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Die besten Horrorfilme der 2000er Jahre | Platz 16 – 30

Die besten/wichtigsten Horror-Filme der Jahre 2000 – 2010:

Willkommen bei einer neuen Ausgabe unserer beliebten „Best-of-Horrorfilm-Reihe“.

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Ohne lange Reden zu Schwingen und den Leser zu langweilen, legen wir sogleich los: Zu Beginn der 2000er hatte sich der Horror grundlegend verändert. Diese Entwicklung deutete sich schon Ende der 1980er und noch mehr in den 1990ern an. Vergessen waren all die klassischen Monster und Schrecken, Motive und Motivationen aus der Steinzeit des Genres. Der Horror verlor endgültig seinen letzten Rest an Naivität und es begann eine blutige, neue Epoche und ein persönlicheres, intensiveres und vor allem brutaleres Erlebnis als jemals zuvor. Einschränkungen, Hemmnisse oder moralische Bedenken gehörten der Vergangenheit an. Alles, was machbar war, wurde gezeigt. Ob das für den Kinobesucher ein größeres Erlebnis bedeutete, sei dahingestellt. Zur gleichen Zeit begann Anfang des neuen Jahrtausends eine Welle ganz realen Grauens für die Welt. Denn die 2000er werden auch als die Jahre des Terrors in Erinnerung bleiben, und ganz besonders der 11. September 2001, der mit dem Anschlag auf das World Trade Center und das Pentagon in den USA seinen traurigen Höhepunkt darstellt. Ende des Jahres 2007 platze die Immobilienblase und stürzte viele Banken und Länder in eine bis dahin ungeahnte Krise, allen voran die US-Großbank Lehman Brothers.

Der Film zur Finanzkrise 2008: THE BIG SHORT (2015) © 2015 Paramount Pictures

Zwei Jahre später meldete Griechenland, das es hoch verschuldet war und damit begann die Eurokrise, die nicht nur eine weitere Banken- und Staatskrise zur Folge hatte, sondern auch noch eine gewaltige Wirtschaftskrise mit sich brachte. Daneben wütete weiterhin der Terror auf der ganzen Welt und fand bis heute zahllose, vor allem unschuldige Opfer. Verändert oder verbessert hat sich dadurch bis heute nicht das geringste. Aber auch der Klimawandel wird ab der zweiten Hälfte des Jahrzehnts zum Thema.

Der Slasher in den 2000ern

Starten wir einen kurzen Rundumblick durch das Horrorgenre bei unserem alten Freund, dem Slasher. Denn der ist auch in diesem Jahrzehnt nicht totzukriegen. Trotz langweiliger und stumpfsinniger Kopien, endlosen Wiederholungen und Reboots, schafften es einige begabte Filmemacher mit frischen Ideen diesem beliebten Sub-Genre neues Leben einzuhauchen: 2006 brachte Scott Glosserman mit BEHIND THE MASK (BEHIND THE MASK: THE RISE OF LESLIE VERNON, 2006) eine bitterböse Satire über den Slasher, sowie Reporter und Medien im Allgemeinen. Im selben Jahr erschuf Adam Green mit seinem Debütfilm HATCHET eine neue Ikone des Genres: Victor Crowley. Sein Werk ist eine gelungene Reminiszenz an die goldene Zeit der 1980er-Jahre, in denen der Slasher das „Nonplusultra“ war. Auf ganzer Linie war Greens HATCHET ein Erfolg und bekam noch drei Fortsetzungen spendiert: HATCHET II (2010), HATCHET III (2013) wie auch HATCHET: VICTOR CROWLEY (2017). Im gleichen Jahr, also 2006, brachte Gregory Dark mit seinem SEE NO EVIL den Wrestler Glenn Jacobs, besser bekannt unter dem Namen Kane, als gestörten Killer auf die Leinwand. Der Film konnte jedoch nicht so recht überzeugen, durfte keine neuen Ideen präsentieren und bietet lediglich stereotype Darsteller aus der Langeweile-Retorte. Trotz allem gab es eine Fortsetzung mit SEE NO EVIL 2 (2014). Wesentlich besser machte es da Marcus Dunstan 2009. Er begann nicht nur eine neue Seite im dicken Geschichtsbuch des Slashers, Dunstan kreierte gleich einen neuen Killertypus, der auf den Namen THE COLLECTOR hört. Auch für den geheimnisvollen Collector gab es bis heute eine Fortsetzung: THE COLLECTION (2012) die jedoch qualitativ nicht ganz an das hochwertige Original anschließen konnte, trotz allem jedoch weit über dem Durchschnitt des Genres rangiert. Noch immer im Jahr 2009 überraschte Robert Hall ebenfalls mit einer ganz neuen Kreation: LAID TO REST und der unheimliche Chromeskull betraten die große Bühne. Wie nicht anders zu erwarten, wurde auch hier eine Fortsetzung produziert, die auf den Namen CHROMESKULL: LAID TO REST (2011) hört. Im Netz gab es danach diverse Einträge über einen weiteren dritten Film mit dem Titel LAID TO REST: EXHUMED (2018). Doch weder über die Story noch über kleinste Details wurde je etwas bekannt. Kurze Zeit später verschwand das Projekt gänzlich von der Bildfläche. (Anm.d.R. Beim Verfassen dieser Zeilen ereilte mich die traurige Mitteilung, das Robert Hall (Robert Green Hall) am 24. Mai 2021 tot in seinem Hotel in Los Angeles aufgefunden wurde. Viel zu früh verlässt uns einer der besten und auch kreativsten Special-FX-Künstler der Szene. Somit dürfte ein weiterer Teil für Chromeskull endgültig „ad acta“ gelegt werden.)

SEE NO EVIL (2006)

Und noch ein Slasher verdient besondere Aufmerksamkeit, vorher jedoch ein kleiner Blick zurück: Im Jahre 1981 erschien die kanadische Slasher-Mystery-Mixtur WINDIGO – DIE NACHT DES GRAUENS (GHOSTKEEPER). Jim Makichuks Werk ist bis heute nur wenigen Menschen bekannt, was nachvollziehbar ist, wenn man den Streifen gesehen hat. Im ersten Moment könnte man WINDIGO für eine Kopie des ein Jahr zuvor erschienen SHINING von Stanley Kubrick halten. Auf was wollte ich eigentlich hinaus? Genau, auf Roar Uthaugs Erstling COLD PREY – EISKALTER TOD (FRITT VILT, 2006). Dieser ungewöhnliche Slasher aus Norwegen scheint den soeben erwähnten WINDIGO als Vorlage genommen zu haben. Das Ganze wurde in die Neuzeit verlegt, etwas mehr Personal vor der Kamera versammelt und ganz ohne indianische Mystik präsentiert. So ungewöhnlich WINDIGO auch war, so ungewöhnlich für einen Slasher ist COLD PREY. Nicht nur das wir endlich eine Handvoll sympathischer Protagonisten vor uns haben, auch der Film hat einige außergewöhnliche Eigenheiten, die ihn aus der großen Masse schlechter Slasher-Epigonen hervorhebt. Zum einen ist er extrem blutarm, was COLD PREY sehr gutsteht. Hinzu kommt, dass er größtenteils wie ein Schwarz-Weiß-Film wirkt, da der Farbraum stark entsättigt wurde. All das trägt schon zu seiner Sonderstellung im unübersichtlichen Slasher-Genre bei. Und wenn wir in dem abgelegenen Hotel am Ende der Welt, eingeschneit ohne jeden Kontakt zur Außenwelt, das Zimmer 237 betreten, dürfte für viele Horrorfreunde schnell klar sein, von welchem Film Roar Uthaug besonders stark inspiriert wurde. Zwei Jahre später erschien die Fortsetzung der norwegischen Slasher Icone mit COLD PREY 2 RESURRECTION – KÄLTER ALS DER TOD (FRITT VILT II, 2008) der direkt an den Erstling anschließt. Den Schlussstrich bildet COLD PREY 3 – THE BEGINNING (FRITT VILT III, 2010) und beendet die sehenswerte Trilogie.

Blutige Satire aus England

Mit dem Erscheinen der britischen Horror-Komödie SHAUN OF THE DEAD im Jahre 2004 kehrte der tiefschwarze britische Humor mit voller Wucht in die internationalen Kinos zurück. Umgehend folgten die unvermeidlichen Nachahmer, von denen jedoch nur die wenigsten wirklich überzeugen konnten. Weitere rabenschwarze bis bitterböse Komödien von der Insel folgten, besonderes Augenmerk verdient dabei Jake Wests EVIL ALIENS (2005) wie auch Christopher Smiths SEVERANCE – EIN BLUTIGER BETRIEBSAUSFLUG (2007). Im Jahre 2008 brachte Regisseur Paul Andrew Williams mit THE COTTAGE ein wahres Kunstwerk heraus, das einen weiteren Höhepunkt darstellt. In der ersten Hälfte von Williams Werk beobachten wir drei unfähige Kleinkriminelle, wie sie die üppig gebaute Tochter eines einflussreichen Ganoven entführen und Lösegeld fordern. Vom ersten Moment an reiht sich eine Katastrophe an die nächste und der Zuschauer bekommt keine Zeit zum Luft holen. In der zweiten Hälfte kippt die Story ohne Vorwarnung in einen lupenreinen Slasher mit hohem Bodycount und Unmengen an Blut um. Zusätzlich schleicht noch ein wahnsinniger Killer über die Leinwand, der alles und jeden tötet, dem er begegnet. Ein Film, den man definitiv gesehen haben muss.

LESBIAN VAMPIRE KILLERS (2009)

Dagegen zeigt uns Phil Claydons LESBIAN VAMPIRE KILLERS aus dem Jahr 2009 bereits die ersten Ermüdungserscheinungen dieses kurzen Aufschwungs, ehe Jake West ein Jahr später mit DOGHOUSE (2010) den nächsten Höhepunkt dieser kleinen, aber feinen britischen Humoroffensive startet. Doch dazu mehr im nächsten Best-of-Horrorfilm der 2010er.

Unendliche Perspektiven aus Asien

Auch im Land der aufgehenden Sonne haben Geister- und Horrorgeschichten eine sehr lange Tradition, und der Fundus an folkloristischen Erzählungen ist gigantisch. Schon zu Stummfilmzeiten experimentierten japanische Filmemacher mit dem neuen Medium, doch erst der Abwurf der beiden Atombomben im Zweiten Weltkrieg generierte einen Stoff, der in vielen Ländern für Aufsehen sorgte. Die Rede ist von GODZILLA (GOJIRA, 1954), dem Symbol für radioaktiven, atomaren Schrecken. Der erste echte Horrorfilm folgte einige Jahre darauf mit ONIBABA (1964), und etwas später erblickte KWAIDAN (1965) das Licht der Welt. KWAIDAN bildet die Vorlage für den J-Horror (Kurzversion von Japan-Horror), der zur Jahrtausendwende mit RING – DAS ORIGINAL (RINGU, 1998) seine schreckliche Wiederauferstehung feierte, inklusive der unheimlichen Frau mit den langen schwarzen Haaren. Es folgten einige weitere Werke wie etwa GOKE – VAMPIR AUS DEM ALL (KYUKETSUKI GOKEMIDORO, 1968) oder HAUSU (1977). Ihre sadistische und abartige Seite durften die Japaner mit den berüchtigten GUINEA PIG (1985) und der ALL NIGHT LONG (1992) Filmreihe ausleben. In diesen Werken versuchten sich kreative Filmemacher daran, die Grenzen des zumutbaren auszuloten. All das, geschieht mit einer unglaublichen Menschenverachtung, die bis heute ihresgleichen sucht. Aber erst mit dem gigantischen Erfolg von Hideo Nakatas RING sorgte der J-Horror weltweit für Furore.

© Lions Gate Home Entertainment

Der Markt verlangte nach mehr, und es kam mehr, und das nicht nur aus Japan, sondern aus allen asiatischen Ländern. Es folgte eine wahre Flut von Filmen, die sich aufmachten, die internationalen Kinos und Videotheken im Sturm zu erobern und sich gleichzeitig eine große Fanbase zu erschaffen. Zusätzlich zu diesem Trend feuerte der Videospielemarkt die Neugierde der Fans an (mehr zum Thema Videospiel – Film gibt es weiter unten). Denn das, was uns das geheimnisvolle Asien präsentierte, war so fremdartig und komplett anders für nicht asiatische Augen, dass es einschlug wie eine Bombe. Es folgten bekannte Werke wie AUDITION (1999), VERSUS (THE ULTIMATE VERSUS, 2000), BATTLE ROYAL (BATORU ROWAIARU, 2000), UZUMAKI (2000), JU-ON: THE GRUDGE (JU-ON, 2002), DARK WATER (HONOGURAI MIZU NO SOKO KARA, 2001), THE CALL (CHAKUSHIN ARI, 2003), INFECTION – EVIL IS CONTAGIOUS (KANSEN, 2004), HAZE (2005) oder THE CURSE – NOROI (2005). Viele dieser Werke zogen eine oder mehrere Fortsetzungen nach sich, zum Teil sogar TV-Serien, Comics, Spiele oder Romane. Die einzige Reaktion Hollywoods auf den unheimlichen Erfolg vor allem japanischer Produktionen bestand darin, ihre Story zu verwässern und belanglose Remakes auf den Markt zu werfen. Die zum Teil verstörende Atmosphäre, bösartige Geister oder angsteinflößende Orte blieben den Japanern vorbehalten, Hollywood hatte nur öde Kopien zu bieten. Während in den Originalen der Zuschauer bewusst an der Lösung mitarbeiten musste, bekam der US-Kinogänger seine Erklärungen auf dem Silbertablett Mundgerecht präsentiert, was keinen weiteren Kommentar bedarf.

The Grudge (2004)
THE GRUDGE (2004) // Photo by Courtesy of Sony Pictures – © Copyright 2004 GHP 2-Grudge, LLC. All rights reserved.

Neben all den verfluchten Geistern entwickelte sich leise, still und heimlich eine ganz neue, einmalige Stilrichtung. Darin wurden Themen, Motive, ja ganze Genres wild durcheinandergeworfen. Ein US-Crossover ist dagegen ein müder Kindergeburtstag. Man könnte es in etwa als eine Art japanischer „Cyberpunk-Science-Fiction-Bodyhorror-Splatter-Porno-Mix“ bezeichnen. Die Regeln sind einfach, es gibt keine Regeln. Drei wichtige Elemente, die nicht fehlen durften, mussten jedoch immer präsent sein: Zum einen musste der Film extrem blutig sein, weiterhin waren sehr junge und attraktive Darstellerinnen in knappen Schuluniformen in den tragenden Rollen vertreten (meist mit gigantischen oder absurden Waffen ausgerüstet) und zu guter Letzt mit ausreichend deutlichen Anspielungen auf Sex in jeglicher Form. Den Startschuss für diese Filmform lieferte 1989 Shin‘ya Tsukamoto mit seinem TETSUO (1989). Er gab die Richtung vor, die im Laufe der Zeit der J-Cyberspace mit immer absurderen Formen nehmen sollte und bis heute noch hat. Werke wie MEATBALL MACHINE (2005), TOKYO GORE POLICE (TOKYO ZANKOKU KEISATSU, 2008), THE MACHINE GIRL (KATAUDE MASHIN GARU, 2008), VAMPIRE GIRL VS. FRANKENSTEIN GIRL (KYUKETSU SHOJO TAI SHOJO FURANKEN, 2009), HELLDRIVER (NIHON BUNDAN: HERU DORAIBA, 2010), MUTANT GIRLS SQUAD (SENTO SHOJO: CHI NO TEKKAMEN DENSETSU, 2010), oder ZOMBIE ASS (ZONBI ASU, 2011) waren die Folge. Und das ist nur die Spitze des Eisberges, den die Beliebtheit dieser ungewöhnlichen Gattung hält bis heute an. Diese Filmvariante als überspannt zu bezeichnen, ist noch deutlich untertrieben, auch wenn nicht jedes neue Werk den Sprung in unsere Breitengrade gelingt. Mehr zum Thema J-Horror findet ihr in meinen beiden Remake-Vergleichen von RING und JU-ON: THE GRUDGE.

SILENT HILL (2006) © Concorde Filmverleih

Ein weiteres starkes Element, nicht nur im Horrorgenre, startete in den 2000ern mit den Videospielverfilmungen so richtig durch. Mitte der 1990er gab es erste Exemplare dieses stetig wachsenden Trends, doch erst im neuen Jahrtausend sollte mit der immer besser werdenden Computer-Technik dieses Genre an Einfluss gewinnen. Mit der steigenden Popularität und dem immer stärker werdenden kulturellen Einfluss von Videospielen gelang immer öfter der umgekehrte Weg und erfolgreiche Produktionen bekamen sehr schnell ausgereifte Videospiele als Ergänzung oder Erweiterung an die Seite gestellt. Einer der bekanntesten Filme dürfte TOMB RAIDER (2001) sein, der über Nacht seine Hauptdarstellerin Angelina Jolie weltbekannt machte. Ein weiteres, sehr bekanntes Franchise sind die RESIDENT-EVIL-Filme, die im Jahr 2002 mit Regisseur Paul W. S. Anderson ihren Einstand feierten (das Spiel wurde in Japan unter dem Titel BIOHAZARD 1996 veröffentlicht, kurz darauf in Nordamerika und Europa). Anderson hatte 1995 bereits eine sehr bekannte Videospielserie unter dem Namen MORTAL KOMBAT verfilmt. Mittlerweile umfasst die RESIDENT EVIL Reihe zehn Real- und Animationsfilme. Ein weiteres bekanntes Horror-Franchise bildet die SILENT-HILL-Reihe. Das erste Spiel der langlebigen Serie stammt aus dem Jahr 1999 und sorgte für enormes Aufsehen. Der zweite Teil folgte bereits 2001 und ist eines der Highlights der Serie. Insgesamt umfasst das Spieleuniversum von SILENT HILL bis heute 8 Teile und zahlreiche Ableger, die sich mit der mysteriösen Stadt befassen. Auf der großen Leinwand brachte es SILENT HILL hingegen bisher nur auf zwei Filme: SILENT HILL (2006) sowie SILENT HILL: REVELATION (2012), die jedoch umso erfolgreicher an den Kinokassen abschnitten. Und auch die Reaktionen von Kritikern wie Fans waren überaus positiv, was wir an dieser Stelle nur bestätigen können. Bis heute wächst der Markt von Videospielverfilmungen ständig an. Aufgrund der weiter fortschreitenden Technik rücken immer ausgefallenere Ideen in den Fokus von Produzenten und Filmemacher.

Neben den Videospielverfilmungen waren es ganz besonders die Comicverfilmungen, die Anfang der 2000er vermehrt in den Focus der Filmindustrie rückten. Gerade die stetige Weiterentwicklung aller technischen Aspekte ermöglichten eine bis dahin ungeahnte Vielfalt von Tricks und Effekten. Trotz aller Technik in unserer heutigen Zeit, sollte nicht vergessen werden, dass die ersten Comicverfilmungen eine ebenso lange Tradition haben wie das Medium Film selber. Als die Bilder laufen lernten, existierte bereits diese besondere Filmkunst. So richtig begonnen hatte alles mit den FLASH-GORDON-Comics, die ihren ersten Auftritt 1934 feierten, die erste Verfilmung erschien schon zwei Jahre später 1936. Davor rangieren Filme wie MUTT AND JEFF (1911-1913), BUCK RODGERS (1934), PALOOKA (1934). FLASH GORDON startete dann so richtig durch und in seinem Fahrwasser folgten DICK TRACY (1937), JUNGLE JIM (1937), BATMAN UND ROBIN (1943), THE PHANTOM (1943) oder SUPERMAN (1948), die schon in frühen Jahren die Zuschauer faszinierten. Das diese knappe Aufzählung mehr als nur unvollständig ist, dokumentiert die Liste der bekannten Comicverfilmungen auf Wikipedia. [1]

Im Laufe der Zeit erschienen immer wieder neue Versuche, den Comic adäquat für die Leinwand zu transformieren: SUPERMAN (1978), THE PUNISHER (1989), MEN IN BLACK (1997), BLADE (1998). Doch erst mit den X-MEN (2000) schien ein Level erreicht zu sein, der die bisher existierenden Grenzen zwischen Comic und Film vergessen ließ. Als herausragend unter Fans wie auch Kritikern gilt bis heute Tim Burtons BATMAN (1989). In einer Glanzleistung präsentiert uns Michael Keaton eine denkwürdige Darstellung des schwarzen Rächers. Einige Jahre später zeigte uns Christopher Nolan in seinem BATMAN BEGINS (2005), was mit diesem legendären Comichelden, in der Christian Bale die wichtige Rolle übernahm, noch alles möglich ist. Mittlerweile bekämpfen sich die beiden Comicgiganten Marvel und DC im Kino als ging es um ihr Leben. Marvel startete sein Cinematic Universe (MCU) mit IRON MAN (2008) und baute es Zug um Zug mit seinen beliebten Helden wie etwa CAPTAIN AMERICA: THE FIRST AVENGER (2011) aus. Vom Erfolg der Marvel-Verfilmungen angespornt, fühlte sich auch DC bereit, diesen großen Schritt zu vollziehen, bis heute jedoch mit weit weniger Erfolg als bei seinem Konkurrenten, beispielsweise mit BATMAN VS SUPERMAN: DAWN OF JUSTICE (2016) oder JUSTICE LEAGUE (2017). Der Kampf hält bis heute unvermindert an, doch wir schweifen ab.

Ein Großteil der Comicverfilmungen geht auch von Japan aus. Denn dort boomte schon immer der Markt mit den sehr speziellen Animes und Mangas, die sich mehr oder weniger für eine besondere Filmform qualifizierten. Egal ob das nun am Ende animiert oder als Realfilm umgesetzt wurde. Eines der bekanntesten Beispiele dürfte hier GHOST IN THE SHELL sein. Das Manga dazu stammt von Masamune Shirow und entstand im Jahr 1989. Der Realfilm wurde 2017 von Rupert Sanders in den USA produziert, zwölf Jahre zuvor, also 1995, wurde er schon einmal als Animation auf den Markt gebracht, neben einigen weiteren Animeverfilmungen. Weitere sehr bekannte Animes wären z.B. noch DETEKTIV CONAN (2006), DRAGONBALL EVOLUTION (2009), ICHI THE KILLER (2001) oder OLDBOY (2003).

Noch ein abschließendes Wort zur technischen Entwicklung: Die ersten Schritte in Richtung Streaming machten diverse Unternehmen bereits Ende der 1990er-Jahre. Der große Boom startete jedoch erst ca. 2002 als Online-Musikdienste auf den Markt drängten. Doch es sollten immer noch einige Jahre ins Land streichen, ehe „Video-on-Demand“ durchstartet. Der bekannteste Anbieter ist Netflix, die schon 1997 gegründet wurden und als Online-Videothek ihre ersten Dollars verdienten. Erst 2007 stieg Netflix in das Video-on-Demand Geschäft ein. Die Erfolgswelle von Straming-Diensten nahm im nächsten Jahrzehnt so richtig Fahrt auf und hält bis heute unvermindert an. Allein Netflix verzeichnet 209,18 Millionen bezahlte Abonnements (Stand Juni 2021). [2] Mittlerweile sind einzelne Streaming-Dienste auch als Produzenten von Filmen und Serien tätig, wie Netflix, Amazon-Prime oder Sky. Man sollte jedoch betonen, dass die Qualität dieser Produktionen nur sehr selten mit dem enormen Wachstum mithalten konnten. Hier geht die Kurve eindeutig nach unten und Quantität vor Qualität ist das Motto der Stunde. Gleichzeitig mit dem Erfolg von Streaming-Angeboten und der Möglichkeit an jedem Ort und zu jeder Zeit Filme und Serien zu konsumieren, hat das Produkt Film gewaltig an Wert verloren und ist zur Massenware verkommen. Es wird interessant sein, die weitere Entwicklung zu verfolgen.

Unsere Best-Of-Horrorfilm-Liste ist der sicherste Weg, das Genre des Grauens zu entdecken. Nun haben wir uns noch eine kleine Zugabe ausgedacht, die das Erlebnis erweitert und ergänzt. Und zwar in Form einer Liste mit weiteren Filmen, von denen wir der Meinung sind, dass es sich lohnt, sie zu sehen. Nach und nach werden die schon erschienenen Jahrzehnte damit ausgerüstet. Somit erhält jeder Horrorfreund oder der, der es noch werden will, einen umfangreichen und kompetenten Leitfaden an die Hand, der ihn zielsicher durch das Genre führt. So ist von Anfang an garantiert, nur das Beste zu sehen. Hier sind die weiteren Titel versteckt (Link zur zweiten Liste). (SF)

Wie immer so auch diesmal: Die nachfolgende Auflistung erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, sie soll lediglich anhand der wichtigsten Filme die Entwicklung des Horrorfilmes verdeutlichen. Zudem ist die Reihenfolge nicht zwingend als „in Stein gemeißelt“ zu verstehen.

 

Platz 30: LAND OF THE DEAD (2005)

Auch Georg A. Romeros Zombies haben ihren Weg in das neue Jahrtausend gefunden, in der wohl letzten überzeugenden Produktion des Altmeisters. Nachdem die Untoten in DAY OF THE DEAD erste Anzeichen von Intelligenz zeigten, führt Romero diesen Ansatz in seiner neusten Zombie-Action weiter aus. Die versteckte Kritik ist auch diesmal mit dabei und konzentriert sich nicht nur auf soziale Missstände, sondern bezieht sehr stark die US-Regierung und dessen Militär mit ein.

Das Ausgangsszenario ist schnell erfasst: Eine Armee der Untoten zieht durch die zerstörte Welt und die letzten Überlebenden haben sich hinter den Mauern einer heruntergekommenen Stadt verschanzt. Die Reichen leben in einem luxuriösen Hochhaus namens „Fiddler‘s Green“, während der Rest in einem Getto sein Dasein fristet. Beschützt wird die Einrichtung von einer schlagkräftigen Polizeieinheit, dessen Anführer der Bürgermeister Kaufman (Dennis Hopper) ist. Doch auch hier, in der letzten Bastion der Menschheit, herrscht Unruhe: Revolution liegt in der Luft, Straßenkämpfe sind an der Tagesordnung und mit jeder Nacht, die verstreicht, entwickeln sich die Zombies vor den Toren der Stadt zu immer mächtigeren Kreaturen.

Der Zuschauer wurde in dieser Zeit mit billigen und billigster Zombie-Kopien überschwemmt. Ähnlich den Untoten überschwemmten diese kostengünstigen Produktionen den Markt. Doch Romero gelingt es trotz aller Widrigkeiten zum wiederholten Male, dem ausgelutschten Zombie-Thema neue Impulse zu verschaffen. Alles spielt sich im altbekannten Szenario aus seinen ersten Teilen ab, etwas modernisiert, aber bekannt. Mittlerweile gastiert diese Thematik in unzähligen Filmen weit über die Genregrenzen hinaus: Einige wenige Überlebende verschanzen sich in einem Gebäude und Massen von Feinden versuchen dort einzudringen. Schon Howard Hawks benutzte dieses Szenario jedoch ganz ohne Zombies in seinem legendären Western RIO BRAVO (1959). John Carpenter, ein großer Verehrer von Hawks, nutzte ebenfalls Jahre später mehrfach diese dramatische Ausgangslage für einige seiner besten Geschichten.

LAND OF THE DEAD wird als vierter Teil von Georg A. Romeros sogenannter „Living-Dead-Reihe“ gezählt, auch wenn er selber sagt, das LAND OF THE DEAD ein neues, eigenständiges Projekt sei. Begonnen hatte alles mit den Filmen DIE NACHT DER LEBENDEN TOTEN (NIGHT OF THE LIVING DEAD, 1968), ZOMBIE (DAWN OF THE DEAD, 1978) sowie ZOMBIE 2 – DAS LETZTE KAPITEL (n D OF THE DEAD, 1985). Den Abschluss der Reihe bilden die schwächeren Filme DIARY OF THE DEAD (2007) und SURVIVAL OF THE DEAD (2009). (SF)

Platz 29: ALL THE BOYS LOVE MANDY LANE (2006)

Regisseur Jonathan Levine hat mit seinem Film  ALL THE BOYS LOVE MANDY LANE einen modernen Slasher abgeliefert, der um Längen realistischer daherkommt als viele seiner Kollegen. Zum einen liegt das sicherlich daran, dass er sich sehr lange Zeit nimmt, um die einzelnen Charaktere einzuführen. Das mutet in der ersten Hälfte dann mehr wie ein Teenager-Drama an und nicht wie blutiger 1980er-Horror. Doch wenn es so weit ist und die Story sich um 180 Grad wandelt, hat der Rezipient plötzlich einen lupenreinen Horrorfilm vor sich, mit allem, was dazu gehört. Die Geschichte erreicht ihren vorläufigen Höhepunkt und die ersten Opfer verunzieren blutend die Landschaft. Dann nimmt das Ganze an Dynamik zu und zerrt den Beobachter von einem Tatort zum nächsten. Dabei sind die einzelnen Kills eher harmlos inszeniert. Auch wenn der finale Twist schon fast vorhersehbar ist, bewegt sich Levines Werk weit abseits von all den selbstreferenziellen Slashern der Neuzeit, deren Qualitäten tief in irgendwelchen Kellern verloren ging. Dabei erscheint die junge Texanerin Amber Heard, Darstellerin von Mandy, wie ein übermächtiges, jungfräuliches Super-Survival-Girl. Doch bis es so weit ist, muss der Zuschauer einige der bekannten Klischees über sich ergehen lassen.

Mandy Lane (Amber Heard), so der Name des IT-Girls auf der hiesigen Highschool. Jeder Junge hat irgendwann schon von ihr geträumt, wenn „sie“ auftaucht, spielen alle verrückt. Als sich Mandy Lane zu einem Ausflug aufs Land überreden lässt, denken Red (Aaron Himelstein) und seine Kumpels den Jackpot geknackt zu haben. Nur leider gibt es einen Killer unter ihnen, der nicht bereit ist, Mandy mit anderen zu teilen.

Eigentlich einer der üblichen Teenie-Slasher mit zum Teil vorhersagbarer Handlung und den üblichen Klischees im Sonderangebot. Trotz all der typischen Versatzstücke gelingt es Levine mit einigen interessanten Aspekten sein Werk aus dem langweiligen Einheitsbrei herauszuheben. Sein Horror-Thriller-Drama-Mix bietet gute Unterhaltung mit nervigen, notgeilen Teens und für den ein oder anderen ein durchaus überraschendes Finale. (SF)

Platz 28: WRONG TURN (2003)

Einer der bekanntesten Backwoods-Filme aller Zeiten ist sicherlich BEIM STERBEN IST JEDER DER ERSTE (DELIVERANCE, 1972). Brutal und kompromisslos in seiner Darstellung von psychischer und physischer Gewalt, zu seiner Zeit einmalig. Doch gegen die Hinterwäldler aus WRONG TURN erscheint das harmlos. Wo man BEIM STERBEN IST JEDER DER ERSTE noch auf Realismus setzte, was ihn unter anderem zu einem bedeutenden Klassiker machte, ist WRONG TURN jenseits von Gut und Böse angesiedelt. Seit Tobe Hoopers BLUTGERICHT IN TEXAS (THE TEXAS CHAIN SAW MASSACRE, 1974) ist das Rezept des Erfolges so gut wie unverändert: „Steck ein paar Großstadt-Teens, Typ Modell, in ein Auto und verfrachte sie in das amerikanische Hinterland. Dort treffen sie auf durchgeknallte, von Inzucht mutierte Einheimische, die zu allem Überfluss frisches Menschenfleisch als Delikatesse ansehen.“

Und schon macht die Blutwurst ihre Runde: Für eine Gruppe junger Leute wird ein Ausflug in den Wäldern von West Virginia zum Horrortrip: Nach einer Autopanne machen sich Medizinstudent Chris (Desmond Harrington) und seine Schicksalsgenossen auf die Suche nach Hilfe. Gemeinsam stößt man in der abgelegenen Wildnis auf eine einsame Hütte und die darin hausenden, nicht besonders gastfreundlichen Einheimischen, ein degeneriertes Brüdertrio mit Faible für die Großwildjagd und natürlich Menschenfleisch. Lasst die Spiele beginnen.

Stellt man allerdings den Vergleich mit französischen Produktionen, wie etwa FRONTIER(S) (FRONTIÈRE(S), 2007) an, bleibt nicht mehr viel von WRONG TURN übrig. Regisseur Rob Schmidt, der auch eine Folge der MASTERS-OF-HORROR-Reihe drehte (Staffel 2: RIGHT TO DIE), hat genau das richtige Gespür für Spannung, Action und blutigen Horror. WRONG TURN war so erfolgreich, dass eine Fortsetzung unvermeidbar war. Sehr schnell mutierte die Reihe zum unaufhaltsamen Franchise und Filme folgten am Fließband. Die Qualität nahm mit jeder weiteren Episode deutlich ab, der Blutzoll steigerte sich dagegen enorm: WRONG TURN 2: DEAD END (2007), WRONG TURN 3: LEFT FOR DEAD (2009), WRONG TURN 4: BLOODY BEGINNINGS, WRONG TURN 5: BLOODLINES und schließlich WRONG TURN 6: LAST RESORT. Erst jüngst, 2021, startete unter dem bekannten Titel ein Reboot, Regisseur ist diesmal Mike P. Nelson. Allen Interessierten sei an dieser Stelle gesagt, dass dieser Neustart nur noch den Namen mit dem Original gemein hat. Ob das jetzt besser oder schlechter ist, muss der Zuschauer entscheiden. (SF)

Platz 27: CONSTANTINE (2005)

Jeap, der Horrorfilm ist spätestens jetzt im Mainstreamkino angekommen. Im Fall von CONSTANTINE eine sehr gelungene Entwicklung. Mit jeder Menge CGI und vagen Interpretationen des Christentums gibt es einen Kruzifix-Schrotflinten schwingende Keanu Reeves, eine hinreißende Rachel Weisz und jede Menge Exorzismuscoolness. Wenn CONSTANTINE aktiv für Werbung zur Ausbildung zum Badass-Dämonen-Vollstrecker aka Priester genutzt werden würde, hätte jede Kirche wieder ausreichend Personal. Aber der Horrorblockbuster bleibt cool, raucht seine aus China importierte Zigaretten und lässt sich nicht einmal auf eine Fortsetzung ein, die geradezu danach schreit. Mitten in den 2000er-Jahren ist CONSTANTINE perfektes Unterhaltungskino, dass am besten funktioniert, wenn man den Streifen in noch jungen Jahren direkt im Kino gesehen hat und vor allem noch keine besseren digitalen Effekte.

Im Kampf Himmel gegen Hölle, welche Stadt sollte man auch sonst nehmen: Los Angeles, John Constantine (Keanu Reeves) lebt als Exorzist und Dämonenvernichter ein Dasein in einer Welt, die keiner kennt. Seit Kindheitstagen sieht er das, was andere nicht sehen: Der stetige Kampf von Himmel und Hölle um die Seelen der Menschen. Bei dieser großen Wette zwischen Gott und Teufel mischt John kräftig mit, jedoch geht sein junges Leben dem Ende entgegen, Diagnose: Lungenkrebs im Endstadium. Auf seiner Türschwelle erscheint die Polizistin Angela Dodson (Rachel Weisz). Ihre Zwillingsschwester Isabelle hat sich vom Dach einer Klinik für Geisteskrankheiten gestürzt. Isabelle ist streng gläubig und würde nie Selbstmord begehen, denn sonst fährt ihre Seele nach dem Ableben direkt in die Hölle. Die Anzeichen um John und Isabelle mehren sich, dass ein durchtriebener Plan ansteht, den Sohn von Luzifer auf Erden wandeln zu lassen.

Fünf Jahr nachdem die Welt zur Jahrtausendwende nicht in einem apokalyptischen Kollaps untergegangen ist, sucht das Kino weiter nach neuen Endzeit-Szenarios. Die Religion, allen voran das Christentum, bietet reichhaltige Ideenvorlagen. CONSTANTINE pickt sich aber nur lose ein paar Fakten aus diesem Kosmos, um sie handlungs- und actionfilmtauglich zusammenzuzimmern. Nicht etwa in der nervtötenden Verschwörungsart eines Dan Brown, sondern eher in einer lässigen geheimnisvollen Art. Der Film von Francis Lawrence (TRIBUTE-VON-PANEM-Filmreihe, RED SPARROW) lässt in ein paar Sätzen durchscheinen, wie groß diese Filmwelt ist und welche Kämpfe John schon hinter sich hat. Vor allem die Kombination aus DER EXORZIST und dem Film-noir steht dem Filmlook und Keanu Reeves extrem gut. Ein Mann, der für Anzüge wie geschaffen ist und später noch einmal als JOHN WICK das cineastische Schusswaffen-Ballett erfindet. Die Nebendarsteller funktionieren mit einer Mischung aus noch unbekannten und bekannten Gesichtern präzise: Djimon Hounsou, Shia LaBeouf, Pruitt Taylor Vince, Tilda Swinton und Peter Stormare. Die Effekte sind für heutige Verhältnisse in jedem Videospiel besser, aber die Kamera, welche eine Fülle an unerwarteten Einstellungen präsentiert, macht das Filmerlebnis fast haptisch greifbar. Viel Wasser, in Wände einschlagende Kugeln und klebriger Teer, der von Luzifers Füßen tropft, bringen den Eskapismus auf Vordermann. Wenn man CONSTANTINE wieder einmal schauen sollte, lohnt es sich ein Auge auf die Werbereklamen, Schriften und Fotos im Hintergrund zu werden. Religiöse Botschaften sind schon lange im Marketing angekommen.

Die Figur John Constantine basiert auf der Idee von Comicautor Alan Moore. John hatte schon einige Auftritte in diversen Comicheften und nach dieser Verfilmung erschien sogar eine TV-Serie im Serien-Universum um ARROW. Sie wurde aber wegen zu geringem Erfolg nach der ersten Staffel eingestellt. (CM)

Platz 26: GINGER SNAPS (2000)

Bei dem kanadischen Streifen GINGER SNAPS handelt es sich nicht nur um ein Teenie-Drama zweier auf dem Land lebender Mädchen, die gegen das Leben an sich, aber auch gegen die kleinbürgerliche Idylle und Konventionen ihrer kleingeistigen Gemeinschaft rebellieren. Es ist vor allem eine Coming-of-Age-Story, die den Sprung vom Teenager zur Frau anhand des Werwolf-Mythos versinnbildlicht.

Die Schwestern Ginger (Katharine Isabelle) und Brigitte (Emily Perkins) sind krasse Außenseiterinnen. Fasziniert von Gewalt und Tod widmen sie sich ihrem Schulprojekt, in dem sie mit perfider Freude Todesarten nachstellen. Eines Nachts, bei einem Rachefeldzug gegen eine Mitschülerin, wittert eine Bestie Gingers erste Blutung und richtet sie übel zu. Infiziert von fleischlichen Gelüsten, beginnt sie sich auf grausame Weise zu verändern und hinterlässt bald eine Spur aus Blut und Gewalt. Mit aller Macht versucht Brigitte, den Horror zu stoppen, doch das Biest in Ginger wird immer stärker. Bevor die Verwandlung begann, interessierten sich weder sie noch ihre Schwester für Jungs, Drogen, Alkohol oder Partys. Doch nach dem Biss gibt es kein Halten mehr, auch wenn die sexuellen Eskapaden sehr blutig enden.

Der Werwolf ist dabei nur der Katalysator, um diesen Zwiespalt zwischen weltabgewandten Außenseiter und dem prallen Leben aufzulösen. Die Darstellung beider Schwestern macht Sinn: Ginger ist eine sehr gut aussehende junge Frau, während Brigitte dagegen das krasse Gegenteil darstellt und sich auch äußerlich ihrer Rolle fügt. Ein typisches Mauerblümchen mit unauffälliger Erscheinung, unsicher in ihren Handlungen und mit gekrümmter Körperhaltung erträgt sie die Beschimpfungen und Anfeindungen der anderen Schüler. Doch Brigitte hält unumstößlich an ihren Prinzipien fest und rückt damit automatisch in die Figur des bekannten Final-Girls, während Ginger mit sichtlichem Vergnügen ihr selbst gewähltes Zölibat verlässt und in die blutige Rolle des männermordenden Vamps schlüpft.

Bei allen neuen Impulsen, die der kanadische Regisseur John Fawcett in das Genre einbringt, beachtet er strikt die Genre-Konventionen. Ginger ist die gleiche tragische Figur wie einst Lon Chaney Jr. in DER WOLFSMENSCH (THE WOLF MAN, 1941). Für beide sind die animalischen Begierden Fluch und Segen zugleich. Auch wenn es bei GINGER SNAPS mehr in Form einer Krankheit dargestellt wird, während Lawrence Talbot das Opfer eines Fluches wurde. Beide können nur durch die Hand eines sie innig liebenden Menschen vom Fluch erlöst werden. Das Schreckliche daran ist die Tatsache, dass der Betroffene davon erlöst werden kann, allerdings muss er dafür sein Leben geben. Denn im Grunde ist der Werwolf-Mythos nichts anderes als eine Variation von Dr. Jekyll und Mr. Hyde, von Gut und Böse, Schwarz und Weiß. Ein verzerrtes Spiegelbild von uns Menschen, die auf ewig beide Hälften in sich tragen und damit leben müssen.

Die Trilogie beinhaltet noch die beiden Fortsetzungen GINGER SNAPS II: ENTFESSELT (GINGER SNAPS 2: UNLEASHED, 2004) und GINGER SNAPS III: DER ANFANG (GINGER SNAPS BACK: THE BEGINNING, 2004). (SF)

Platz 25: IDENTITÄT (IDENTITY, 2003)

Während eines heftigen Unwetters in der Wüste von Nevada suchen zehn Reisende in einem Motel am Rande der Zivilisation Schutz. Schnell stellt sich heraus, dass die undurchsichtige Gruppe alles andere als sicher ist. Je stärker der Sturm tobt umso mehr Personen müssen ihr Leben lassen, denn ein unsichtbarer Mörder lichtet die Reihen der Gäste unbarmherzig. Die Überlebenden versuchen verzweifelt eine Verbindung herzustellen, warum und wieso sie verfolgt und schließlich getötet werden. Doch die Indizien werden immer verrückter und unglaubwürdiger. Gleichzeitig verfolgen wir eine parallele Handlung, in der es um einen zum Tode verurteilten Serienmörder geht, dessen Hinrichtung für den Folgetag geplant ist. In einer überstürzten nächtlichen Eilsitzung möchte ein Psychiater dem Richter darlegen, warum das Todesurteil nicht durchgeführt werden darf. Wie am Ende diese beiden unterschiedlichen Storys zusammenfinden, zeigt uns ein spektakulärer Final-Twist.

James Mangold verbindet Elemente des Film noir, des modernen Slasher und des Psychothrillers zu einer fantastischen Story. Das packende Drehbuch stammt von Michael Cooney (JACK FROST – DER EISKALTE KILLER, 1997) der hier allerhand seltsame und kuriose Charaktere gegeneinander antreten lässt. Mit großartigen Aufnahmen, fantastischen Sets und einer durchdachten Story jagt IDENTITÄT von einem Höhepunkt zum nächsten. Auch die großartige Darstellerriege gibt hier alles und trägt viel zur bedrohlichen Stimmung von Mangolds Psycho-Horror bei. Unter anderem treffen wir auf bekannte Namen wie John Cusack, Ray Liotta, Amanda Peet, John C. McGinley, Jake Busey, Rebecca De Mornay und Clea DuVall. Gerade wenn der Rezipient glaubt, er hat erkannt, um was es geht, kommt eine neue Wendung, die alles zuvor gesehene unerbittlich auf den Kopf stellt. Auf der anderen Seite wurden im Film einige Hinweise versteckt, die uns den entscheidenden Twist hätten erahnen lassen, können. Wenn nicht gleich beim ersten Mal, dann ganz sicher bei einer der nächsten Sichtungen. (SF)

Platz 24: 28 DAYS LATER (2002)

Mit 28 DAYS LATER und dem zwei Jahre später startenden DAWN OF THE DEAD begann eine neue Flut von billigen bis langweiligen Zombiefilmen. Zudem waren die langsamen, torkelnden Romero Zombies nun endgültig aus der Mode. Ganz der hektischen Zeit, in der wir leben verhaftet, sind auch die „neuen“ Zombies um Längen aktiver. Wer hier überleben will, muss neben jeder Menge an Geschick und Glück auch ein guter und vor allem schneller Langstreckenläufer sein. 28 DAYS LATER präsentiert uns in sehr drastischen Bildern die Gefahren einer Virusepidemie, sehr ähnlich mit dem, was wir seit einigen Jahren mit dem Covid-19-Virus erleben. Damals tauchte die Lungenkrankheit SARS auf und verunsicherte die Welt. Im Film hat der Virus starke Ähnlichkeit mit dem bekannten Tollwuterreger (also kein „echter“ Zombiefilm), daher auch sein Name „Wut-Virus“. Sobald ein Mensch infiziert ist, verwandelt er sich in eine verdammt wütende und kraftvolle Kampfmaschine, die alles zerfleischt, was ihr über den Weg läuft.

Doch Danny Boyles Film ist beileibe kein weiterer 08/15 Zombieabklatsch, ganz im Gegenteil. Es ist ein düsterer, deprimierender Horrorfilm, der ein sehr radikales Endzeitszenario entfesselt, dass nur noch einen Schritt von der Realität entfernt ist. Erstaunlicherweise musste kein Zombiefilm als Inspiration herhalten, denn Regisseur Boyle erklärte in einem Interview, dass John Wyndhams fantastischer Roman „Die Triffids“ (THE DAY OF THE TRIFFIDS, 1951) als Blaupause für Drehbuchautor Garland diente (der spannende Film dazu hört auf den Titel BLUMEN DES SCHRECKENS (THE DAY OF THE TRIFFIDS, 1963)). Die gelungene Fortsetzung erschien 2007 unter dem Titel 28 WEEKS LATER. Regie führte diesmal der Spanier Juan Carlos Fresnadillo. Kurze Zeit gab es Gespräche zu einem dritten Teil unter dem Titel 28 MONTHS LATER, der dann abschließend in Russland spielen sollte. Aber aufgrund diverser Streitigkeiten zwischen den Rechteinhabern kam es nie dazu. (SF)

Platz 23: PULSE (KAIRO, 2001)

Kiyoshi Kurosawas PULSE kommt im ersten Moment wie eine moderne Version von RING (RINGU, 1998) daher. Nur erscheint das Böse nicht über eine VHS-Kassette in den eigenen vier Wänden, sondern über das Internet. Es beginnt als düsterer Gruselthriller und endet als Weltuntergangsszenario. Der Originaltitel KAIRO bedeutet übrigens auf Deutsch „Schaltkreis“. Besonders hervorzuheben ist neben den zum Teil verstörenden Bildern der Soundteppich, denn er bringt die düstere und unheilvolle Atmosphäre erst so richtig zum Leben und verstärkt die Gefühle von Einsamkeit, Trauer und Angst um ein Vielfaches. Gleichzeitig führt uns der Film auch die Sterilität, Anonymität und Isolation des einzelnen PC-Nutzers (heutzutage Smartphone) vor Augen. Denn egal wie viel wir uns vernetzen und liken, am Ende sind wir doch wieder alleine. Auch wenn PULSE einige unnötige Längen besitzt, ist die Story packend und bis zur letzten Sequenz spannend:

Nach dem mysteriösen Selbstmord des jungen Programmierers Taguchi (Kenji Mizuhashi) forschen seine Freunde nach dem Grund seines plötzlichen Todes. In Taguchis Wohnung stoßen sie auf eine Diskette (Datenspeicher und Vorläufer der CD-ROM), deren Inhalt der Gruppe Rätsel aufgibt. Es öffnet sich eine skurrile Website, auf der sich eine schockierende Szenerie aus Tod, Verzweiflung und Einsamkeit abspielt. Taguchis Freunde ahnen nicht, dass auch sie schon bald in eine Apokalypse aus Angst und Tod geraten. Nur Michi (Kumiko Aso) und die Hackerin Harue (Koyuki) forschen bis zur finalen, bitteren Erkenntnis.

PULSE bildet aufgrund seiner Thematik eine Ausnahme zwischen all dem asiatischen Geisterhorror, ebenso wie der zwei Jahre später entstandene INFECTION (KANSEN, 2004) von Masayuki Ochiai (SHUTTER – SIE SEHEN DICH, 2008). Gerade das Thema Selbstmord ist in Japan, aber auch einigen anderen asiatischen Ländern wie Südkorea ein sehr heikles. Die Selbstmordraten sind enorm aufgrund des Leistungsdrucks in jeder Phase des Lebens, egal ob Schüler, Studierender oder Angestellter. Japan ist ein Land, in dem jedes Zahnrad seinen Dienst zu verrichten hat, ohne Ausnahme. Und das fordert Jahr für Jahr einen hohen Blutzoll unter der Bevölkerung, die diesem unmenschlichen Druck nicht gewachsen scheint. Zu erwähnen sei hier noch der Aokigahara-Wald, der dafür bekannt ist, dass sich dort häufig Menschen das Leben nehmen. Aufgrund dieser Tatsache entstand auch der Horrorfilm THE FOREST (2016), der genau diesen Wald als Schauplatz mehr schlecht als recht verarbeitete. (SF)

Platz 22: HOSTEL (2005)

Die selbstzweckhafte, spektakuläre Zurschaustellung eines blutigen Gewaltaktes ist keine Erfindung der Neuzeit. Diese blutige Art der Unterhaltung gab es schon immer mit dem einzigen Unterschied, dass er ab einer gewissen Zeit nur noch von Schauspielern dargestellt wurde, ohne echte Menschen zu töten. Auf dem Medium Film versuchte sich sehr früh Herschell Gordon Lewis mit BLOOD FEAST (1963) oder TWO THOUSAND MANIACS! (1964) daran. Einige Jahre später legte Joel M. Reed mit BLOODSUCKING FREAKS (THE INCDREDIBLE TORTURE SHOW, 1976) nach, es folgten die italienischen Kannibalenfilme und viele weitere. Schauen wir jedoch weiter zurück, kommen wir zum „Théatre du Grand Guignol“ das im Pariser Vergnügungsviertel Pigalle von 1897 bis 1962 seine Tore öffnete und mit allerhand blutigen und fleischlichen Grauen und Gelüsten sein Publikum faszinierte. Wer jetzt noch weiter in der Geschichte zurückblickt findet weitaus realere Schrecken, an denen sich die Massen ergötzten. Man denke nur an die Hexenverbrennungen, öffentliche Folter und Hinrichtungen oder gar die blutigen Spiele der Römer. Von daher verwundert es nicht, dass gerade in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends diese blutige Unterhaltung ihr Revival in unseren Lichtspielhäusern feierte, während der Terror seine Spuren über den ganzen Erdball verteilte. Und Eli Roths HOSTEL ist eben einer jener Filme, neben dem hier auch aufgeführten SAW, der diesen Trend ganz besonders anfeuerte. Die Story ist so simpel wie einfach:

Die beiden US-College-Freunde Paxton (Jay Hernandez) und Josh (Derek Richardson) sind mit ihrem neuen Kumpel, dem Isländer Oli (Eythor Gudjonsson), mit dem Rucksack unterwegs auf Europa-Tour. Da bekommen sie einen Geheimtipp: Abseits der üblichen Reiserouten soll im tiefsten Ost-Europa ein Nirwana für Backpacker liegen – ein Hostel in der Slowakei, in dem atemberaubende und obendrein auch willige Frauen auf sie warten. Und tatsächlich: Die Freunde lernen die beiden Schönheiten Natalya (Barbara Nedeljakova) und Svetlana (Jana Kaderabkova) kennen und sie haben die Zeit ihres Lebens. Doch die währt nur kurz. Zu spät bemerken sie, dass sie in einer tödlichen Falle sitzen.

Reiche gelangweilte „Menschen“ die einen Kick darin suchen für viel Geld Menschen zu foltern, ohne am Ende dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Eine ähnliche Ausgangslage verarbeitet Gideon Raff in seinem TRAIN (2008) in dem es am Ende um einen illegalen Organhandel (in einem Zug im Ostblock) geht, und nicht um illegale Folterexzesse, was aber letztendlich keinen großen Unterschied im Gesamtergebnis macht. HOSTEL brachte es noch auf zwei unnötige Fortsetzungen: Zum einen HOSTEL 2 (HOSTEL: PART II, 2007), Regie führte hier erneut Eli Roth und HOSTEL 3 (HOSTEL: PART III, 2011), diesmal nahm Scott Spiegel auf dem Regiestuhl Platz. Das einzige Highlight der Fortsetzung findet sich im zweiten Teil mit einem Auftritt der Giallo-Queen Edwige Fenech. (SF)

Platz 21: 30 DAYS OF NIGHT (2007)

Es geht auch simpel. Bei vielen Horrorfilmen kommt es meist auf zwei Dinge an: Das Setting und die Bedrohung. In 30 DAYS OF NIGHT wird dem Vampir eine seiner animalischsten Seiten abgerungen und als Umgebung hat man sich die nördlichste Siedlung in den USA ausgesucht, wo einmal im Jahr für 30 Tage nicht mehr die Sonne aufgeht. Die Grenzen sind abgesteckt, ausreichend Opfer stehen bereit und für die Produktion gab es genug Budget, um ein ganzes Dorf in Neuseeland nachzubauen.

Die Menschen in Borrow, Alaska gehören zum harten Eisen. Gespräche sind kurz und knapp, das Leben in der Kälte schwer erträglich und einmal im Jahr kehrt für 30 Tage die nächtliche Dunkelheit über das Städtchen. Hier sorgt Sheriff Eben Oleson (Josh Hartnett) für Recht und Ordnung, was sich meist auf Alkohol- und Vandalismusdelikte beschränkt. Seine gescheiterte Ehe zur Feuerwehrfrau Stella Oleson (Melissa George) ist neben der anstehenden langen Dunkelheit nicht sein einziges Problem. In der Siedlung taucht ein Unbekannter (Ben Foster) auf. Er spricht von großem Unheil, was über die Bewohner hinwegziehen wird und das ist schnell, stark und blutdurstig: Eine Gruppe Vampire, allen voran Marlow (Danny Huston), hat ausreichend Zeit sich an ihren Opfern zu laben, und die Einwohner von Borrow sind nicht einmal ansatzweise auf die Untoten vorbereitet.

Handlungsgrundlage für 30 DAYS OF NIGHT bildet die gleichnamige Mini-Comicreihe von Steve Niles und Ben Templesmith. Man darf sich sicher sein, wenn das Produktionsstudio die Rechte zehn Jahre später in die Finger bekommen hätte, wäre eine Serie daraus entstanden. Der Film wirkt in seinem Erzähltempo fast wie eine Tagebuchbericht. Wenn die Vampire am ersten nächtlichen Tag wie im Rausch über die Menschen herfallen, fragt man sich, ob denn überhaupt noch jemand den Sonnenaufgang erleben wird. Die Blutdurstigen haben von ihren filmgeschichtlichen Vorlagen nur noch die schicke Kleidung behalten. Mit einer unbekannten Sprache, vielen messerscharfen Zähnen und dunklen Augen, werden sie in ihrer Bedrohung nur noch von ihrer Stärke und Schnelligkeit übertroffen. Mit Blut wird nicht sparsam umgegangen, so dass damals den Zuschauern im Kinosaal vor lauter Splatter und brutaler Morde sicher die Kinnlade heruntergefallen ist. Die Freigabe ab 18 Jahre ist das Ergebnis von einer der ersten guten realitätsnahen Mischungen aus handgemachten und unauffälligen digitalen Effekten im Horrorfilmgenre. Selbst heute wirkt alles noch recht authentisch, was auch der schnelle Schnitt zu verbergen weiß. Auch wenn die seichte dramaturgische Handlung keinen Blumentopf gewinnt und die Nebenfiguren einem relativ egal sind, ist vor allem die Optik in der malerischen Schneenacht, wie auch so manche Zeitlupenaufnahme für Horrorfans ein Blick wert, auch wenn wir alle wissen, das in einem Schneeszenario nichts an DEN Horrorfilm heranreicht: THE THING (1982). (CM)

Platz 20: MARTYRS (2008)

MARTYRS ist ein Film, der polarisiert und die Gemüter erhitzt. Entweder man liebt ihn oder man hasst ihn. Das, was MARTYRS gerade im letzten Drittel zeigt, ist nicht leicht zu verkraften und hat man in dieser Form noch nie gesehen. Stumpfe Gewalt und brutale Folterungen, die erst im Finale einen schonungslosen, aberwitzigen Sinn ergeben. Kompromisslos dokumentiert der Franzose Pascal Laugier diese alptraumhafte Tortur und lässt dem Rezipienten keine Zeit zum durchschnaufen. MARTYRS schmerzt beim Betrachten vor allem im Kopf und wirkt noch lange nach seinem unglaublichen Ende. Zu Beginn arbeitet Regisseur Laugier bewusst Genre-Konventionen ab, nur um uns in der zweiten Hälfte mit dem Gegenteil zu schockieren. Ungewöhnlich ist der Ort des Grauens: Mitten in einer zivilisierten Umgebung und am helllichten Tage passiert das Unfassbare. Doch in all dieser scheinbaren Normalität herrscht eine finstere Atmosphäre, die um sich greift und alles zu vergiften droht. Doch das zentrale Thema ist und bleibt Gewalt, und es gibt kein Entkommen, keine Erlösung oder gar Humor. Laugier zieht gnadenlos seine Linie bis zum bitteren Ende durch. Nicht nur die körperliche Zerstörung seiner Protagonistin, sondern auch die Demütigung und psychische Qual, die gleichzeitig auf den Zuschauer übertragen wird, ist das Ziel.

Die zehnjährige Lucie (Jessie Pham) schleppt sich auf einem verlassenen Industriegelände blutend und wahnsinnig vor Verzweiflung durch den Staub. Das tief traumatisierte Mädchen wird gefunden und in ein Waisenhaus gebracht, wo sie permanent von schrecklichen Albträumen heimgesucht wird. Nur Anna (Erika Scott), ein Mädchen in ihrem Alter, hält zu ihr. Fast ein Jahrzehnt später kann Lucie, noch immer von Dämonen verfolgt, die Familie aufspüren, die sie vor so vielen Jahren gequält hat. Mit Hilfe von Anna kommt sie der qualvollen Wahrheit näher und ihre Albträume werden plötzlich ganz real. Fünfzehn Jahre später glaubt Lucie (Mylène Jampanoi), ihre Peiniger in einem Zeitungsartikel wiedererkannt zu haben und sucht zusammen mit Anna (Morjana Alaoui) das Haus auf, in dem die Familie wohnt.

Pascal Laugiers MARTYRS ist nicht darauf aus der rohen Gewalt ein Denkmal zu setzen. Bedenklich hingegen ist das Finale, in der die systematische Zerstörung eines Individuums schlussendlich wirklich einen Sinn zu ergeben scheint und die Mittel dieses widerlichen Erkenntnisgewinns gar eine Bedeutung erlangen. Die versteckte Kritik zielt hier sicherlich auch ein wenig in Richtung der Wissenschaften, die mit aller Gewalt versuchen, jedes Geheimnis zu lösen, das sich ihnen bietet. Entfernt man nun diese wahnwitzige, an den Haaren herbeigezogene Möchtegern-Philosophie, bleibt ein effektiver, sehr extremer Horrorfilm, der keinesfalls für jedes Publikum geeignet ist.

Das im Jahre 2015 ein unterirdisches Remake von MARTYRS unter dem Namen MARTYRS – THE ULTIMATE HORROR MOVIE von Kevin und Michael Goetz in den USA gedreht wurde, zeigt zum wiederholten Male die Fantasielosigkeit von Produzenten und Regisseuren in Hollywood sehr deutlich. (SF)

Platz 19: THIRST – DURST (2009)

Der Vampir steht ganz in den Diensten des Teufels. Was geschieht jedoch, wenn sich ein tiefgläubiger Priester in einen Vampir verwandelt? Die Gesetze des Katholiken werden von den animalischen Trieben niedergerissen, denn die Welt ist voller Gelegenheiten Sünden zu begehen, vor allem wenn man ein Vampir ist. 2009 taucht der gefeierte Regisseur Park Chan-wook (Vengeance-Trilogie, DIE TASCHENDIEBIN) in die Welt eines Blutsaugers ab, der nicht nur mit seiner neuen Lebensart Umstellungsprobleme hat, sondern sich auch noch verliebt. Eine toxische Beziehungsgeschichte, die dennoch so manche Satire, trotz der düsteren Thematik, bereithält.

Pater Sang-hyeon (Song Kang-ho) arbeitet ehrenamtlich in einem Krankhaus. Doch die Arbeit ist für ihn noch nicht Opfer an der Menschheit genug. Er reist in die Wildnis, um seinen Körper für die Entwicklung eines Impfstoffs gegen den tödlichen Emmanuel-Virus zu Verfügung zu stellen. Die Krankheit zeigt sich in Brandblasen am ganzen Körper und lässt den erkrankten kurz vor seinem Ableben aus allen Körperöffnungen ausbluten. Der neue Impfstoff wirkt auch bei dem Priester nicht und Sang-hyeon stirbt an Blutverlust. Jedoch lässt ihn eine Blutinfusion bei der Notoperation als Vampir wiederauferstehen. Seine Sinne und Kräfte sind nun übermenschlich. Er muss sich mit frischen Menschenblut versorgen, denn sonst bricht der Virus wieder in seinem Körper aus. Nicht nur der Blutdurst treibt den keuschen Katholiken durch die Nacht, sondern auch sein sexuelles Verlangen. Das kann er bei Tae-joo (Kim Ok-bin) befriedigen. Die lebt jedoch in einer unglücklichen Ehe mit dominanter Familie. Tae-joo stachelt Sang-hyeon an, ihren Mann umzubringen und sie will selbst ein Vampir werden.

Park Chan-wook hat immer ein Hauptthema in seinen Filmen, woran die Protagonistin oder der Protagonist sich abmüht und meist scheitert. Es zeigen sich, welche menschlichen Schwächen und Triebe am Weiterkommen bremsen oder gar den Tod bedeuten. In THIRST testet er den Glauben eines katholischen Pfarrers, der auf einmal Blut trinken muss, was dank einiger Koma-Patienten ohne Mord gelingt, aber auch seine Keuschheit steht auf dem Spiel. Das Verlangen nach Fleischeslust ist zu groß. Hinzukommt, dass seine Aura und angeblich heilende Kräfte ihn zu einem verehrenswerten Heiligen emporsteigen lassen. Körperlich Beeinträchtigte und Kranke ersuchen seine Hilfe – also sein Blut, was auch sie zu Vampiren werden lässt. Das Blute Jesus bekommt hier ein ganz neue Interpretationsstufe. Der Glaube ist nicht stark genug und seine Moral wirft er für die lustvolle Tae-joo über Bord. Ab der Hälfte kippt der Film um und entwickelt sich zu einem Beziehungsdrama eines Killerpärchens. Die Bilder verlieren nie ihren satirischen Unterton, den die Filmografie von Park kennzeichnet: Beim Selbstmordversuch vom Krankenhausdach landet Sang-hyeon auf einem Auto und sein Kopf bleibt in der Windschutzscheibe stecken oder die querschnittsgelähmte Mutter wird zum Rätselraten genutzt. Auch wenn DURST keinen wirklich kontinuierlichen Handlungsfaden besitzt, sind die dezenten Effekte, die Bilder voller Muster und Farben, wie auch die unerwarteten Schnitte, die uns zum Mitdenken anstiften sinnliches Wunderkino. (CM)

Platz 18: SAW – WESSEN BLUT WIRD FLIESSEN? (2004)

SAW und der ein Jahr später folgende HOSTEL sind wohl die bekanntesten Urväter der sogenannten neuen „Torture-Porn-Welle“, die Anfang der 2000er-Jahre mit ihrem Erscheinen ausgelöst wurde. Filme, in denen explizite Gewaltdarstellungen, Folter und extremer Splater bewusst in den Vordergrund gestellt werden. Anders als beispielsweise beim Slasher, in dem jugendliche für Drogen und Alkoholkonsum sowie vorehelichem Sex bestraft werden, gibt es beim Torture-Porn keine bestimmte Zielgruppe und auch kein Motiv. Es kann einfach jeden treffen, der Voyeurismus der Gewalttaten steht im Vordergrund. Der Torture Porn oder auch Terrorfilm ist keine Erfindung der Neuzeit (siehe Anmerkungen zu HOSTEL), aber der Begriff ist neu und geht auf den US-Filmkritiker David Edelstein zurück. Produktionen von ähnlicher Machart, jedoch mit viel weniger Budget, waren schon in den 1960ern, 1970ern und 1980ern auf dem Markt. Nun, im neuen Jahrtausend, waren es plötzlich Großproduktionen in edler Hochglanzoptik, die kein noch so blutiges Detail ausließen und genüsslich auf der Leinwand zelebrierten. Der ungewöhnliche Killer Jigsaw, in allen SAW-Teilen von Tobin Bell dargestellt, hat sich umgehend in die Herzen der Horrorfans gespielt und erweiterte die Ahnenreihe um Michael Meyers, Jason Vorhees und Co. Zum einen aufgrund seines Einfallsreichtums an tödlichen Fallen, zum anderen wegen seiner durchaus moralischen Vorgehensweise. Denn Jigsaw hat eigene Gesetze, an denen er seine Handlungsweise ausrichtet, die durchaus Sympathien beim Publikum erringt:

Ohne die leiseste Ahnung, wie sie in diesen Albtraum geraten sind, erwachen zwei einander unbekannte Männer Dr. Lawrence Gordon (Cary Elwes) und Adam Faulkner-Stanheigt (Leigh Whannell) angekettet an gegenüberliegenden Wänden in einem Kellerverlies. Hinterlassen hat ihr Entführer (Tobin Bell) lediglich eine ausgeblutete Leiche und ein Tonband, auf dem er den Gefangenen einen Ausweg anbietet. Sie müssen beweisen, dass sie bereit sind, wirklich alles für ihr Überleben in die Waagschale zu werfen. Nur dann erhalten sie die Chance, aus ihrem Verlies zu entkommen. Doch die Spielregeln sind gnadenlos und dulden keinerlei Kompromisse.

Bei seinem Erscheinen schlug SAW ein wie eine Bombe. Jedoch nicht aufgrund seiner Brutalität, denn die war im Erstling durchaus moderat, im Vergleich zu dem, was noch folgen sollte, sondern aufgrund seiner packenden Story. Und so ist der erste SAW einem SIEBEN (SE7EN, 1995) viel näher als einem seiner folgenden blutspritzenden Fortsetzungen. Mit SIEBEN gelangte ebenfalls der verkommene Industrielook über Nacht zu unerwarteter Berühmt- und Beliebtheit, so dass er sich urplötzlich in Dutzenden von Filmen wiederfand, wie auch in SAW.

SAW schockierte und faszinierte zu gleichen Teilen aufgrund seines ausgefeilten Plots, der fantastisch agierenden Darsteller und grausiger Bilder. Aber auch der mitreisende Soundtrack hatte großen Anteil am überraschenden Erfolg, sowie seines unglaublichen Final-Twists, der bis heute den Zuschauer in seinen Kinositz bannt. Regie führte der damals noch unbekannte Australier James Wan, der mit SAW ein sehr erfolgreiches wie blutiges Franchise startete. Die Einflüsse für SAW liegen wie ein offenes Buch vor uns: Zum einen sind es die beiden Filme DAS SCHRECKENSKABINETT DES DR. PHIBES (THE ABOMINABLE DR. PHIBES, 1971) und DIE RÜCKKEHR DES DR. PHIBES (DR. PHIBES RISES AGAIN, 1972) mit Vincent Price. Zum anderen der italienische Giallo, man denke hier nur an die schwarzen Handschuhe und an die Puppe Billy von Jigsaw, die große Ähnlichkeiten zur Puppe aus ROSSO – FARBE DES TODES (PROFONDO ROSSO, 1975) aufweist.

In den folgenden Jahren brachte Wan zwei weitere Horror-Franchises an den Start. Zum einen INSIDIOUS (2010) und zum anderen CONJURING – DIE HEIMSUCHUNG (THE CONJURING, 2013). Beide haben mittlerweile mehrere Fortsetzungen bekommen, die Qualität ist eine andere Frage. SAW entwickelte sich unterdessen zu einer endlosen Abfolge von immer grobschlächtigeren, blutigen Filmen, die Story wurde abstruser und verworrener. Neben SAW II (2005), SAW III (2006), SAW IV (2007), SAW V (2008), SAW VI (2009) und SAW 3D – VOLLENDUNG (2010) gab es so etwas wie einen Neustart mit JIGSAW (2017). 2021 folgte die Fortsetzung der Fortsetzung mit SAW 9: SPIRAL (SPIRAL: FROM THE BOOK OF SAW, 2021). Solange sich mit den blutigen Ablegern Geld verdienen lässt, wird es einen weiteren Teil geben, ein Ende ist noch lange nicht in Sicht. (SF)

Platz 17: FRONTIER(S) (FRONTIÈRE(S), 2007)

Frankreich war schon immer bekannt für seine schrägen und ungewöhnlichen Genre-Filme, die stets nur einem kleinen Kreis von Filmfreunden geläufig waren. Selten für den Mainstream produziert, eher für den außergewöhnlichen Filmgenuss erdacht. Gelungene Beispiele sind etwa DIE NACHT DES TODES! (LA NUIT DE LA MORT!, 1980), DIE VERGEWALTIGUNG DES VAMPIRS (LE VIOL DU VAMPIRE, 1968) oder gar CALVAIRE (2004) von Fabrice du Welz, der einiges von dem vorwegnimmt was nach Alexandre Ajas HIGH TENSION (HAUTE TENSION, 2003) aus Frankreich folgen sollte. Doch was mit Ajas Hochglanzproduktion seinen Anfang nahm, erstaunte nicht nur die Fachwelt, sondern veränderte das filmische Darstellen von blutiger Gewalt bis heute. Denn nun begann ein regelrechter Wettkampf von Produktionen aus unserem Nachbarland, einer härter als der andere. Immer im Gepäck die US-Konkurrenz mit SAW (2004) und HOSTEL (2005) wollte jeder nicht nur seinen Vorgänger, sondern eben erwähnte Filme aus den USA in puncto Gewalt überbieten. Nichts war mehr heilig, alles war erlaubt und fand schließlich in MARTYRS (2008) seinen unverdaulichen Höhepunkt. Und so ist FRONTIER(S) nicht nur der Titel des vorliegenden Films, sondern für mich die Überschrift über diese Phase des französischen Genrefilms. Denn „Nomen est omen“ für all diese Splatter-Orgien, den Grenzen werden hier fast im Minutentakt durchbrochen und für nichtig erklärt. Für Regisseur Xavier Gens stellt FRONTIER(S) sein erfolgreiches Debüt dar.

Während Ausschreitungen weite Teile von Paris erschüttern, nutzen Sami (Adel Bencherif), seine Schwester Yasmin (Karina Testa), ihr Exfreund Alex (Aurélien Wiik), Tom (David Saracino) und Farid (Chems Dahmani) die verworrene Situation aus, um ans große Geld zu kommen. Bei einem Überfall wird Sami schwer verletzt und Yasmin und Alex liefern ihn im Krankenhaus ab, Tom und Farid flüchten derweil aufs Land. Unterdessen stirbt Sami an seinen Verletzungen, Yasmin und Alex folgen kurzerhand den beiden vorausfahrenden Freunden ins tiefste französische Hinterland. Doch was sie dort erwartet ist schlimmer als jeder Albtraum.

Das gestörte Hinterwäldler nicht nur im amerikanischen Hinterland zu finden sind, sondern auch im alten Europa, demonstriert uns FRONTIER(S) eindrücklich. So enthüllt ein intensiver Blick auf Xavier Gens Film schnell die enge Verwandtschaft mit Tobe Hoppers BLUTGERICHT IN TEXAS (THE TEXAS CHAIN SAW MASSACRE, 1974), was nicht weiter verwundert. Vermischt mit etwas DESCENT – ABGRUND DES GRAUENS (THE DESCENT, 2005) und einer Prise HIGH TENSION (HAUTE TENSION, 2005). Genüsslich spielt Xavieer Gens mit den Erwartungen des Zuschauers, nur um ihn immer wieder zu überraschen und gleichermaßen zu schockieren. Von Beginn an besteht FRONTIER(S) aus einer bedrohlichen, düsteren Atmosphäre, die sich immer weiter verdichtet bis es zur unausweichlichen, alles verschlingenden Gewalteruption kommt. Dazu gibt es eine rasante Story, die den Zuschauer kaum Zeit zum Luft holen lässt. (SF)

Platz 16: THE DESCENT – ABGRUND DES GRAUENS (THE DESCENT, 2005)

Jedes Jahr stellen sich sechs junge Frauen ungewöhnlichen Herausforderungen in der Natur, um ihrem langweiligen Alltag zu entfliehen, so auch in diesem. Dieses Mal soll es ein Höhlenabenteuer in einem abgelegenen Gebirgszug sein. Als die extreme Kletterpartie im Inneren der Erde ihrem Höhepunkt entgegensieht, stürzt der Rückweg hinter der kleinen Gruppe ein. Schlagartig ist jegliche Abenteuerlust vergessen, Angst und Panik breitet sich in den dunklen Gängen aus. Schnell stellt sich heraus, dass auf Hilfe von außerhalb nicht zu hoffen ist und ein neuer Ausgang erst mühevoll gesucht werden muss. Zu allem Überfluss finden sich Hinweise, dass die Gruppe nicht die einzigen Lebewesen in den Höhlen ist. Ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit startet, indem nicht nur monströse Kreaturen ihren Tod wollen, sondern auch unter den Frauen nicht alles so ist, wie es scheint. Es beginnt ein furchtbarer Kampf, der seine Opfer fordert.

Auch wenn uns Männern die Filmlandschaft der letzten Jahre mit aller Macht den Kopf waschen will und verzweifelt bemüht ist, Frauen als die besseren Menschen darzustellen, zeigt THE DESCENT genau das Gegenteil. Hier herrscht zwischen den Protagonistinnen ebensolche Arroganz, Misstrauen, Angst, Selbstzweifel und Eifersucht wie in den Reihen der ach so schrecklichen Männer. Das macht diese Frauen jedoch gleich realer und echter als die vielen überzeichneten und überdrehten Barbies in aktuellen Spielfilmen. Regisseur Neil Marshall (DOG SOLDIERS, 2002) vermeidet bewusst unnötige Klischees bei seinem zweiten Spielfilm, ebenso fehlt jegliche Spur von Humor. Er erschafft einen atmosphärisch dichten Horrorfilm mit einer klaustrophobischen Stimmung, die bis zum genialen Finale alles zu ersticken droht. Besonders die Kameraführung in den dunklen und engen Gängen ist fantastisch und überträgt die bedrohliche Atmosphäre bis zum Rezipienten auf die Couch. Bei genauerer Betrachtung ähnelt THE DESCENT sehr der 1980 erschienen ALIEN-Kopie ALIEN, DIE SAAT DES GRAUENS KEHRT ZURÜCK (ALIEN 2 – SULLA TERRA) von Ciro Ippolito. Kurioserweise brachte der italienische Regisseur Ippolito aufgrund der Ähnlichkeiten mehrere Klagen vor Gericht ein, die jedoch nichts einbrachten. Weiterhin gibt es zwei Fassungen von THE DESCENT: Die britische umfasst den kompletten Film, für den US-Markt wurde extra das Ende verkürzt und in ein kleines Happy End umgewandelt. Die Fortsetzung THE DESCENT 2 – DIE JAGD GEHT WEITER (2009) knüpft direkt an das Ende von Teil 1 an. Nur nimmt diesmal Jon Harris auf dem Regiestuhl Platz, der bisher vor allem für seine gelungenen Filmschnitte für Aufsehen in der Branche sorgte. (SF)

 

Die Plätze 1-15 der besten Horrorfilme der 2000er-Jahre gibt es hier ->

<- Die besten Horrorfilme der 1990er-Jahre

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