„Von Anfang an auf Stunk aus“
Da denkt man, jeden Typ der Sorte „Eiskalter Cop“ schon gesehen zu haben, die Bösen wie auch die Guten. Doch dann begegnet einem Jack Benteen, Texas Ranger. Die Vertreter des Gesetzes in Texas sind als besonders harte Hunde bekannt, was nicht nur an der dürren Vegetation und dem trockenen Klima liegt. Texas ist einer der ersten Staaten, der das organisierte Verbrechen aus Mexiko bzw. Südamerika und den Drogenschmuggel aufhalten soll. Aber dies ist kein einseitiges Verhältnis, wie AUSGELÖSCHT mit viel Blei, Blut und Testosteron im 80er-Jahr-Stil vor Augen führt.
Handlung
Eine militärische Spezialeinheit, die aus Soldaten besteht, welche auf dem Papier für tot erklärt wurden, soll eine Bank überfallen. Unter der Führung von Major Paul Hackett (Michael Ironside) ist es eine verdeckte „Ziviloperation“. Der eigentliche Auftrag lautet, Dokumente, die sich in einem Schließfach befinden, verschwinden zu lassen. Diese Akten belegen, dass die US-Regierung mit einem der größten Drogenhändler auf der mexikanischen Seite zusammenarbeitet: Cash Bailey (Powers Boothe). Das alles soll in der Stadt passieren, in der Texas Ranger Jack Benteen (Nick Nolte) das Gesetz knallhart und ohne mit der Wimper zu zucken durchsetzt. Doch Cash und Jack waren in Jugendjahren einmal Freunde, jetzt teilen sie nur noch dieselbe Frau: Sarita Cisneros (Maria Conchita Alonso). Das kann nur auf eine Art enden.
Darsteller
Nick Nolte (NUR 48 STUNDEN, DER HERR DER GEZEITEN) sieht man förmlich an, dass er die Rolle des Texas Rangers wirklich verinnerlicht hatte. Mit minimalem Spiel, eingefroren Gesichtszügen und Emotionen, die er ganz weit hinten in seinem Herzen versteckt hat, spielt er die Rolle wie aus Granit gemeißelt. Die stoische Figur hat leider den Nachteil, dass man kaum mit ihr mitfiebert. Vielleicht reichen dem passionierten Actionfan ein paar trockene One-Liner, aber wenn er Sarita einfach aufs Abstellgleis schiebt und keine Regungen beim Tod seines langjährigen Partners zeigt, gibt ihm das Coolness-Punkte, mehr leider auch nicht. Powers Boothe (SIN CITY, 24) ist ein ebenso talentierter Schauspieler und kann solide – allein schön körperlich – gegen Nolte bestehen. Die vergangene Freundschaft mag man beiden abkaufen, jedoch ist die Motivation des Drogenbarons Cash kaum nachzuvollziehen. Je weiter der Film fortschreitet und sein weißer Anzug immer dreckiger wird, umso seltsamer wird sein Gerede. In solchen Szenen wirkt Jacks Wortlosigkeit schon fast wie ein Segen.
Der Rest der Darsteller überzeugt im Rahmen seiner Möglichkeiten. Auch wenn die Bande von Fremdenlegionär-Soldaten gut durchdacht ist und unterschiedliche Charakterzüge besitzt, kommt es immer wieder vor, dass sie beginnen zu nerven. Jeder Darsteller konzentriert sich auf sein Quäntchen Persönlichkeit und spielt es übertrieben an die Wand: „Seht, was für ein krasser Autofahrer ich bin.“ oder „Ich bin hier der IT-Typ, weil ich tippen kann“. Hier sind für einen geradlinigen Western/Actioner zu viele Personen im Spiel. Ein fein abgestimmter Konflikt zwischen ehemaligen Freunden, die sich nun auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes gegenüberstehen, hätte mehr gebracht. Eine korrupte Militäraktion, dann noch über die Handlung zu pressen, ist zu viel des Guten.
Lichtblick in diesem Testosteron-Dunst ist Maria Conchita Alonso (COLORS, RUNNING MAN), die aber in AUSGELÖSCHT eher zur tiefausgeschnittenen Dekoration verkommt und keine Auswirkung auf ihre beiden konkurrierenden Liebhaber hat. Da hätte man gern eine stärkere Frauenrolle gesehen.
Action und Originaltitel
Was AUSGELÖSCHT neben dem schwach ausgeprägten Figurenspiel aber dennoch sehenswert macht, ist die Rauheit eines Actionkinofilms mit echten Spezialeffekten. Mit denen und jeder Menge explodierender Blutpäckchen wird nicht gegeizt, so dass die FSK-18-Freigabe mit Kugelfeuer unterschrieben werden kann. Scheunen fliegen spektakulär in die Luft, Magazine werden bis zur letzten Kugel leer geschossen und das Kanonenfutter stirbt mit Blutfontäne in Zeitlupe. Vor allem der Showdown wird seinem Namen gerecht und Nolte im himmelblauen Hemd schießt sich durch eine feindliche Armee.
Der Sinn des Original-Titel erschließt in einer direkten Übersetzung nicht direkt: EXTREME PREJUDICE (extremes Vorurteil) kann andeuten, dass man bekommt, was das Filmplakat suggeriert. Jedoch findet der Filmgeschichts-Fan diesen Ausspruch auch in APOCALYPSE NOW – bei dem, wie auch hier, ist Drehbuchautor John Milius für die Story mitverantwortlich.
In APOCALYPSE NOW ist „Extreme Prejudice“ eine Art militärischer Begriff, der bei der Missions-Besprechung an Captain Willard gerichtet wird: Eine Hinrichtung die direkt nach der Schuldsprechung durchgeführt wird. In AUSGELÖSCHT scharrt auch Cash eine Armee von Ureinwohnern um sich, wie auch Kurtz in APOCALYPSE NOW. Willard wird vom Militär entsandt, um Kurtz vom Wahnsinn zu erlösen. Bei AUSGELÖSCHT hat Benteen sich selbst ermächtigt und dringt in den gesetzlosen „Dschungel“ von Mexiko vor.
Mediabook
Wow, was für ein HD-Bild. Wenn man bedenkt, dass es sich nicht gerade um einen A-Liga-Blockbuster handelt, ist es schon erstaunlich, was man hier geboten bekommt. Da werden sicherlich auch Regisseur Walter Hill die Augen vor Freude aus dem Kopf gefallen sein, wie gut sein Film auf Blu-ray aussieht. Dunkle wie helle Szenen haben satte Kontraste und eine fast durchgängige Schärfe ist zu sehen. Die Ton-Abmischung passt genau zum Genre und die deutsche Synchronisation kann man ruhig anwählen, da die üblichen Verdächtigen des Jahrzehnts wieder ein paar Sprachrollen übernommen haben. Die fehlenden, marginalen Szenen gegenüber der bekannten DVD-Ausgabe sind durch die Neu-Synchronisation deutlich zu erkennen, fallen aber durch ihre Kürze wenig ins Gewicht. Es beschränkt sich auf eine deftige Wortwahl und ein paar Zeitlupen-Morde. Das Mediabook gibt es in zwei Cover-Varianten und die Extras sind ca. eine Stunde lang. Vor allem das Interview mit Regisseur Walter Hill (39 min) lohnt sich.
Fazit
Es ist ein gut gemeinter Gruß an die Kollegen Schwarzenegger und Stallone, bleibt aber aufgrund der sympathiearmen Hauptfigur im direkten Vergleich auf der Strecke. Was vor allem stört, sind die vielen Dialoge, welche Befindlichkeiten und Vergangenheiten der Figuren erklären sollen. Von Walter Hill (THE WARRIORS, STRASSEN IN FLAMMEN) hat man schon mehr Bildsprache gesehen. Jeder Fan von geradlinigen 80er-Jahre-Actionstreifen sollte sich für diesen harten Hund auf jeden Fall ein Plätzchen im Regal freiräumen.
Titel, Cast und Crew | Ausgelöscht (1987) OT: Extreme Prejudice |
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Poster | |
Release | ab dem 08.08.2019 im Mediabook (Blu-ray+DVD) mit 2 Cover-Varianten Ihr wollt den Film bei Amazon kaufen? Dann geht über unseren Treibstoff-Link. |
Regisseur | Walter Hill |
Trailer | |
Besetzung | Nick Nolte (Jack Benteen) Powers Boothe (Cash Bailey) Michael Ironside (Major Paul Hackett) Maria Conchita Alonso (Sarita Cisneros) Rip Torn (Sheriff Hank Pearson) Clancy Brown (Sgt. Larry McRose) William Forsythe (Sgt. Buck Atwater) Matt Mulhern (SSgt. Declan Patrick Coker) Larry B. Scott (Sgt. Charles Biddle) |
Story | John Milius Fred Rexer |
Drehbuch | Deric Washburn Harry Kleiner |
Kamera | Fred Murphy |
Musik | Jerry Goldsmith |
Schnitt | Freeman A. Davies David Holden Billy Weber |
Source Music Producer | Ry Cooder |
Filmlänge | 96 Minuten |
FSK | ab 18 Jahren |
Chefredakteur
Kann bei ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT mitsprechen / Liebt das Kino, aber nicht die Gäste / Hat seinen moralischen Kompass von Jean-Luc Picard erhalten / Soundtracks auf Vinyl-Sammler / Stellt sich gern die Regale mit Filmen voll und rahmt nur noch seine Filmposter