Zum Inhalt springen

Deadpool & Wolverine (2024) – Filmkritik

„Der Grabschänder“

Zum wiederholten Male auszuholen, warum Multiversen als Handlungsbogen für Comicfilme eine dramaturgische Sackgasse ist, lassen wir lieber. Marvel, vor allem nachdem sich Disney den Filmverleih 20th Century Fox einverleibt hatte, ist mit seinen Paralleluniversen in einer Sackgasse gelandet. Alles ist möglich, niemand verlässt wirklich die Filmreihe und der Überblick geht dank weiterer Serien und Filme völlig verloren. Beim Thema Unsterblichkeit können diese beiden mitreden. In X-MEN ORIGINS: WOLVERINE (2009) trafen Deadpool (Ryan Reynolds) und Logan/Wolverine (Hugh Jackman) zum ersten Mal in einem Film aufeinander. Beide haben schier unendlich Regenerationskräfte, was einem Zweikampf jegliche Bedeutung raubt. Doch die Filmgeschichte meinte es mit beiden Darstellern und ihren Rollen gut. Deadpool ging mit seiner Erwachsenen-Meta-Superhelden-Reihe auf Box-Office-Jagd und Wolverine wurde zur Leitfigur der X-MEN-Reihe, auch dank des charismatischen Hugh Jackman.

© 2024 20th Century Studios / © & TM 2024 Marvel

Für DEADPOOL 3 aka DEADPOOL & WOLVERINE soll dieses Team erneut aufeinandertreffen. Ein Team-up, was sehnlichst erwartet wurde. Jackman ging erneut über mehrere Monate ins Gym und Reynolds schrieb eifrig schmutzige Witze und rührte die Werbetrommel. Ich persönlich bin kein Fan von Meta-Witzen im Film und ein Durchbrechen der vierten Wand. Es ist, als würde jemand einen permanent anstupsen und von der Seite volllabern. Ich möchte in eine fremde Welt abtauchen und Kämpfe, Emotionen und Unterhaltung ungestört erleben. Nerdhumor macht außerdem nur Spaß, wenn man mit seinen Infos auf einem Level ist und ich habe schon lange die Lust verloren, vor einem neuen Film, mir alles davor erneut ansehen zu müssen, um ab und zu mal angeberisch aufzulachen.

© 2024 20th Century Studios / © & TM 2024 Marvel

Aber genug der Vorschussmeckerei: DEADPOOL & WOLVERINE ist für mich knapp am Totalschaden vorbeigezogen und wird schnell in Vergessenheit geraten, was viele Gründe hat. Aber zuerst ein möglichst spoilerfreies Handlungsintro:

Handlung

Wade Wilson (Ryan Reynolds) versucht ein möglichst moralisch korrektes Leben zu führen. Der Job als Autoverkäufer und Geburtstage mit Freunden gehört nun zum Alltag bzw. den Höhepunkten seines Daseins. Doch die TVA (siehe die Web-Serie LOKI) entführt ihn, um einen Zeitstrahl zu fixen. Mr. Paradox (Leslie Uggams) droht Wade mit dem Verlust seiner Zeitlinie und all seinen Freunden, wenn es ihm nicht gelingt, den Ankerpunkt zu finden. Das ist natürlich ein Held, aber nicht ganz der, den man erwartet.

© 2024 20th Century Studios / © & TM 2024 Marvel

Ein passender Wolverine (Hugh Jackman) wird nun von Deadpool in allen möglichen Erden-Versionen gesucht. Ein besonders mürrischer, hoffnungsloser, versoffener und gelb kostümierter ist nach ein paar Fights in einer Bar gefunden. Doch dann geht es erstmal für beide nach einer „Stutzung“ in die metaphysische Müllhalde namens „The Void“. Dort treffen sie auf alte, ausrangierte Bekannte (ich will hier nicht spoilern) und eine bösartige Version von Professor X: Cassandra Nova (Emma Corrin). Ihre Mächte scheinen grenzenlos.

© 2024 20th Century Studios / © & TM 2024 Marvel

Persönlichkeitsentwicklung

Die Handlung wird um die psychischen Probleme von Deadpool gestrickt. Sein Wunsch ist es einmal ein ganz großer Held zu werden. Er landet dann doch im Hinterhof mit der Drecksarbeit. Die Story macht es sich leicht und lässt diesen Wunsch nicht aus seiner Persönlichkeit entstehen, sondern er will in den Augen seiner lieben Vanessa (Morena Baccarin) wichtig sein. Es wird aber mit dem Filmintro der Leichenschändung erheblich schwer, einer solchen Figur Selbstzweifel abzukaufen. Wir wissen alle, dass Deadpool einiges egal ist, außer eben das, was ihn an Schrulligkeit (hier ist es ein Hund) in den Vordergrund rückt. Aber dann doch bei LOGAN (2017) anzusetzen, ist wie, als wenn man versucht, die emotionale Stärke eines anderen Films einfach zu assimilieren.

© 2024 20th Century Studios / © & TM 2024 Marvel

Hugh Jackman gelingt es in DEADPOOL & WOLVERINE zwar immer wieder den Zugang zu seinem Einzelgänger mit Depressionen zu finden, aber in diesem ganzen flippigen Witzegelaber, Cameoauftritten und Meta-Monologen eines rot kostümierten Klingenschwingers ist es schwer dagegen anzukommen. Ryan Reynolds zeckt sich einfach ins X-MEN-Franchise. Das ist ja okay, seine Figur gehört ja auch in diese Comicreihe, aber die Qualitäten der X-MEN-Filme werden nie erreicht. Da kann man noch so coole, schnittlose Nahkampfsequenzen inszenieren, noch so viele Referenzen einfließen lassen und noch so sehr auf Buddy-Movie machen. Die Satire über das Filmgenre bleibt brav im Rahmen der erzählerischen Wiederholungen, über die sich seine Hauptfigur hier so permanent lustig macht. Da kann man nonstop Sprüche über die Produktionsfirma oder Lizenz-Anschlussfehler ablassen, es bleibt bis zum Ende vorhersehbar und bedeutungslos. Die Langweilerzone wird zwar knapp gemieden, aber mehr ist es dann doch nicht.

© 2024 20th Century Studios / © & TM 2024 Marvel

Fazit

So sehr man diese 20th-Century-Fox-Marvel-Kollage aus abgelegten Comicfilm-Misserfolgen schätzen möchte und die deftige Action immer wieder Laune macht, bleibt von DEADPOOL & WOLVERINE nicht viel übrig außer ein leeres Grab.

© Christoph Müller

Titel, Cast und CrewDeadpool & Wolverine (2024)
Poster
ReleaseKinostart: 24.07.2024
RegieShawn Levy
Trailer
BesetzungRyan Reynolds (Wade Wilson / Deadpool)
Hugh Jackman (Logan / Wolverine)
Emma Corrin (Cassandra Nova)
Matthew Macfadyen (Mr. Paradox)
Morena Baccarin (Vanessa Carlysle)
Stefan Kapičić (Peter Rasputin / Colossus)
Brianna Hildebrand (Ellie Phimister / Negasonic Teenage Warhead)
Shioli Kutsuna (Yukio)
Leslie Uggams (Blind Al)
Karan Soni (Dopinder)
Rob Delaney (Peter W.)
Lewis Tan (Gaveedra Seven / Shatterstar)
Jennifer Garner (Elektra Natchios)
Aaron Stanford (John Allerdyce / Pyro)
Tyler Mane (Victor Creed / Sabretooth)
Dafne Keen (Laura / X-23)
Jon Favreau (Happy Hogan)
Wunmi Mosaku (Hunter B-15)
DrehbuchRhett Reese
Paul Wernick
Zeb Wells
Ryan Reynolds
Shawn Levy
KameraGeorge Richmond
MusikRob Simonsen
SchnittShane Reid
Dean Zimmerman
Filmlänge127 Minuten
FSKab 16 Jahren

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert