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Ator – Herr des Feuers (1982) | Filmkritik

Stellt das Bier kalt und besorgt euch etwas zum Knabbern, heute schaut Conans verkannter Halbbruder aus Italien bei uns vorbei: ATOR. Lasst uns einen kleinen Ausflug in die wilden 1980er Jahre des italienischen Sandalen- und Barbarenfilms machen, genauer gesagt ins Jahr 1982. Im selben Jahr überrannte CONAN, DER BARBAR (CONAN THE BARBARIAN, 1982), mit Arnold Schwarzenegger in der Titelrolle, die Lichtspielhäuser weltweit. Diese Hollywood-Hochglanzproduktion stürmte die Charts und mit ihr sein großartiger Darsteller. Gleichzeitig entdeckten unsere Freunde aus Italien ein altes, längst vergessenes Genre erneut. Denn schon Mitte der 1950er bis weit in die 1960er hinein hatte der Sandalenfilm, seine Eltern fand er in den Monumentalfilmen Hollywoods, in Italien eine neue Heimat gefunden, eher er vom Spaghetti-Western abgelöst wurde und im Tiefschlaf versank. Nun also, gut zwei Jahrzehnte später, erweckte CONAN die müden Krieger der Vorzeit in ihren Gräbern und der Barbarenfilm wurde geboren.

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Der Spinnenkult und sein Hohepriester (Alejandro Barera Dakar) beherrschen das Land und unterdrücken die Bevölkerung. Doch es gibt eine Prophezeiung, dass ein Kind mit dem Zeichen des Thoran kommen wird und den Spinnenkult ein für alle Mal zerstört. Als dieses Kind das Licht der Welt erblickt, schickt der Hohepriester seine Truppen aus, um das Dorf und alle Bewohner zu vernichten. Doch der Krieger Griba (Edmund Purdom) schafft es rechtzeitig Ator (Miles O‘Keeffe), so der Name des Kindes, in Sicherheit zu bringen. Viele Jahre später, aus Ator ist nun ein Mann geworden, überfällt der Spinnenkult erneut das Dorf in dem Ator lebt und entführt seine Verlobte Sunya (Ritza Brown). Ator bleibt nichts anderes übrig als den Kampf gegen den bösen Hohepriester und seiner Armee aufzunehmen. An seiner Seite kämpft die tapfere Amazone Roon (Sabrina Siani). Beide machen sich auf den langen Weg zur Spinnenhochburg, um die Prophezeiung endlich wahr werden zu lassen.

 

Die Rückkehr des Sandalenfilms

So spektakulär wie sich die Zusammenfassung auch lesen mag, ist der Film nicht wirklich. Regisseur D‘Amato hat zwar unverkennbar die Story des übermächtigen Hollywood-Barbaren kopiert, jedoch musste er mit sehr viel bescheideneren Mitteln auskommen. Da gibt es nicht Hunderte von Statisten, die als Armee für den Hohepriester dienen, hier müssen es eine Handvoll Männer richten. Die Kulissen sind im Grunde immer die gleichen, es wird nur aus unterschiedlichen Winkeln gefilmt, wenn überhaupt. Die Kämpfe sind auch eher komisch als spannend anzusehen, egal wer gerade mit wem im Clinch liegt. Dazu ein Drehbuch mit sehr eingeschränkten Dialogen der einzelnen Charaktere, das ein Zehnjähriger hätte verfasst haben können. Trotz allem bietet er gute Unterhaltung und jede Menge unfreiwilliger Komik.

Miles O‘Keeffe aus DER KAMPFGIGANT (DOUBLE TARGET, 1987), hatte im Jahr zuvor seine erste große Rolle in dem Heuler TARZAN, HERR DER AFFEN (TARZAN THE APE MAN, 1981), an seiner Seite durfte Bo Derek an den Lianen schwingen. Etwas später konnte er in die Rolle des Grafen Dracula schlüpfen, in dem witzigen REISE ZURÜCK IN DER ZEIT (WAXWORK, 1988) von Anthony Hickox. Ebenfalls mit an Bord ist die Soft-Sex-Königin Laura Gemser, die sich mit BLACK EMANUELLE (EMANUELLE NERA, 1975) einen Namen gemacht hat. Wie Edmund Purdom dort hineingeraten ist, bleibt mir ein Rätsel. Der Mann hat schon unzählige Filme diesseits und jenseits des großen Teiches gemacht. „Ich war jung und brauchte das Geld…“, na ja, so jung war er da nun auch nicht mehr.

Regisseur und Vielfilmer Joe D‘Amato, hier unter seinem Pseudonym David Hills vertreten, ist bekannt durch einige äußerst kontroverse Filme wie MAN EATER – DER MENSCHENFRESSER (ANTROPOPHAGUS, 1980) oder SADO – STOSS DAS TOR ZUR HÖLLE AUF (BUIO OMEGA, 1979). Sein echter Name war übrigens Aristide Massaccesi, doch er benutzte in seiner langen Karriere unzählige Pseudonyme. D‘Amato war in jedem Genre Zuhause, egal ob Horror, Soft- oder Hardcore-Porno, Giallos oder Western. Selbstverständlich haben unsere kreativen Nachbarn noch viele weitere Rip-Offs nach CONAN-Art produziert, ATOR war keine Ausnahme, doch diese Welle ebbte sehr schnell gegen Ende der 1980er wieder ab. Im selben Jahr gab es noch die Fortsetzung zu ATOR, mit ATOR – DER UNBESIEGBARE (ATOR 2: L‘INVINCIBILE ORION, 1982). Erneut mit Joe D‘Amato als Regisseur und Drehbuchschreiber, sowie Miles O‘Keeffe in der Hauptrolle.

Die Blu-ray

Mit dieser remasterten Version schafft es der Film erstmals auf eine Blu-ray. Der Transfer ist dem Alter entsprechend gelungen, lediglich der Ton hat dabei etwas gelitten. Als Extras haben es auf die Scheibe noch drei ATOR-Trailer geschafft, eine Bildergalerie und die alternative deutsche VHS-Fassung. Das Cover-Artwork stammt übrigens vom italienischen Künstler Enzo Sciotti.

Fazit

Ator nimmt sich weder ernst, noch will er Conan Konkurrenz machen, er ist einfach nur Unterhaltung auf Italienisch. Wer noch nicht so voreingenommen von den bekannten Hollywood-Mustern ist, der wird seinen Spaß haben, wenn Ator mit seiner Gefährtin Roon und ihrem kleinen Bären dem bösen Spinnenkult die Zähne zeigen.

© Stefan F.

Titel, Cast und CrewAtor – Herr des Feuers (1982)
OT: Ator L'invincible
Poster
Releaseab dem 29.11.2019 auf Blu-ray

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RegisseurDavid Hills (Joe D‘Amato)
Trailer
BesetzungMiles O‘Keeffe (Ator)
Sabrina Siani (Roon)
Ritza Brown (Sunya)
Edmund Purdom (Griba)
Alejandro Barera Dakar (Hohepriester)
Laura Gemser (Indun)
DrehbuchDavid Hills (Joe D‘Amato)
Michele Soavi
MusikCarlo Maria Cordio
KameraNick Remy Matthews
SchnittDavid Farmer
Filmlänge95 Minuten
FSKab 16 Jahren

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