Staaten, welche die neue Weltpolitik spiegeln: Die USA und UdSSR streiten um die Weltmacht. Dies nur als kurzen Abriss der Ereignisse, die sich in jenen Jahren auf der Welt abspielten.

Das in dieser Zeit den wenigsten, vor allem den Europäern, nach Filmen zumute war, ist verständlich. Daher kommen die meisten Produktionen vorwiegend aus den USA. Die befanden sich zwar ebenfalls ab 1941 im Krieg, der aber vorwiegend in Europa, Asien und Afrika stattfand. Die Vereinigten Staaten blieben davon verschont. Gerade der Horrorfilm hatte in dieser Zeit sehr zu leiden, denn Horror gab es auf den Schlachtfeldern rund um den Erdball genug. Daher ist auch diese Liste der 1940er etwas kürzer als sonst geworden. Auch der verwandte Science-Fiction-Film lag zu jener Zeit am Boden. Nur wenige Lichtblicke schafften den Sprung ins Kino, darunter war z.B. DOKTOR ZYKLOP (DR. CYCLOPS, 1940) und DER UNSICHTBARE KEHRT ZURÜCK (THE INVISIBLE MAN RETURNS, 1940).

Trotz all dem Grauen den der Krieg brachte, entstanden unvergessene Meisterwerke in jenen Jahren wie z.B.: DER DRITTE MANN (THE THIRD MAN, 1949), DER GROßE DIKTATOR (THE GREAT DICTATOR, 1940), CITIZEN KANE 1941, IST DAS LEBEN NICHT SCHÖN (IT‘S A WONDERFUL LIFE, 1946), DIE WENDELTREPPE (THE SPIRAL STAIRCASE, 1945), ARSEN UND SPITZENHÄUBCHEN (ARSENIC AND OLD LACE, 1944), COCKTAIL FÜR EINE LEICHE (ROPE, 1948) und natürlich CASABLANCA 1942. Vincent Price hatte in diesen Jahren seine ersten drei Hauptrollen in den Filmen: LAURA 1944, WEISSER OLEANDER (DRAGONWYCK, 1944) und SCHOCK 1946.

Wie immer gilt auch diesmal wieder: Die nachfolgende Liste erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, sie soll lediglich anhand der wichtigsten Filme die Entwicklung des Horrorfilmes verdeutlichen. Zudem ist die Reihenfolge nicht zwingend als „in Stein gemeißelt“ zu verstehen.

 

Platz 16: VOODOO MAN (VOODOO MAN, 1944)

Ein Film mit Bela Lugosi, John Carradine und George Zucco? Das kann ja nur gut werden, dachte ich mir vor der ersten Sichtung. Aber die Enttäuschung war groß, als der kleine B-Film am Laufen war. Eigentlich ist es mehr ein Trash-Film. Carradine und Zucco sind hier absolut fehl am Platz.

Der junge Autor Ralph Dawson (Tod Andrews) soll ein Drehbuch über einen aktuellen Fall von drei verschwundenen Frauen schreiben. Zu diesem Zweck reist er nach Twin Falls, aber auch um seine Verlobte Betty Benton (Wanda McKay) zu besuchen. Nach einer Wagenpanne wird er von Bettys Cousine Sally (Louise Currie) mitgenommen. Die hat daraufhin ebenfalls einen mysteriösen Defekt an ihrem Wagen, genau an der Stelle wo auch die drei Frauen zuvor verschwunden sind. Ralph macht sich auf den Weg um Hilfe zu holen. Währenddessen wird Sally von Toby (John Carradine) und Grego (Pat McKee) entführt und in das Labor von Dr. Marlowe (Bela Lugosi) verschleppt. Der will mit Hilfe des Voodoopriesters Nicholas (George Zucco), die Seele einer lebenden Frau in den toten Körper seiner vor 20 Jahren verstorbenen Frau transferieren. Bisher blieben alle Versuche erfolglos, aber Marlowe gibt nicht auf. Der nächste Versuch soll nun mit der Seele von Sally durchgeführt werden.

Die Regie führte hier William Beaudine nach einem Drehbuch von Robert Charles. Das Ganze ist wirr und konfus erzählt Dem Film ist das nicht vorhandene Budget deutlich anzumerken. Ein in allen Belangen kurioser Film, den man sich trotz allem einmal zu Gemüte führen sollte.

 

Platz 15: THE RETURN OF THE VAMPIRE (THE RETURN OF THE VAMPIRE, 1943)

Columbia Pictures brachte für nur 75.000 $ diesen Vampir-Heuler heraus. Regie führte Lew Landers.

Anfang des 19. Jahrhunderts terrorisiert der Vampir Tesla (Bela Lugosi) London. Lady Jane Ainsley (Frieda Inescort) und Professor Walter Saunders (Gilbert Emery) begeben sich auf die Suche nach dessen Grab, welches auf einem nahegelegenen Friedhof von dem Werwolf Andreás (Matt Willis) beschützt wird. Nachdem der Vampir getötet wurde, erlischt der Fluch des Werwolfes und Andreás wird zu Lady Janes Assistenten. Viele Jahre später wird bei einem Bombenangriff auf London das Grab des Vampirs Tesla freigelegt. Zwei Männer des Aufräumtrupps entfernen den Metallpfahl aus dessen Brust und erwecken ihn unfreiwillig zu neuem „Leben“. Gleichzeitig wird der Fluch über Andreás wieder wirksam und Tesla bereitet sich darauf vor an Lady Jane Rache zu nehmen.

Die Idee des Films ist nicht verkehrt, aber das Endresultat umso mehr. Alle Schauspieler agieren mehr oder weniger unfreiwillig komisch. Die Dialoge sind einfältig und die vereinzelten komischen Momente sind nicht wirklich witzig. Schade, dass der Krieg so sehr aus dem ganzen Plot ausgespart wurde. Er wird lediglich als Vorwand für Teslas Auferstehung benutzt. Es wäre interessant gewesen, einmal einen Vampir in den wirren des Krieges zu sehen. Aber so setzte das Filmstudio Columbia mit alten, nebligen Friedhöfen und großen Schlössern auf die klassische Variante.

 

Platz 14: DIE WERWÖLFIN VON LONDON (SHE-WOLF OF LONDON, 1946)

In meinen Augen versucht Regisseur Yean Yarbrough hier Jaques Tourneurs KATZENMENSCHEN zu kopieren, und mit dem Werwolf-Mythos zu kreuzen. Wie im Original gibt es auch hier keine Monster zu sehen. Trotz der recht guten Kulissen und teils gruseligen Stimmung, will der Funke nicht so richtig überspringen.

Ein Monster schleicht durch London und tötet wahllos Menschen, Scotland Yard steht vor einem Rätsel. Phyllis Allenby (June Lockhart), die kurz vor der Hochzeit mit dem Anwalt Barry Lanfield (Don Porter) steht, vermutet, dass der alte Familienfluch auf sie übergegangen ist und ihn in einen Werwolf verwandelt hat. Zudem liegt das Anwesen der Familie in unmittelbarer Nähe zum Stadtpark, in dem die grausamen Morde geschehen sind.

Der Film spielt mit allen Topoi, die Standard sind: Hundeheulen, nebelverhangene Parks, alte Schlösser und den bekannten Familienfluch. Regisseur Yarbrough lässt den Film nach dem Whodunnit-Prinzip ablaufen, doch eine echte Überraschung fehlt am Ende. Historisch gesehen liegt der Film zwischen DER WERWOLF VON LONDON von 1935 und AN AMERICAN WERWOLF IN LONDON von 1981.

 

Platz 13: DRACULAS SOHN (SON OF DRACULA, 1943)

Nach DRACULAS TOCHTER von 1936 kam nun auch noch DRACULAS SOHN. Wo die TOCHTER noch einen Bezug zum ersten DRACULA mit Bela Lugosi hatte, fehlt diesem Streifen jedwede Verbindung zu seinen Vorgängern. Regisseur war hier Robert Siodmak, der mit dem Werk seine erste Auftragsarbeit für die Universal Studios ablieferte.

Katherine Caldwell (Lousie Allbritton) hat seit ihrem Urlaub in Budapest morbide Gedanken über Leben und Tod. Dort hatte sie auch den adeligen Alucard (!) (Lon Chaney jr.) kennengelernt und umgehend zu sich nach Hause eingeladen. Kaum trifft dieser Alucard auf dem Landgut ein, gibt es schon die ersten Todesfälle.

Im Grunde ist es nur eine Variation des altbekannten Universal-Vampir-Stoffs. Der geneigte Zuschauer sollte sich nicht zu viel erhoffen, aber einen gewissen Charme und eine stimmige Atmosphäre hat der Film trotz alledem. Hier war schon sehr deutlich das Ende der Ära der Universal-Monster zu erkennen, das sich in den folgenden Jahren durch noch schlechtere Produktionen beschleunigen sollte. Erst im Jahre 2004 schaffte DRACULAS SOHN eine Veröffentlichung in Deutschland, er war Teil der „Monster Legacy DVD Collection“.

 

Platz 12: FRANKENSTEIN KEHRT WIEDER (GHOST OF FRANKENSTEIN, 1942)

Der erste FRANKENSTEIN ohne Boris Karloff, da er angeblich kein Interesse mehr an der Rolle hatte. Stattdessen durfte Lon Chaney jr. in die Rolle schlüpfen, Bela Lugosi als Ygor ist in seiner Rolle aus FRANKENSTEINS SOHN auch wieder mit dabei. Regie führte diesmal Erle C. Kenton.

Ygor (Bela Lugosi) und das Monster (Lon Chaney jr.) sind doch nicht Tod, beide haben das Ende des Vorgängers überlebt, aber die Kreatur ist stark geschwächt. Doch Ygor hat einen Plan, wie er seinem Freund zu alter Stärke verhelfen will. In der Stadt Vasaria lebt noch ein weiterer Sohn des Baron Frankenstein, Dr. Ludwig Frankenstein (Cedric Hardwicke), als Leiter einer Anstalt für geistesgestörte Menschen. Kaum dort angekommen, tötet das Monster zwei Bewohner und wird eingesperrt. Ygor erpresst daraufhin den Doktor, dass er ihm hilft das Monster zu befreien.

Der Plot zeigt schon, dass wir von diesem Film nicht mehr allzu viel erwarten dürfen. Trotzdem ist FRANKENSTEIN KEHRT WIEDER um Längen besser, als alles, was danach noch auf den Zuschauer zum Thema „Frankenstein“ losgelassen worden ist. Mit diesem Film verabschiedete sich auch aus dieser Monster-Reihe der hohe Qualitätsanspruch, der drei Vorgängerfilme in Richtung Keller und ist nur noch Schall und Rauch.

 

Platz 11: DAS UNSTERBLICHE MONSTER (THE UNDYING MONSTER, 1942)

Auch die 20th Century Fox Studios versuchten sich am Werwolf-Mythos. Als Regisseur wurde John Brahm angeheuert und welches Talent Brahm besaß, kann man in vielen Szenen des Filmes bestaunen. Expressionistische Bilder, eine unheimliche Atmosphäre, ausgefallene Settings wie auch ungewöhnliche Perspektiven, zeichnen seine vorliegende Arbeit aus.

In einer dunklen Nacht werden Oliver Hammond (John Howard) und Kate O‘Malley (Valerie Traxler) auf dem Nachhauseweg von einer unbekannten Kreatur angegriffen und schwer verletzt. Alle glauben an den alten Fluch, der seit den Kreuzzügen über der Familie Hammond liegt. Scotland Yard schickt zur Klärung einen ihrer besten Leute: Robert Curtis (James Ellison) mit seine Gehilfin Christy (Heather Thatcher). Nach und nach zeigt sich, dass die ganze Familie Hammond, einschließlich deren Hausarzt Dr. Jeff Colbert (Bramwell Fletcher), etwas vor Curtis zu verheimlichen haben. Die Untersuchungen werden immer komplizierter, doch Curtis lässt nicht locker.

Wir haben hier alle Zutaten, die zu einem klassischen Horrorfilm gehören: eine alte Familie inklusive Fluch, ein Schloss, eine dunkle Gruft und mysteriöse Vorkommnisse. Dass es trotz allem nicht zum ganz großen Wurf gelangt, liegt meiner Meinung nach zum großen Teil an der zu simplen Story, die zu sehr an „Sherlock Holmes und dem Hund von Baskerville“ erinnert. Auch die zum Teil sehr schrulligen Humoreinlagen tragen nicht zur Verbesserung bei. Alles in allem, optisch ein herausragender Film, inhaltlich jedoch mit großen Schwächen.

 

Platz 10: DEAD MEN WALK (DEAD MEN WALK, 1943)

Dieser kleine B-Film der PRC-Studios, kommt im Gewand des klassischen Horrorfilms um die Ecke. Die Story stammt aus der Feder von Fred Myton und Regie führte Sam Newfield.

Es geht um den Arzt Lloyd Clayton (George Zucco) der heimlich seinen Zwillingsbruder Elwyn (George Zucco) ermordet hat, weil der von seinen satanischen Praktiken besessen war. Lediglich Elwyns buckliger Assistent Zolarr (Dwight Frye) ahnt etwas von der Sache. Als er Lloyd darauf anspricht, behauptet dieser, er habe in Notwehr gehandelt, da sein Bruder eine Gefahr für die Gesellschaft gewesen sei. Als dann Elwyn plötzlich wiederauftaucht und als Vampir die Stadt bedroht, gerät auch Lloyds Nichte Gayle Clayton (Mary Carlisle) in den Focus des Bösen.

Man merkt dem Film an, dass er nur mit einem sehr schmalen Budget produziert wurde. Trotz allem hat er aber seine Momente. Besonders sticht George Zucco in seiner Doppelrolle als guter Doktor Clayton, sowie als böser Vampir Elwyn hervor. Aber auch Dwight Frye, der wieder einmal seine Paraderolle als buckliger Gehilfe zum Besten geben kann, spielt glänzend auf. Beide haben sehr großen Spaß an ihren schrägen Rollen. Die Kulissen bieten alles, was es für so einen Film braucht, ein unheimlicher Friedhof, eine dunkle Gruft, ein verwinkeltes großes Haus und der übliche Dorfmob bekommt am Ende auch seinen Auftritt. Kein Meisterwerk, aber sehenswert, leider gibt es bis jetzt kein deutsches Release.

 

Platz 9: DER WOLFSMENSCH (THE WOLF MAN, 1941)

Mit DER WOLFSMENSCH erschuf Regisseur George Waggner einen der besten Werwolf-Filme überhaupt. Mit diesem Film hatte Lon Chaney jr. seinen Durchbruch als Schaupieler und zeigt eine seiner besten Leistungen.

Nach 18 Jahren kehrt Lawrence Talbot (Lon Chaney jr.) nach Wales in das Schloss seiner Ahnen zurück. In dem nahen gelegenen Dorf, lernt er die attraktive Gwen Conliffe (Evelyn Ankers) kennen. Sie verabreden sich für den Abend zu einem Spaziergang, bei dem auch ihre Freundin Jenny (Fay Helm) mit von der Partie ist. Im Wald treffen sie auf Zigeuner, die ihnen aus der Hand lesen. Jenny läuft daraufhin verschreckt in den Wald und wird von einem Werwolf angefallen. Larry will ihr helfen und stürzt sich todesmutig in den Kampf, dabei wird er jedoch schwer verletzt. Er schafft es, den Werwolf zu töten, und verliert daraufhin das Bewusstsein. Als die Polizei eintrifft, finden sie nur einen toten Zigeuner. Larry kann sich bei der Befragung nicht mehr erinnern und die Polizei verdächtig ihn des Mordes.

Chaney darf hier zum ersten Mal den Werwolf spielen, den er danach noch mehrfach verkörpern wird. Die tollen Kulissen und die nebligen Landschaften tragen zu einer schönen gruseligen Stimmung bei. Bela Lugosi ist als Zigeuner in einer kleinen Rolle zu sehen.

 

Platz 8: DER LEICHENDIEB (THE BODY SNATCHER, 1945)

Diesmal holt sich Produzent Val Lewton Robert Wise als Regisseur. Die Story basiert auf einer Kurzgeschichte von Robert Louis Stevenson, die wiederum auf den echten Fall der Serienmörder Burke und Hare basiert.

Aus finanziellen Gründen muss der Medizin-Student Donald Fettes (Russell Wade) einen Job als persönlicher Assistent des Dozenten Dr. MacFarlane (Henry Daniell) annehmen. Fettes findet heraus, dass MacFarlane sich Leichen zu Studienzwecke besorgen lässt und gutes Geld dafür bezahlt. Der Lieferant ist ein gewisser John Gray (Boris Karloff). Als immer mehr Leichen in der Stadt verschwinden, werden die Friedhöfe besser bewacht. Daraufhin muss Gray beim Sterben der Menschen nachhelfen, um dem Doktor seine gewünschten Leichen zu besorgen.

DER LEICHENDIEB ist ein sehr stimmungsvoller und düsterer Film, in dem Boris Karloff als John Gray eine seiner ikonischsten Rollen spielt. In einer kleinen Nebenrolle taucht wieder mal ein Bela Lugosi auf. 1960 wurde mit Peter Cushing und Donald Pleasence der Stoff erneut verfilmt, mit dem Titel DER ARZT UND DIE TEUFEL. Regie führte hier John Gilling. Es gibt noch drei weitere Filme von Val Lewton als Produzent, zu den weiter unten aufgeführten, die ich hier jedoch nicht gelistet habe, da sie nichts mehr mit einem Horrorfilm gemein haben. Sie passen eher zum Psycho-Thriller: THE 7TH VICTIM (THE 7TH VICTIM, 1954), THE GHOST SHIP (THE GHOST SHIP, 1943) und BEDLAM (BEDLAM, 1948). Bei allen drei Filmen führte Mark Robson Regie, den Lewton als Ersatz für Jaques Tourneur zur RKO (Radio-Keith-Orpheum Pictures) brachte.

 

Platz 7: THE LEOPARD MAN ( THE LEOPARD MAN, 1943)

Auch mit ihrem dritten Film, nach KATZENMENSCHEN und ICH FOLGTE EINEM ZOMBIE, führten Lewton und Tourneur die Zuschauer mit dem gewählten Titel erneut an der Nase herum. Denn auch hier gibt es keine Monster oder werwolfartige Biester. Stattdessen haben wir einen der ersten Vorläufer des modernen Slashers. Lange vor PSYCHO wird hier ein psychopathischer Mörder in den Ring geschickt. Die Story basiert auf dem gleichnamigen Roman des Amerikaners Cornell Woolrich.

In einem kleinen Ort in New Mexico gibt es einen bekannten Nachtclub, der immer wieder besondere Attraktionen für seine Gäste bietet. Bei einem Auftritt kommt sogar ein Leopard mit auf die Bühne. Das Tier ist aber von dem Lärm so verschreckt, dass es sich losreißt und in die Nacht entkommt. Ein eilig zusammengestellter Suchtrupp versucht, den Leoparden aufzuspüren und einzufangen. Doch kurz darauf, gibt es die ersten Toten und alle vermuten, dass es das verschwundene Raubtier war. Doch eine noch viel schlimmere Bestie schleicht durch die Nacht und verlangt nach Blut.

Auch in seinem dritten Film für die RKO erschafft Tourneur mit einem bezaubernden Schattenspiel und einem tollen Soundtrack, eine einmalige Atmosphäre. Mit Alptraumhaften, teils surrealen Bildern, entsteht eine unheimliche und bösartige Welt vor unseren Augen, die seinesgleichen sucht und spätere Filmemacher bis heute beeinflusst. Leider ist der Film bis heute nicht in Deutschland erschienen.

 

Platz 6: ICH FOLGTE EINEM ZOMBIE (I WALKED WITH A ZOMBIE, 1943)

Der zweite Film, nach KATZENMENSCHEN, des erfolgreichen Duos Lewton und Tourneur ist auch gleichzeitig ihr Bekanntester. Konsequent setzen die beiden ihren Stil aus dem Vorgänger unbeirrt fort. Keine Monster oder verrückten Wissenschaftler, keine nebligen Friedhöfe oder unheimliche Schlösser. Der Horror wird noch subtiler generiert. Hier herrscht eine dumpfe, düstere Atmosphäre, die wie ein Fieber auf dem Zuschauer lastet und die Angst vor dem, was in den dunklen Schatten lauern könnte.

Die kanadische Krankenschwester Betsy Connell (Frances Dee) kommt nach Jamaika, um die kranke Jessica Holland (Christine Gordon) zu pflegen. Jessica ist die Frau des reichen Plantagenbesitzers Paul Holland (Tom Conway) und leidet unter den Folgen einer schweren Fiebererkrankung. In kürzester Zeit ist Betsy von der Insel und seinen Bewohner fasziniert. Als sie die Eingeborenen bei einem Voodoo-Ritual beobachtet, glaubt sie, mithilfe des alten Zaubers auch Jessica heilen zu können.

Man sollte erwähnen, dass die Filme von Lewton und Tourneur ihrer Zeit weit voraus waren, was sich vor allem in den zum Teil vernichtenden Kritiken bei ihrer Veröffentlichung bemerkbar machte. Das Publikum, wie auch die Kritiker, waren in jenen Jahren von den neuen Horror-Visionen überfordert. Erst viele Jahre später wurde das wahre Potenzial und die Qualität dieser Meisterwerke anerkannt.

 

Platz 5: ISLE OF THE DEAD (ISLE OF THE DEAD, 1945)

Ein weiterer Film von Val Lewton ist ISLE OF THE DEAD, bei dem dieses Mal ein neuer Regie-Stuhl Platz nehmen durfte: Mark Robson. Der Kanadier war ein Quereinsteiger ins Filmbusiness. Zuvor war er bei den drei Filmen von Jacques Tourneur nur als Cutter tätig.

Die Story spielt während der Balkankriege 1912 in Griechenland. General Pherides (Boris Karloff) und der amerikanische Reporter Oliver Davis (Marc Cramer) besuchen die Insel der Toten, um der lang verstorbenen Frau des Generals Respekt zu erweisen. Als sie ankommen, entdecken sie, dass die Gruft geplündert worden ist. Die Männer finden ein beleuchtetes Anwesen in der Nähe, dort treffen sie auf den Archäologen Dr. Albrecht (Jason Robards), den britischen Diplomaten St. Aubyn (Alan Napier) und seine Frau Mary St. Aubyn (Katherine Emery), sowie einen Blechschmied namens Andrew Robbins (Skelton Knaggs). Am nächsten Morgen ist Robbins tot und der Arzt Dr. Drossos (Ernst Deutsch) vermutet die Pest als Auslöser. Kurzerhand stellt General Pherides die Insel unter Quarantäne. Das Hausmädchen von Aubrecht vermutet eine Vorvolaka, eine Art Wolfsdämon, als Mörder von Robbins. Die Spannungen in der seltsamen Gruppe nehmen zu, als weitere Todesfälle folgen.

Der Film entwickelt sich zu einem starken Kammerspiel, in dem weniger die Aktion im Mittelpunkt steht, dafür Dialoge und Stimmungen der Darsteller. In atmosphärischen Bildern wird eine beklemmende, klaustrophobische Szenerie erzeugt, die einmalig ist. Wir sehen Boris Karloff in einer seiner besten Rollen. Leider hat auch diese Perle noch nicht den Weg nach Deutschland gefunden.

 

Platz 4: DER UNHEIMLICHE GAST (THE UNINVITED, 1944)

Der Geistergrusel basiert auf der Story „Uneasy Freehold“ von Dorothy Macardle.

Am Ende ihres Urlaubes finden die Geschwister Roderick (Ray Milland) und Pamela Fitzgerald (Ruth Hussey) ein Haus im abgeschiedenen Teil von Devonshires. Da sie das Haus an ihre Kindheit erinnert, kaufen sie es kurzerhand. Warum das Anwesen so günstig war, erfahren sie schon kurz darauf. Anfänglich sind es nur ein paar Geräusche oder das Abfallen der Temperatur im Zimmer. Aber in kürzester Zeit steigert sich das Ganze zu purem Terror. Nach und nach finden die Geschwister heraus, dass die unheimlichen Ereignisse eng mit den Vorbesitzern in Verbindung stehen.

Ray Milland und seine Kollegin Ruth Hussey begeistern mit ihrem ausgefallenen Spiel vor der Kamera. Erst durch die beiden Darsteller werden die mysteriösen Geschehnisse real und die Atmosphäre spürbar gefährlich. Unheimliche Aufnahmen und faszinierende Kontraste zeichnen DER UNHEIMLICHE GAST aus. Dazu ein hervorragender Soundtrack, der das Ganze perfekt begleitet. 1945 wurde der Film für einen Oscar in der Kategorie „Beste Kamera in einem Schwarz-Weiß-Film“ nominiert. Im deutschen Fernsehen lief der Film als DER UNGEBETENE GAST.

 

Platz 3: DIE SCHÖNE UND DIE BESTIE (LA BELLE ET LA BÊTE, 1946)

Die Handlung dürfte allgemein bekannt sein, daher spare ich mir hier eine Zusammenfassung und nein, das Märchen ist keine Erfindung von Walt Disney, sondern stammt aus der Feder der Französin Jeanne-Marie Leprince de Beaumont aus dem Jahre 1757.

Jean Cocteau erzählt hier in stimmungsvollen, teils surrealen Bildern eine Fabel über das Äußere und Innere eines jeden Wesens. Jean Marais gibt das Monster und Josette Day spielt Belle, die Schöne. Fasziniert kann man Marais und Day bei ihrem Spiel vor der Kamera beobachten, wie sie die einzelnen Phasen von Angst, Hass, Abneigung und Zuneigung durchlaufen. Dieses spannende Wechselspiel der Gefühle in einer atmosphärisch dichten und unwirklichen Kulisse. Roger Ebert, einer der bedeutendsten US-amerikanischen Filmkritiker, bezeichnet den Film als „…einer der bezauberndsten Filme aller Zeiten“ und ich kann ihm da nur zustimmen.

Der Film ist ein Meisterwerk des sogenannten Poetischen Films und einer der ersten Fantasyfilme überhaupt. Ursprünglich sollte DIE SCHÖNE UND DIE BESTIE in Farbe gedreht werden, aber kurz nach dem Krieg war nicht genügend Material dafür vorhanden. Ich kann mir das beim besten Willen auch nicht in Farbe vorstellen. DIE SCHÖNE UND DIE BESTIE ist kein purer Horrorfilm aber ein fantastischer Film, der mit einigen Horror-Elementen aufwarten kann. Der alternative deutsche Titel war: ES WAR EINMAL… und DIE SCHÖNE UND DAS BIEST.

 

Platz 2: KATZENMENSCHEN (CAT PEOPLE, 1942)

Mit KATZENMENSCHEN erschufen der Produzent Val Lewton und sein Regisseur Jaques Tourner ein Meisterwerk des Horrorfilms. Lewton wollte Anfang der 40er Jahre weg von den plakativen Monster-Schinken der 30er und etwas ganz neues realisieren. Ein Grund war auch das geringe Budget, welches die Produktionsfirma RKO in Aussicht stellte. Sein Lieblingsregisseur Tourner war der gleichen Meinung und zusammen starteten sie ihre erfolgreiche Karriere mit KATZENMENSCHEN.

Die Serbin Irena Dubrovna (Simone Simon) zieht während des Zweiten Weltkrieges nach New York. In ihrer Heimat gibt es die Legende, nach der eine Frau, wenn sie Erregung verspürt, sich in ein Raubtier verwandelt und den Mann in Leidenschaft tötet. Irena ist so von der Legende besessen, dass ihre Ehe mit Oliver Reed (Kent Smith) stark darunter leidet. Als ihr Mann Trost bei seiner Arbeitskollegin Alice Moore (Jane Randolph) sucht und Irena zu einem Psychiater gehen soll, eskaliert die Situation komplett.

Der Film spielte damals vier Millionen Dollar ein und war der Auftakt für eine neue Art des Horrors. Mit fantastischen schwarz-weiß Aufnahmen und einer geschickten Kameraführung erzeugt Tourner den Schrecken im Kopf des Betrachters. 1982 gab es ein Remake von Paul Schrader mit der deutschen Nastassja Kinski, welches jedoch niemals an die Klasse des Originals heranreicht. 1944 musste Val Lewton, auf Druck von RKO, noch eine Fortsetzung mit dem Titel THE CURSE OF THE CAT PEOPLE produzieren. Regie führten diesmal Gunther v. Fritsch und Robert Wise. Fritsch konnte den Zeitplan des Studios nicht einhalten und wurde daraufhin durch Wise ersetzt.

 

Platz 1: TRAUM OHNE ENDE (DEAD OF NIGHT, 1945)

Sieben Fremde treffen sich eines Tages in einem einsamen englischen Landhaus. Einer von ihnen, der Architekt Walter Craig (Mervyn Johns), glaubt, die anderen Personen aus seinen Träumen wieder zu erkennen. Im Laufe des Tages erzählt jeder der Anwesenden eine unheimliche Geschichte. Aber erst mit der letzten Story erfahren sie den wahren Grund, warum sie sich in dem Landhaus befinden.

Direkt nach Ende des Krieges wurde dieser Meilenstein des Horrorfilmes in Großbritannien produziert, der bis heute nichts an seiner Wirkung verloren hat. Wir haben hier ein Konglomerat von Horror-Themen, das auf jeder Ebene eine unheimliche, mysteriöse Spannung erzeugt und keine Sekunde Langeweile aufkommen lässt. Jede einzelne Story ist fesselnd und bis zum Schluss fragt sich der Zuschauer, was es den alles mit den sich vollkommen fremden Personen im Haus auf sich hat. Die Regisseure Basil Dearden, Robert Hamer, Alberto Cavalcanti und Charles Chrichton haben einen in sich geschlossenen, sehr subtilen und dichten Alptraum erzeugt, der sofort jeden Zuschauer auch heute noch in seinen Bann zieht.

Gedreht wurde in den Ealing Studios und kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde TRAUM OHNE ENDE mit großem Erfolg im Kino uraufgeführt. Mit TRAUM OHNE ENDE wurde auch der sogenannte Anthologie-Film zu neuem Leben erweckt. Jedoch erst viele Jahre später, genauer 1965, startete die englische Firma Amicus mit dem Film DIE TODESKARTEN DES DR. SCHRECK (DR. TERROR‘S HOUSE OF HORRORS) eine echte Neubelebung dieses besonderen Filmgenres.

© Stefan F.

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