Mit Ach und Krach durch Europa
Ich habe erst kürzlich ein Interview mit dem wunderbaren Nathan Fillion gesehen, in dem er sagt:
„Es ist nicht einfach Leute zum Lachen zu bringen. Es ist dafür deutlich einfacher die Leute über dich lachen zu lassen.“
Das passt wie die Faust aufs Auge zur neuen Spätsommer-Buddy-Komödie BAD SPIES.
Mila Kunis (BAD MOMS, DIE WILDEN SIEBZIGER) und Kate McKinnon (GHOSTBUSTERS (2018), SNL LIVE) blödeln sich quer durch Europa und lassen es dabei so richig krachen. Das zweite große Projekt von Autorin und Regisseurin Susanna Fogel besticht durch überraschende Spionage-Action und eine geschmeidige Chemie zwischen den Hauptdarstellerinnen McKinnon und Kunis. Dafür fehlt es der Komödie oft am nötigen kreativen Humor.
Inhalt
Kurz vor ihrem 30. Geburtstag wird Audrey (Mila Kunis) von ihrem Freund Drew (Justin Theroux) ohne Vorwarnung verlassen. Selbst ihre beste Freundin Morgan (Kate McKinnon) schafft es nicht sie aufzumuntern. Von Selbstzweifeln geplagt und motivationslos blickt Audrey auf ihr bisher langweiliges und unvollständiges Leben. Dies ändert sich schlagartig als sich Drew aus dem Nichts wieder meldet und als internationaler Spion in großen Schwierigkeiten entpuppt. Wichtige Informationen müssen vor den Machenschaften einer kriminellen Organisation geschützt und von L.A. nach Europa gebracht werden. Auf einmal finden sich Audrey und Morgan in einem undurchsichtigen Geflecht aus Spionen und Bösewichten wieder mit der unwesentlichen Aufgabe die Welt zu retten.
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©STUDIOCANAL
McKinnon dreht voll auf
Wirklich komisch zu sein ist schwer, besonders auf der großen Leinwand. Wie so viele amerikanische Komödien der letzten Jahre, fühlt sich auch BAD SPIES an vielen Stellen wie eine Achterbahn mit angezogener Handbremse an. Das liegt vor allem an Mila Kunis. Wie auch schon in BAD MOMS ist sie zwischen den Gags immer wieder die Stimme der Vernunft. Die Witze sollen anstößig und erwachsen sein, aber bitte nicht zu sehr unter die Gürteline gehen. Da überrascht die FSK Freigabe von 16 Jahren schon etwas. Das ist schade, denn somit verbaut sich BAD SPIES viel Potenzial.
Dieses schlummert überwiegend in den Auftritten von McKinnon. Erfahrung bringt McKinnon aus der Sketch-Sendung SATURDAY NIGHT LIVE mit. Die chaotische und durchgeknallte Morgan ist daher kein Neuland für die erfahrene Schauspielerin. Unvorhersehbar und skurril tragen die absurden Einlagen von McKinnon dazu bei, dass BAD SPIES nicht zu steif und kantig gerät. Leider hilft dies nicht darüber hinwegzutäuschen, dass nur wenige Witze wirklich zünden. Kreativ oder intelligent sind die Gags allesamt nicht und es wird oft nur auf Klischees oder Slapstick gesetzt.
Ein Film, der nach Aussage der Regisseurin unabhängige und starke Frauen zeigen soll, greift dann zu oft auf Selbstironie und Vorurteile zurück. Ob ein Witz, dass Frauen kein Schaltgetriebe fahren können wirklich noch passend für das Jahr 2018 ist, könnte man als fraglich bezeichnen. Mit Mila und Kate hat man zwei Power-Frauen, die mehr draufhaben als unbeholfen von einem Ort zum nächsten zu stolpern. Die fehlende Balance zwischen Ironie und Botschaft wird besonders im Männerbild des Films deutlich. Die durch das Actionkino etablierten maskulinen Figuren eines Spionagethrillers wirken in BAD SPIES herrlich überzeichnet. Oft verpackt Susanna Fogel jedoch zu oft das verkorkste Männerklischee des Frauen geringschätzenden Perverslings in die Handlung ein. Diese Szenen drängen die beiden Hauptfiguren Audrey und Morgan wieder in eine abhängige und unsichere Position. Das Ganze passt so gar nicht zu der Entwicklung der beiden starken und unabhängigen Frauen.
Bad Spies überrascht aus anderer Richtung
Neben dem Humor versuchen sich viele Komödien auch immer wieder in Actioneinlagen. Oft sind diese dann aber halbherzig und wenig unterhaltsam. Hier schlägt Susanna Fogel eine Kerbe in das vorherrschende Bild. Die Stunt- und Actionszenen sind eindrucksvoll und hochwertig produziert. Eine rasante Autoverfolgung in Wien sowie eine Foltersession mit anschließender Schießerei in einer alten verlassenen Schule sind nur zwei Beispiele für die hervorragende Arbeit des Stuntteams um Gary Powll (BOND-, BOURNE-Franchise). Die Action bietet einen richtig knackigen Kontrast zu dem seichten Humor und ist eindeutig das Highlight im Film.
An die Maßstäbe eines MISSION IMPOSSIBLE: FALLOUT kommt BAD SPIES aber auf keinen Fall heran. Die Darsteller Justin Theroux und Sam Heughan drehen dafür zwischenzeitlich richtig auf. Mirjam Novak als russische Auftragskillerin zeigt zusätzlich ein paar beeindruckende Choreografien und steht ihren männlichen Kollegen in Nichts nach. Auf der Strecke bleiben dafür Mila und Kate, die so gut wie keine Möglichkeit bekommen einmal auf den Putz zu hauen. Das passt natürlich zum Setting der zwei untrainierten und ungeschulten Frauen, die nur durch Zufall in den ganzen Schlamassel geraten sind. Umso unrealistischer ist es dann, wenn die zwei Hauptdarstellerinnen durch den Kugelhagel einer Schießerei stolpern und daraus völlig unverletzt hervorgehen.
Dafür macht BAD SPIES in diesen Momenten am meisten Spaß. In diesen Situationen merkt man auch die gute Chemie zwischen Kunis und McKinnon. Die besten Freundinnen seit Kindertagen nimmt man den Beiden sofort ab. Trotzdem wirken die ehrlichen und selbstreflektierten Augenblicke, in denen sie mal den Spaß beiseitelassen, etwas zu erzwungen und aufgesetzt. Diese Szenen wollen nicht so richtig zum ansonsten so fröhlichen Grundton des Films passen.
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©STUDIOCANAL
Fazit
Während bei BAD SPIES der Humor leider häufig auf der Strecke bleibt, kann diese Action-Komödie mit vielen gut koordinierten Stunts und Actioneinlagen punkten. Mit einer leicht steifen Mila Kunis und einer völlig durchgedrehten Kate McKinnon bekommen wir diesen Spätsommer ein harmonierendes Duo. Für eine gute Abendunterhaltung ist bei BAD SPIES gesorgt, obwohl nicht alles funktioniert, was sich Susanna Fogel vorgenommen hat.
Fragt sich, ob DIE NACKTE KANONE noch eine Chance auf einen Oscar hat / kann Käsekuchen nicht widerstehen / sollte ohne Korrekturlesen nichtmal ’ne SMS schreiben.