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Aladdin (2019) Review

Aladdin (2019) – Filmkritik

„So dröge wie die Wüste“

Mit ALADDIN startet das nächste Live-Action-Remake eines Disney-Zeichentrick-Klassikers. Unkenrufe wurden bereits im Vorfeld laut, vor allem die Besetzung des Dschinni durch Will Smith passte dem Internet so gar nicht in den Kram. Doch was hat Guy Ritchie denn nun aus dem orientalischen Märchen gemacht?

Aladdin (2019) Review
Aladdin (Mena Massoud) und Dschinni (Will Smith) in ALADDIN (2019) // © Disney

Die Handlung bleibt altbekannt. Der charmante Dieb Aladdin (Mena Massoud) schlägt sich mit viel Chuzpe und Parkour-Künsten durch die Straßen Agrabahs. Eine schicksalhafte, Liebesgelüste befeuernde Begegnung mit Prinzessin Yasmin (Naomi Scott) führt zunächst zur Gefangennahme durch die Palastwachen und schließlich – unter der Regie des zwielichtigen Großwesirs Dschafahr (Marwan Kenzari) – zu einer Expedition in eine sagenumwobene Höhle. Ausgestattet mit einem fliegenden Teppich und einer Wunderlampe, die den schwer hyperaktiven Dschinni beinhaltet, macht sich Aladdin auf, mithilfe seiner traditionell zugesprochenen drei Wünsche, Yasmins Herz zu erobern und dem hinterlistigen Dschafar das Handwerk zu legen.

Aladdin (2019) Review
Aladdin (Mena Massoud) in ALADDIN (2019) // © Disney

Der zugrunde liegende Trickfilm erzählte seine Geschichte in kindgerechten 90 Minuten. Lieder wie „A Whole New World“ und „Friend Like Me“ aus diesem Klassiker, haben es längst in den Kanon der „großen“ Disneysongs geschafft. Das 2019er Remake addiert nochmal 30 Minuten Laufzeit und filzt jedes Lied mit einem unerträglichen Disco-Stampf-Beat zu. Das Ergebnis liegt dann irgendwo zwischen der großen Helene-Fischer-Show und einem pseudo-hippen ESC-Beitrag.  Emotionen kommen dabei gar nicht erst auf. Ritchie ist viel zu versessen darauf, den Zuschauer mit seinem CGI-Bombast zu überhäufen, ähnlich wie Aladdin, wenn er als frischgewünschter Prinz in Agrabah einzieht und die Bevölkerung mit Goldmünzen zuschüttet. Durch diese Larger-Than-Life-Attitüde wirkt ALADDIN zu jedem Zeitpunkt absolut künstlich, eine Immersion kann gar nicht erst stattfinden. Zusätzlich dazu, ist die verwendete Computertechnik nicht einmal im Ansatz überzeugend (besonders schlimm: Affe Abu). Mit seinen 130 Minuten dürfte der Film für sein Kinderpublikum außerdem deutlich zu lang sein. Wenn die zusätzliche Filmzeit wenigstens der Handlung neue Facetten abgewonnen hätten, so könnte man ja durchaus von einem Mehrwert sprechen. Dies ist nicht der Fall, nach leidlich unterhaltsamen ersten 40 Minuten erlahmt ALADDIN bis zum Stillstand und will sich aus diesem Zustand auch nicht mehr befreien. Der Zuschauer ist aktiv am Ausgang des Films desinteressiert und man überlegt, den Tag nicht anders hätte nutzen können.

Aladdin (2019) Review
Aladdin (Mena Massoud) und Dschinni (Will Smith) in ALADDIN (2019) // © Disney

Wenigsten Will Smith macht seine Sache als Dschinni ziemlich gut. Während sämtliche weiteren Darsteller wirklich nicht eine Erwähnung wert sind, schafft er zumindest so etwas Ähnliches wie Witz und Esprit in die hüftsteife Angelegenheit zu bringen. Seine im Abspann zu hörende Rap-Version von „Friend Like Me“ hätte hingegen schon in der Konzeptionsphase verworfen werden müssen. Solch eine peinliche Schlussnote hat nicht einmal dieser Film verdient.

Aladdin (2019) Review
Aladdin (Mena Massoud) und Dschinni (Will Smith) in ALADDIN (2019) // © Disney

Über ALADDIN zu sprechen ist furchtbar schwer. Es sind nüchtern betrachtet 130 Minuten aktives Nichts, die da über die Leinwand flimmern. Schon zwei Stunden nach Verlassen des Kinosaales ist der Film komplett aus dem Gedächtnis gelöscht, was bleibt ist ein allumfassendes Gefühl der Leere. ALADDIN ist damit die Verzelluloidisierung all der Gründe, weshalb das große Blockbusterkino der letzten fünf Jahre quasi ausnahmslos enttäuschte. Das Erzählen einer Geschichte mit gut geschriebenen Charakteren rückt in den Hintergrund und die Filme verkommen zur vierteljährlich aktualisierten Tech-Demo. Zur Resignation treibt der Gedanke, dass Disney trotz allem schwarze Zahlen mit ihrem Nichts schreiben werden.

Bringt ihn endlich zurück, den funktionierenden Eskapismus!

Titel, Cast und CrewAladdin (2019)
PosterAladdin (2019) Review
Releaseab dem 23.05.2019 im Kino
ab dem 26.09.2019 auf Blu-ray
Bei Amazon bestellen:

RegisseurGuy Ritchie
Trailer
BesetzungWill Smith (Dschinni)
Mena Massoud (Aladdin)
Naomi Scott (Jasmine)
Marwan Kenzari (Jafar)
Navid Negahban (Sultan)
Nasim Pedrad (Dalia)
Billy Magnussen (Prinz Anders)
DrehbuchJohn August
Guy Ritchie
KameraAlan Stewart
MusikAlan Menken
SchnittJames Herbert
Filmlänge128 Minuten
FSKab 6 Jahren

2 Gedanken zu „Aladdin (2019) – Filmkritik“

  1. Absolut ungerechtfertigte Kritik.
    Aladdin Live Action ist ein großartiger Spass für die ganze Familie. Es kommen auf jeden Fall Gefühle und Stimmung auf – bei den grossartigen Songs sowieso. Und der Cast – allen voran Mena Massoud – machen ihre Sache wunderbar. Aladdin lebt von seinem zeitlosen Charme und Guy Ritchie hat eine Prise „Snatch“ hinzugefügt. Volle Punktzahl!!

    1. Also ich habe Aladdin jetzt auch gesehen und muss sagen, es kommt einfach nicht am Klassiker heran. Der Bösewicht wirkt einfach nicht böse und fies sondern einfach nur hinterhältig und kurzzeitig fühlte ich mich wirklich wie in einem Bollywood Film und nicht in einem Disney Film. Desweiteren hatte der Papagei Jago viel zu wenig Screentime, was ich sehr Schade fand. Da er im Original doch schon sowas wie die rechte Hand von Dschafar war. Desweiteren war die Synchron Stimme von Dschafar auch mehr als fehl am Platz, da ich immer an den Schauspieler Colin Farrell denken musste.

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