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The Machinist (2004) – Filmanalyse

Handlung

THE MACHINIST beginnt mit der Aussicht auf das nächtliche Los Angeles. Durch die Spiegelung in einem Fenster kann verfolgt werden, was in einer Wohnung vorgeht. Ein Mann rollt einen Teppich zusammen, in dem eine Leiche liegt, danach versucht er den Teppich in einen Fluss zu werfen. Was ihm aber nicht gelingt. Er wird von einem anderen Mann mit Taschenlampe gestellt, dessen Gesicht man nicht erkennt. Daraufhin sieht man den Mann vom Anfang wieder in seiner Wohnung. Er wäscht sich die Hände.

WHO ARE YOU?

THE MACHINIST handelt von Travor (Christian Bale), der seit einem Jahr keinen Schlaf mehr findet und in Folge dessen starkes Untergewicht hat. Er arbeitet als Maschinist in einer Werkzeugfabrik. Seine einzigen Freuden sind der Besuch bei der Prostituierten Stevie (Jennifer Jason Leigh) und eine Tasse Kaffee, serviert in einem Flughafencafé von der Kellnerin Marie (Aitana Sánchez-Gijón). Ein neuer Angestellter taucht in der Fabrik auf, Ivan (John Sharian). Ivan macht auf Travor keinen seriösen Eindruck. Als der Kollege Miller (Michael Ironside) Travors Hilfe bei einer Maschinenreparatur benötigt, wird er durch eine Gestik des Kehleaufschlitzen von Ivan abgelenkt. Worauf Travor an den Startknopf der Maschine gerät und diese Millers Arm abtrennt. Bei Prüfung des Vorfalls durch die Chefetage stellt sich heraus, dass in der Fabrik gar kein Ivan angestellt ist.

© Studio Hamburg

„Ich glaube der Sturm ist schon da.“ – Ivan

Travor begibt sich auf die Suche nach Ivan und erkennt, dass mehr dahinter zu stecken scheint. Travor verliert weiter an Gewicht und seine Beziehung zu Stevie wird intensiver und beschränkt sich nicht nur auf bezahlten Sex. Die Verwirrung steigt in Travor weiter als er einen Zettel an seinem Kühlschrank findet, worauf ein Galgen mit sechs Strichen zu sehen ist, ein Galgenspiel.

Die Kellnerin Marie lädt ihn ein den Muttertag mit ihr auf einem Rummel zu verbringen. Durch einen Besuch von Travor und Marias Sohn Nicolas (Matthew Romero Moore) in einer Geisterbahn, bekommt der Junge einen epileptischen Anfall. Maria und Travor kommen sich nach diesem Vorfall menschlich näher und lernen sich besser kennen.

© Studio Hamburg

„Werde nicht noch dünner! Sonst bist du bald nicht mehr zu sehen.“ – Stevie/Maria

Travor erleidet beinahe den gleichen Unfall wie Miller und beschuldigt seine Kollegen Rache an ihm üben zu wollen. Durch diesen Wutanfall wird Travor gefeuert. Er versucht nun das Rätsel an seinem Kühlschrank zu lösen. Er lässt sich von einem Auto anfahren, um an den Namen des Halters von Ivans rotem Firebird zu kommen. Die Polizei sagt, dass dies sein Kennzeichen ist und er das Auto vor einem Jahr als Unfall mit Totalschaden gemeldet hat. Sein einziger jetzt noch bestehender Ruhepol in seinem Leben ist Stevie, die ihm ihre Liebe gesteht und für ihn mit der Prostitution aufhören will. Durch ein Foto von Ivan in ihrer Wohnung wird Travor klar, dass Ivan sich an ihm rächen will, da er nun mir Stevie zusammen ist. Er verlässt Stevie nach einem heftigen Streit in dem Stevie sagt, das Travor auf dem Foto ist und nicht Ivan.

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Travor sieht Ivan vor seinem Haus mit Nicolas aussteigen und verdächtigt darauf Ivan, Nicolas in seinem Bad umgebracht zu haben. Travor schneidet Ivan die Kehle auf. Nicolas ist jedoch nicht mehr in der Wohnung zu finden. Daraufhin rollt er den toten Ivan in einen Teppich und die Szene vom Filmanfang wiederholen sich. Wobei man aber nun erkennt, dass bei dem Teppichausrollen am Fluss keine Leiche mehr da ist und die Stimme des Mannes mit der Lampe Ivan gehört. Darauf wird Travor in der Wohnung vor dem Spiegel klar, was vor einem Jahr geschehen ist.: Er wollte sich in seinem roten Firebird eine Zigarette anzünden und übersieht einen Jungen – Nicolas – auf der Straße und überfährt in. Maria ist seine Mutter und läuft auf den Jungen zu. Travor begeht Fahrerflucht und lässt das Auto verschwinden.

„Ich will nur noch schlafen.“ Travor

Nach dieser Erinnerung taucht Ivan wieder im Spiegel auf. Am folgenden Tag löst er seine Wohnung auf und geht nach anfänglichem Verdacht des Zuschauers – er ginge zum Flughafen um zu fliehen – ins Gefängnis. Ivan bleibt außerhalb des Gebäudes.

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Die Charaktere

Travor

Travor ist ein Fabrikarbeiter Anfang 30, der an chronischer Schlaflosigkeit leidet, durch welche er unter extremen Untergewicht leidet. Er ist intelligent und bildet sich stets weiter. Er liest zum Beispiel „Der Idiot“ von Dostojewski – übrigens ein kleiner Hinweis auf das Haupthema mit Dostojewskis wichtigstem Werk „Schuld und Sühne“. Er zitiert auch Gesetzestexte. Diese Intelligenz steht im Gegensatz zu seinem Beruf, der hauptsächlich einseitige und monotone Arbeit an schweren Werkzeugmaschinen erfordert. Sein Schlafmangel verstärkt zudem die Gefahr eines Unfalls an den Maschinen. Er ist kein Mensch, der die Gesellschaft anderer sucht. Besonders deutlich wird dies, als er von seinen Arbeitskollegen zum Pokern eingeladen wird und er diese Einladung ausschlägt. Aus dem Szenenkontext erschließt sich, dass sich Trevor früher an diesen Pokerrunden beteiligte, dies aber schon seit geraumer Zeit nicht mehr tut und sich somit von seinen Mitmenschen weiter abkapselt. Den Kollegen fällt dieses Verhalten auf, sie bemerken daraufhin, dass er nicht mehr so wie früher sei. Dieses Verhalten lässt auf ein Ereignis schließen, dass seine Veränderung bewirkte.

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Der einzige Mensch dem Travor traut, ist die Prostituierte Stevie. Ihr erzählt er fast alles, unter anderem, dass er unter Schlaflosigkeit leidet. Travor starrt oft lange auf manche Dinge, als ob er sich an ein Ereignis erinnert. Seine Umwelt verändert sich immer mehr, durch das Eintreten von Ivan in sein Leben. Man erkennt, dass die Realität sich mit seiner Fantasie mischt. Objekte (z.B. Plattenspieler, Glasschale, Fischbilder, Personen) aus seiner Vergangenheit tauchen erneut in der Gegenwart auf. Dies erinnert sehr stark an ein Traumschema. Man verarbeitet Erlebnisse in einem Traum mit zum Teil völlig neuen Zusammenhängen. Seine Kleidung ist sehr unscheinbar und es scheint oft, als würde er farblich und strukturell in seiner Umgebung einfach verschwindet.

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Ivan

Ivan ist ein stämmiger Dunkelhäutiger mit Glatze, was im extremen Gegensatz zu Travors Erscheinung steht. Er ist Trevors Fantasie entsprungen, was aber erst gegen Filmende deutlich wird. Er hat seine drei mittleren Finger der linken Hand an einer Werkzeugmaschine bei einem Unfall verloren. Ivan wird in die Handlung eingeführt, als Trevor in seinem Pick- Up einnickt, als erstes hört man seine Stimme, dann sieht man ihn mit einem Gewitter im Hintergrund, was sofort erahnen lässt, dass seine Anwesenheit nichts Gutes verheißt. Oft beginnt sein Auftreten als erstes in einem Spiegel. Somit wird verstärkt und zunehmend deutlich, dass Ivan nur eine Einbildung ist. Außerdem trägt Ivan die Sachen, die Travor vor dem Unfall getragen hat – Cowboystiefel, Jacke, Sonnenbrille. Am Wendepunkt des Films versucht Travor ihn mit einem Schnitt durch die Kehle zu töten, also auf die Art und Weise die Ivan andeutet. Ivan lässt sich aber nicht so einfach aus Trevors Bewusstsein entfernen. Nur durch das Eingestehen der Tat und das Geständnis bei der Polizei verabschiedet er sich bei Travor.

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Stevie

Stevie ist eine Prostituierte, die ihre Wohnung zu ihrem Arbeitsplatz gemacht hat. Sie verhält sich oft sehr fürsorglich und verletzlich. Man sieht sie nie an einem anderen Ort als in ihrer Wohnung. Travor ist ein Stammkunde von ihr, in den sie sich auch verliebt hat. Man erkennt dies schon am Anfang durch Gratis-Angebote (Rührei, bei ihr Übernachten). Sie scheint einen sehr warmherzigen Charakter zu besitzen, was unter anderem durch die Beleuchtung in ihrer Wohnung mit warmen Farben dargestellt wird. Stevie würde für Travor ihren Beruf aufgeben, was sehr für die Liebe zu ihm und dem Wunsch auf ein neues Leben spricht.

Travor nimmt bei Stevie ein Bad // © Studio Hamburg

Maria

Maria ist eine Kellnerin in einem Flughafencafé. Sie ist eine alleinerziehende Mutter, die wie Ivan eine Fantasiegestalt ist, die ihr Aussehen der Mutter verdankt, dessen Kind Travor vor einem Jahr überfahren hat. Ihr erster Auftritt im Film ist nachdem Travor kurz an der Theke des Flughafencafés eingenickt ist. Maria ist neben Stevie die einzige Person, die Travor nicht nach seinem Aussehen beurteilt und Freundschaft mit ihm schließt. Die Beleuchtung ihrer Wohnung steht, wie bei Stevie, für ihre warmherzige Persönlichkeit. Außerdem gibt es neben diesen, weiter Parallelen zu Stevie: gleiche Sätze und der Anruf des Ex-Freundes.

Marie // © Studio Hamburg

Hintergründe

Schlaflosigkeit

Chronische Schlaflosigkeit wird bei Erwachsenen meistens durch soziale oder psychische Störungen bzw. Probleme ausgelöst. Sie wird verstärkt durch die Einnahme von Schlaf störenden Substanzen wie Koffein, Alkohol oder Nikotin. Durch den Schlafentzug können mögliche Verhalten auftreten: Schlafwandel, häufige kurze Einschlafphasen in nahezu jeder Lebenslage. Man ist nie 100 % leistungsfähig. Der Körper reduziert sein Energiehaushalt auf das Nötigste. Psychologische Auslösefaktoren können Stress, Angst, Schuldgefühle und Konflikte sein. Der Schlafmangel wirkt sich auf das komplette Nervensystem aus, man bekommt Sinnestäuschungen bzw. die Wahrnehmung wird verändert. Wenn der Schlaflose doch für eine kurze Zeit eingeschlafen ist, kann es zum Schlafwandeln kommen. Er geht zu bekannten Plätzen oder verlegt Dinge, die er am nächsten Tag nicht wieder findet. (Quelle: Wikipedia)

© Studio Hamburg

Das Genre

Das Genre lässt sich nicht konkret bestimmen. THE MACHINIST enthält Elemente eines Thrillers, eines Mysterie-Films und eines Dramas. Ebenfalls werden Merkmale der Film-Noir deutlich. Es gibt kaum gesättigte Farben zu erkennen, was dem Film fast einen Black-And-White-Look verleiht, außerdem gilt es ein Geheimnis zu lüften bzw. einen Mord aufzudecken.

Brad Anderson

Brad Anderson wurde 1964 in Conneticut (USA) geboren. Studierte Filmgeschichte an dem Bowdoin College und Filmproduktion in London. Seine erste Arbeite war eine Folge für die Serie HOMICIDE (1993), danach folgen Filme wie FRANKENSTEIN’S PLANET OF MONSTERS! (1995), THE DARIEN GAP (1996) und  NEXT STOP WONDERLAND (1998). Ab 1996 werden die Kritiker zunehmend aufmerksam auf ihn und er erhielt für seine Filme Publikumspreise und diverse andere Auszeichnung auf Filmfestivals wie zum Beispiel dem Sundance Fastival. 1997 wurde Anderson zu einem der „Ten Leading New Independent Directors to Watch“ von der „Variety“ ernannt. 2001 wurden gleich zwei seiner Filme von den Kritikern begeistert aufgenommen IFCS ACCIDENTS (2000) und SESSION 9 (2001). 2002 und 2003 inszenierte er Episoden für die US-Fernsehserien THE WIRE und THE SHIELD. Nach THE MACHINIST (2004), dreht er hauptsächlich Folgen für TV-Serien. 2008 kommt der sehenswerte TRANSSIBERIAN mit Woody Harrelson in die Kinos. 2018 dreht er BEIRUT mit Jon Hamm und 2019 die Netflix-Produktion FRACTURES mit Sam Worthington in den jeweiligen Hauptrollen.

Dir Umrisse von Ivan in der Spiegelung // © Studio Hamburg

Christian Bale

© Studio Hamburg

Christian Bale wurde am 1974 in Haverfordwest, Wales geboren. Seine ersten Erfahrungen als Schauspieler sammelte, der noch 12-jährige, beim Fernsehen (ANASTASIA und HEART OF THE COUNTRY, beides Serien). Mit 13 spielte er bereits bei IM REICH DER SONNE von Steven Spielberg mit. Wie auch bei Brad Anderson ist Bales Arbeit nicht auf einen Genretyp festzulegen. Kultstatus erhielt Bale mit der Hauptrolle in der Literaturverfilmung AMERICAN PSYCHO (2000). Als Batman in der Comicverfilmungstrilogie wurde er zu in einem internationalen Star der Oberliga. Seine vielseitige Filmografie lässt einen Schauspieler mit vielen Facetten erkennen, der keine Angst vor physischen Hindernissen hat. In THE MACHINIST hungerte er sich über 20 Kilogramm ab und verzichtete somit auf den Einsatz von Special Effects. Außerdem ist zu bezweifeln, ob die gestörte Persönlichkeit des Travor Rezneck ohne Bales Untergewicht so gut dargestellt hätte werden können. Bale gab in einem Interview zu „nur noch einen Apfel und eine Tasse Kaffee am Tag während der Dreharbeiten zu sich genommen zu haben, was die fortschreitende Abmagerung noch verstärkte. Außerdem beschränkte es seine Bewegung auf ein Minimum und förderte seine träumerische Wahrnehmung.

Filmische Mittel

Kamera

Der leitende Kameramann bei THE MACHINIST war Xavi Gimenez (AGORA, TRANSSIBERIAN). Was bei den Kameraeinstellungen am meisten auffällt ist, dass die Augenhöhe häufiger verlassen wird. Frosch- und Vogelperspektiven kommen sehr oft zum Einsatz. Einzig, wenn der Dialog im Vordergrund steht, kehrt die Linse auf „Zuschauerhöhe“ zurück, da der Dialog und die Emotionen der Protagonisten im Mittelpunkt stehen. Aufwändige Kranfahrten werden nur an Kreuzung gemacht. Der Zuschauer kann die Handlung von oben herabblickend besser verfolgen.

Die Up- und Downshots, werden oft in Wohnungen benutzt, was dem Raum mehr Größe verleiht, zum Beispiel Vogelperspektiven auf das Bett von Stevie oder in der Szene als Trevor Ivan tötet. Froschperspektiven werden zum Bespiel dann verwendet, als Travor nach dem Drogentest aus der Fabrik kommt oder bei seiner heldenhaften Körperhaltung nachdem Nicolas seinen Anfall in der Geisterbahn hatte. Durch solche Einstellungen beeinflusst man das Urteil über die Figur erheblich. Bei einer Sicht von oben, wird die Person klein dargestellt und man bekommt den Eindruck sie sei verletzlich und verloren. Bei einer Sicht von unten, erscheint sie größer, sie wirkt stärker.

© Studio Hamburg

Subjektiven werden nur aus Travors Perspektive gedreht, damit der Zuschauer nur ihm folgt und sich in seine Person hineinversetzen kann. Sehr oft werden diese bei Hinweisen zu Travors Vergangenheit eingesetzt, bei den Hinweis-Zetteln oder wenn er die Fahrerfluchtanzeige ausfüllt. Man sieht ausschließlich das was der Protagonist auch sieht, um somit eine identische Wahrnehmung zu erzeugt. So weiß der Zuschauer nie mehr als Travor selbst. Sehr oft werden auch Gegenstände links oder rechts im Bild angeschnitten, was dem Blick etwas Voyeuristischem verleiht. Travors Gesicht wird oft von Gegenständen im Umfeld umrahmt. Er wird zwischen Türen in seiner Wohnung, zwischen Maschinen oder im Mittelpunkt des Spiegels gezeigt. Das verhilft Travor als eine Art Gemälde zu verstehen, erweitert den irrealen Eindruck auf das Abgemagerte, Blasse und stellt auch visuell die Frage: Wer ist diese Person wirklich?

© Studio Hamburg

Szenen bei Stevie beginnen meist hinter durchsichtigen Stoffen, wie einem Schleier, einem Tuch oder einer Perlenkette. Der Zuschauer erhält somit einen visuellen Hinweis, dass er sich hier in ihre Privatsphäre begibt. Er muss ein Hindernis überwunden werden, bevor es gestattet wird, die Intimität der Protagonisten zu teilen. Wichtig bei THE MACHINIST sind die kleine Objekthinweise und die Vielzahl von Déjà-vus. Der Kameramann bringt solche Dinge im Hintergrund ein. Im Bereich Requisite wird näher darauf eingegangen.

Schnitt

Der Schnitt ist sehr flüssig gehalten, das heißt, es muss nie Fokus nach einem Schnitt von rechts nach links wandern. In der Geisterbahnszene werden Frames von dem Autounfall vor einem Jahr hineingeschnitten. Der Zuschauer nimmt sie nur sehr kurz wahr und es erzeugt eine Art Unbehagen. Es ist eine Situation, die man noch nicht kennt und somit wird mehr Spannung in der Handlung aufgebaut. Bei größeren Zeitverläufen werden sogenannte „weiche Übergänge“ durch Überblendungen genutzt.

Ein Bild in der Geisterbahn eines Jungen, der auf die Straße läuft // © Studio Hamburg

Schwarz- und Weißblenden gibt es keine, sondern nur am Filmanfang und -ende. Der Film startet mit einer Schwarzblende und endet mit einer Weißblende. Was der Schwarzweiß-Optik des Films entspricht, sowie einer Entwicklung des Protagonisten vom Schlechten zum Guten verdeutlicht, vom Geheimnis zur Offenbarung. Schnitte werden durch Geräusche oder Stimmen, die schon zur nächsten Szene gehören erleichtert (Stimme aus dem Off). So wird Travor von Miller schon „in die nächste Szene gerufen“. Das verstärkt noch einmal den kraftlosen, tranceartigen Zustand der Hauptfigur. Als Travor am Ende des Films von seiner Wohnung wegfährt, denkt der Zuschauer automatisch, dass er zum Flughafen fährt und nicht in die Innenstadt. Ausgelöst wird dieser Verdacht durch die helle Umgebung, in der sich Travor nach dem Schnitt befindet und dem Geräusch eines Flugzeugstarts, das während des Schnittes erfolgt.

Travor ist im „hellen Kloster der Beichte“ angekommen. Endlich findet er Schlaf // © Studio Hamburg

Licht- und Farbsetzung

Das Entscheidende, was ins Auge fällt, ist das die Farben der Bilder extrem ungesättigt erscheinen. In der ersten Flughafenszene wirkt das Bild fast Schwarzweiß. Durch den Einsatz von nur einer Handvoll Farben bekommt THE MACHINIST seinen einzigartigen Look. Die häufigsten Farben sind Grau-, Blau-, Grün- und Weißtöne. Dies sind sehr kühle Farben, die die Beklemmung und depressive Stimmung optisch wiedergegeben. Außerdem fallen Gegenstände oder Personen in warmen Farbtönen (Rot, Gelb, Rosa) in dieser kühlen Umgebung besonders ins Auge. Stevie trägt zum Beispiel nur bunte Kleidung, sowie die gelbe Farbe des Notizzettels oder das Rot von Ivans Firebird.

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Das Licht wird sehr weich auf die Szenen aufgebracht, besitzt stets kühle Lichttemperaturen und wird somit meistens durch Neonlicht hervorgerufen, wie zum Beispiel in Bädern oder der Fabrik. Hierzu im Gegensatz stehen die Wohnräume der beiden Frauen Stevie und Maria, die in ein sehr warmes Licht getaucht sind. Wohnräume erhalten ebenfalls eine punktuelle Lichtsetzung, was ihnen mehr Tiefe verleiht, aber ihnen auch etwas Mysteriöses gibt. Diese Darstellung findet ihren Höhepunkt in den Szenen von Travors Wohnung, nachdem er vergessen hat die Stromrechnung zu bezahlen und er nur noch auf Licht-Hilfsmittel zurückgreifen muss. Zum Filmende wird Travor immer stärker von oben beleuchtet, was seinem abgemagerten Gesicht schärfere Konturen gibt, seine Augen tiefer und dunkler erscheinen lässt.

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Motive und Gegenstände

Dieses versucht sich auf zwei wesentliche Aufgaben zu konzentrieren. Zum Ersten versucht es dem Zuschauer Hinweise auf Zusammenhänge, Personen und Ereignissen zu geben. Zum Zweiten tauchen bestimmte Dinge, wie zum Beispiel Uhren und Zettel, immer wieder auf, was diesen Erinnerungs-Hauptaspekt mit seinen Déjà-vus eine Grundlage gibt.

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Notizzettel

Der Notizzettel ist ein wichtiger Bestandteil von Travor. Zum einem, weil er ihm hilft durch die Schlaflosigkeit bedingte Vergesslichkeit sich an Dinge zu erinnern. Zum anderem verändert sich sein Leben durch den ersten Post-it mit dem Galgenrätsel auf dramatische Weise. Es gibt Zettel die seinen Gewichtsverlust über der Waage darstellen und die Zahlen darauf, erinnern auch an den Umkleideraum der Fabrik. Seine Spintnummer ist die 122 (sein ungefähres Gewicht in Pfund) und links im Bild geht es numerisch abwärts.

Die Notizzettel mit Gewichtsangaben links im Bild // © Studio Hamburg

Uhr

Uhren sind im Hintergrund der einzelnen Szenen immer wieder zu sehen. Sie wirken unnütz, weil jede Art von Zeitgefühl abhandenkommt. In den Szenen am Flughafen und in Marias Wohnung beginnen sie immer wieder bei 1:30, was die Zeit des Unfalls vor einem Jahr ist. Travors Armbanduhr trägt er verkehrt herum, so dass er nicht die Zeit sieht, was dafürspricht, dass er an nichts erinnert werden will und somit die Vergangenheit abblockt.

Wenn eine Uhr zu sehen ist, ist es 1:30 // © Studio Hamburg

Angelsachen/Fische

Dinge, die mit Fischen oder Angeln zu tun haben, tauchen sehr oft auf. Es beginnt mit dem Foto von Ivan und Raynolds, wie sie einen großen Fisch geangelt haben. Dieser Fisch ist auch in Travors Kühlschrank und kommt am Ende zum Vorschein. In der Wohnung von Maria hängen Fischbilder an der Wand, ein großer Fischkopf hängt neben dem Toiletteneingang des Boiler Room´s, eine Angel liegt auf dem Fotoalbum in Travors Wandschrank, die er ignoriert und ein Aufkleber „I´d rather be fishing“ an einem Auto, der durch eine Schärfeverlagerung in einer Szene zum Vorschein kommt. Vermutlich war Trevor zum Zeitpunkt der Unfalls gerade zum Angeln unterwegs, sonst lässt sich diese Präsenz im ganzen Requisiten nicht erklären.

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Bleichmittel

Travor wäscht sich seine Hände mit Bleichmittel, was schon etwas Extremes hat. Er versucht etwas von sich abzuwaschen das sehr hartnäckig ist – die Schuld an dem Unfall. Die Flasche mit Bleichmittel auf der Toilette des Boiler Room´s ist mit „Pure Live“ beschriftet. Dieses Bleichmittel legt sich auch über den kompletten Film, es zieht ihm förmlich die Farbe aus den Aufnahmen, mit dem Höhepunkt der fast komplett weißen Gefängniszelle am Ende.

Weggabelungen

Es gibt drei Weggabelungen im Film. Zum einen die in der Geisterbahn, wo es links zum „Highway to Hell“ und rechts zur „Road to Salvation“ geht. Dies ist schon an der Wortwahl sehr interessant, denn ein Highway ist meistens schneller als eine Straße, was wiederum aussagt, dass man schneller in die Hölle kommt als Heilung zu erhalten. Zum zweiten taucht eine Weggabelung in den Abwasserkanälen auf. Links Kanal A der sehr dunkel ist und rechts Kanal B der sehr hell ist. Zum dritten und letzten Mal taucht dieses Weggabelungsmotiv auf dem Highway auf. Links geht es in einer Meile zum Flughafen und rechts zur Innenstadt bzw. zum Gefängnis). Hier wählt Travor dann den rechten (Doppelbedeutung des Wortes, den gerechten) Weg.

Die Hölle oder die Erlösung // © Studio Hamburg

Der Unfall

Kurze Details die Travor kurz vor seinem Unfall gesehen hat und danach verdrängte, tauchen während THE MACHINIST immer wieder auf. Der Zigarettenanzünder, Route 66, die Zeit 1:30, die Cowboystiefel und der rote Firebird.

Route 66 Schild // © Studio Hamburg

Kleine Details

Kleine Dinge, die erst bei genauem Hinsehen auffällig werden, sind zum Beispiel das rote Spielzeugauto mit dem Travor als kleiner Junge gespielt hat (Szene mit dem Fotoalbum), das wiederum bei Stevies Haus im Flur steht. Außerdem ist das Nummernschild von Ivans Firebird 743CRN das Spiegelverkehrte Nummernschild des Pick-ups von Travor NRC347.

© Studio Hamburg

Persönliches Fazit

In meinen Augen beschreibt THE MACHINIST, dass man im Leben stets die Wahl hat. Jeder steht oft vor einer Weggabelung und muss entscheiden in welche Richtung er gehen möchte. In diesem Fall wird deutlich gezeigt, dass der Prozess der Beichte einer falschen Tat schwerer ist, als sie zu ignorieren und zu verdrängen. Jedoch erhält Travor für diese Verdrängung die Strafe in Form von extremer Schlaflosigkeit. Er macht eine physische und psychische Talfahrt durch, die ihm am Ende nach dem Gestehen seiner Tat, doch noch mit Schlaf belohnt. Es wird anschaulich dargestellt, wie komplex die menschliche Psyche ist und dass unsere Wahrnehmungen in einer Erinnerung nie dieselben sind. Somit spiegelt der Film in seiner komplexen Inszenierung, wie diese Filmanalyse nahelegt, ein komplexes menschliches Bewusstsein wider.

© Christoph Müller

Titel, Cast und CrewThe Machinist (2004)
Poster
ReleaseKinostart: 11.11.2004
seit dem 17.08.2017 auf Blu-ray

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RegisseurBrad Anderson
Trailer
BesetzungChristian Bale (Trevor Reznik)
Jennifer Jason Leigh (Stevie)
Aitana Sánchez-Gijón (Marie)
John Sharian (Ivan)
Michael Ironside (Miller)
Lawrence Gilliard Jr. (Jackson)
Reg E. Cathey (Jones)
Anna Massey (Mrs. Shrike)
Matthew Romero Moore (Nicholas)
DrehbuchScott Kosar
KameraXavi Giménez
FilmmusikRoque Baños
SchnittLuis de la Madrid
Filmlänge98 Minuten
FSKab 16 Jahren

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