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Aquaman (2018) – Filmkritik

„Game of Forks“

Ein bisschen ungewöhnlich für das Kino-Weihnachtsprogramm 2018 ist es, dass sich gleich drei Blockbuster die Lücke, welche STAR WARS hinterlässt, teilen müssen. Neben dem jungen, animierten Spider-Man, kämpft noch der knuddelige BUMBLEBEE mit dem Fischmann aus dem DC-Universum um die letzten Kinobesucher. AQUAMAN soll nun nach der JUSTICE LEAGUE die Marvel-Konkurrenz in Schach halten. Den Kampf bei den Zuschauerzahlen hat DC gegen Marvel bereits verloren, aber das Comicfilmgeschäft lohnt sich immer und die Helden der DC-Comics geben noch viele spannende Geschichten her. Nur gut, dass die virtuellen Effekte derzeit auf Hochkonjunktur sind, denn ohne diese wäre das Unterwasser-Actionbombast erst gar nicht möglich gewesen.

Aquaman 2018 Filmkritik
© Warner Bros. Pictures & © DC Comics

Die Handlung

Der Leuchtturmwärter Tom Curry (Temuera Morrison) traut während eines Sturms seinen Augen nicht, was die Wellen da an seine Küste gespült haben. Eine Meerjungfrau? Nein, eine zukünftige Königin. Atlanna (Nicole Kidman) verliebt sich in ihren Retter, der ihr das Leben an der Oberfläche erst langsam beibringen muss. Aus der Liebe entsteht ein Kind namens Arthur, da wir uns hier mit einem Fuß in einer Adels-Geschichte befinden, kann man es ja sagen: Arthur ist ein Bastard, welcher zur einen Hälfte von menschlichem Blut und zur anderen von königlichem Unterwasserblut abstammt. Dieses ungebührliche Verhalten von Atlanna wird natürlich nicht geduldet und sie wird gewaltsam von ihrem Leben auf Land zurückgeholt, denn sie hat noch jemand anderen zu heiraten. Tom muss Arthur, der zum Glück die besonderen Unterwasser-Fähigkeiten seiner Mutter geerbt hat, allein aufziehen. Vom Vater hat er lediglich die Liebe zum Bier, Tattoos und die imposante Erscheinung erhalten, auch okay. Als Aquaman (Jason Momoa), wie ihn die Medienberichte getauft haben, macht er sich mit ein paar Heldentaten auf und unter dem Wasser einen guten Ruf. Der florierenden und hochentwickelten Bevölkerung von Atlantis platzt allerdings bei der ganzen Verseuchung ihres Lebensraums so langsam der Kragen und King Orm (Patrick Wilson) sieht seine Chance zum „Ocean-Master“ zu werden. Und schon haben wir zwei Kontrahenten, die sich mit ihren Drei-Zacken (Zackse?) eins überbraten können.

Aquaman 2018 Filmkritik
Arthur (Jason Momoa) und sein Halbbruder Orm (Patrick Wilson) // © Warner Bros. Pictures & © DC Comics

Bekannte Pfade

Eine Superhelden-Geschichte ist natürlich nur spannend, wenn es auch einen anspruchsvollen Bösewicht gibt, an dem sich der Held abarbeiten kann, um am Ende besser dazustehen als vorher. Aber wie es in diesem Format momentan so üblich geworden ist, gibt es in AQUAMAN gleich zwei Schurken. Zum einen König Orm, der mit Patrick Wilson (FARGO Staffel 2, HARD CANDY) einen guten Kontrastpunkt zum ruppigen, verfilzten Momoa bildet und zum anderen Manta (Yahya Abdul-Mateen II), der als modern ausgestatteter See-Pirat unfreiwillig für Komik sorgt. Manta ist die einzige Rolle im Film, die „nur“ über menschliche Kräfte verfügt und somit unser Ankerpunkt ist. Er versucht seine Diskrepanzen zu den Hauptfiguren mit Level „Atom-U-Boot hochheben“ durch Cleverness und coole Technik zu verringern. Kann spannend sein, Manta wirkt aber den ganzen Film über wie ein Sparringpartner für Aquaman. Dem Ganzen setzt der Hobbybastler und Bösewicht noch den komödiantischen Hut auf, als er mit seinem riesigen Ameisenkopf Plasma aus seinen Augen schießt. Das erinnert eher an einen POWER RANGERS-Gegner als an einen ebenbürtigen Gegner.

Aquaman 2018 Filmkritik
Black Manta (Yahya Abdul-Mateen II) // © Warner Bros. Pictures & © DC Comics

Die Nebenrollen sind prominent besetzt, wie es sich für ein dreistelliges Millionen-Budget gehört. Action-Direct-To-Video-Ikone Dolph Lundgren habe ich selbst bis zum Ende nicht erkannt und Amber Heard hat vielleicht etwas zu sehr den roten Farbton von ARIELLE im Haar, ist aber auch bei trübem Wasser hübsch anzuschauen. Ich persönlich wünsche sie mir in einem Film Noir in Schwarzweiß. Willem Dafoe als Lehrmeister muss sich leider dem virtuellen Jungbrunnen aussetzen, wie auch Nicole Kidman. Nur weil STAR WARS Tote digital wiederauferstehen lässt, muss man es nicht überall machen. Wenn man nicht gerade seinen Kopf im Popcorn-Eimer hat, sieht man die computergenerierte Maskerade, also bitte lasst es. Etwas Fantasie sollte man seinen Zuschauern noch zutrauen. Jason Momoa (FRONTIER, GAME OF THRONES) lässt in der Figur von Arthur viel seiner wahren Persönlichkeit durchblicken und dieser quasselnde Typ passt besser zu ihm als der grimmig dreinschauende Muskelmann mit Wind im Haar. Ob die Witze von ihm nun funktionieren, bleibt für mich ein Rätsel. AQUAMAN soll hier aber auch keine ethisch-moralischen Dramen durchstehen, sondern schnell schwimmen, gut aussehen und die Welt retten.

Aquaman 2018 Filmkritik
Mera (Amber Heard) // © Warner Bros. Pictures & © DC Comics

Umsetzung

Den Film habe ich im IMAX 3D geschaut, was die manchmal belanglose Geschichte – sieben Königreiche müssen vereint werden, dabei kommen nur drei zum Zuge – sicher sehr aufwertet. Die Welt um Atlantis ist genial überlegt, hat mit ihren Neonlichtern und dem Hightech den richtigen Bezug zum Science-Fiction und selbst die äußerst hörenswerte Filmmusik von Rupert Gregson-Williams (THE CROWN, WONDER WOMAN) beschallt nicht nur mit den Standard-Bläsern, sondern auch mit ein paar Synthie-Klängen. Remix gelungen! Die Requisiten, die in der normalen Studio-Umgebung genutzt wurden, verdienen jedoch kein gutes Wort. Wer diese Plastewelt zusammengezimmert hat, gewinnt damit keinen Blumentopf, wohingegen Unterwasser-Szenen wie auch Dialoge im kreativen wie auch praktischen Kompromiss digital passend gelöst wurden. Als sich Aquaman und Mera in den Strudel aus bissigen Trenchs in die Meerestiefe stürzen, hätte ich nie so viel visuelle Poesie von einen Superheldenfilm erwartet. Eine wirklich wunderschöne Szene kurz vor dem großen Showdown und auch für den letzten Film meines Kinojahrs 2018.

Aquaman 2018 Filmkritik
Aquaman (Jason Momoa) // © Warner Bros. Pictures & © DC Comics

Fazit

Dieser Blockbuster kann seine Kinogäste durchaus zufriedenstellen. Ein respektvoller Umgang mit den Meeren auf dieser Erde geht leider völlig verloren, was bei dieser Zuschauerreichweite sehr schade ist. Nach dem Sinn von so manchen Handlungssträngen und Figuren darf nicht gefragt werden, da erfreut man sich lieber an der bunten Action, den straffen Körpern und der musikalischen Untermalung.

Titel, Cast und CrewAquaman (2018)
PosterAquaman 2018 Filmkritik
Kinostart/
Veröffentlichung
21.12.2018
RegisseurJames Wan
Trailer
BesetzungJason Momoa (Arthur
Amber Heard (Mera)
Willem Dafoe (Vulko)
Patrick Wilson (King Orm)
Nicole Kidman (Atlanna)
Dolph Lundgren (King Nereus)
Yahya Abdul-Mateen II (Manta)
Temuera Morrison (Tom Curry)
Ludi Lin (Captain Murk)
DrehbuchDavid Leslie Johnson-McGoldrick
Will Beall
ComicvorlageMort Weisinger
Paul Norris
KameraDon Burgess
MusikRupert Gregson-Williams
SchnittKirk M. Morri
Filmlänge143 Minuten
FSKab 12 Jahren

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