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Blood: The Last Vampire (2009) – Filmkritik

„BLÖÖD“

 „Ich ermittle nicht. Ich töte.“

Diesen coolen Spruch der Hauptfigur Saya (Gianna Jun) hatte vermutlich auch Regisseur Chris Nahon (KISS OF THE DRAGON) im Kopf als er (kurz) darüber nachdachte, wie er den Anime BLOOD – THE LAST VAMPIRE in einen Realfilm verwandeln könnte.

Über die Qualität und generelle Sinnhaftigkeit von Remakes, Roman- oder Comicverfilmungen und anderweitigen transmedialen Leinwandadaptionen lässt sich ja bekanntlich vorzüglich streiten. Ich stehe solchen Projekten grundsätzlich erstmal offen gegenüber. Wenn kreative Köpfe in einer Geschichte oder auch nur einer Prämisse, einer bestimmten Bildsprache oder einem Universum Potential sehen diese in eine filmische Form zu bringen, neu zu interpretieren oder womöglich auch nur einem anderen Kulturkreis zugänglicher zu machen, warum nicht? Es gibt zahllose Beispiele, wo das funktioniert und gar echte Klassiker hervorgebracht hat. Das Wichtigste ist jedoch, dass dahinter eine künstlerische Vision und Leidenschaft stecken. Leider gibt es weitaus mehr Machwerke, bei denen sich beides auf einen gewaltigen Haufen Moneten beschränkt.

© Constantin Film

Und dann gibt es noch Produkte wie BLOOD – THE LAST VAMPIRE, von 2009, da weiß man gar nicht mehr, was das eigentlich soll. In meiner Kritik zum Original aus dem Jahre 2000 habe ich versucht zu vermitteln, was dieses, meinem Empfinden nach, so außergewöhnlich macht. Angesichts des Vermächtnisses, welches der kurze doch meisterhaft ersonnene Action-Horror-Trip hinterlassen hat, werden einige meiner Punkte wohl keine Einzelbeobachtungen sein. Sieht man sich allerdings nun diese Live-Action-Version an, bekommt man den Eindruck, dass die Macher das Original gehasst haben.

Trotz gewisser oberflächlicher Gemeinsamkeiten (mürrisches Mädchen mit Schwert gegen Monster, ach, und der Titel) sowie einiger eins zu eins übernommener Szenen, ist BLOOD (2009) die Antithese zu BLOOD (2000). Es hat mich wirklich ungläubig zurückgelassen wie praktisch alles, was ich am Original gelobt habe, hier „berichtigt“ wurde als ob man den Urwald mit einer Atombombe abholzen würde, um Weideland zu schaffen.

Nun ist die Umsetzung eines fantastischen Stoffes mit echten Schauspielern natürlich ein potentiell kostspieligeres Unterfangen als ein Zeichentrickfilm. In diesem Sinne ist es mehr als verständlich, dass man zur Refinanzierung ein größeres Publikum ansprechen möchte und diesem dafür eine geschlossenere Handlung anbietet als die ausschnitthafte Dramaturgie des Animes. Also gibt es statt zum Selbstdenken anhaltender Andeutungsnarration einen epischen, grauzonenfreien Gut-gegen-Böse-Plot, komplett mit Rachemotiv, nutzlosem Sidekick, Filler-Sub-Plots ohne Relevanz, ausschweifenden Rückblenden und Endboss sowie zahlreichen Twists, die bereits Meilen im Voraus wie eine Supernova leuchten. Dabei zeigen die Macher einen ärgerlichen Mangel an Respekt für die Intelligenz des Publikums. Jedes Detail wird restlos auserklärt oder überdeutlich ins Licht gerückt. Zur Abrundung gibt’s Pseudo-Tiefgang aus dem Phrasenbaukasten für Amateurautoren („Du musst mir versprechen, dass du niemals an dir zweifeln wirst.“).

© Constantin Film

Klar, könnte man wie eingangs argumentieren, dass diese Neuinterpretation ein Versuch ist das BLOOD-Universum und seine Figuren weiter zu erkunden und direkter zu vermitteln. Etwa ab der Hälfte der Laufzeit des 2009er-Machwerks gibt es dementsprechend auch fast keine Überschneidungen mehr mit dem Original. Dabei kommt einem jedoch dauerhaft die Frage in den Sinn, was die Verantwortlichen an diesem eigentlich mochten? Aus „erstaunlich realistisch angelegten Actionszenen“, ohne „ausuferndes Klingenballett, wüsten Kugelhagel und magische Fähigkeiten“ wie ich in meiner Kritik schrieb, macht Chris Nahon ohne Scheiß das genaue Gegenteil. Und das ist kein Einzelfall. Sayas mysteriöser Hintergrund wird bereits zu Beginn offengelegt, ihre ambivalente Persönlichkeit zweifelsfrei zur edlen Kriegerin umgedeutet. Das animalisch-neutrale, urbedrohliche Wesen der Chiropteras weicht eindimensionaler, sadistischer Boshaftigkeit und Weltherrscherambitionen.

Wäre alles weniger schlimm, wenn der Film mit originellen Alternativen aufwarten oder diese wenigstens mit inszenatorischen Qualitäten feilbieten könnte. Doch wie angedeutet ist die Handlung ein Rekordversuch in der Aneinanderreihung von Klischees und Ideenklau, die oft partout keinen Sinn ergeben will. Die Actionszenen sind eine meist nervtötend geschnittene, kraft- und substanzlose Artistikshow mit dem schlechtesten CG-Blut, das man jemals außerhalb eines Playstation-1-Spiels gesehen hat. Und die Chiropteras sehen aus wie verknorpelte Humunkuli aus der Digitalvorhölle.

© Constantin Film

BLOOD ist aber tatsächlich nicht ausnahmslos furchtbar. Hier und da spuckt der Film ein paar hübsche Bilder auf die Netzhaut. Anders als die miesen Computereffekte vermuten lassen, liegt der Produktionswert doch deutlich über B-Movie-Niveau. Auch beinahe sämtliche Darsteller geben sich redlich Mühe in Würde das Discount-Drehbuch zu überspielen. Onigen als übermächtige Gegenspielerin wirkt durchaus einschüchternd, wird aber nicht ausgeschöpft. Und die letzte Viertelstunde mit einem verzweifelten Rückblendengemetzel und nebulösem Showdown, hat Charme, Flair und Unterhaltungswert. Nichts davon ist freilich originell und bewahrt BLOOD vor der Tatsache, dass es immer einen besseren Film geben wird, den man stattdessen gucken könnte.

Fazit

Einfalls- und identitätsloses Monstergehacke vom 2000er-Fließband. Entbehrt sowohl einem Verständnis für die Vorlage als auch jeglicher Stärken, welche diese auszeichnen – wartet dafür allerdings mit keinen eigenen auf.

© Johannes

Titel, Cast und CrewBlood: The Last Vampire (2009)
Poster
ReleaseAb dem 19.09.2009 auf Blu-ray

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RegisseurChris Nahon
Trailer
BesetzungJi-hyun Jun (Saya / Gianna)
Allison Miller (Alice McKee)
Liam Cunningham (Michael Harrison)
JJ Feild (Luke)
Koyuki (Onigen)
Yasuaki Kurata (Kato Takatora)
Larry Lamb (General McKee)
Andrew Pleavin (Frank Nielsen)
Michael Byrne (Elder)
Colin Salmon (Powell)
Masiela Lusha (Sharon)
DrehbuchChris Chow
KameraHang-Sang Poon
MusikClint Mansell
SchnittMarco Cavé
Filmlänge88 Minuten
FSKab 18 Jahren

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