Antikenrezeption im Horror ist bereits der dritte Band einer Reihe, die sich mit dem in der Forschung weitgehend ignorierten Feld der Antikenrezeption in Filmen und benachbarten Bereichen der Populärkultur auseinandersetzt. 2019 und 2020 erschienen zwei Bücher über Science Fiction und Fantasy.[1] In den vergangenen Jahren kam es erfreulicherweise zu einer breiteren Rezeption des Horror-Genres, allerdings wurde die Rezeption der Antike in diesem Gebiet eher sporadisch untersucht, weshalb der von dem Historiker Michael Kleu herausgegebene Sammelband die erste umfangreichere wissenschaftliche Betrachtung dieses Phänomens darstellt.
Auf über 500 Seiten beschäftigen sich 17 Beiträge mit unterschiedlichen Themen wie dem generellen Verhältnis zwischen Antike und Horror, den Ursprüngen bekannter Horrorfiguren oder wie antike Figuren in der modernen Phantastik wiederentdeckt werden. So nennt Anna Milon mehrere Literatur- und Film-Beispiele, in denen der griechische Hirtengott Pan auftritt: u. a. als Boss des Unternehmens Pastoral Greenery and Outdoor Services in Stephen King’s Kurzgeschichte „Der Rasenmäher-Mann“ (S. 298 ff.).
Die bekannten Autoren Frank Weinreich und Friedhelm Schneidewind sind ebenfalls mit Beiträgen über die Offenbarung des Johannes und Vampirismus in der Antike vertreten. Für Literaturfreunde besonders zu empfehlen ist das Kapitel, in dem Hendrik Maria Winterscheid über antiken Horror und Automaten an den Beispielen „Mary Shelley’ Frankenstein“ und E.T.A. Hoffmanns „Der Sandmann“ schreibt (S. 380-422).
Mehrere erwähnte Filme feiern im Erscheinungsjahr 2023 ihr 50-jähriges Jubiläum: etwa THE WICKER MAN, den Simon Lentzsch in seiner Rezeption keltischer Religion im Horrorgenre gemeinsam mit historischen Erkenntnissen ausführlich vorstellt (S. 231-244). Dem mesopotamischen Dämon Pazuzu, dem sowohl in William Blatty’s Roman und besonders in der Verfilmung von William Friedkin DER EXORZIST (THE EXORCIST) eine wichtige Rolle zukommt, widmet Gina Konstantopoulus einen mehrseitigen Abschnitt (S. 127 ff.) in einem Kapitel, das sich u. a. auch mit dem Necronomicon und der EVIL-DEAD-Reihe auseinandersetzt. WENN DIE GONDELN TRAUER TRAGEN, die werkgetreue Umsetzung der Novelle „Don’t Look Now“, betrachtet man vielleicht mit anderen Augen, wenn man über die Bezüge zur griechischen Antike bei der Autorin Daphne Du Maurier liest, die Katharina Kostopoulus beschreibt (S. 496 ff.).
Sämtliche Abhandlungen sind sehr spannend zu lesen, weshalb das Buch keineswegs einem akademischen Fachpublikum vorbehalten ist, sondern allgemein für Freunde des Genres eine interessante Lektüre darstellt. Es bleibt zu hoffen, dass bald ein weiterer Band über Antikenrezeption erscheint!
Antikenrezeption im Horror.
Essen: Oldib Verlag 2023
ISBN-10: 3939556955
ISBN-13: 978-3939556954
[1]Michael Kleu (Hg.): Antikenrezeption in der Science Fiction. Essen 2019 und Michael Kleu (Hg.): Antikenrezeption in der Fantasy. Essen 2020.
„Erste Horror-Begegnung mit der Alptraum-Sequenz aus NEVER CRY WOLF (1983), mag Unheimliches von den Gebrüdern Grimm bis Clive Barker, am liebsten auf der Leinwand, würde gerne einmal Nosferatu in Murnau sehen und Suspiria am Königsplatz, dazu Weißwürste mit süßem Senf, Soziologe und Kriminologe, Abschlussarbeit über SHINING und CANDYMAN (als Buch erschienen unter dem Titel „Zeichen der Gewalt“, Berlin 2015), Studienleiter bei der Interfilm-Akademie München (Projekte u. a. Kriminologische Filmreihe in Hamburg)“