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Apartment 212 (2017) – Filmkritik

Wer kennt Haylar Garcia? Ich dachte schon, ich wäre der Einzige, der mit dem Namen nichts anfangen kann. Garcia ist Regisseur und Mitautor des vorliegenden Filmes, der übrigens seine dritte Regiearbeit darstellt. Davor drehte er AN AMERICAN TERROR (2014) und einen Dokumentarfilm. Haylar Garcia, der auf der Straße aufgewachsen ist und als Musiker seine Karriere begann, erreichte über Umwege seinen Platz beim Film. Nun ist er schon seit einigen Jahren Produzent, Autor und eben auch als Regisseur im Business tätig. Man kann sagen, der Mann hat schon so einiges in seinem Leben erlebt. Werfen wir einen Blick auf sein neustes Werk APARTMENT 212 aus dem Jahre 2017, das nun auch bei uns erschienen ist.

Inhalt

Nach der Trennung von ihrem gewalttätigen Ex-Mann Boyd (Chris Johnson) will Jennifer (Penelope Mitchell) in einer fremden Stadt neu beginnen. Kaum in ihrer Wohnung angekommen, lernt sie den Hausmeister des Wohnkomplexes kennen, Terry (Kyle Glass), der einzig sympathische und halbwegs normale, wie sich kurz darauf herausstellt. In den ersten zwei Nächten hört Jennifer durch die Lüftung ihrer Wohnung eine Frau weinen. Am dritten Tag findet sie schließlich heraus, wer diese Frau ist: Stella (Susan Bellone) wohnt direkt im Apartment unter ihr, doch da ist es zu spät. Stella ballert sich gerade die Rübe weg. Bei der Entrümpelung von Stellas Wohnung findet Jennifer eine aufwendig verzierte Schatulle, die sie kurzerhand mitnimmt. Am nächsten Morgen bemerkt sie eine seltsame, kleine Wunde an ihrem Körper. Mit jeder weiteren Nacht werden es nun mehr und mehr. Zuerst vermutet Jennifer Bettwanzen und fordert einen Kammerjäger an, doch als der nichts findet, beschließt sie zum Arzt zu gehen. Der hingegen spricht von kleinen Bissen, die mittlerweile ihren ganzen Körper bedecken. Nun ist Jennifer sicher, dass sie einen geheimnisvollen Untermieter hat.

„Ich habe nicht gut geschlafen!“

APARTMENT 212 nimmt sich selber nicht so ernst, was auch gut ist. Trotz alldem habe ich nicht viel zum Schmunzeln oder Lachen gefunden. Ich würde es eher eine abstruse Mischung aus Drama- Liebes- und Horrorfilm bezeichnen, worin die Horroranteile sehr knapp bemessen sind. Ein echtes Gefühl von Grauen oder gar gruseliger Momente kommt zu keiner Zeit auf. Es krankt an dem unausgewogenen Drehbuch und der eher halbherzigen Regiearbeit, so dass APARTMENT 212 nicht so recht in die Gänge kommen will. Die Schauspieler sind zwar alles erfahrene Recken mit meterlangen Filmografien, hauptsächlich in TV-Serien, trotzdem schaffen sie es nicht, ihren Figuren und deren Handlungen authentisch rüber zu bringen. Die Story taumelt ununterbrochen zwischen dem dramatischen Absturz von Jennifers Leben und ihrem aggressiven Ex-Mann, dem Versuch mysteriös und geheimnisvoll zu sein und die witzigen Momente der Story nicht komplett aus den Augen zu verlieren.

Spoiler Start
Es ist einfach zu viel, was sich Regisseur Garcia in seine To-Do-Liste geschrieben hat. Gleich zu Beginn wird jegliche Spannung aus der Story genommen, denn wir sehen wie eine noch unbekannte Frau, die mysteriöse Schatulle stiehlt. Sofort ist jedem klar, dass Böse kann nur von dort kommen. Das Böse stellt sich enttäuschend als eine Art tollwütiger und blutgieriger Vampir-Gremlin heraus, der an diese Schatulle gebunden ist und sich einfach nicht töten lässt. Da hätte ich mir etwas mehr Fantasie bei der Gestaltung der Kreatur gewünscht. Die einzige Möglichkeit, dieses Ding aufzuhalten, ist ein direkter, dauerhafter Augenkontakt. Erst jetzt ist das Ding zu keiner Bewegung mehr fähig. Das erinnert mich an meinen Lieblings DOCTOR WHO Matt Smith, als dieser den „Weeping Angels“, den weinenden Engeln begegnet. Die Engel sind eine Art Jäger, die unzerstörbar sind. Die einzige Chance, um gegen sie zu bestehen ist es, sie immer im Auge zu behalten, denn dann sind sie zu keiner Bewegungen mehr fähig. Nur das kleinste Blinzeln und sofort rücken sie blitzschnell näher in Richtung ihres potenziellen Opfers.
Spoiler Ende

Sollten wir am Filmende noch etwas Kraft übrig haben, können wir gerne ein wenig zwischen den Zeilen lesen und einen tieferen Sinn für die Kreatur erkennen: Zum einen haben wir die kaputte und sehr gewalttätige Beziehung von Jennifer zu ihrem Ex-Mann und die permanente Angst, dass dieser plötzlich wieder auftaucht. Auf der anderen Seite das wilde bissige Böse, was sie Nacht für Nacht immer etwas mehr auffrisst. Es kann als Metapher für Jennifers verkorkste Ehe stehen, für die Angst vor einem Neuanfang und plötzlich ganz allein ihr neues Leben bewältigen zu müssen.

Produktion und Blu-ray

Die Blu-ray von Studio Hamburg

An der Qualität des Filmmaterials gibt es nichts zu bemängeln. Alles wurde in einer urbanen Farbpalette verpackt, die optisch gut aussieht, wie auch der Kontrast, gerade bei den dunklen Szenen in Jennifer‘s Wohnung. Effekte gibt es nur wenige zu bestaunen, lediglich einige Szenen mit der Kreatur, die aber ganz in Ordnung für so eine kleine Produktion geworden sind. Die deutsche Synchro ist gewöhnungsbedürftig. Was aber noch viel mehr stört, ist der mangelhafte Sound von APARTMENT 212. Einige Geräusche sind ganz dumpf. Es hört sich stellenweise an als kommen sie aus dem Nebenraum und andere Geräusche fehlen komplett. Nervig ist auch der Score, welcher mit diversen Pop-Stücken beladen ist. Für einen Horrorfilm mehr als unpassend. Die Tonspuren stehen in Deutsch und Englische zur Auswahl, beide im Dolby Digital 5.1 Format. Lediglich die Laufzeit auf dem Cover stimmt nicht ganz, denn dort ist sie mit 97 Minuten angegeben, wohingegen der Player nur 94 Minuten angibt.

Fazit

Alles in allem würde ich mir die gut neunzig Minuten schenken und lieber etwas anderes anschauen, als diesen halbherzige Horror-Drama-Quark. Mit viel Wohlwollen kann man ihn als durchschnittlichen B-Movie bezeichnen. Für den fortgeschrittenen Horror-Fan ist es jedoch nur kalter Kaffee.

© Stefan F.

Titel, Cast und CrewApartment 212 (2017)
OT: Gnaw
Poster
ReleaseAb dem 13.09.2017 auf Blu-ray

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RegisseurHaylar Garcia
Trailer
BesetzungPenelope Mitchell (Jennifer)
Sally Kirkland (Claudette)
Kyle Gass (Terry)
Chris Johnson (Boyd)
Han Soto (James Tran)
Dan Davidson (Exterminator)
Kathryn Gould (Detective Maddock)
DrehbuchJim Brennan
Haylar Garcia
Kathryn Gould
KameraAntón Fresco
MusikMario Griorov
SchnittHaylar Garcia
Filmlänge97 Minuten
FSKab 16 Jahren

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