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Blue Sunshine (1977) – Filmkritik & Review des Mediabooks

Kult-Regisseur Jeff Lieberman – ein kurzer Blick zurück

Der erste Blick auf ihn trügt. Drehbuchautor und Regisseur Jeff Lieberman (*1947) hat in seiner Karriere lediglich sechs Spielfilme (als Regisseur) verantwortet, wobei DOCTOR FRANKEN (1980) eine TV-Produktion darstellt, also nur fünf als Kino-Spielfilme gelten können. Nimmt man seinen letzten Spielfilm, den nach 16 Jahren als einziges Spätwerk erschienenen SATAN’S LITTLE HELPER (2004) aus der Rechnung heraus, war Lieberman, so scheint es, ausschließlich in den 1970ern und 1980ern aktiv. 1988 erschien sein für lange Zeit letzter Film REMOTE CONTROL. Kenner und Fans wissen um den Mehrwert, dass Lieberman vor allem auch als Autor Projekte entwickelte, so etwa den dritten Teil (1994) von DIE UNENDLICHE GESCHICHTE, wofür er die Story lieferte, oder seine Konzeption der Serie ‚TIL DEATH DO US PART in den 2000er Jahren. Lieberman war also nie wirklich verschwunden, anders als etwa Terrence Malick, der sich zwei Jahrzehnte tatsächlich ganz aus der Öffentlichkeit zurückzogen hatte. Doch bleibt uns bei Lieberman heute tatsächlich vorrangig der Blick auf seine (filmische) Vergangenheit. Zwischen 1976 und 1981 hat er in Folge drei Filme gedreht, die ihn ins „Pantheon der legendären amerikanischen Horrorregisseure“ erhoben, so Marcus Stiglegger im Booklet der hier vorliegenden Mediabook-Edition zu BLUE SUNSHINE (1977) – Liebermans wohl bedeutendster Film, dem das sehr sorgfältig arbeitende Label Camera Obscura kürzlich diese mit Extras vollgepackte (U)HD-Edition spendiert hat.

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Während SQUIRM (1976) eine erfrischende wie effektreiche Tierhorror-Variante darstellt und JUST BEFORE DAWN (dt. VOR MORGENGRAUEN / BLUTIGE DÄMMERUNG, 1981) Elemente des Abenteuerfilms, Backwood-Horrors und Slasherfilms durchaus gelungen verbindet – John Boormans DELIVERANCE gilt hier als unmittelbarer Einfluss – so wagt sich BLUE SUNSHINE in den (vor-)städtischen Horror der US-Gesellschaft. Doch bevor in den 1980ern publikumstauglicher ‚Suburbian horror‘ mit phantastischen Einflüssen à la Steven Spielberg und Joe Dante das Kino prägte, ist BLUE SUNSHINE mit seiner nüchternen und kühlen Ästhetik eher im Geiste des New Hollywood-Kinos zu sehen bzw. weist Parallelen zum Frühwerk David Cronenbergs auf. Es ist der menschliche Horror, der hier zum Ausdruck kommt, während ein von Angst und Paranoia gezeichnetes Bild der nordamerikanischen Gesellschaft nachgezeichnet wird. BLUE SUNSHINE ist ein wichtiger Beitrag des US-Kinos Ende der 1970er, doch im Gegensatz zu anderen Werken von bekannteren Regisseuren wird er leider immer wieder unterschlagen. Das ist ja auch das erklärte Ziel des Labels Camera Obscura: solche (fast) vergessenen Perlen wieder bestmöglich zugänglich zu machen.

Im Rausch: BLUE SUNSHINE

BLUE SUNSHINE ist kein Film, dem wir auf sicheren Genrepfaden folgen können. Kategorisieren kann (und soll) man ihn gar nicht. Als Annäherung könnte man ihn als einen Hybriden aus Drogendrama, Mystery-Thriller und Horrorfilm, teils mit subversiven und auch komischen Elementen bezeichnen. Es macht keinen Sinn, die Handlung zusammenzufassen, denn BLUE SUNSHINE lebt von der filmisch-berauschenden Verführung und Verunsicherung. Anfangs passiert unerwartet ein Mord – durchaus schockierend, wenn wir eine Frau am lebendigen Leibe verbrennen sehen (eine der kuriosesten FSK-Neuprüfungen der letzten Jahre: bislang ab 18, ist der Film nun gar ab 12 Jahren freigegeben, man fühlt sich dezent an Terry Gilliams BRAZIL erinnert). Wir sehen, wie einzelne Figuren unter Haarausfall leiden bzw. häufig kaum noch Kopfhaar besitzen, dies mittels Perücken kaschieren. „Blue Sunshine“ ist auch der Name einer Droge, die ihre Konsumenten zugleich krank und unberechenbar werden lässt.

© Camera Obscura

So werden drei Handlungsstränge langsam zusammengeführt: der eingangs bezeugte, grausame Mord sowie die anschließende Untersuchung durch Jerry Zipkin (Zalman King), zu dessen Bekanntenkreis der Mörder zählte; dann das Mysterium um die Droge „Blue Sunshine“, die zu einem kollektiven Wahnzustand zu führen scheint; und drittens der Wahlkampf des Politikers und Kongresskandidaten Ed Fleming (Mark Goddard), der irgendwie mit Blue Sunshine in Verbindung zu stehen scheint. Lieberman nutzt dabei exzessiv die filmisch-narrative Technik der Montage, nicht etwa im Sinne einer Wahrnehmungsattacke auf uns Zuschauende, wie wir es in späteren Drogenfilmen (u. a. REQUIEM FOR A DREAM, 2000) erleben, sondern als Mittel, um eine bewusst verworrene und verunsichernde Geschichte langsam vor unseren Augen zu entfalten – selbst wenn diese am Ende gar nicht unbedingt aufgeklärt wird, der Film verweigert uns solch eine Resolution. Was beeindruckt und was uns Zuschauer die gesamte Laufzeit über bei der Stange hält, ist die permanente Vermittlung unsicherer Atmosphäre und Spannung, die sich wie ein roter Faden durch Bildaufbau und Szenenfolgen zieht und in regelmäßigen Abständen in Horrorvisionen ausufert, nicht zuletzt auch an Kindern. Eine der ikonischsten Szenen des Films ist, wenn eine zunehmend gestörte Babysitterin plötzlich mit kahl entblößtem Schädel und einem großen Fleischermesser auf zwei Kinder losgeht. Das brutale Ende dieser Sequenz wurde damals für die Videoauswertung als Cover verwendet (auch Cover B dieses Mediabooks nutzt dieses ikonische Bild). Das permanent verunsichernde Gefühl in BLUE SUNSHINE bezieht auch die Filmmusik mit ein, wenn im Score von Charles Gross häufig dissonante Streicherakkorde zum Einsatz kommen, die, gepaart mit Schrecken und (Kopf-)Schmerz visualisierenden Close-Ups, ein wahrlich unbehagliches Gefühl ins uns auslösen.

© Camera Obscura

Noch ein Wort zu Zalman King, den ich in meiner Besprechung zu WILDE ORCHIDEE als eher unfähigen Regisseur wirken ließ, was natürlich nicht persönlich gemeint war, sondern rein sachlich. Er ist durchaus eine interessante Figur im US-Kino der 1970er bis 1990er Jahre: zunächst als Schauspieler mit wenig einflussreichen, aber durchaus ansehnlichen Rollen wie hier, zuvor in THE PASSOVER PLOT (1976) oder später in Roger Cormans GALAXY OF TERROR (1981), später dann vor allem als Drehbuchautor, Produzent und Regisseur von Erotikfilmen, bis zu seinem Krebstod im Jahr 2012 (sein letzter Film PLEASURE OR PAIN wurde 2013 posthum veröffentlicht). Für Adrian Lynes 9 ½ WOCHEN (1986) hatte er zusammen mit drei anderen Autor*innen das Drehbuch verfasst, die unmittelbar folgenden TWO MOON JUNCTION und WILDFIRE (beide 1988) waren für ihn als Regisseur sichere Nummern. Script Supervisor(in) Sandy King, nicht mit ihm verwandt, lobte die Ernsthaftigkeit seines Spiels in BLUE SUNSHINE. Ich persönlich fand ihn hier auf faszinierende Weise schräg, um es mal vorsichtig auszudrücken: seine Mimik wirkt oft übermäßig ernst, bisweilen stoisch verbittert, selbst in Szenen, wo es gar nicht angebracht erscheint. Die Aufklärung durch den Regisseur folgt im Q&A auf der Disc: er hätte damals den Fehler gemacht, King dahingehend zu briefen, dass seine Figur selbst immerzu unter dem Einfluss von Drogen stehen könnte – das hat der Mime dann eiskalt durchgezogen, rückblickend betrachtet wirkt jede seiner Aktionen, mal mehr, mal weniger durch zusätzliche Kräfte verzerrt und beeinflusst. Dadurch entsteht im Ergebnis eine faszinierende Ambivalenz zwischen Ernst, echten Emotionen und Verrücktheit, die am Ende dann eigentlich doch wieder ganz gut zum Film selbst passt. Um ein Haar hätte übrigens Jeff Goldblum im Film mitgespielt, Zalman King bekam aber als erster eine Rollenzusage und beide Darsteller hätte sich Lieberman nicht zusammen vor der Kamera vorstellen können, so sagt er ebenfalls auf den Extras dieser Edition.

© Camera Obscura

BLUE SUNSHINE ist ein kühler, beklemmender und in einzelnen Szenen durchaus verstörender und gewalttätiger Film der späten 1970er Jahre. Vom Infektions- und Wahrnehmungspotenzial ist er durchaus in der Nähe von David Cronenbergs frühen Filmen wie SHIVERS (1975), DIE BRUT (1979) und SCANNERS (1980) zu sehen. Gleichwohl ist er stark im amerikanischen New Hollywood-Kino verankert und trägt den kollektiven und paranoiden Geist der US-Gesellschaft tief in sich. Prägend ist seine naturalistische Bildgestaltung, die dann in einzelnen Sequenzen rauschhaft gebrochen wird. Für lediglich ein paar hunderttausend US-Dollar setzte Lieberman BLUE SUNSHINE als Spielfilm um, stürzte sich nach dem Tod seines Vaters vollends in die Arbeit hieran. Das ursprünglich vorgesehene Budget von 3,5 Millionen Dollar wurde niemals ein- bzw. umgesetzt. Für diese wenigen Mittel hat sich BLUE SUNSHINE in seiner Ausgestaltung bis heute eine bemerkenswerte Zeitlosigkeit bewahrt. Damals floppte der Film stark, war nur auf ein, zwei Festivals zu sehen und verschwand nach limitierter Kinoauswertung in den USA oder auch Deutschland zunehmend von der Bildfläche. Als TV-Film bzw. als Videoauswertung blieb er gesuchte Ware, durch die 1980er hindurch etablierte er sich als Kultfilm, sowohl innerhalb der Punkszene als auch bei beliebten Genre-Regisseuren wie Joe Dante, der sich für den Film aussprach. Erst die DVD-Veröffentlichung im Jahr 2003 bescherte dem Film ein Comeback, seither wird er regelmäßig auf Festivals gezeigt. Mit der im Folgenden beschriebenen Mediabook-Edition ist der Zenit seiner Heimkino-Auswertung erreicht – und er wird hoffentlich von möglichst vielen Zuschauer*innen neu- und wiederentdeckt.

„Silberling 2021“

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Das uns vorliegende Mediabook von Camera Obscura kommt zunächst in zwei verschiedenen Covern daher, wer den Film also noch sucht oder bei einem Händler seines Vertrauens – wir empfehlen den direkten Link zum Labelshop – erwirbt, der muss diese Cover/Editionen zusammen denken. Für BLUE SUNSHINE wurde ein im Jahr 2015 in einem Lagerhaus entdecktes Originalnegativ in 4K gescannt und in 2K in den USA veröffentlicht, wobei Jeff Lieberman selbst den Restaurationsprozess überwachte. Camara Obscura hat sich dem ursprünglichen Master noch einmal angenommen und eigenständig restauriert. Das Ergebnis: Seit 2021 liegt der Film nun also nicht nur in HD-Qualität auf Blu-ray, sondern gar in einer überragenden UHD-Version (mit HDR) vor, die bei aller Detailtreue stets den filmischen Charakter des Films aus seiner Zeit beibehält: ein feines Filmkorn überzieht durchgängig die gesamte Bildwiedergabe, die auf einem großen 4K-Fernseher ebenso authentisch und eindrücklich wirkt wie auf einem kleineren HD-Gerät. Der Ton liegt entsprechend des Alters in restauriertem Monoton vor, als Stereoupgrade: einmal in der Originalsprache auf Englisch sowie zweifach auf Deutsch, sowohl in Kinotonhöhe (empfohlen; im Menü auch erste Wahl) als auch in Videotonhöhe (höher; verstärkt den bisweilen halluzinogenen Charakter des Films).

© Camera Obscura

Nach der Sichtung des Films empfiehlt sich zunächst ein Blick in die audiovisuellen Extras, hier vor allem Liebermans erster (Kurz-)Film THE RINGER aus dem Jahr 1972, der ursprünglich durch eine Pepsi-Kampagne entstand, aber sowohl von den Produzenten wie zunächst auch vom Publikum missverstanden wurde. Als Pepsi ihr Logo am Ende des Films und damit ihren erkennbaren Auftrag – als Drogenaufklärungsfilm zu jener Zeit – zurückzog, entwickelte THE RINGER alsbald sein künstlerisches Eigenleben, das seinem Macher weitere Projekte ermöglichte. Der Film dauert 20 Minuten und die Parallelen zu BLUE SUNSHINE sind offensichtlich: bereits in seinem ersten Filmprojekt arbeitete der noch sehr junge (21-jährige) Regisseur entlang einer dreigliedrigen Story, die sich erst nach und nach in der Montage der Handlungsstränge zu einem bewusst verunsichernden Gesamtbild zusammensetzt. Das filmisch vermittelte Gefühl von psychischer Beeinflussung und eines durch Drogen und Manipulation verzerrten Wahrnehmungsbilds wird regelmäßig von komischen Elementen gebrochen – bereits hier als klares Markenzeichen Liebermans zu erkennen, der sich völlig im Sinne eines antiautoritären subversiven Kinos versteht (vgl. hierzu auch das kompakte Interview mit ihm als ersten Menüpunkt der Extras, 6:30 Min.). Lieberman liefert zusätzlich einen spielfilmlangen Audiokommentar, wie alles bei dieser Edition ist auch dieser komplett auf Deutsch untertitelt.

© Camera Obscura

Herzstück der Edition ist der mehrseitige Essay „Lucy in the Sky with the Damned“ mit Gedanken zum Film und dessen Bedeutung, geschrieben von Filmwissenschaftler Prof. Dr. Marcus Stiglegger. Stiglegger ordnet Liebermans Werk, quasi als sehr individuell produzierter Nachklang, in die Zeit des New Hollywood ein. (Wie schon oft hier beim Fluxkompensator notiert: meine vielleicht liebste Phase des Kinos). Konkrete stilistische Bezüge werden sowohl hier im Text, etwa zu TAXI DRIVER (1976) oder zum Paranoia-Kino, als auch im Interview mit Nebendarsteller Robert Walden (Dr. David Blume) reflektiert, der zuvor bei Alan J. Pakulas DIE UNBESTECHLICHEN (ALL THE PRESIDENT’S MEN, 1976) vor der Kamera stand. Es ist vor allen Dingen der nüchterne, abgespeckte Look des Films, der nur ganz am Ende in der berühmten Discoszene ästhetisch bewusst exaltiert und sehr dynamisch erscheint. Diese ansonsten so unberechenbare Kühle und auch bedrohliche Stille des Films, bis der menschliche Horror immer wieder in Schockmomenten durchbricht, ist so auch durchgängig in Stigleggers Text zu spüren bzw. wird hier genau beobachtet. Ebenso hebt der Autor dessen ikonische Qualitäten hervor, für die der Film bis heute innerhalb des filmkulturellen Gedächtnisses Gültigkeit beansprucht: von der blauen Strahlkraft des Mondes zu Beginn – eine sukzessiv vergrößerte Einstellung, die dreimal unterbrochen von den Vorspanntiteln zu Beginn des Films erscheint und dessen mythische Qualität betont – bis hin zu den wiederholt in Nahaufnahme präsentierten, kahlgeschorenen Gesichter einiger Figuren, die den im Film thematisierten Wahnsinn mit Schrecken bzw. Horror verbinden. Zuletzt bleibt uns der Film ja, in dieser Stimmung endet auch das lesenswerte Booklet, als apokalyptische Erfahrung im Gedächtnis, die zuletzt keine Resolution bereithält.

© Camera Obscura

Die weiteren Interviews, u. a. mit Richard Crystal, der den ersten Täter spielt, oder mit Script Supervisor(in) Sandy King – seit 1990 John Carpenters Ehefrau – sind allesamt sehenswert. Vor allem King weiß viel über das Filmgeschäft und ihre Rolle in den Abteilungen Continuity und Produktion zu berichten, was jedoch kompakt und nicht unnötig ausschweifend im Video-Interview abgebildet wird. Zuletzt würdigt sie Lieberman als „Mann mit Vision“ und bezeichnet ihre damals zunächst durchaus sehr anstrengende Arbeit am Film heute als eine ihrer besten. Ebenfalls enthalten: ein Szenenkommentar mit Darsteller Mark Goddard. Fast alle Features wurden 2015 oder später produziert, erscheinen in HD und sind für diese Edition komplett deutsch untertitelt. Ebenfalls untertitelt, jedoch auf VHS-Qualität (1980, 12 Min.) vom US-Fernsehen in die Gegenwart gerettet, ist Liebermans Auftritt beim Z Channel, wo ihn Mick Garris anlässlich eines „Fantasy Film Festival“ die meiste Zeit über zu SQUIRM befragt, er anschließend ein, zwei kurze Fragen zu BLUE SUNSHINE beantworten darf – der wohl auch Anlass für das Interview war – und schließlich noch auf sein damals in Vorbereitung befindliches Projekt JUST BEFORE DAWN zu sprechen kommt. Es ist ein nettes Vintage-Feature, und Mick Garris hatte seine Finger damals sowieso in fast allem drin (durchaus nicht negativ gemeint), aber zum tieferen Verständnis von bzw. über BLUE SUNSHINE leisten die wenigen Sätze von Lieberman in diesem Interview kaum etwas.

© Camera Obscura

Als weitere Extras gibt es Trailer, den zeitgenössischen LSD-Aufklärungsfilm „LSD: Insight or Insanity“ (1967, 18 Min.), der heute durchaus skurril wirkt, sowie ein sympathisches und kurzweiliges Q&A im Jumpcut Café in Los Angeles (2015, 15 Min.), wo der Regisseur für „meine Blu-ray“, so sagt er, seine Karriere und vorrangig BLUE SUNSHINE Revue passieren lässt, er von einem Fan einmal ob möglicher geschnittener Szenen befragt wird, was er verneint, und inmitten der Anekdoten auch seine eigene „Dummheit“ betont, weil er einst die Regie für SATURDAY NIGHT FEVER (1977) ausgeschlagen hatte (der im Arbeitstitel noch „Saturday Night Forever“ hieß). Man kam diesbezüglich auf ihn zu, weil das Finale von BLUE SUNSHINE eben über mehrere Minuten in einer Disco spielt, und es so etwas bisher kaum gegeben hatte.

Das einzige Feature, das für die deutsche Edition nicht lizensiert werden konnte, ist der Soundtrack auf CD, der dann aber zusammen mit UHD und Blu-ray vermutlich den Kaufpreis in Richtung einer Deluxe Edition gesprengt hätte, was diesen ja sehr speziellen Film wieder weniger leicht erhältlich gemacht hätte. Auf der französischen Edition vom Label Le Chat qui fume wurde zudem Liebermans Spielfilm REMOTE CONTROL von 1988 als Extra-Blu-ray beigelegt, in dem Matt Dillon, Deborah Goodrich und Jennifer Tilly (BOUND) zu sehen sind (der Film ist dort auch auf Einzel-Blu-ray erhältlich, beide Editionen sind ohne deutsche Sprache bzw. Untertitel und kaum noch erhältlich).

Das renommierte deutsche Magazin Filmdienst, das jährlich eine herausragende Auswahl von Heimkino-Editionen mit dem virtuellen „Silberling“ prämiert, hat der uns vorliegenden Mediabook-Veröffentlichung von BLUE SUNSHINE durch Camera Obscura bereits dieses Prädikat verliehen, was dann auch wieder im kommenden Filmjahrbuch 2021/2022 nachzulesen sein wird. Diese Empfehlung möchten wir hiermit vorbehaltlos teilen.

Fazit

Mit der hochwertigen Mediabook-Edition von BLUE SUNSHINE hat Camera Obscura im Dezember 2021 noch ein spätes Highlight der letztjährigen Heimkinoeditionen vorgelegt. Zum einen bietet die Veröffentlichung die wunderbare Möglichkeit, Jeff Liebermans Kultfilm in brillanter, neu restaurierter Qualität zu bestaunen, wobei die filmische Optik und Haptik auf einem detailgetreuen, angenehm körnigen 4K-Bild zu bestaunen ist. Zudem wurde der Film neu geprüft, ist nun statt ab 18 gar bereits ab 12 Jahren freigegeben, was durchaus erstaunt. Die Extras bieten in ihrer Vielfalt und Qualität die bestmögliche Begleitung entsprechend einer sehr würdigen Special Edition: vom sorgfältigen Booklet-Text über Interviews und Videofeatures bis hin zu Bonusfilm und Audiokommentar ist an Varianten alles enthalten, was man sich nur wünschen kann. Camera Obscura zählt zu den besten deutschen Heimkinolabels – hiermit haben sie es erneut unter Beweis gestellt. Volle Flux-Punktezahl, denn wir fühlen uns wie im Rausch!

© Stefan Jung

Titel, Cast und CrewBlue Sunshine (1977)
Poster
Releaseseit dem 03.12.2021 im Mediabook (UHD-Blu-ray+Blu-ray)

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RegisseurJeff Lieberman
Trailer

Englisch
BesetzungZalman King (Jerry Zipkin)
Deborah Winters (Alicia Sweeney)
Mark Goddard (Edward Flemming)
Robert Walden (David Blume)
Charles Siebert (Detective Clay)
Ann Cooper (Wendy Flemming)
Ray Young (Wayne Mulligan)
DrehbuchJeff Lieberman
KameraDon Knight
MusikCharles Gross
SchnittBrian Smedley-Aston
Filmlänge94 Minuten
FSKab 12 Jahren

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