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33. Fantasy Filmfest 2019 – Unsere Watchlist

Seit 1987 bringt uns das Fantasy Filmfest unabhängige Filmwerke abseits des Mainstreams in die Kinosäle großer Städte wie Berlin, München oder Köln. Dabei ist „abseits“ wirklich wörtlich im Sinne von „abseitig“ gemeint. Hier gibt es weder Länder- noch Genregrenzen. Was bisher nur in schattigen Videothekenecken auf seltene Erweckungsküsse abenteuerlustiger Filmnerds warten musste, findet hier den direkten Weg auf die große Leinwand und weit aufgerissene Cineastenaugen. Hier geht wirklich mal der Film-Punk ab. Diese Spielwiese freigeistiger Kinokunst ist natürlich auch für den Fluxkompensator die perfekte Gelegenheit neue, spannende Zeitreisen zu unternehmen. Egal ob Vergangenheit, Zukunft, Parallelwelten oder minutiös verstreichende Gegenwart. Alles ist zeitlich ein bisschen „abseits“ unserer eigenen Timeline.

Insgesamt warten 50 Lang- und 10 Kurzfilme auf ihre deutschlandweite Erstsichtung. Dass wir nicht bei allen Filmentjungferungen dabei sein können, sei uns angesichts der Vielzahl an Werken nachgesehen. Nur die ganz Harten und Würdigen haben sich schon ihre Dauerkarten gesichert und dafür ein paar Tage Urlaub eingereicht oder bereits eine Zeitmaschine erfunden, um die „verfilmte“ Zeit im normalen Leben wieder reinzuholen. Für alle grundsätzlich Interessierten und Spontankinogänger, möchten wir hier mal unsere persönliche Watchlist vorstellen.

Sie bietet einen spannenden Querschnitt durch das Programm und kann sicher den ein oder anderen in:

  • BERLIN (04.09.-15.09.)
  • FRANKFURT (05.09.-15.09.)
  • HAMBURG (19.09.-29.09.)
  • KÖLN (12.09.-22.09.)
  • MÜNCHEN (11.09.-21.09.)
  • NÜRNBERG (19.09.-29.09.)
  • STUTTGART (12.09.-22.09.)

von der heimischen Couch ins Kino locken. Neben der von vielen erwarteten Fortsetzung der Rob-Zombie-Familie-Firefly-killt-sich-blutig-durch-amerikanische-Provinz-Reihe: 3 FROM HELL gibt es jede Menge weitere Filme, die sich ein zukünftiges Publikum verdienen können.

Hier nun unser persönlicher FANTASY FILMFEST FAHRPLAN:

THE LODGE (USA, GB)

Ein Werk, dass als offizieller Eröffnungsfilm ausgewählt wurde, macht natürlich allein dadurch schon neugierig. Wenn er dann noch im Schnee von einem österreichischen (!) Regiepaar bei Eiseskälte im Angesicht eines nicht greifbaren Grauens stattfindet und mit Riley Keough (UNDER THE SILVER LAKE) eine toughe Stiefmutter präsentiert, schlägt unser THE THING und FARGO gekühltes Herz gleich noch einmal einige Grad kälter. Zur Filmkritik

READY OR NOT (USA)

Eine junge Braut muss sich erst den Respekt der Familie ihres Zukünftigen verdienen, indem sie bei einem makabren Spiel auf Leben und Tod mitwirkt. Die alte Familientradition fordert nicht nur von der äußerst attraktiven Samara Weaving (THE BABYSITTER, THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING MISSOURI) jede Menge Blutresistenz und einen starken Magen. Wer auf knallige Familien-Splatter-Komödien steht und auch mal wieder Weddding Profi Andi Mc Dowell (VIER HOCHZEITEN UND EIN TODESFALL) in einer Nebenrolle sehen möchte, ist bei dieser „Nacht vor der Hochzeit“ sicher genau der richtige Gast. Die Review von Eric

ROMULUS UND REMUS (Italien, Belgien)

Für alle geschichtsbegeisterten Schulstreber kommt mit diesem Film endlich mal Licht ins Dunkel der Legende um die Gründung Roms und seines Jahrhunderte alten Weltreichs. Wer zudem auch mal Lust hat, seine alten Lateinkenntnisse aufzufrischen ist bei dieser historisch nicht ganz verbürgten Schlachtplatte in der richtigen Vorlesung. Die Review von Andreas

LITTLE JOE (GB, Österreich, Deutschland)

Und noch eine Regisseurin aus Österreich, die in einer internationalen Produktion den Horror in der Natur entschlüsseln möchte. Unter der Regie von Jessica Hausner, die mit ihren bisherigen Arbeiten einen sehr strengen, fast theatralischen Stil verfolgte, versucht eine Bioforscherin hinter das Geheimnis einer emotionalen Pflanze zu kommen. Mit Hauptdarstellerin Emiliy Beecham (28 WEEKS LATER, HAIL CAESAR) präsentiert das Fantasy Filmfest zudem die frisch gekürte Gewinnerin der silbernen Palme von Cannes. Wer auf tödliche Pflanzen a la ANDROMEDA STRAIN steht, kann hier vielleicht zu einem begeisterten Hobbybiologen werden. FFF-Link

PORNO (USA)

Allein der Titel verpflichtet, in einem kuscheligen Kinosessel, neben religiös verklärten Teenagern bei der Erstsichtung eines nicht ganz ungefährlichen „Aufklärungsfilms“, Platz zu nehmen. Hier kommen wirklich alle Abseitigkeiten eines nicht jugendfreien Kinos zusammen: Sex, Hexen, Teeniehorror. Und das Ganze spielt auch noch in einem Kino. Was kann man als aufgeklärter Filmnerd noch mehr erwarten? Die Filmkritik findet ihr hier.

THE PROFESSOR AND THE MADMAN (Irland)

Mel Gibson und Sean Penn!!!! Das allein sollte jeden Filmfreak aufhorchen lassen. Wenn man dann noch wissen möchte, was ein englisches Wörterbuch und die Erforschung von Sprache auf einem Festival der Abseitigkeiten zu suchen hat, muss sich hier einfach per Zeitreise ins viktorianische England begeben. Begleitet von einem symphonisch orchestralen Soundtrack aus der Feder von Bear McCreary (GODZILLA 2 – KING OF MONSTERS, THE WALKING DEAD, OUTLANDER) wird dieser Trip ins 19. Jahrhundert auch zu einem akustischen Erlebnis. Bitte anschnallen! FFF-Link

CHARLIE SAYS (USA)

Mit dem kurzen Ausflug auf die Mansion Farm ließ Quentin Tarantino in ONCE UPON A TIME IN HOLLYWOOD zu kurz die spannendste Episode in seinem neunten Spielfilm aufblitzen. Regisseurin Mary Harron (AMERICAN PSYCHO) konzentriert sich hier jedoch vollends auf die Mansion Jüngerinnen, die unter dem Einfluss dieses realen Psychos diese unfassbaren Hollywood Morde begangen haben. Dabei schaut sie tief ins Herz dieser Horrorkommune, ohne die eine der schönsten Kinostarletts der 60er Jahre vielleicht heute noch an der Seite von Roman Polanski leben würde. Ist das vielleicht sogar der bessere Tarantino Film über den Ritualmord an Sharon Tate? FFF-Link

VIVARIUM (Irland, Belgien, Dänemark, USA)

Jesse Eisenberg (THE SOCIAL NETWORK) und Imogen Poots (28 DAYS LATER) auf der Suche nach einem beschaulichen Eigenheim. Dass eine sterile Neubausiedlung dafür vielleicht doch nicht die optimale Wahl ist, sollte den beiden bereits beim Erstgespräch mit dem übereifrig korrekten Makler aufgefallen sein. Was sich genau hinter diesem NEUEN WOHNEN verbirgt, lässt uns Regisseur Lorcan Finnegan sicher bald hautnah erfahren. Wer gerade selbst auf Wohnungssuche ist, kann hier sicher ein paar wertvolle Tipps für seine eigene NO GO Checkliste einholen. FFF-Link

–> Die Review von Christoph

MOPE ( USA)

Und noch eine Kinogeschichte „abseits“ von Hollywood. Diesmal geht es direkt und ungeschminkt um das Genre Pornofilm, bei dem die beiden Protagonisten als zukünftige Stars Fuß fassen wollen. Dass sie dafür mehr als harte Eier brauchen, werden sie nach und nach erfahren müssen. Regie Debütant Lucas Heyne führt uns in seiner wahren Geschichte ganz weit ins „Abseits“ der Traumfabrik. Mal sehen, ob sich hier eine unerwartete berufliche Umorientierung auftut. Der gemeine Filmnerd ist ja bekanntlich für vieles offen … Die Kurzreview auf unserer Facebookseite

Wenn uns bis dahin nicht die Luft und das Popcorn ausgegangen sind, wäre noch ein letzter Film auf unserer persönlichen Watchlist zu finden.

A GOOD WOMAN IS HARD TO FIND (Irland, GB, Belgien)

Eine alleinerziehende Witwe gegen brutale Drogenbosse in einer lieblosen Sozialbauwohnung. Die TV erprobte Sarah Bolger (DIE TUDORS) zeigt hier recht handfest, was es heißt, sich mit der falschen Frau anzulegen. Dass sie dabei nicht zimperlich sein darf, zeigt uns dieser Neo-Film-Noir von Abner Pastoll (ROAD GAMES, GETAWAY DRIVER) mit überraschender Auslegung sämtlicher „Abseits“-Regeln. FFF-Link

Mit diesem Fahrplan wünschen wir allen eine gute Reise durch die Welt „abseits“ gängiger Unterhaltungsstraßen. Vielleicht bis bald im Kinosessel nebenan.

© Andreas Ullrich

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