„Das Sandmännchen kommt …“
Wes Craven, dessen wohl beste Leistung DIE SCHLANGE IM REGENBOGEN ist, erschafft mit DAS HAUS DER VERGESSENEN eine Mischung aus düsterem Märchen, Alpträumen und den Problemen der Pubertät unter starkem LSD-Einfluss. Der Blick eines Kindes in die gestörte Welt der Erwachsenen, extrem überspitzt und äußerst skurril dargestellt. Anders, kann ich mir den Quatsch nicht erklären. Der 13-jährige Fool soll endlich, es wird ja in der ersten Hälfte der Story immer wieder mit dem Hammer darauf hingewiesen, zum Mann werden. Das alles ist verpackt in die typische Geschichte vom unheimlichen Haus das alle meiden, weil es dort spukt. Und als Kirsche auf dem Ganzen, gibt es noch einen Schuss Sozialkritik, aber mit dem Niveau einer Kindersendung. Zusammen ergibt das Ganze eine groteske Mischung aus Grusel, überdrehtem Humor und ein kleines bisschen Splatter.
Inhalt
Der junge Fool (Brandon Q. Adams) geht mit den zwei Einbrechern Leroy (Ving Rhames) und Spenser (Jeremy Roberts) auf Raubzug. Ausgesucht haben sie sich ausgerechnet das Haus der Familie Robesons (Everett McGill und Wendy Robie), die auch gleichzeitig die bösen Vermieter der Wohnung sind, in der Fool mit seiner kranken Mutter lebt. Im Haus angekommen, stellt sich das jedoch als regelrechte Festung heraus, aus der es kein Entkommen gibt. Zudem sind da auch noch eine größere Anzahl von „Untermietern“ die gerne mal an Menschenfleisch nagen. Und die Robesons, bei näherer Betrachtung, sind auch nicht gerade das, was man sich unter freundlichen Nachbarn vorstellt.
Unfreiwillige Komik
Der ganze Plot wird begleitet von nervigem Humor, platten Dialogen und Szenen die mehr an einen Comic erinnern, der leider auf keine Art und Weise überzeugen kann. Die Interaktionen der Charaktere untereinander erwecken für mich den Eindruck von Drogensüchtigen auf der Jagd nach ihrem nächsten Schuss. Als wäre das noch nicht genug, strotzt DAS HAUS DER VERGESSENEN nur so von Logiklöchern. Zwei kleine Beispiele gefällig? Warum steigt der Rauch vom Heizofen im Keller plötzlich durch die Klimaanlage? Was für einen Sinn macht es, außer man möchte aus seinem Haus eine Räucherei machen? Fool versteckt sich gegen Ende des Filmes in einem Küchenschrank? Wo zum Teufel ist das ganze Geschirr hin, welches wir nach ein paar Minuten plötzlich wieder darin zu sehen bekommen? Und so geht das munter weiter. Die einzig wirklich gute Idee wie ich finde, ist der Name Alice des kleinen Mädchens. Ich interpretiere das als Hinweis auf ALICE IM WUNDERLAND, nur ist hier das Wunderland eindeutig noch negativer geprägt als bekannt. Ohne jetzt zu viel verraten zu wollen, aber das Ende des Filmes verdeutlicht doch sehr das vergebene Etikett ein Kinder-Horrorfilm zu sein. Und wenn sie nicht gestorben sind …
Fazit
Brandon Q. Adams spielte auch in Michael Jacksons MOONWALKER mit und Everett McGill sowie Wendy Robie kennen wir aus dem legendären TWIN PEAKS. Ving Rhames ist auch kein unbeschriebenes Blatt mehr und sollte den meisten aus den MISSION: IMPOSSIBLE-Filmen bekannt sein. Schade um den guten Cast, aus dem ein besserer Regisseur sicherlich mehr herausgeholt hätte. Alles ist einfach zu plump, vor allem der abgedrehte Humor ist sehr unpassend und jede Szene wird stets mit großem Tamtam und Gekreische inszeniert. Genau das hat zur Folge, dass jeder Versuch eines Stimmungsaufbaus sofort im Keim erstickt wird. Nervig sind auch die Charaktere und deren Dialoge, vor allem wenn Everett McGill seinen Sadomaso Anzug überstreift. Gekonnt wurde allerdings das labyrinthische Haus von Sandy Sissel in Szene gesetzt und besticht durch einige ausgefallene Kameraperspektiven.
Die Blu-ray
Bild und Ton, in Deutsch und Englisch als PCM 2.0 wahlweise auch mit Untertitel, sind soweit für das Alter von DAS HAUS DER VERGESSENEN in Ordnung. Als Extras wurden Trailer, eine Bildergalerie, ein Making-of, Audiokommentare mit Wes Craven, Brandon Adams, A. J. Langer, Sean Whalen und Yan Birch, Interview mit Wendy Robie, Greg Nicotero, Howard Berger und Robert Kurzman, sowie mit Kameramann Sandi Sissel und Komponist Don Peake dazu gepackt. Das Mediabook kommt leider nur mit einem Cover auf den Markt.
Ohne Kaffee geht hier gar nix / Liebt den Phantastischen Film in Wort und Bild / Vor allem alles was vor 2000 entstanden ist / Lieber ein neues Regal mit Filmen als einen Schrank mit Klamotten