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Baskin (2015) – Filmkritik

Dieser Film aus dem Jahr 2015 ist einer jener Filme, die man entweder begeistert feiert oder einfach ablehnt. Etwas dazwischen gibt es nicht. Vor BASKIN wusste ich noch nicht einmal, dass in der Türkei überhaupt ein Markt für Horrorfilme existierte. Als es dann endlich so weit war, belehrte mich dieser Horror-Exot eines besseren. Regisseur Can Evernol, aufgewachsen im Istanbul, der 1980ern und 1990ern Jahre bringt mit BASKIN seine ganze Liebe und Begeisterung für die Horrorfilme seiner Jugend auf die große Leinwand. BASKIN ist eine große Verbeugung vor den Klassikern jener Zeit und gleichzeitig ein Weckruf für die türkische Filmindustrie und vor allem ein Film, welchen man als Freund des Horror-Genres nicht verpassen sollte.

© Capelight Pictures

Inhalt

Irgendwo im Nirgendwo der türkischen Provinz: Während einer ruhigen Nachtschicht erreicht eine Gruppe Polizisten der Hilferuf eines Kollegen über Funk. Die Fünf Polizisten, Arda (Görkem Kasal), Remzi (Ergun Kuyucu), Yavuz (Murharrem Bayrak), Apo (Faith Dokgöz) und Sabo (Sabahattin Yakut), machen sich sofort auf den Weg zum Einsatzort. Während der Fahrt zum abseits gelegenen Schauplatz, über den es einige seltsame Geschichten zu erzählen gibt, geraten die fünf in einen schweren Unfall. Ihr Wagen ist Schrott und sie müssen den Rest des Weges zu Fuß beschreiten. Als sie endlich das verlassene Gebäude erreichen, finden sie nur den leeren Einsatzwagen ihrer Kollegen vor. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als das unheimliche Gebäude vor Ort zu betreten. Es steht ihnen nicht nur ein Kampf um Leben und Tod bevor, sondern auch um ihre Seele.

© Capelight Pictures

Nachts sollte man seine Träume für sich behalten

Die Standard-Besetzungslisten der letzten Jahrzehnte bei Horrorfilmen führten häufig austauschbare Figuren in Form von knapp bekleideten Blondinen und nichtssagenden Teenagern an. Sie werden in Stereotypen verpackt, um dann nach und nach das Zeitliche zu segnen. Bei diesem Film läuft das aber anders, auch wenn von Beginn an klar ist, dass nur wenige, der sehr speziellen Charaktere das Filmende erleben werden. Was das Personal betrifft, hat Regisseur Evernol in BASKIN einen anderen Ansatz gewählt. Hier sind es fünf gestandene Männer mit ihren Macken und eigenwilligen Persönlichkeiten, die für den Zuschauer mehr oder weniger sympathisch erscheinen. Der Film nimmt sich zudem ausreichend Zeit, seine Protagonisten in Ruhe vorzustellen.

© Capelight Pictures

Diese Andersartigkeit der Besetzung schlägt sich auch ganz deutlich im Film nieder. Es gibt hier weder komische Momente noch irgendwelche dummen Sprüche oder Kommentare zum Horror-Genre. Hier geht es einfach nur knüppelhart zur Sache. Umso beängstigender ist es, den psychischen Verfall dieser erfahrenen Einsatzkräfte zu beobachten, wenn sie mit dem Grauen im Inneren des Gebäudes konfrontiert werden. Das Gebäude selbst – es wurde im verlassenen Bahnhof von Haydarpasa gedreht – hat gleich von Anfang an eine schreckliche und beängstigende Atmosphäre, so als würde es leben. Der Altar im Keller hingegen wurde in einer alten Lagerhalle in Zeyrek aufgenommen. Faszinierend ist auch die Tatsache, dass bei den Aufnahmen im Inneren nur die Taschenlampen der Protagonisten als Lichtquelle dienten. Kameramann Alp Korfali hat unglaublich intensive und auch sehr verstörende Bilder in Szene gesetzt, die ihresgleichen suchen.

Can Evrenol verzichtete weitestgehend auf digitale Effekte und setzte stattdessen lieber auf praktische Effekte, was BASKIN sehr positiv zu Gesicht steht. Hervorzuheben sind auch die ganzen Licht- und Farbeffekte, die weit über den Standard der bekannten amerikanischen und europäischen Produktionen hinausgehen. Die Soundkulisse ist perfekt und fügt sich harmonisch in die Handlung ein. Der Score hat mich an vielen Stellen an Alt-Meister John Carpenter erinnert.

© Capelight Pictures

Fazit

Wüste ich es nicht besser, würde ich glauben, BASKIN ist eine US-Produktion, so gut sieht er aus. Es ist nicht einfach über diesen Film zu schreiben, ohne gleich all zu viel von der Auflösung zu verraten. Bis zu einem gewissen Grad scheint die Story sehr stringent erzählt zu werden, doch wenn die ersten Träume zum Thema werden, kann es zu leichter Konfusion beim Zuschauer kommen. Besonders das Ende kann bei dem ein oder anderen einen großen Knoten im Hirn hinterlassen.

Die Atmosphäre in BASKIN ist wie ein dunkler, schwerer Mantel, der sich zärtlich an den Betrachter schmiegt, nur um ihn unbemerkt nach und nach immer weiter einzuhüllen und schließlich zu erdrücken. Es ist ein Film, der keine Gefangenen macht und kompromisslos seinen Weg bis zum bitteren Ende geht. Ein Film, der an den Nerven des Rezipienten zerrt und noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

© Stefan F.

Titel, Cast und CrewBaskin (2015)
Poster
ReleaseAb dem 29.04.2016 auf Blu-ray und im Mediabook

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RegisseurCan Evrenol
Trailer
BesetzungGörkem Kasal (Arda)
Ergun Kuyucu (Remzi)
Murharrem Bayrak (Yavuz)
Faith Dokgöz (Apo)
Sabahattin Yakut (Sabo)
Mehmet Cerrahoglu (Baba/The Father)
DrehbuchOgulcan Eren Akay
Can Evernol
Ercin Sadikoglu
Cem Özüduru
KameraAlp Korfali
MusikUlas Pakkan
SchnittErkan Ozekan
Filmlänge97 Minuten
FSKab 18 Jahren

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