„Haben wir eine gute Zeit?“
Die kulturellen Einflüsse der schon jetzt diffus-fernen Corona-Jahre haben endgültig im Kino Einzug gehalten. Der Schrecken des Eingesperrtseins wird auch in Zoë Kravitz‚ beeindruckendem Regiedebüt BLINK TWICE verhandelt. Vor allem macht es aber richtig Spaß.
Frida (Naomi Ackie) hat einen Celebrity Crush auf den ebenso charismatischen wie verdammt attraktiven Entrepreneur Slater King (Channing Tatum). Berüchtigt sind seine ausschweifenden Partys, bei denen es mit dem Betäubungsmittelschutzgesetz nicht allzu genau genommen wird. Aber wie da reinkommen, in diesen illustren Kreis der Reichen und Schönen? Frida kann zumindest als Kellnerin auf Kings alljährlichem Showcase für ein paar Minuten Wohlstandsluft schnuppern. Ein gut platzierter Stolperer lässt ihre Träume wahr werden: King lädt sie und ihre beste Freundin Jess (Alia Shawkat) auf seine sagenumwobene Privatinsel ein. Mit dabei: Ein Haufen gutaussehender, mehr oder weniger Celebrities, Sonne, genug Champagner mit Himbeeren, um darin zu baden und… ein dunkles Geheimnis.
Soweit so bekannt. Kravitz vertraut auf ein genrekundiges Publikum, das seine Vorbilder von AND THEN THERE WERE NONE über gewisse antike Ikonographie bis hin zu BASIC INSTINCT genau kennt und nun Spaß mit dem Remix haben können.
Selten sah man ein vor Selbstvertrauen so strotzendes Regiedebüt. Hier sitzt jede Einstellung, jeder Musikeinsatz und die falschen Fährten und Erwartungshaltungen, die das Drehbuch in der ersten Stunde legt. Die Subversion der Erwartungshaltungen folgt dann in der zweiten Stunde, wenn die eigentliche Agenda von BLINK TWICE klar wird: Eine Geschichte über weiblichen Zusammenhalt, über Zuhören, neudeutsch nennt man es wohl Allyship. Der Ausbruch aus dem Regelkorsett funktioniert gerade deshalb so gut, weil Kravitz zu Beginn nach genau diesen Regeln spielt. Sicherlich mag BLINK TWICE auch irgendwo ein message movie sein und ein bis zwei Momente, in denen sich die Hauptfiguren etwas zu deutlich Richtung Zuschauerschaft drehen, stören den Gesamteindruck marginal. Der Film weiß seine Geschichte eindrücklich über seine Bilder zu erzählen und hat diese verbale Zusammenfassung gar nicht nötig.
Neben Naomi Ackie sticht natürlich zunächst Channing Tatum aus dem Cast heraus, dessen Antlitz auch das Werbeposter des Filmes ziert. Mit viel Genuss demontiert er sein Schönling Image und schafft einen faszinierenden Antagonisten, eben gerade, weil er sich seiner Schuld zu jeder Zeit bewusst ist, für diese aber auch eine zwar moralisch verquere, darin aber nachvollziehbare Motivation findet. Abgerundet wird das Insel-Ensemble von zahlreichen gern gesehen (Kyle McLachlan, Hayley Joel Osman, Simon Rex, Adria Arjona) und lange vermissten (Geena Davies!, Christian Slater) Gästen, die jeder ihre kleinen Glanzmomente bekommen.
Lange haben wir lamentiert, doch dank Filmen wie BLINK TWICE sieht es ganz gut aus: Sie sind wieder da, die sich und ihr Publikum ernstnehmenden, und trotzdem spaßigen Genreunterhaltungen.
Titel, Cast und Crew | Blink Twice (2024) |
---|---|
Poster | |
Release | Kinostart: 22.08.2024 |
Regie | Zoë Kravitz |
Trailer | |
Besetzung | Naomi Ackie (Frida) Channing Tatum (Slater King) Christian Slater (Vic Mahoney) Simon Rex (Cody) Adria Arjona (Sarah) Kyle MacLachlan (Rich) Haley Joel Osment (Tom) Alia Shawkat (Jess) Geena Davis (Stacy) Levon Hawke (Lucas) |
Drehbuch | Zoë Kravitz E.T. Feigenbaum |
Kamera | Adam Newport-Berra |
Musik | Chanda Dancy |
Schnitt | Kathryn J. Schubert |
Filmlänge | 103 Minuten |
FSK | ab 16 Jahren |