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Battle Royale 2 (2003)

Battle Royale 2: Requiem (2003) – Filmkritik & Review zum Mediabook

Im noch jungen Jahrtausend hatte ein Film nicht nur in Japan für Furore gesorgt: Das zynische, gesellschafts- und medienkritische Actiondrama BATTLE ROYALE. Viele Behörden haben in Japan versucht, die Veröffentlichung dieses blutigen Streifens zu verhindern, was jedoch nicht gelang und es war jedem Kinogänger ab einem Alter von bereits 15 Jahren möglich, BATTLE ROYALE im Kino zu sehen. Nicht so in Deutschland, denn selbst eine geschnittene Version erhielt keine Jugendfreigabe durch die SPIO. Die brutalen Gewaltszenen störten die Behörden, aber auch die Handlung: In einer dystopischen Zukunftsvision wird in Japan das BR-Gesetz erlassen, welches der aufmüpfigen Jugend Einhalt gebieten soll. Es werden besonders schlecht erziehbare Schüler auf eine Insel entführt, worauf diese sich gegenseitig umbringen müssen bis nur noch einer überlebt. (Man kann davon ausgehen, dass Suzanne Collins, die Autorin der HUNGER GAMES, sicher den Film oder die Buchvorlage von Kōshun Takami kennt.)

© Capelight Pictures

Kinji Fukasaku führte bei BATTLE ROYALE Regie und sein Sohn Kenta Fukasaku schrieb das Drehbuch. Drei Jahre später drehten beide die Fortsetzung BATTLE ROYALE 2: REQUIEM, die sich weniger auf die Bildungs- und Medienkritik konzentriert, sondern auf den internationalen Terrorismus. Kinji Fukasaku erlag kurz nach Drehbeginn seiner Krebserkrankung und der Sohn inszenierte den Film zu Ende. Es gibt jedoch zwei Fassungen: Die Kinoversion und die knapp 20 min längere Revenge-Version. Capelight Pictures veröffentlicht zum ersten Mal beide Versionen in Deutschland auf Blu-ray und dies sogar komplett synchronisiert.

Kinji Fukasaku beim Filmdreh // © Capelight Pictures

Inhalt

Drei Jahre nach der Flucht von Shuya Nanahara (Tatsuya Fujiwara) und Noriko Nakagawa (Aki Maeda), lebt Japan in Angst. Der charismatische Shuya hat die Wild Seven gegründet und verübt Bombenanschläge in Großstädten. Die Gruppe hat sich auf einer Insel verschanzt, die nun als Plattform der Neuauflage des Spiels dient.

Eine besonders rebellische Klasse wird nach einem Schulausflug betäubt und in einem Militärlager mit den neuen Regeln von ihrem Klassenlehrer (Riki Takeuchi) vertraut gemacht. Sie haben drei Tage Zeit den Anführer Shuya der Wild Seven zu töten. Jeder bekommt ein Halsband, was mit einer Fernsteuerung zur Explosion gebracht werden kann. Es werden Pärchen gebildet. Stirbt einer von beiden oder sie entfernen sich über 50 Meter voneinander, explodieren die Halsbänder. Alle bekommen militärische Kleidung und Waffen, wobei sie die Munition erst auf der Insel erhalten. Für 42 Schülerinnen und Schüler beginnt das Spiel um ihr Leben.

© Capelight Pictures

Gleiche Struktur mit anderen Inhalten

Die Welt der Erwachsenen macht es sich hier ordentlich einfach. Nicht nur, dass sie eine weitere Klasse für ihr makaberes Spiel gefunden haben, nein, sie lösen auch noch das lästige Problem der Terroristen, indem sie beide aufeinanderhetzen. Das Intro verweist mit explodierenden Hochhäusern auf die Anschläge auf das World Trade Center, aber Japan hatte Ende der 1990er-Jahre ebenfalls mit Giftgasanschlägen und Serienkillern zu kämpfen. Von der Kritik an dem auf Perfektion getrimmten Bildungssystem ist in BATTLE ROYALE 2: REQUIEM wenig übriggeblieben. Es wird vor allem die militärische Vorherrschaft der USA hinterfragt, die Lehrer Riki Takeuchi theatralisch mit einer Vielzahl von Ländern, die die USA nach dem Zweiten Weltkrieg angegriffen hat, betont.

Battle Royale 2 (2003)
© Capelight Pictures

Im Kern ist der Film auch eine treibende Verurteilung des Krieges an sich. Junge Menschen werden einberufen, zum anderen Ende der Welt geschickt und sollen dort ihr Leben riskieren für etwas schwer Greifbares. Vor allem in bildungsschwachen und armen Regionen sammeln Armee-Rekrutierer die meisten Unterschriften. Wer am wenigsten zu verlieren hat, geht zur Armee und kann seine Familie ernähren. In den USA immer noch erschreckend aktuell.

Terroristen, die selbst erschaffen wurden (siehe Taliban-Ausbildung der USA vor vielen Jahren), werden in BATTLE ROYALE 2: REQUIEM durch die Wild Seven dargestellt und die Regierung (die Erwachsenen) entsenden weitere unvorbereitete Jugendliche auf ein Selbstmordkommando. Mit dem Erkennen der Halsbänder, nimmt der Film eine Wendung. Die Wild Seven sehen, dass die Angreifer auch Halsbänder tragen, wie sie es einmal selbst taten. Jetzt beginnen sich beide zusammenzuschließen und gemeinsam der Obrigkeit die Stirn zu bieten.

© Capelight Pictures

Zu aufgeblasen

Dies sind alles komplexe Sachverhalte, die den Zuschauer zum Hinterfragen seiner Welt anregen können, jedoch wird die Geschichte in den zweieinhalb Filmstunden im Galopp erzählt und mit minutenlangem Geballer, Explosionen und Blutfontänen in Vergessenheit gerückt. Nichts gegen realitätsnahe Gewaltdarstellung im Film, aber wenn es Fremden ans Leben geht, bleibt man als Zuschauer vom Geschehen unberührt.

Sonny Chiba als Makio Mimura (Shinji’s Revolutions-Onkel) © Capelight Pictures

BATTLE ROYALE 2: REQUIEM gibt sich kaum Mühe seine Figuren zu charakterisieren. Neben den zwei Hauptfiguren aus der Klasse, Shiori Kitano (Ai Maeda) und Takuma Aoi (Shugo Oshinari), bleibt der Rest leider austauschbar und blass. Dann helfen auch theatralische Abschiede und Märtyrertode nichts. Auch die Verbindung zum Terrorismus in Afghanistan und den fröhlichen Kindern in der kriegsgebeutelten Region fühlt sich nach den ganzen Maschinengewehrsalben fehl am Platz an. Man muss sehr interpretationsfreudig hergehen, um einen tieferen Sinn zu entdecken. Aber Fans des Battle-Royale-Universum – es gibt sogar einen Manga – werden die Fortsetzung sicherlich mögen.

Ai Maeda und Takeshi Kitano // © Capelight Pictures

Das Mediabook

Battle Royale II im Mediabook (Shop-Link)

Erstmalig kann man nun beide Filmversionen nicht nur in HD genießen, sondern auch den Revenge-Cut komplett synchronisiert erleben. Wer genau wissen möchte inwieweit sich der Requiem-Cut (133 min) und der Revenge-Cut (152 min) unterscheiden, kann sich das akribische Protokoll der Kollegen bei Schnittberichte ansehen. Der Requiem-Cut hat nicht nur zusätzliche Szenen, sondern auch ein paar Neuschnitte von Sequenzen und zusätzliche Computereffekte. Im Mittelteil werden noch ein paar Figuren deutlicher herausgearbeitet, was aber ungeübten Japan-Filmzuschauern bei den vielen Gesichtern nicht weiterhelfen wird.

© Capelight Pictures
Battle Royale I&II im Mediabook (Shop-Link)

Der Ton in DTS-HD 5.1 kommt klangstark aus den Boxen und weiß nicht nur in den Actionszenen zu überzeugen. Das Bild ist gut und kontrastreich, jedoch zeigen manchen Aufnahmen, bedingt durch die Optik Anfang der 2010er-Jahre, wenig Glanz. Aber glänzen will BATTLE ROYALE II: REQUIEM auch gar nicht. Mit einem 24-seitigem Booklet und gut zwei Stunden Bonusmaterial ist es ein tolles Paket für BATTLE-ROYALE-Fans, die endlich in vollem Umfang die deutsche Synchronisation genießen können. Wer den ersten Teil noch nicht sein Eigen nennt, kann auch zum Mediabook mit beiden Teilen zurückgreifen. Da gibt es zwar weniger Extras, aber ebenfalls beide Schnittversionen zum zweiten Teil und natürlich BATTLE ROYALE (2000).

Fazit

Der Durchschnittsglotzer wird wegen Mangel an Verständnis für die Geschichte und ihre Figuren nach der ersten Hälfte verwirrt aufgeben. Aber für Fans des asiatischen Kinos, Dauerfeuerliebhaber und BATTLE-ROYALE-Fans definitiv einen Blick wert.

© Christoph Müller

Titel, Cast und CrewBattle Royale (2003)
OT: Batoru rowaiaru II: Chinkonk
Poster
Releaseab dem 13.12.2019 im Mediabook (Blu-ray +DVD)
Direkt im Shop bei Capelight kaufen.

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RegisseurKenta Fukasaku
Kinji Fukasaku
Trailer
DarstellerTatsuya Fujiwara (Shuya Nanahara)
Ai Maeda (Shiori Kitano)
Shûgo Oshinari (Takuma Aoi)
Ayana Sakai (Nao Asakura)
Haruka Suenaga (Haruka Kuze)
Yûma Ishigaki (Mitsugu Sakai)
Miyuki Kanbe (Kyoko Kakei)
Masaya Kikawada (Shintaro Makimura)
Yôko Maki (Maki Souda)
Yuki Ito (Ryo Kurosawa)
Natsuki Katô (Saki Sakurai)
Aki Maeda (Noriko Nakagawa)
Riki Takeuchi (Riki Takeuchi Sensei)
DrehbuchKenta Fukasaku
Norio Kida
MusikMasamichi Amano
KameraToshihiro Isomi
SchnittKinji Fukasaku
Filmlänge133 Minuten (Requiem Cut)
152 Minuten (Revenge Cut)
FSKab 18 Jahren

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