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Batman & Robin (1997) – Filmkritik

„Endstation: Eiszeit“

Ein bisschen zu Unrecht ist BATMAN & ROBIN als schlechter Beitrag in die Filmhistorie eingegangen. Sein Erfolg an der Kinokasse war mäßig und auch die Kritiker erkannten im vierten Batman-Abenteuer den Flop des Kinosommers. Zudem gab es elf Nominierungen bei der Goldenen Himbeere – der Anti-Oscar-Verleihung – unter anderem für den neuen Hauptdarsteller im Heldenkostüm: George Clooney. Dabei macht Joel Schumacher gegenüber seinem erfolgreichen Vorgänger BATMAN FOREVER gar nicht so viel anders: ein Cast aus Topverdienern der Branche, bekannte Figuren aus der Comicwelt und ein paar zeitgenössische Themen im Drehbuch.

Jedoch kippt der Film bei seiner grundsätzlichen Stimmung. Batman ist die personifizierte Diskussion aus Selbstjustiz, Rache und Traumata. Das scheint hier aber vergessen, wenn bereits zu Beginn eine fröhliche Holiday-on-Ice-Aufführung stattfindet, bei der Mr. Freeze versucht, einen riesigen Diamanten zu stehlen. Die Witze kommen im Sekundentakt und erinnern an die alte Batman-Serie mit Adam West, in der Spaß vor Spannung rangiert. Die Blödelei ist aber auch Arnold Schwarzenegger zu verdanken, der mit Vollgas den Comedy-Modus fährt und eisige Wortspiele abfeuert – was die deutsche Synchronregie von Thomas Danneberg noch verstärkt. BATMAN & ROBIN war vielleicht ein Flop, aber heute kann man eine gute Zeit mit der Kombination aus Eis, Pflanzen und starken Frauenrollen in diesem Franchise haben, der Cocktail für einen spaßigen Abend.

© 1997 Warner Bros.

Handlung

Batman (George Clooney) und Robin (Chris O’Donnell) sind mittlerweile ein eingespieltes Team. Als Mr. Freeze (Arnold Schwarzenegger) es auf einen Diamanten abgesehen hat, können sie ihn zwar überwältigen, doch ihm gelingt die Flucht. Währenddessen im Amazonas: Die Forscherin Dr. Pamela Isley (Uma Thurman) arbeitet an Kombinationen aus Pflanzengiften für ihren Boss Dr. Woodrue (John Glover). Der pumpt die leuchtende Mixtur in Männer, um aus ihnen willenlose Supersoldaten zu machen. Die potenzielle Privatarmee steht natürlich zum Verkauf.  Der Prototyp ist ein besonders dickarmiger Geselle namens Bane (Jeep Swenson). Als Woodrue versucht seine Kollegin als Zeugin umzubringen, bekommt Pamela giftige Superkräfte und wird zu Poison Ivy, die nun mit ihren sinnlichen und giftigen Lippen für die Botanik einsteht. Erklärter Feind Nummer eins ist der Konzern Wayne Enterprises, dem das Wohl der Menschheit wichtiger ist als das der Natur.

© 1997 Warner Bros.

Bruce Wayne hat aber noch andere Probleme, da es seinem Butler Alfred Pennyworth (Michael Gough) zunehmen schlechter geht und Alfred einen Ersatz für sich sucht, natürlich nicht nur für das Anwesen, sondern auch als Gehilfe des dunklen Ritters. Außerdem sind Semesterferien und Pennyworth bekommt Besuch von seiner Nichte Barbara (Alicia Silverstone), die sich wiederholt nachts ein Motorrad aus dem Anwesen „leiht“, um in gefährlichen Tunnelrennen ihr eigenes Einkommen zu bestreiten.

© 1997 Warner Bros.

Showrunner

Die titelgebenden Helden kommen etwas ins Straucheln bei der Konkurrenz, die sich hier bietet. Den Anfang macht der Star der 1990er Jahre schlechthin: Arnold Schwarzenegger. Sein Name ist es nicht nur, der zuerst im Vorspann erscheint – also die höchste Gage von allen einfährt –, sondern er macht Batman und Robin förmlich die Screen Time streitig. Sichtlich mit viel Spaß, versteckt Arnie die Muskeln in seinem eisigen Anzug, aber zeigt dennoch seine typischen Eigenschaften, die seine Schauspielkarriere begründen: kesse Sprüche, große Waffen und eine Zigarre im Mundwinkel – die bei seiner Wärmeallergie gar keinen Sinn macht. Außerdem besitzt seine Figur auch die interessanteste Geschichte im Film: Ehemals Superathlet und Superwissenschaftler bis seine Frau an einer unheilbaren Krankheit leidet. Er legt sie auf Eis, um Zeit für ein Heilmittel zu gewinnen und dabei selbst einen kryonischen Unfall erleidet. Dr. Viktor Fries, der sich jetzt Mr. Freeze nennt, stiehlt nicht die Diamanten, um reich zu sein, sondern um seinen Kälteanzug mit Energie zu versorgen. Leichtbekleideten Schneehasen, die sich ihm an den Hals werfen, zeigt er die kalte Schulter, denn seine Loyalität gehört allein seiner Frau. Da kommt die pheromon-gestärkte Poison Ivy auch nicht ran. Vielleicht auch im Interesse des Good-Guy-Images von Schwarzenegger, bekommt Mr. Freeze im Finale Gnade gewährt. Ein so schlimmer Finger ist er dann doch nicht.

© 1997 Warner Bros.

Das bringt uns zu Poison Ivy, die schon vor ihrer Verwandlung nicht ganz bei Verstand zu sein scheint. Sie intrigiert nicht nur gegen Mr. Freeze, sondern auch zwischen Batman und Robin. Ihre Schönheit und das Begehren für sie, ist jedoch tödlich. Wie eine Venusfliegen-Falle schnappt sie zu, wenn ihr das männliche Opfer ins Netz gegangen ist. Sie ist die eigentliche Oberschurkin in BATMAN & ROBIN. Zum Leid der Frauenrolle in diesem Kontext, da sie mehr ihren Körper als Verstand nutzt und ihr Einsatz für die Natur zur Lachnummer verkommt. Bruce Wayne gibt offen zu, dass ihm der fossile Abbau wichtiger ist als der Regenwald. Aber eine kleine Benefizgala mit juwelenbehangener Tanzauktion wird es schon gerade biegen. Willkommen in den 1990er Jahren, der Energiesektor läuft auf Hochtouren, Klimaerwärmung und Artenschutz ist etwas für Nerds. In Gotham City ist auch kein einziger Baum zu sehen und Regisseur Schumacher hat die Stadt mit noch mehr Statuen versorgt, siehe die Sternwarte. Eine filmhistorische Referenz legt Poison Ivy aufs Parkett, die sich aus einem Gorilla-Kostüm rekelt. Das hat Marlene Dietrich in BLONDE VENUS (1932) ebenfalls vollführt.

© 1997 Warner Bros.

Das bringt uns zur dritten neuen Figur in BATMAN & ROBIN: Barbara Wilson, die sich zu Batgirl entwickelt. Die Figur Barbara/Batgirl wird auch gern in den Comics als Tochter von Commissioner Gordon erzählt, hier ist sie die rebellische Nichte des Butlers. Sie wird in der Wayne-Patchwork-Familie als Tochter aufgenommen und ihr allein obliegt der Kampf gegen Poison Ivy. Frauen kämpfen in den 1990ern nur gegen Frauen. Es dauert noch etwas, bis eine ATOMIC BLONDE (2017) gegen die Männlichkeit austeilen wird. Sonst ist die Figur von Barbara recht schwach ausgearbeitet, einzig etwas feministische Eigenständigkeit möchte man ihrer rebellischen Motorradkarriere andichten. Alicia Silverstone spielte damals liebend gern die schöne Rebellin, unvergessen im Aerosmith-Musikvideo „Cryin“.

© 1997 Warner Bros.

Warum ein Flop?

Das Filmteam von BATMAN FOREVER (1995) entwickelte einen ernsthaften Film auf Basis eines Comics. Dabei überdrehen nur die Schurken in ihrer manischen Art, sonst bleibt der Film in seinem Grundton leicht melancholisch. Bei BATMAN & ROBIN ist von Anfang an das Gefühl da, einen Werbespot oder ein Broadway-Musical zu sehen. Die Sets sind bunt ausgeleuchtet und scheuen sich nicht davor ihre Künstlichkeit zu zeigen. Zusammen mit der fehlenden Spannung wie auch dem permanenten Witze-Feuerwerk, wird der Film zu einem Erlebnis, das die Fans nicht erwarteten. Aus einer düsteren Poesielesung wurde eine Zirkusnummer. Außerdem gibt es zu oft unsinnige Momente wie die Batman-Kreditkarte und ein Bane, der versucht im Trenchcoat nicht erkannt zu werden. Die nicht zündende Familiengeschichte von Alfred bringt leider auch kein Gewicht auf die Waage. Hierzulande kann man sich an der ironischen Synchronisation aus dem Hause Danneberg und Sätzen wie: „Tolle Stängel.“ „Und erst die Knospen.“ erfreuen, aber das meiste ist bei der Abspannmusik (The Smashing Pumpkins & R. Kelly) bereits vergessen.

© 1997 Warner Bros.

Fazit

Die britische Filmzeitschrift Empire setzte BATMAN & ROBIN auf die Liste der 50 schlechtesten Filme aller Zeiten. Es gibt definitiv 100 schlechtere Filme als diese Musical-Cartoon-Nummer mit hohem Budget, bei der man wirklich Spaß haben kann. Die damaligen Erwartungen waren einfach zu hoch und der freie Fall ein langer mit sehr harter Landung. Das Comeback des dunklen Ritters erfolgt erst viele Jahre später und wird diese bunte Maskerade weit in den Schatten stellen.

© Christoph Müller

Titel, Cast und CrewBatman & Robin (1997)
Poster
ReleaseKinostart: 26.06.1997
RegisseurJoel Schumacher
Trailer
BesetzungGeorge Clooney (Bruce Wayne / Batman)
Chris O’Donnell (Richard „Dick“ Grayson / Robin)
Arnold Schwarzenegger (Dr. Viktor Fries / Mr. Freeze)
Uma Thurman (Dr. Pamela Isley / Poison Ivy)
Alicia Silverstone (Barbara Wilson / Batgirl)
Michael Gough (Alfred Pennyworth)
Pat Hingle (James „Jim“ Gordon)
John Glover (Dr. Jason Woodrue)
Jeep Swenson (Antonio Diego / Bane)
Elle Macpherson (Julie Madison)
Vivica A. Fox (Ms. B. Haven)
Eric Lloyd (Junger Bruce Wayne)
Kimberly Scott (Observatoriums-Mitarbeiterin)
Sandra Taylor (Debütantin)
Ralf Moeller (Wärter im Arkham Asylum)
Jesse Ventura (Wärter im Arkham Asylum)
Doug Hutchison (Golum)
Coolio (Banker)
Nicky Katt (Spike)
DrehbuchAkiva Goldsman
KameraStephen Goldblatt
MusikElliot Goldenthal
SchnittDennis Virkler
Filmlänge125 Minuten
FSKab 12 Jahren

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