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Das alte, finstere Haus (1963) – Filmkritik

Im Jahre 1932 machte sich ein gewisser James Whale (FRANKENSTEIN, 1931) daran, einen der interessantesten Horrorfilme seiner Zeit zu inszenieren: DAS ALTE, FINSTERE HAUS (THE OLD DARK HOUSE, Platz 2 auf unserer Liste der besten Horrorfilme aus den 1930er-Jahren). In diesem grandiosen Kammerspiel, mit unheimlichen Kulissen und einer faszinierenden Ausleuchtung, agieren begnadete Schauspieler unter der meisterhaften Regie eines James Whale. Die packende Story ist gespickt mit überraschenden Wendungen und einer Prise schwarzen Humors. Hier trifft sich das „Who‘s Who“ der US-Schauspieler jener Tage: Boris Karloff, Melvyn Douglas, Charles Laughton, Lilian Bond, Ernest Thesiger. Bis heute hat Whales Inszenierung nichts von seiner unheimlichen Atmosphäre verloren. 31 Jahre später schließen sich der US-Regisseur William Castle und die britischen Hammer Productions zusammen, um ein Remake von Whales Klassiker in die Kinos zu bringen.

DAS ALTE, FINSTERE HAUS (1963)
© Koch Films

Inhalt

Der US-Amerikaner Tom Penderell (Tom Poston) lebt in London und verkauft Autos. Er wohnt mit dem exzentrischen Millionär Casper Femm (Peter Bull) zusammen, der sich jedoch nur tagsüber in der gemeinsamen Wohnung aufhält. Eines schönen Tages bestellt Casper einen Wagen bei seinem Mitbewohner, den er direkt zum Herrenhaus der Familie Femm liefern soll. Als Tom dort ankommt, ist Casper Femm tot. Hinzu kommt, dass der Wagen bei der Ankunft stark beschädigt wurde und ein heftiger Sturm aufzieht. Tom sitzt fest, zusammen mit den restlichen skurrilen Familienmitgliedern der Femms, darunter die hübsche Cecily (Janette Scott) und die verführerische Schönheit Morgana (Fenella Fielding), die es beide auf Tom abgesehen haben. Unterdessen tobt hinter den Kulissen im Hause Femm ein Kampf, Casper war nur das erste Opfer. Der Auslöser ist eine große Erbschaft. Einem der Anwesenden genügt sein kleiner Anteil nicht, er möchte das ganze Vermögen und dabei ist ihm jedes Mittel recht.

DAS ALTE, FINSTERE HAUS (1963)
© Koch Films

Horror-Legenden unter sich

Über den US-Amerikaner William „The Gimmick-King“ Castle hatten wir uns bei der Vorstellung seines DER UNHEIMLICHE MR. SADONICUS (1961) unterhalten. Daher verweise ich auf diesen Artikel für all jene, die mehr über diesen interessanten Mann erfahren wollen. Das Drehbuch zu DAS ALTE, FINSTERE HAUS basiert auf den Roman „Von der Nacht überrascht“ (Benighted) von John Boynton Priestley. Warum Robert Dillons Remake-Drehbuch den Ansatz von James Whale, sowie den Roman komplett ignoriert und eine eigene Story entwarf, bleibt sein Geheimnis. Ein wichtiger Punkt für die Horrorkomödie ging dabei bedauerlicherweise verloren: Zu keiner Zeit schwebt die Figur des Protagonisten Tom Penderel in tödlicher Gefahr. Alles zielt darauf ab, die verschrobene Art der Femms zu präsentieren. Das zeichnet mehr eine „Screwball-Komödie“ aus, eine Unterart der Hollywood Komödien, die ihren Höhepunkt Mitte der 1930er bis Anfang der 1940er Jahre hatte. Bestes Beispiel dafür ist ARSEN UND SPITZENHÄUBCHEN (ARSENIC AND OLD LACE, 1944) mit dem unvergleichlichen Cary Grant. Stets am Rande der Farce, mit allerlei Situationskomik und Missverständnissen gespickt, die sich gegen Ende in Wohlgefallen auflösen. DAS ALTE, FINSTERE HAUS erinnert eher an eine peinliche Kopie des deutschen Edgar-Wallace-Streifen DAS INDISCHE TUCH von Alfred Vorher, der im selben Jahr entstanden ist, als an James Whales Klassiker. Interessant für Fans der Addams-Family ist die Titelsequenz, denn die wurde von deren Erfinder Charles Addams entworfen.

DAS ALTE, FINSTERE HAUS (1963)
© Koch Films

Egal wie klangvoll die Namen William Castle und Hammer-Productions auch sind; was hier am Ende über die Leinwand flimmert, widerspricht konsequent allen Verheißungen, die diese Horror-Legenden wecken. Castle durfte auf die besten Darsteller zugreifen, die seinerzeit in Großbritannien zur Verfügung standen. Gleiches trifft auf das Personal hinter der Kamera zu. Die ganze Hammer-Familie fand sich zusammen und unterstütze das ehrgeizige Projekt, welches in den Bray-Studios entstand.

Das Mediabook

#2 der William Castle Collector’s Edition

Aus Kostengründen wurde DAS ALTE, FINSTERE HAUS lange Zeit in Schwarzweiß aufgeführt, obwohl er ursprünglich ein Farbfilm ist. Koch Films packt für seine William Castle Collection beide Fassungen auf die Scheiben, den Farb- wie auch Schwarzweiß-Film. So kann sich der interessierte Rezipient einen eigenen Eindruck verschaffen. Die Farbversion hat den Vorteil, dass die unglaublich luxuriöse und sehr detailliere Ausstattung, wie auch die berauschenden Farben besser zu Geltung kommen. In der Schwarzweiß-Version erahnen wir einen Hauch von Grusel, der hier so schmerzlich vermisst wird.

Die Überarbeitung des Filmmaterials ist in gewohnt herausragender Qualität, für die Koch Films seit vielen Jahren bekannt ist. Der Ton kommt in klarem DTS-HD Master Stereo aus den Lautsprechern. Als Extras gibt es zwei spannende Dokumentationen: Featurette: „Not too Spooky“ und „House and Castle“. Weiterhin findet sich der englische Trailer, der deutsche Vorspann und eine Bildergalerie auf den Discs.

Fazit

Der zweite Film der „William Castle Collection“ darf schon jetzt als der schwächste der Reihe bezeichnet werden. Trotz der ungeheuren Kompetenz, die sich hinter dem Projekt versammelt hat, schaffen die Akteure es zu keiner Zeit, dieses Werk mit Leben zu füllen. Grusel oder Spannung bleiben außen vor, stattdessen regieren alberne Witze und lahme Situationskomik. Für William Castle wie auch die Hammer-Productions ist DAS ALTE, FINSTERE HAUS ein negatives Kuriosum in ihrer langen Filmografie.

© Stefan F.

Titel, Cast und CrewDas alte, finstere Haus (1963)
OT: The Old Dark House

Poster
Releaseab dem 28.05.2020 im Mediabook (Blu-ray+DVD)

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RegisseurWilliam Castle
Trailer
BesetzungTom Poston (Tom Penderel)
Robert Morley (Roderick Femm)
Janette Scott (Cecily Femm)
Joyce Grenfell (Agatha Femm)
Mervyn Johns (Potiphar Femm)
Fenella Fielding (Morgana Femm)
Peter Bull (Casper & Jasper Femm)
DrehbuchRobert Dillon
KameraArthur Grant
FilmmusikBenjamin Frankel
SchnittJames Needs
Filmlänge86 Minuten
FSKab 12 Jahren

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