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Das Traum-Team (1989) – Filmkritik

Großstädte sind voll von Verrückten: Nervöse Ticks, Gespräche mit sich selbst oder ein ausgestopfter Papagei auf den Schultern. Wenn man in den Metropolen unterwegs ist, gleichen manche Straßen oder Verkehrsmittel einem Panoptikum. Aber wo kommen die ganzen Menschen her, denen so manche Tasse im Schrank fehlt? Haben sie sich erst im urbanen Großraum die geistigen Defizite angeeignet oder wurden sie mit dem Bus hingefahren? Der letzten Möglichkeit folgt die 80er-Jahre-Komödie DAS TRAUM-TEAM, wo ein Tagesausflug für Geisteskranke schiefläuft.

Das Traum-Team (1989
© Koch Films

Handlung

Im Cedarbrook Psychiatric Hospital führen die Patienten für geistige Störungen ein friedliches, aber isoliertes Leben. Nachdem die starke Medikamentierung von Billy (Michael Keaton), Henry (Christopher Lloyd), Jack (Peter Boyle) und Albert (Stephen Furst) abgesetzt wird, muss nun in Gruppensitzungen die rückkehrenden Marotten und Ticks in Zaum gehalten werden. Natürlich verstehen die Mitglieder sich nicht wirklich untereinander. Billy ist ein notorischer Lügner mit cholerischen Zügen; Henry ein Pedant, der glaubt in der Klinik zu arbeiten; Jack denkt, er ist der Sohn Gottes, nachdem er als Chef einer riesigen Webefirma den Verstand verloren hat und Albert spricht, abgesehen von Zitaten aus Baseballspielen, kein Wort. Dr. Jeff Weitzman (Dennis Boutsikaris) versucht seine Gruppe mit viel Freiheit einen Weg zurück in ihre alte Persönlichkeit zu ermöglichen. Er bittet bei seinem Chef um einen Tagesausflug zu einem Baseballspiel der New York Yankees. Und so fahren die fünf mit einem Kleinbus in die große Stadt. Nach einem Stopp an einer Tankstelle mitten in Downtown geht alles gehörig schief und die Verrückten sind auf sich allein gestellt. Fällt in New York nicht auf, möchte man meinen, aber diese Vier bringen einiges in Schwung, sogar die Aufklärung eines Polizistenmords.

„Können sie uns einen guten Nervendoktor empfehlen? Wir haben unseren leider verloren.“

Das Traum-Team (1989
© Koch Films

Eigenständig oder neuer Aufguss

Wenn DAS TRAUM-TEAM beginnt, kommt man nicht daran vorbei, ihn mit EINER FLOG ÜBERS KUCKKUCKSNEST (1975) zu vergleichen. Abgesehen davon, dass Christopher Lloyd auch hier einen Verrückten gibt, denkt man unweigerlich an den Bootsausflug rund um Jack Nicholsons McMurphy. Aber hier wird thematisch mit der Symbiose von geistig Verwirrten mit der Großstadt gespielt. New York selbst hat ja schon nicht mehr alle Latten am Zaun und Verrückte nehmen die Einheimischen nur noch als Grundrauschen war. Das Drehbuch ist nicht gerade ein Meisterwerk, kann aber so einige unerwartete Lachanfälle auslösen. Vor allem Henry und Jack geben einige Sketche zum Besten. Henry stellt Leute zur Rede, die ihren Müll auf den Gehsteig werfen oder verlangt am Bartresen von seinem Nachbarn, doch mal auf seinem Platz aufzuräumen. Jack hat nach einem exhibitionistischen Auftritt in der afroamerikanischen Kirchengemeinde immer wieder ein paar passende Erlösersprüche auf Lager. Im Finale spricht er in einem Arztkittel auch mal einen Patienten von seinen Sünden frei und er solle doch wieder laufen, was leider nicht funktioniert.

Jack McDermott (Peter Boyle) und Henry Sikorsky (Christopher Lloyd) // © Koch Films

Die Hauptrolle stiehlt sich Michael Keaton als Billy Caufield, der eher überdreht als wie ein Verrückter wirkt. Er findet sich, auch dank dem Besuch seiner Ex-Freundin Riley (Lorraine Bracco), am besten im normalen Leben der Großstadt zurecht. Keatons aufgesetztes Spiel als wütender Lügner ist sehr hölzern, aber seine Vokuhila-Matte entschädigt allemal. Außerdem ist Keaton mit seinem „Alters-Comeback“ dank BIRDMAN ODER DIE UNVERHOFFTE MACHT DER AHNUNGSLOSIGKEIT (2014) erst richtig zum versierten Schauspieler emporgestiegen.

Michael Keaton als Billy Caufield // © Koch Films

80er-Jahre-Flair und seichte Unterhaltung

Neben zündenden Witzen wie auch Rohrkrepierern hält sich DAS TRAUM-TEAM auf mittelmäßigem Niveau. Wer gern in Nostalgie schwelgt, kann sich auf jeden Fall am Style der späten 80er erfreuen und einem New York, das noch dreckig und gefährlich war. Eine kleine Kritik am Umgang mit psychisch labilen Patienten kommt dezent zum Zuge. Auch wenn die Anstalt erstmal nicht wie ein Gefängnis wirkt, wird die Angst vor den starken Medikamenten deutlich. Die Gruppe hat Panik davor, wieder unter deren Einfluss zu stehen und auch am Ende bekommen die Ärzte ihre eigene Medizin zu spüren, so dass sie nicht mehr von den Patienten unterschieden werden können. Auch der Weg zurück zum normalen Leben ist ein schwieriger, denn trotz eines Feel-Good-Happy-Ends, gibt es die Gewissheit, dass eine Heilung noch in weiter Ferne liegt, wie man in der Szene von Henry und seiner zurückgelassenen Familie gut sehen kann.

Das Traum-Team (1989
Albert (Stephen Furst) // © Koch Films

Fazit

Regisseur Howard Zieff hat mit DAS TRAUM-TEAM einen lockeren Sonntagnachmittags-Film gedreht, dem ein bisschen der Biss, aber auch mit dem fasrigen Drehbuch die Größe zum Kultfilm fehlt. Fans der 1980er und lockeren Komödien sollten dennoch mit den vier schrägen Gestalten eine Tour durch ein New York machen, was es so nicht mehr gibt. Mitnehmen schadet auf keinen Fall.

Trivia: Der Film startete am 7. April 1989 in den amerikanischen Kinos und checkte direkt auf Platz zwei hinter DIE INDIANER VON CLEVELAND (1989) in den Charts ein. Somit war DAS TRAUM-TEAM doch noch sehr nah an einem Baseballspiel.

© Christoph Müller

Titel, Cast und CrewDas Traum-Team (1989)
OT: The Dream Team
Poster
Releaseab dem 13.08.2020 auf Blu-ray und DVD erhältlich.

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RegisseurHoward Zieff
Trailer
BesetzungMichael Keaton (Billy Caufield)
Christopher Lloyd (Henry Sikorsky)
Peter Boyle (Jack McDermott)
Stephen Furst (Albert Ianuzzi)
Dennis Boutsikaris (Dr. Weitzman)
Lorraine (Bracco Riley)
Philip Bosco (O'Malley)
James Remar (Gianelli)
DrehbuchJon Connolly
David Loucka
KameraAdam Holender
FilmmusikDavid McHugh
SchnittCarroll Timothy O'Meara
Filmlänge112 Minuten
FSKab 12 Jahren

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